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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1884
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- Erscheinungsdatum
- 03.11.1884
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- Deutsch
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und ziemlich roh. Die Literatur trat nun als Lehr- und Zucht- meisterin auf: sie brachte zahlreiche Ermahnungen zu besseren Sitten, Tisch- und Hoszuchtcn, Frauenspiegel rc., doch diese Mittel wollten nicht fruchten. Nu» versuchte man durch scharfe Spottgedichte, Parodien und Travestien die eingcrissene Ver wilderung zu bekämpfen, und zwar diesmal durchaus nicht ohne Erfolg. Am schärfsten trat Friedrich Dedekind aus, zuerst Pfarrer in Münden, dann Magister in Wittenberg, zuletzt Pastor in Lüneburg (oder Lübeck?), der 1598 gestorben ist. Er schrieb als eins der besten didaktischen Bücher seiner Zeit gerühmt worden ist. In dieser Schrift wagt es der Verfasser, sich selbst der Rotte der Grobiane zuzugesellen und mit ihnen allen Unfug, der sie kennzeichnete, mitzumachen; gleichzeitig aber entwickelte er einen urwüchsigen Humor und wandelte seine Scherze fast unver merkt in die schärfsten Anklagen um, sodaß er mit den kräftigsten Waffen der Satire wirkte. Die allgemeine Lächerlichkeit der Grobiane war die Folge und demnach die Wirkung und Ver breitung der Schrift eine ebenso große wie tiefgreifende. In dem selben Jahre, in welchem der Grobianus die Presse verließ, erschienen noch drei Ausgaben desselben, andere folgten bald nach, so daß nicht weniger als sechsundzwanzig Auslagen in den nächsten Jahren verbreitet waren. Gleichzeitig machte sich der Wunsch dringend geltend, daß das Werk i» deutscher Sprache allgemein zugänglich werde, und nun unternahm es Kaspar Scheidt im Jahre 1551 eine solche Ucbersetzung zu bearbeiten. Mit besonderem Geschick traf er den Ton des Originals in glücklicher Weise, er erweiterte und llberbot dasselbe sogar und vergrößerte hierdurch die Wirkung, so daß selbst Dedekind seine Freude daran hatte und in einer 1552 vollendeten Um arbeitung seines Buchs die Scheidt'sche Uebersetzung mit benutzte, indem er die Zusätze von Kaspar Scheidt theilweise dem Grobianus beifügte. Dieses Hand in Hand Gehen von Verfasser und Ueber- setzer war für die Verbreitung der lateinischen und deutschen Ausgabe von bedeutender Wirkung. Gregorius Hoffman ließ noch in dem ersten Jahr der Scheidt'sche» Ausgabe die zweite folgen; auch erschien um die gleiche Zeit eine Ausgabe in Erfurt, ebenso wurden bald darauf in Frankfurt a. M. alljährlich von verschiedenen Verlegern Aus gaben desselben Buchs veranstaltet. In den folgenden Jahren ist der Grobianus noch mehrfach umgearbeitet und in fremde Sprachen übersetzt worden. Aus jüngster Zeit liegt ein Neu druck vor. Um als abschreckendes Spiegelbild seiner Zeit zu dienen, gibt der Grobianus den allgemeinen, abstracten Charakter des ganzen Zeitalters aus den verschiedenen charakteristischen Einzel erscheinungen wieder. Der Herausgeber des Neudrucks sagt von ihm: „Er erschien eben recht in dem Zeitpunkte, wo das wüste Treiben der grobianischen Gesellen das Maß von Geduld der gesitteten Leute mit Ingrimm und Ekel bis zum Ueberlauf er füllt hatte. Eben darum auch begrüßten diese ihn mit so all gemeinem Beifall als einen energischen Protest, wenn auch in humoristischer Form; denn man merkte Wohl, es ist der Humor der Verzweiflung, welcher dem Dichter und seinen gleichgesinnten Zeitgenossen als das äußerste Mittel erschien, sich selbst über dem ansteckenden Sumpfe allgemeiner Sittenverwilderung zu er halten, als der letzte Versuch, auf die mit dem Fluche der Lächerlichkeit beladenen Grobianer noch einen Eindruck zu machen." Das von diesem Werke, dessen kulturgeschichtliche Bedeutung wohl stets anerkannt werden wird, im Paulus-Mnscum ausge stellte Exemplar ist die erste Scheidt'sche Ausgabe. Die Vorrede trägt das Datum des 3. September 1551, der Druck selbst zeigt kein Datum, doch muß das Buch wohl Ende 1551 oder zu Anfang des Jahres 1552 erschienen sein. Was die weitere Thätigkeit der Druckerei von Gregorius Hoffman betrifft, so scheint dieselbe eine sehr rege gewesen zu sein und namentlich auch verschiedene Uebersetzungen an die Oefsentlichkeit gefördert zu haben. Unter diesen befindet sich auch ein Nachdruck der bei I. Grüninger in Straßburg erschienenen Uebersetzung von Birgil's Aeneis von Doctor Murner. (Johann Grüninger alias Reinhardt, der sich nach seiner schwäbischen Gebnrtsstadt gewöhnlich Grüninger oder auch Greninger nannte, war ein recht bedeutender Typograph in Straßburg, wo er von 1483 bis 1528 wirkte und unter manchen bemerkens- werthen Werken auch besonders die sehr geschätzte Ausgabe der vpora Virgilii durch Sebastian Brant bearbeiten ließ). Diese Uebersetzungs-Ausgabe der Aeneide, die im Paulus- Museum zu sehen ist, hat solgendenTitel: „Vorgilij diarouis dreyzehen Aeneadisch Bücher von Trojanischer Zerstörung vnd auffgange des Römischen Reichs. 6nru Kratia 6t Urivi>6Aw." (Also wohl mit Einwilligung Grüniuger's veranstaltet.) Am Ende steht angegeben: „Gedruckt zu Wormbs durch Gregorium Hosman". Die Ausgabe ist eine illustrirtc: Holzschnitte kennzeichnen die einzelnen Abschnitte des Buchs. Wir wenden uns nun zu der letzten aus dem sechzehnten Jahrhundert bekannt gewordenen Wormser Druckerei: Philipp Köpffel. Der Besitzer derselben war ein Sohn des Straß burger Typographen Wolfs Köpffel alias Wolfgangus Cephalarus, der dort von 1524 an thätig war. Er wirkte zu Anfang der sechziger Jahre in Worms, druckte aber nicht mehr auf eigene Rechnung, sondern in Verbindung mit Frank furter Verlegern, zuerst mit Weygand Han, dann mit Sigmund Feierabend. Bon den aus seiner Osficin hervorgegangenen und im Paulus-Museum ausgestellten Druckwerken wollen wir hier folgende anführen: 1. Der Stadt Wormms Reformation (Auch enderung vnnd mehrung etlicher darinnen verleybter Gesetze) sampt der keyßer- lichen Confirmation dieser Reformation. Gedruckt zu Wormbs durch Philips Köpffeln vnd Weygand Han. Lun» N0I-XI. 2. Der Jagteufel. Bestendiger vnnd Wolgegründter bericht, wie fern die Jagten rechtmessig vnd zugelassen. Vnnd widerumb warinn sie jetziger Zeit des mehrentheils Gottloß, gewaltsam, vnrecht, vnd verdamlich seind, Und derhalbcn billig vnderlassen, oder doch geenderet werden selten. Durch M. Cyriacus Spangen berg. (Hierunter ist ein Holzschnitt abgedruckt, der eine Hirsch jagd darstellt.) Lnuo 5IVI-XI, in 8". Am Schluß steht: Ge- truckt zu Wormbs, bei Philips Köpffel, in Verlegung Wcygand Han. Luuo iÄVI-XI. — Der Verfasser war ein angesehener Thcolog und Historiker seiner Zeit; er wurde am 17. Juni 1528 zu Nordhausen geboren und starb am 10. Februar 1604 in Straßburg. Als Anhänger der strengen lutherischen Richtung lebte er an verschiedenen Orten und verfaßte auch Städtechroniken; ebenso ist er durch seinen „Adelsspiegel" bekannt geworden. 3. Wider den Saufteufel von Mattheus Friderich, Pfarrer zu Görenz. Worms 1561. — In jener Zeit, in der man für jedes Laster einen besonderen Teufel annahm, glaubte auch die Literatur mit Schriften gegen alle verschiedene» Teufel zu Felde ziehen zu sollen; doch scheint solches Unternehmen keine rechte Wirkung geäußert zu haben. 4. Eine Ausgabe von Homcr's Ilias. Am Fuße des Titel blatts steht: „Vnormatiae apuck VuvttkANllAi Loxünlasi üersäeiu kkilippuin ot Aßinullänni koiornbsnt, .änno 1563." Gegen Ende des sechzehnten und während des siebzehnten
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