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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.06.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.06.1903
- Sprache
- Deutsch
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ein solches Buch auch gar nicht besorgt, oft selbst dann nicht, wenn der Besteller dem Händler den Verleger angibt. Denn da die ungezügelte Konkurrenz den Knndenrabatt in die Höhe getrieben hat, so lohnt es sich für den Buchhändler nur dann, Bücher auf Lager zu halten und zu verkaufen, wenn er sie in großen Partien zu Vorzugspreisen vom Ver leger beziehen kann. Mit andern Werken gibt er sich in der Regel grundsätzlich nicht ab. Infolgedessen verschwindet die Mehrzahl der Bücher sehr bald wieder von der Bild fläche; selbst der Verleger wirft sie in die Makulatur oder verramscht sie baldigst, da später kaum einmal danach ge fragt wird. Bei dieser Gelegenheit sei darauf verwiesen, daß das für den Vertrieb der ältern Literatur namentlich so unendlich wichtige deutsche Katalogwesen ohne das bei uns vorhandne Netz von Sortimenten gar nicht denkbar wäre. Führt nun aber der dem Sortimenter gewährte Zwischen händlerverdienst tatsächlich zu einer Verteuerung der Bücher? Das scheint eine müßige Frage zu sein, weiß doch ein jeder, daß der Sortimenter nicht umsonst arbeiten kann und das Buch teurer verkauft, als er es vom Verleger bezieht. Tiber die Rechnung ist so einfach nicht. Als ich vor Jahren bei dem bekannten Verleger Nikolaus Trübner in London arbeitete, gestattete dieser mir Einblicke in das Kalkulations buch seiner Verlagswerke. Da stellte sich heraus, daß die Kosten, die ihm allein die Anzeigen seiner wissenschaftlichen Werke verursachten, regelmäßig ein Viertel bis zur Hälfte, hie und da noch mehr der gesamten Herstellungskosten betrugen. Der deutsche Verleger hat nur in Ausnahmefällen so hohe Posten für den Vertrieb in seine Kalkulation ein zustellen, und das erklärt sich einzig und allein daraus, daß er in dem noch bestehenden Sortimentsbuchhandel ein dem englischen Verleger fehlendes wichtiges Vertriebsmittel hat, das seine Bücher verbreitet, wie ein ausgedehntes Kanalnetz das Wasser. Auch der deutsche Verleger arbeitet mit Pro spekten, Proben und Anzeigen, obwohl er weiß, wie viel von dein, was »die Post für 3 Pfennig in jedes Haus trägt«, direkt in den Papierkorb wandert, wie viele, namentlich ge lehrte Leute Anzeigenteile von Zeitungen und Zeitschriften überhaupt nicht ansehen, ganz abgesehen davon, daß das vom Verleger gesungne Lob seiner Kinder skeptischen Ohren begegnet. Auch Rezensionen tun es nicht, namentlich nicht die spaltenlangen im Feuilleton oder Leitartikel, die dem Leser das Bewußtsein geben, daß er nun alles weiß,' was in dem besprochnen Buche steht, und die mit vielen oder wenig Worten nichts sagenden, die bei der Zersplitterung unsrer Kritik die Regel sind. Zu diesen Vertriebsmitteln gesellt sich die Arbeit des Sortiments-Buch-, nicht Bücher - Händlers. Mit dem Zur- Ansichtsenden, das seine Grenzen hat, ist diese Arbeit nicht erschöpft. Ebenso wertvoll ist die Führung eines guten Lagers, der besten bibliographischen Hilfsmittel, Kenntnis der Interessen der Kunden, Bücherkenntnisse, die die oft so mangelhaften Angaben der Besteller ergänzen, die Fähigkeit, wenn auch nicht den Fachmann, so doch die weniger Kundigen — die große Mehrzahl — zu beraten, kurz, nicht nur vor rätige warme Semmeln aus dem Laden herauszureichen. Wie wichtig es für die Verleger guter Literatur und für das Gesamtwohl ist, wenn wirklich gebildete Männer sich dieser Aufgabe unterziehen, denen es nicht einerlei ist, was sie verkaufen, und die nicht durch schlechte wirtschaftliche Lage genötigt sind, einzig und allein nach dem höchsten Nutzen zu verkaufen, leuchtet ein. Dem deutschen Publikum kommt es aber zweifellos zu gute, wenn der Verleger geringre Kosten für Anzeigen auf den Preis zu schlagen braucht und überdies verhältnismäßig größre Auflagen drucken kann als der ausländische Verleger, weil er in Gestalt dieses deutschen Sortimentsbuchhandels Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 70. Jahrgang. das wirksamste Vertriebsmittel genießt. Natürlich trifft diese Rechnung nicht in allen Fällen gleichmäßig zu, aber bei vielen »schweren« und gerade den wissenschaftlich bedeutenden Werken in einem Maß, daß man sagen kann: der deutsche Verleger würde sie überhaupt nicht drucken, wenn er nicht über das deutsche Sortiment des In- und Auslands verfügen könnte. Sollte man aber bezweifeln, daß dieser Dienst des deutscheil Sortiments nicht zu teuer vom Verleger bezahlt werde, so halte man sich gegenwärtig, daß auch nach den: Eingehen des Provinzialsortiments ein Zwischen handel iin Buchhandel unentbehrlich sein würde, und daß, wenn durch ganz ungezügelte Konkurrenz, durch Aufgabe der festen Ladenpreise dieser Zwischenhandel in wenigen Händen monopolisiert würde, er es ganz in der Hand hätte, die Preise dem Verleger wie dem Publikum zu diktieren. Man übersehe nicht, daß, wenn die Verleger das Prinzip des festen Ladenpreises der Bücher im vermeintlichen Interesse des Publikums nach unten durchbrechen lassen wollten, unfehl bar auch Preistreibereien nach oben eintreten würden. Sollte wirklich doch einmal der gebildete deutsche Sortimenter stand zugrunde gehen, so, glaube ich, würden sowohl die Verleger wie der beste Teil des Publikums und der Autoren alles daran setzen, daß der alte Sortimenter wieder aus seinem Grab erstehe. Aber ein Wiederbeleben oder Neuschaffen — das sehen wir an andern Ländern — ist ein fast hoffnungs loses Unterfangen. Möge man daher erhalten, was wir haben. Der deutsche Sortimentsbuchhandel ein produktiver Faktor, nicht ein schmarotzendes Zwischenglied in der deutschen Volkswirtschaft — darin liegt die sittliche Be rechtigung der Bestrebungen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler, darin liegt der Grund, daß die deutschen Verleger sich zu einem »Ring« zusammengeschlossen haben, der das Provinzialsortiment gegen Unterbietung schützt und so — ein einzigartiges Bild im wirtschaftlichen Leben — in die Tasche der mit geringem Kapital und unter besonders schwierigen Verhältnissen schaffenden Berufsgenossen arbeitet. Der Schutz der Verleger bettet aber den Sortimenter keines wegs auf ein sanftes Ruhekissen. Die ihm vom Verlag gewährten Gewinne sind im Durchschnitt gegen früher er heblich zurückgegangen, er ist also auf Steigerung seines Umsatzes angewiesen. Sein Beruf verlangt angestrengteste Arbeit, und die denkenden Sortimenter sind sich dessen be wußt, daß sie, sobald der Stand zu gewöhnlichen Bücher händlern, zu Krämern herabsinkt, als volkswirtschaftlich überflüssiges Glied werden abgestoßen werden müssen. Nur so lange reale Leistungen vorliegen, werden die Verleger den Sortimenterstand schützen. Umsomehr kann man aber auch wohl erwarten, daß den Bestrebungen der im Börsenverein der deutschen Buchhändler vereinigten Sortimenter und Verleger, auch wenn sie den Bücherkäufern einen Verzicht auf verhältnismäßig doch unbedeutende Ver günstigungen zumuten, verständnisvoller Würdigung begegnen, namentlich in den weiterschauenden Kreisen der am Buch handel besonders interessierten Akademiker und der Behörde». Möchten der Paulsensche Aufsatz und diese Ergänzung ein wenig dazu beitragen. Göttingen. vr. W. Ruprecht. Kleine Mitteilungen. Königlich preußische Akademie der Wissenschaften in Berlin. — In der am 11. Juni abgehaltnen Sitzung der philosophisch-historischen Klasse der Königlichen Akademie der Wissenschaften las Herr von Wilamowitz-Moellendorff über die Herkunft des Apollon. — Herr Burdach überreichte den dritten Reisebericht über seine Forschungen zum Ursprung der neuhoch deutschen Schriftsprache und des deutschen Humanismus. Er wird mit den beiden vorhergehenden in den Abhandlungen gedruckt erscheinen. — Der Vorsitzende Herr Sekretär Diels legte vor: 1) im Auftrag des Verfassers: Lnnianao xossis i-oligums itsratis ouris rso. 657
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