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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-01
- Erscheinungsdatum
- 01.12.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Xc 271, 1. Dezember 1920. Redaktioneller Teil. büchern, die sich nicht in so kurzen Fristen umsetzen, ist der Preis unterschied infolge des meist besseren Stoffes viel größer und fällt für längere Zeitperioden ins Gewicht, besonders bei wis senschaftlichen Büchern, die oft viele Jahre und Jahrzehnte zum Absatz benötigen. Nun komme ich zum Verlegerverein. Er hat sich ohne direkte Not über die zur Ostermesse von ihm mitbeschlossene und von den Behörden gutgeheißcne Notstandsordnung hinweggesetzt und hat die Flucht in die Öffentlichkeit angetreten. War das nötig? War das kollegial gehandelt? Der dem Sortiment wohlgesinnte Teil der Verlegermitglieder ist empört darüber, daß der Vor stand über ihren Kopf hinweg sich zu einer Handlung hinreißen ließ, die vom Sortiment mindestens als sehr unkollegial empfun den wird, weil mit Hilfe des Publikums eine Zwangslage geschaf fen werden sollte, die das Ansehen des Buchhandels schädigt und ihn den Behörden gegenüber, die soeben erst von der Notwendig, keit des 20Prozeniigen Teuerungszuschlags überzeugt worden waren, in eine schwierige Lage versetzt. Die vollständige Abschaf fung des 20prozentigen Aufschlags für die Neuerscheinungen von 1921 ab ist ein Unding, solange nicht der Verlag durch Rabatt erhöhung das dadurch entstehende Manko ausgleichi. Davon kann aber keine Rede sein. Auf der anderen Seite steigen fast alle Preise ständig, von einer Preisvermindernng ist, von ganz gering fügigen Ausnahmen abgesehen, absolut nichts zu merken. Wovon soll denn das Sortiment seine dem Durchschnittsrabatt nahezu glcichkommendcn Spesen decken und dabei noch seinen Lebens unterhalt finden? Daß bei Büchern über 50 der Teuerungs zuschlag zu hoch ist, habe ich bereits eingangs erwähnt, und es läßt sich hierüber mit dem Sortiment durchaus reden. Aber ein völ liger Abbau ist in der gegenwärtigen Geschäftslage ein Unding. Das muß doch jeder vernünftige Mensch einsehen. Es liegt auch dazu gar keine Notwendigkeit vor, da das Publikum einsichtiger als die betreffenden Verleger ist und sich der Notwendigkeit des Teuerungszuschlages ohne Schwierigkeit angepaßt hat. Es ist ja bekannt, daß Buchdrucker, Papicrhändler und Buchbinder ihre Preise über 1000 Prozent erhöht haben, und demgegenüber ist der Preis eines Buches trotz Teuerungszuschlags immer noch ein mäßiger. Durch den höheren Umsatz allein kann das Sortiment die erhöhten Spesen und den eigenen Bedarf für die verteuerte Lebensführung nicht decken. Man muß auch berücksichtigen, daß der Sortimenter in sein Lager heut« mindestens das Fünffache der Friedensaufwendung hineinstecken muß, wofür er auch größe res Risiko hat. Es wird der Betrag noch nicht einmal ausreichen, weil die Kommissionslieferungen gegen früher erheblich zurück gegangen sind. Es soll dabei nicht verschwiegen werden, daß ihm dafür auch manche Konjunkturgewinne in den Schoß fallen, weil die Preise der auf Lager befindlichen Werke beim Verleger ge stiegen sind, was der Sortimenter sich nach Möglichkeit zunutze macht und auch machen mutz. Immerhin dürften diese Fälle nicht so zahlreich sein, daß dadurch der Fortfall des Teuerungs zuschlags irgendwie gerechtfertigt werden könnte. Der Verleger kann sich für seine Mehrausgaben für Herstellung und Betrieb durch Erhöhung seines Verleger-Aufschlages einigermaßen Hel sen, aber das Sortiment hat doch auch keinen weiteren Answeg als den Tcucrungszuschlag, um seine Mehrausgaben zu decken, wenn der ihm vom Verleger gewährte Rabatt nicht ausreicht! Es ist doch vielfach auch gar nicht in der Lage, seinen Bedarf bei jedem einzelnen Verleger so zu steigern, daß ihm Sondervorteilc eingeräumt werden können. Es ist dies doch nur bei Spezial geschäften, und auch da nur für eine ganz kleine Anzahl von Verlegern möglich. Die meisten müssen von viel zu vielen Fir men beziehen, als daß auf den einzelnen Verleger dabei größere Beträge entfallen können. Schließlich spielen doch die Firmen, die nur kleinere Posten beziehen, in ihrer Gesamtheit für den Verleger auch eine Rolle. Ich möchte sic wenigstens für meinen Verlag nicht missen und bin erfreut darüber, wenn sich recht viel Firmen angelegen sein lassen, Einzelbezüge zu mache». Die übermäßige Berechnung der Emballage, wie sic von » einige» Vcrlagsfirmcn in ausgiebiger Weise vorgenommen wird, bat natürlich auch beim Sortiment stark verschnupft, und das mit Recht. Daß natürlich heute, wo ein Zentner Pappe mit 250 bis j 350 bezahlt wird und die einzelne Pappe schon auf 2 bis 3 ./k dem Verleger zu stehen kommt, die Emballage nicht mehr wie früher, wo der Zentner K bis 8 kostete, gratis geliefert werden kann, dürften die meisten einsehen. Aber man soll wenigstens nur einen Teil der Selbstkosten zur Berechnung stellen, nicht aber aus dem Packmaterial einen Nutzen heranszuwirlschaste» suchen, wie es viele iun. Wie man schon aus dieser Bllltenlese ersieht, liegt auf beiden , Seiten Zündstoff genug vor. Aber das darf nicht zu einem Ab bruch der Beziehungen führen. Es soll nicht jeder seinen Kops ^ durchsetzen wollen, sondern es mutz ein Mittelweg gefunden wer den, damit jeder sei» Auskommen findet. Die scharfen Worte, wie sie bei den radikalen führenden Personen im Sortiment und Ver lag üblich geworden sind, die nur zu gegenseitiger Verbitterung führen, müsse» unterbleiben. Es müssen eventuell von beiden Seiten Kommissionen gebildet werden, die die Heißsporne aus schalten. Rur durch Überzeugung von der Notwendigkeit der , Forderungen kann der Gegner gewonnen werden, nicht durch ge- ^ waltsame Dtktaturparagraphen! Das Ansehen des Börsenveretns lmutz wieder hergestellt werden. Daß es die Absicht seines Vor standes war, den ehrlichen Makler zu spielen, geht schon daraus hervor, daß jede Truppe Ursache zu haben glaubt, mit ihm unzu frieden zu sein, jede ist der Ansicht, daß er die Interessen der Gegenpartei allein vertreten habe. Ich glaube, daß nur die ra dikale Führung der Gilde und des Verlegervereins eine Ver ständigung bisher verhindert haben. So kommen wir aber nicht weiter. Wenn nicht auf beiden Seiten der gute Wille, zu einer Verständigung zu kommen, vorhanden ist, werden wir zu chaoti schen Zuständen geführt, die keinen Nutzen, sondern nur Allen Schaden bringen. Eine gesetzgebende Körperschaft mutz vorhan den sein, die auch die nötige Autorität und das nötige Rückgrat besitzt, die gemeinsam gefaßten Beschlüsse nach beiden Seilen hin durchzusetzcn. Allerdings werden wir um Verleger- und Sorti menterkammern nicht herumkommen, denn mit der Majorisierung ist nichts zu machen. Die numerisch kleinere Gruppe des Ver lags ist dafür kapitalkräftiger und in sich geschlossener, als daß sie sich gegen ihren Willen von den Konsumenten vergewaltigen ließe, aber andererseits ist auch das zahlreichere Sortiment ein Faktor, mit dem der Verlag rechnen muß und den er nicht ein fach beiseiteschiebcn kan». Das Wohl nnd Gedeihen des einen ist durch das des anderen bedingt. Von diesem Standpunkt aus kann ich nur wünschen, daß der Statutenentwurf des Verlegervereins, trotz der Empfehlung des Herr» I)r. Bielefeld in-der Verlegerzeitung, in dieser Fassung am 6. Dezember nicht angenommen wird. Llmsturz von oben im Deutschen Verlegerverein? Ich erinnere mich der Vorgänge bei der Einsetzung eines- Ausschusses zur Vorbcreiiung einer Satzungsänderung nicht ge nau, glaube aber nicht, daß irgend jemand im Deutschen Ver legerverein daran gedacht hat, eine so grundstürzende Änderung vorzunehmen, wie sie der Vorstand jetzt vorschlägt. Nun, ist ein solcher Ausschuß ohne Begrenzung der Marschlinie eingesetzt, so ist ihm mindestens das formale Recht, den ursprünglichen Plan zu erweitern, nicht abzustreiten. Jedenfalls muß man es ihni und dem Vorstand lassen, daß »ganze Arbeit» geliefert worden ist. Die Aufgabe ist gelöst worden, als ob es gelte, nicht auf altem Kulturboden zu bauen, sondern auf jungfräulichem Boden, nicht an die gegebene» Verhältnisse anzuknüpfcn, sondern de» Verlegcrvcrein aufzubauen, wie er sein müßte, wenn zum ersten Male die Verleger sich besännen, wie sie ihre Interessen und die des Buchhandels wahrnehmen könnten, eine amerikanische Me thode in Reinkultur. Eine hundertjährige Geschichte deutscher buchhändlerischer Organisation, das, was unsre Väter und das ältere Geschlecht geleistet haben, wird einfach beiseite geschoben. Mit einem gewissen Zynismus, ich kann's nicht anders nennen, wird im § 12, der das Verhältnis zum Börsenvcrein >m Auge hat, von »andern Vereinen- gesprochen, der Börsenverein nicht einmal genannt! I«»b
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