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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1920-03-25
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1920
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- Deutsch
- Sammlungen
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«?lln,bl»n I. d. r>nLd»ndei. Ksdaktlonellcl Teil. 64. 25. März 192». Verein der Buchhändler zu Leipzig, E. B. Le) pzTg, den 2Z. März 1920. An unsere Mitglieder! Die für Mittwoch, den 17. März 192», einberufene ordent liche Hauptversammlung 1920 hat wegen der Stratzenkämpse -nicht stattfinden können. Sie ist auf M i t t w o ch, d e n 3 1. M ä r z 1 9 2 », n a ch m. 5 Uhr, verlegt und findet im Deutschen Buchhändlerhause (Kleiner Saal) Portal I statt. Wir erlauben uns, Sie hierzu einzuladen und mitzuteilen, daß die alte Tagesordnung auch für den 31. März 192» gilt. Ter Verein der Buchhändler zu Leipzig. R. Linnemann, Richard Francke, Vorsteher. Schriftführer. Zum Erlaß betr. Lehrbücher für Geschichte. Anfrage der Abgeordneten vr. Boelitzund Genossen ln der Verfassunggebenden Preußischen Landes versammlung. 114. Sitzung am 6. Februar 1920. Vizepräsident vr. Frentzel: Wir kommen zum vierten Punkt der Tagesordnung: Förmliche Anfrage der Abgeordneten vr. Boe- litz und Genossen über die Lehrbücher für Ge schichte — Drucksache Nr. 1593. « Ich richte an die Staatsrcgierung die Frage, ob sie bereit ist, die An frage heute zu beantworten. (Zustimmung.) Die Regierung ist bereit, die Anfrage sofort zu beantworten ; «bann erteile ich zur näheren Ausführung der Anfrage dem Abgeordneten Or. Boclitz das Wort. vr. Boelitz, Fragesteller (D. V.-P.): Als wir Anfang Dezem ber in der zweiten Lesung des Knltnsctats standen, kamen Mitteilungen in der Presse, nach denen der Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung beabsichtigte, die augenblicklich an den Anstalten cinge- führten Lehrbücher aus dem Klassenunterricht auszumerzen und rin Verbot ergehen zu lassen, nach dem die Schüler und Schülerinnen nicht weiter ungehalten werden dürften, die Lehrbücher für Geschichte, die an den Anstalten cingeführt sind, anzuschaffen. Ich habe in der 95. Sitzung dieser Versammlung beim Kapitel »Höhere Lehranstalten« meine lebhaften Bedenken gegen diesen beabsichtigten Erlaß des Herrn Ministers zum Ausdruck gebracht, und ich habe der Befürchtung Aus druck gegeben, daß wir hier bereits auf dem besten Wege zur Soziali sierung und Monopolisierung der Schulbücher seien, und die Gefahren «useinandergesetzt, die damit verbunden seien. Ich habe darauf hin- gewiescn, daß sich ungeheure Schwierigkeiten in didaktischer Hinsicht aus diesem Verbot ergeben würden, und ich habe die Besorgnisse er neuert, die ich im Mai ausgesprochen habe, als ich im allgemeinen über die Monopolisierung der Schulbücher sprach. Inzwischen ist dieser Er laß des Herrn Ministers am 6. Dezember v. I. erschienen. Er ist an alle Provinzialschnlkollegien und alle Negierungen ergangen. Also sämtliche Schulen in Preußen, höhere, mittlere und Volksschulen, sind gehalten, diesen Erlaß zu befolgen. Mit Erlaubnis des Herrn Präsi denten möchte ich diesen Erlaß des Herrn Ministers über die Geschichts bücher verlesen. Da die bisher gebrauchten Lehrbücher für Geschichte den jetzt zu stellenden Anforderungen nicht entsprechen, so ist eine durch greifende Umarbeitung dieser Lehrbücher erforderlich, die erst nach der Ncichsschnlkonfercnz erfolgen kann. Für die Über gangszeit bestimme ich, daß die bisher eingcfnhrkcn Lehrbücher für Geschichte im Klasscnnnterricht nicht weiter zu benutzen sind und ihre Anschaffung von den Schülern und Schülerinnen nicht mehr verlangt werden darf. Zweierlei ist zweifellos klar dabei: Erstens die Schüler und Schülerinnen können von nun an nicht mehr zur An schaffung der bisher an den A n st a l t e n eingcführten Lehrbücher der Geschichte angehalten werden; zwei tens, diese Bücher sind von nun an im K l a s s c n u n t e r - richt nicht mehr zu benutzen. Der Herr Minister scheint be sonders Gewicht auf das Wort Klasscnnnterricht zu legen, und ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich annehme, daß der Herr Minister hier den »Unterricht inder Klasse« meint. Der Zustand ist demnach augen blicklich folgender: der Unterricht in der Geschichte hat völlig ohne Lehr buch zu erfolgen, und die häuslichen Aufgaben, das heißt die Wieder- 266 hvlung des in der Stunde durchgenommcnen Lehrstoffs und die Gesamt- wiederholnng dürfen sich nicht anlehnen an die bisher übliche gedruckte Vorlage des Lehrbuchs, da die Schüler und Schülerinnen zur Anschaf fung des Lehrbuchs nicht mehr ungehalten werden dürfen. Ich halte diesen Erlaß für ganz undurchführbar, ja ich habe den Eindruck, daß durch ihn eine völlige Anarchie im Geschichtsunterricht eintreten wird. (Sehr wahr! rechts) Eine Unterrichtsstunde ohne Lehrbuch ist natürlich sehr wohl möglich, ja, ist in vielen Fällen durchaus zu erstreben. Ich stimme dem zu, daß der Lehrer nach Möglichkeit sich vom Lehrbuche frei machen muß; namentlich im Geschichtsunterricht soll der Lehrer mit geschlosse nem Lehrbuch unterrichten, er soll den Schülern einen lebendigen Vor trag bieten, von dem die Schüler etwas haben, und immer bestrebt sein, die Hanptgesichtspnnkte ohne Lehrbuch sorgfältig hcr.ruszuarbeilen. In der Zusammenfassung sollen dann die Schüler zeigen, daß sie auch wirklich den Vortrag des Lehrers verstanden haben. Das darf aber nicht zum Dogma werden, an dem nicht nur die weniger guten Leh rer — und solche gibt es auch in unserem Stande — unbedingt scheitern müssen. Denken Sie nur an den Unterricht in der Quarta und Tertia, wo mir von nun an ohne Lehrbuch im Klassenunterricht unter richten müssen. Ich meine, in diesen Klassen ist es unbedingt nötig, daß wir die Schüler, wenn wir den Lehrstoff vorgetragen haben, das Buch aufschlagen lassen, schwierige Stellen des Lehrbuches init ihnen be sprechen, sie unter Umständen auch einmal Stellen streichen lassen, die für ihr Verständnis zu schwer sind, oder sie das Wichtige unterstreichen lassen. Dazu kommt etwas anderes. Nicht alle Schüler lernen ledig lich durch das Qhr. Viele müssen das lesen und sehen, was sie lernen sollen; das gilt vor allem von Schülern, die erstmalig einem fremden Stoffe gcgenüberstchen. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei) Zweifellos sind wir in dieser Hinsicht verbildet und lernen zu sehr durchs Auge. Aber nun wollen wir doch nicht von einem Extrem inS andere fallen und von allen Schülern verlangen, daß sie nur nach dem Vortrage das Gehörte in der nächsten Stunde wicdergcbcn. Aber auch in den mittleren und oberen Klassen wird man im Klas- senuntcrricht ohne Lehrbuch nicht anskommen. Nehmen wir einmal den Unterricht in der Prima. Da haben wir einen bereits in den vor hergehenden Jahren zweimal dnrchgenommcnen Lehrstoff. Unter Um ständen wird man da den Schülern sagen müssen: Lesen Sie sich ein mal die kommenden Paragraphen — sagen wir einmal es sind Para graphen kulturgeschichtlichen Inhalts — durch! Man nimmt dann in der nächsten Stunde das Lehrbuch zur Hand und versucht, mit den Schülern den Stoff zu disponieren, die großen Linien heranszuarbeitcu, die Fassade herauszumeißeln, damit wirklich aus diesem Stoff heraus sich etwas bildet. Man zeigt auch den Schülern, wie man schmerver ständliche Stellen ansasseu soll und muß, um sie restlos zu verstehen. Es ist nicht immer einfach, ein schwieriges Buch zu lesen. Wie sollen unsere Schüler, wenn sie später auf die Universität kommen, schwierige Bücher verstehen, wenn sie nicht schon in der Schule dazu ungehalten werden, schwer faßliche Stellen unter Leitung eines tüchtigen Lehrers zu verstehen. Es ist dieser erfolgreiche Geschichtsunterricht meines Erachtens ohne Lehrbuch unmöglich, und ich halte es deshalb für falsch, das Lehr buch ans dem Klasscnnnterricht ganz zu entfernen. (Sehr richtig! bei der Deutschen Volkspartei) Die Hauptsache aber ist, daß der Schüler des Schulbuches bedarf, um sich zu Hause wieder in den vor mehreren Tagen vorgctragcnen Stoff hincinzulebcn und ihn sich anzueignen. Bei der Vielgestaltigkeit unse rer Lchrvcrfassung ist diese Unterstützung durch das Lehrbuch oder durch einen Leitfaden unbedingt nötig. (Sehr richtig! rechts) Denn ohne Leitfaden würden sich unsere Schüler wie in einem Labyrinth verirren. Eine häusliche Nachhilfe, die doch in den mittleren und unteren Klassen immer wieder einsctzcu muß, nicht nur bei den weniger intelligenten Schülern, sondern auch bei solchen mit mittlerer Begabung, kann ich mir ohne ein solches Lehrbuch nicht denken. Und ferner, wie denkt sich der Herr Minister die Sache mit denjenigen Schülern, die längere Zeit gefehlt haben? Tie haben dock- gar keine Möglichkeit, das nachzulesen, was in den letzten Wochen oder Monaten dnrchgenommcn worden ist, und die Schüler, die im Lause eines Schuljahres voneinerSchnle indieandcre übergeführt werden, müssen doch auch die Möglichkeit haben, an Hand des Lehr buchs sich zurechtznfindcn und in dem Punkt einznmünöen, wo augen blicklich der Geschichtsunterricht steht. (Sehr richtig! rechts) Wir haben aber auch das Lehrbuch nötig bet Wiederholungen. Diese sind im Geschichtsunterricht außerordentlich wertvoll, sie müßten vielleicht noch in viel größerem Maße angestellt werden, als es bisher
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