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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1929-02-19
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1929
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- Deutsch
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^ 42, 19, Februar 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.b.Dlschn.Buchbandet. Mit den an der Organisation des Tages des Buches betei ligten Mitgliedern der Bibliothekarsverbände ist die Fühlungnahme des ortsansässigen Buchhandels ganz besonders zu erstreben. Allen irgendwie in öffentlichen Ämtern (Handels-, Industrie- und Gewerbekammern, Städtischen Körperschaften, Kreistag, Berufsschulen, Krankenkassen u. a.) tätigen Buchhänd lern sowie den Kreis- und Ortsvereinen sollen daher noch Mit teilungen zugehen, wie, einer vom Vorsitzenden des Arbeitsaus schusses vr. Külz gegebenen Anregung folgend, die Mitglieder des Börsenvereins sich für die Sicherstellung und Förderung der Bibliotheken verwenden können. Es ist auch nicht unterlassen worden, die den Kirchenverbänden nahestehenden Per sönlichkeiten um Vermittlung zu bitten, so daß die Bewegung für das gute Buch durch den Klerus bis in die kleinste Gemeinde ge tragen werden kann. Hierzu werden die konfessionellen Buch händler-Verbände ihren Mitgliedern mit Einzelheiten dienen können. Zum Schluß wollen wir darauf aufmerksam machen, daß der Reichsverband der Papier- und Schreibware n- händleran der Organisation zum Tage des Buches durch Be teiligung an der Kundgebung vom 12. Januar vom Reichsmini sterium des Innern interessiert worden ist und sicher zur Zusam menarbeit da bereit sein wird, wo diese sich bei ähnlichen Ge legenheiten bewährt hat. Nach diesem allgemeinen Plan fassen wir die Aufgaben des Buchhandels in einer Übersicht zusammen, zu der von der Geschäftsstelle er gänzend an besonders bezeichneter Stelle des Börsenblattes lausend Vorschläge und neue Mitteilungen bekannt gegeben werden. Anregungen, die evtl, abgedruckt werden, sind will kommen. 1. Nach voraufgegangener Verständigung mit den Behörden Anregung zur Bildung von Ortsausschüssen, in denen der Buchhändler am zweckmäßigsten nicht durch Vorsitz oder besonders betontes Ehrenamt hervortritt. 2. Fühlungnahme mit Schulen und Hochschulen (s. Hand zettel). 3. Gewinnung von Rednern und Artikelschreibern. 4. Verbindung mit der Ortspresse zwecks Berichterstattung und Programmveröffentlichung. 5. Matern und Inserate in Zeitungen. 6. Auswahl und Einsendung von Bildern zum Abdruck in andern Zeitungen und Zeitschriften. 7. Verständigung mit den Bühnen. 8. Vergebung von Diapositiven für Kinoreklame, zugleich Kurzfilmverleih an Kinotheater. 9. Plakatverteilung. 10. Verbindung mit Volksbibliotheken u. a. zu Anträgen aus Etatserhöhungen bei den Körperschaften. 11. Schausensterausstcllung. 12. Verwendung der Postkarten zum Tag des Buches. Bei allem bitten wir aber den Buchhandel, eins zu beachten, daß es sich bei dem »Tag des Buches»,-an dem sich die weitesten Kreise Deutschlands beteiligen wollen, um etwas für das Buch selbst handelt, nicht aber um eine Indienststellung dieser Mit arbeit in die geschäftlichen Interessen des Buchhandels. Daher bitten wir den Buchhandel, bei aller Aktivität für die Sache selbst, sein eigenes geschäftliches Interesse nicht zu sehr in den Vordergrund zu stellen, da er sonst der Sache mehr schaden als nützen würde. Wenn der »Tag des Buches» nur einigermaßen zu dem wird, was die an den Vorbesprechungen beteiligten Ver bände von ihm erwarten, so wird er die Keimzelle sein, aus der sich unter der sorgsamen Alltagsarbeit der Volksbildner, der Volksbibliothckarc und des Buchhandels ein verinnerlichtes Interesse für das Buch in weitesten Kreisen des Volkes ent wickeln wird, eine Entwicklung, die auch dem Buchhandel seine Mitarbeit dereinst lohnen dürfte. 188 Ducherfolg und Titelgebung. Von Or. Otto Bett mann Merlin). Vor einiger Zeit berichtete das Börsenblatt Uber die Titcl- politik eines amerikanischen Verlags. Er publiziert die Werke zunächst mit dem vom Autor gewählten Titel. Erweisen sie sich nicht als gangbär, so tritt eine besondere Abteilung des Verlagshauses in Tätigkeit, die mit allen Mitteln angewandter Psychologie die Gründe des Mißerfolges prüft und Abhilfe zu schassen sucht. Das gestrandete Werk muß neu ausgezogen werden. Es wird nach anderer Richtung hin propagiert — es erhält einen anderen Titel, wandert in die Weit unter verändertem Namen. Selbst klassische Werke, selbst Dantes Göttliche Komödie vermag dieses Vcr- lagshospital in einen Schlager umzuschassen, und manches trockene Werk der Wissenschaft sinket KLuser durch einen zugkrästigen Titel. Wenn ein Buch aber, selbst nach einigen solcher Gewaltkuren, Absatz nicht erzielt — sich als hosfnungsloser Patient erweist, so wirst man es zu den Toten — läßt es etngehen iE Reich der Makulatur. Keineswegs sind wir in Deutschland erhaben über diese Praktik amerikanischer Verlagsmedizin. Auch dem deutschen Buchhandel hat sich — seit einigen Jahren in gesteigertem Maße — das Zauber reich der Titel offenbart. Die Aufmerksamkeit, die man der Auf machung und »Lancierung« von Werken der Literatur jetzt zuwendet, die offenkundige Litelpolitik der Verleger will nicht verurteilt, nicht verteidigt, sondern in ihren psychologischen Grundlagen verstanden sein. Der Anteil des Publikums am Buch und am Schaffen der jungen Schriftstellergeneration ist heute nicht gerade groß. Das Haupt interesse der breiten Masse gehört andere» Lebensgebieten. Der Wirtschaftskampf ist zu schwer, um viel Zeit zu lassen für geruh- liche Lektüre. Der Wunsch zu lesen ist wohl bei vielen vorhanden. Aber eine gewisse Abgekämpstheit und Passivität läßt literarische Interesselosigkeit aufkommen. Es scheint bequemer ins Kino zu gehen und dort an fremdem Schicksal, zuschauend, teilzunehmen, als zur Lektüre eines Buches sich zu entschließen. Dieser Konstellation muß der Verlag natürlich Rechnung tragen. Es gilt ein schwerfällig gewordenes Publikum wiederzugewinnen — Interessen wach zu erhalten. Man ist deshalb auch zu der Über zeugung gekommen, daß die Buchpropaganda auf viel breitere Basis zu stellen sei — daß das Buch anziehend, Kauflust erweckend ge staltet werden müsse. Der Buchumschlag hat sich in den letzten Jahren vollkommen gewandelt. Er ist zu einem gewichtigen Re klamefaktor geworden — zu einem Plakat, das den Leser packt und von Äußerem zu Innerem sithrt. In diesen Gedankengang unmittelbar hinein gehören Erwägun gen über den Titel des modernen Buches. Der Titel bedarf der Ver lebendigung, soll er wirken und Käufer gewinnen. Er muß Schlag wort sein und das Publikum aushorchen lassen. Vor allem wird verlangt, daß der Titel Wesentliches aussage und der Käufer sofort orientiert sei. Man will sich heute nicht lange erst umtun und nach inneren Werten suchen. Man will Handlung haben und Bescheid darüber wissen, was passiert. Dieser Zug spiegelt sich schon in der sprachlichen Gestaltung der Titel. Ein Verbum, Geschehen um schreibend, steht meist in der Mitte. Eine Aktivierung ist vor sich gegangen. Nicht Jörome interessiert — sondern bah Jörome liebt, lockt die Käufer an —, daß er ausgerechnet aus 6i>" nördlicher Breite liebt, ist eine aparte Idee und gibt der Phantasie neuen Anreiz. Es ist natürlich ein großer Irrtum, wenn man annimmt, durch einen guten Titel sei der Buchersolg schon entschieden. Dies gilt vielleicht sür Amerika, wo eine kritiklose Masse zur Literatur htnge- führt werden soll. Die Titeltechnik des amerikanischen Kollegen ohne Vorbehalt zu übernehmen ist deshalb keineswegs ratsam. Jeder Buchersolg hängt in Deutschland von unbestimmbaren Momenten, von Imponderabilien ab sum nicht zu sagen von Zusälligkeiten). Die Titelgestaltung ist nur ein Faktor von sehr vielen anderen, der ein Gelingen des verlegerischen Wagnisses mitschafsen oder ver hindern kann. Ein gutes Buch mag trotz seines schlechten Titels Absatz erzielen, und ein schlechtes Werk braucht noch lange nicht zu gehen, weil es einen zugkrästigen Titel hat. Aber die Mitwirkung alles Äußeren bei Erfolg oder Mißerfolg kann entscheidend sein. Mit Recht wendet man gegenwärtig in einer Zeit der Buchentsremdung dieser Krage gesteigerte Aufmerksamkeit zu. Es liegt damit die Gefahr nahe, daß man in der Absicht, ein Schlagwort zu finden, dem Buchinhalt nicht gerecht wirb — daß man einen guten Titel bieten will um jeden Preis. War Amerika im ersten Kall Vorbild rein kundenpsychologtsch —, so wird es hier Gefahr, wenn man das Prinzip moderner Tltel- gebung übertreibt — man denke an Dantes ckivina comockia . . . Es scheint nun nicht uninteressant, da von diesen Übertreibungen die Rede ist, den Bllck aus der Gegenwart einmal zurück in die
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