Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1907
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1907
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19070914
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190709147
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19070914
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1907
- Monat1907-09
- Tag1907-09-14
- Monat1907-09
- Jahr1907
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
215, 14. September 1907. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s, d. Dtschn. Buchhandel. 9081 Monatsschrift »cks sais tont«, die eine empfindliche Kon kurrenz für die bis dahin sehr beliebte Hachettesche »I-setnre ponr tons« geworden ist. Sie erschien nach einer geschickt durchgeführten Reklame zum erstenmal im Frühjahr 1905 und kann heute auf die schöne Auflageziffer von 200 000 Exemplaren blicken, die sie nicht nur nach Angabe ihres Verlegers, sondern auch in Wirklichkeit haben soll. Alle diese Erfolge haben es der Firma Lafttte er möglicht, sich im letzten Jahre an der vornehmsten Straße von Paris, der Avenue äes Obainps - LI^ssss, ein palastartiges Geschäftshaus zu erbauen, das heute schon dem Betrieb übergeben ist. Zahlreiche Photographien aus dem Innern dieses neuen Geschäftshauses schmücken den Stand der Firma auf der Ausstellung, darunter eine, die den jungen Verlegerfürsten in seinem mit großem Luxus ausgestatteten Privatbureau zeigt. Von den übrigen fran zösischen Zeitschriften ist nicht viel zu sagen. Die bekannte »Illustration« ist mit zahlreichen Jahrgängen und Original zeichnungen gut vertreten, ebenso »Ls Lire« und »L'Xssistts au Lsurrs«. Einigermaßen überrascht ist man, in Ermange lung von französischen Büchern — deutsche dort zu finden, und zwar den Verlag von Albert Langen in München im Stand der Firma Laarbaeb's Xsivs LxobanZs in Mainz, respektive Paris. Aber nicht nur der Buchverlag von Albert Langen ist vertreten, sondern auch der Simplicissimus in Nummern und Jahrgängen, mit mehreren Originalzeich nungen von Reznicek, Bruno Paul, Gulbransson und anderer Künstler aus dem Stabe des Simplicissimus, ferner die Münchner Jugend und sogar die Fliegenden Blätter. In bezug auf das französische Buch ist nachzutragen, daß mehrere Firmen von Ruf, darunter Flammarion, Fasquelle, Lemerre, Ollendorff u. a., sich zwar nicht an der Ausstellung beteiligen, aber doch zur Errichtung eines Verkaufsstandes ihrer Ver lagswerke, meistens leider ziemlich leichter Belletristik, sich ent schlossen haben. Dieser Verkaufsstand macht indessen nur den Eindruck eines recht mittelmäßigen Sortiments und trägt nicht dazu bei, den Eindruck des Ganzen zu heben. Das einzige, was an wirklich guten Büchern zu sehen ist, sind einige und zwar sehr schöne Erzeugnisse der Irnpriinerie Nationale, meist orientalische Drucke und die hervorragend schön gedruckte »Ilistoirs cls I'iwprimsrio 6ll Lranoe«, von Claudin, ein Werk, das leider noch unvollendet ist. Eine weitere Abteilung bildet die Tagespresse; aber auch hier steht man deutlich den Mangel an Interesse, denn viele von den Zeitungen haben sich noch gar nicht fertig eingerichtet, obgleich die Ausstellung schon fast seit einem Monat eröffnet ist, andre, wie der hocharisto kratische »Oanlois«, beschränken sich in vornehmer Abgeschlossen heit auf die Verteilung von Probenummern. Der »keilt karisien«, der mit seiner Tagesauflage von anderthalb Millionen ruhig als die größte Zeitung der Welt gelten darf, hat sich in seinem Stand aus Rollen von Druckpapier einem mächtigen Triumphbogen erbaut, — nicht schön, aber originell Das --kstit äourval« war durch die Erfindung seines Hauptaktionärs Marinoni, der Rotationsmaschine, seinerzeit weitaus die ver breitetste Zeitung Frankreichs, ist aber heute vom »ketit karisien« längst überholt, immerhin dürste die Tagesauflage noch an die 800 000 Exemplare betragen. Auf der Aus stellung stellt es etwas sonderbare statistische Berechnungen an; so, wenn die Exemplare wie sie die Presse verlassen, also offenbar ungefaizt, aufeinandergeschichtet würden, so sollte das eine Höhe von 1000 m, »mehr als dreimal die Höhe des Eiffelturms«, ergeben (?) oder, was plausibler klingt, wenn das zum Drucke einer Tagesauflage nötige Papier aneinandergeklebt würde, so sollte das eine Strecke von Calais über Paris —Lyon—Marseille bis nach Monte Carlo ergeben. »Ls äonrnal«, der grimmige Konkurrent Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 74. Jahrgang. und Feind des »Natiu«, begnügt sich mit der Ausstellung von zwei Setzmaschinen, kommt aber bei ähnlichen statistischen Berechnungen wie die eben erwähnten vom »kstit ckournal« zu ganz anderm Resultate als dieses: Wenn man die Exemplare einer Tagesauflage des ckournal die zwischen 700 000 und 750 000 schwanken mag, aufeinanderschichtet, so soll das eine Höhe von nicht weniger als 3950 in ergeben. Offenbar handelt es sich hier um die fertig gefalzten Exemplare, aber selbst dann klingt die Geschichte noch recht unwahrscheinlich Die sonderbarste Idee hat jeden falls der recht stark klerikal gefärbte »Lelair« gehabt, der seinen Stand in ein Wachsfiguren-Kabinett verwandelt hat. In einem mäßig eingerichteten Salon sehen wir die Spitzen der heutigen Regierung, den Präsidenten Fallidres, ClSmenceau, den Kultusminister Briand, den Präsidenten der Deputierten kammer Brisson, die früheren Minister Pelletan, Combes und Berthaud, ja sogar den bekannten sozialistischen Depu tierten Jaurds. Die Herren sitzen oder stehen in einzelnen Gruppen zusammen, und jeder von ihnen hält ein Exemplar des »Lelair« in der Hand, eine Zeitung, die sonst wohl kaum zu ihrer täglichen Lektüre gehören dürfte. Überhaupt ist die ganze Zusammensetzung dieses Ministerrats bei dem politi schen Glaubensbekenntns der Dargestellten eine recht merk würdige, noch sonderbarer berührt es aber, diese politische Gesellschaft, wenn auch nur bildlich, in der Redaktion des »Leiair« zu finden, der sich doch sonst keine Gelegenheit ent gehen läßt, um über das jetzige oder auch über das frühere Ministerium herzusallen In Ermangelung von zeitgemäßen französischen Büchern sollte der Ausstellung eine historische Abteilung angegliedert werden, — ja es hieß sogar, das Gutenberg-Museum in Mainz wolle seine Schätze dazu hergeben, aber in den dazu bestimmten Sälen war buchstäblich nichts andres zu finden, als Plakate, alte und neue, schöne und häßliche, originelle und absolut witzlose, die, um die leeren Wände dieser großen Säle einigermaßen zu füllen, manchmal in zehnfacher Anzahl vertreten sind. Der Eindruck gerade dieser Abteilung ist ein recht kläglicher, man sieht, daß es der Direktion nur darum zu tun war, die leeren Räume zu füllen, einerlei womit, und doch find noch leere Wände, ja sogar ganze Säle vor handen und es wird einem ganz sonderbar bei dem Ge danken, die ehrwürdigen Schöpfungen von Gutenberg, Fust und Schöffer in dieser Umgebung zu suchen. Übrigens, ich möchte fast sagen zum Glück, snchr man sie vergeblich, denn es ist nur eine Empfehlung für das Gutenberg-Mnseum, daß seine Schätze hier nicht zu sehen find. Wer oder was schuld daran sein mag, daß die historische Abteilung jetzt, vier Wochen nach Eröffnung der Ausstellung, die im besten Fall nur etwa 2'/, Monate dauern soll, noch nicht zustande gekommen ist, entzieht sich meiner Beurteilung, — kurz, es ist außer einigen wenigen Sachen, auf die ich gleich kommen werde, nichts, aber auch gar nichts vorhanden, was einen Überblick über die historische Entwickelung des Buches geben könnte, nicht ein einziges Buch. Das einzige, was an eine historische Abteilung erinnern könnte, ist eine Sammlung von Auto graphen, Befehlen, Proklamationen, Erlassen aus der Zeit von Louis XIV, der Revolution, von Napoleon, des Krim kriegs und der Belagerung von Paris, die in planloser Reihenfolge teils an den Wänden aufgehängt, teils in Glaskästen untergebracht sind. Neben einem Theater zettel vom 13. November 1778 hängt ein Uap^rus asgz-ptieus von zirka 1500 vor Christo, und mitten in diesem bunten Gemisch finden wir einen wirklichen und wahr haftigen Neuruppiner Bilderbogen, einen preußischen Jäger und Infanteristen vorstellend, der Uniform nach ungefähr aus den sechziger Jahren. Diejenigen, die an die Echtheit des Bilderbogens nicht glauben wollen, können unten in der 1184
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder