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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.01.1929
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- 1929-01-31
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- 31.01.1929
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26, ZI. Januar 1S29. Redaktioneller Teil, vürsrnblatt f.d Dtsch». Buchhandel. furter Sammlerin Gräfin Lanckoronska, der Linel-Sammlung, der Stadtbibliothek und den Sammlern Paul Hirsch und vr. Felix Kauf mann in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellten Bücher und Bilder von Lessing und seinen Freunden und engeren Zeit genossen. Mit ausgezeichneten bibliophilen und literarhistorischen Kenntnissen und der ganz besonderen Liebe zum Thema haben die für die Anordnung der Ausstellung verantwortlich zeichnen den beiden Damen Gräfin Lanckoronska und Fräulein Gertrud Op penheimer die in der Ankündigung der Ausstellung genannte Drei- Teilung des Themas in fein Schaffen nach seinem Leben und Werk und seinen jeweiligen Aufenthaltsstätten und dort lebenden Freun den aufzuteilen gewußt. Für Freunde der deutschen Literatur, für die Verehrer des größten deutschen Sprachschöpfers nach Luther, des Wiedererweckers der deutschen Dramatik nach ihrem langjährigen Verfall, des Künders wahren Menschentums, des begeisterten Ver fechters der Antike bildet diese Ausstellung eine Quelle höchster Anregung. Zu Ehren des Meisters hat das Goethe-Museum Frankfurt a. M. das von Heinrich Lessing gemalte Ölbild nach dem Gemälde von Anton Grass, das Lessing für seine Braut und Frau Eva König als Geschenk aufhob (gemalt 1771), zur Verfügung gestellt. Eine Nach bildung des Braunschwciger Lessing-Denkmals, geschaffen von seinem engeren Landsmann Nitschl, ziert den Raum. Die erste Vitrine zeigt das Schaffen des jungen Lessing nach seiner Übersiedlung an die Universität Leipzig als Student der Theologie und trägt das Kennwort »Leipziger Studentenjahre 1746 —48«. In Leipzig debütierte die für die Entwicklung der deutschen Schauspielkunst und ihre Entfesselung aus französischen und italieni schen Banden richtunggebend gewordene Caroline Neuber, kurz die Neuberin genannt. Ihre Truppe führte hauptsächlich Lustspiele auf und so entstand unter dem Eindruck ihrer Aufführungen Lessings Erstlingswerk »Dämon oder die wahre Freundschaft, ein Lust spiel von Gotthold Ephraim Lessing« (abgedruckt in den »Ermunte rungen zum Vergnügen des Gemüths, 7. Stück, Seite 515 uff., Ham burg, Martini 1747«). Das ausgestellte Exemplar wie eine Reihe anderer Bücher der Ausstellung sind aus dem Besitz des größten Schauspielers der Zeit H. K. D. E k h o f und trägt dessen eigenhändigen Namenszug mit Jahreszahl 1749. Diesem Lustspiel folgte 1749 Die alte Jungfer, Ein Lustspiel in drey Aufzügen von G. E. L. sLessingj, dessen Bühnenwirksamkeit noch heute die Probe wieder be standen hat. Weiter zieren die Vitrine eine stattliche Reihe von Stammbüchern und anderen Rarissima aus Lessings erster Leip ziger Zeit mit den Eintragungen seiner Universitätslehrer, der Pro fessoren Joh. Aug. Ernesti und Abr. Gotth. Kacstner. Ein Rollenheft mit eigenhändigem Namenszug und Anmerkungen H. K. D. Ek- hofs (Königsberg in Preußen, Januar 1745), Kompositionen des Leipziger Thomaskantors Joh. Ad. Hillcr zu Gedichten und Liedern von Lessings Leipziger Freunden und Zeitgenossen (besonders Christ. Felix Weiße) erregen unsere Aufmerksamkeit. Nach dem Dichterwort »Wer den Dichter will verstehen, muß in Dichters Lande gehen« haben die Ausstellerinnen durch dankenswerte Unter stützung der Museen und Sammler ein vortreffliches Bildmaterial aus der Zeit mit Städtcbildern, Professorenbildern, Schauspieler porträts und Theater-Zetteln über Erstaufführungen u. a. m. zu sammengetragen und zur Schau gestellt. Eine Quelle für den Lite ratur- und Kulturforscher, den Verehrer deutscher Dichtkunst, wie den Antiquar und Sammler. Der zweite Abschnitt trägt die Über schrift »Die crsten Berliner Iahre 1 7 4 8 — 5 5«. In diesem hat die Musikbibliothek Paul Hirsch eine der größten Seltenheiten der Lessing-Literatur beigesteuert und ausgestellt: (Friedr. Wilh. Marpurg,) »Der Kritische Musicus an der Spree, Band I, 1750«, mit einem Beitrag Lessings. Ferner: A u g. B. V. H c r b l n g »Musi kalische Belustigungen«, Leipzig 1758, mit einem Lied von Lefsing. Besonders fruchtbar gestaltete sich für Lessing das Arbeiten für die »Berlinische privilegierte Staats- und gelehrte Zeitung« (jetzige »Vossische Zeitung«), in deren 156. Stück (1753) er allein 82 kritische Gelegenheitsarbeiten veröffentlichte. Das 1754 erschienene »Ein Vade Mecum für den Herrn Sam. Gott. Lange« ist in zwei reizenden Exemplaren (Paul Hirsch und vr. Felix Kauffmann) ausgestellt. Als Ergänzung dazu zeigt die Vitrine »M. Sam. G. Lange (Laublingen), Sammlung gelehrter und freundschaftlicher Briese«, 2 Teile, Halle 1769. 1753—55 erschien die erste Ausgabe von Gotthold Ephraim Lessings Schrifften, 6 Teile, mit den entzückenden Kupfern von I. W. Meil, bey C. F. Voß. Ein wohlerhaltencs Exemplar birgt die Vitrine. Den »Berliner Freunden« der Zeit und ihren lite rarischen Erzeugnissen ist ein besonderer Raum gewidmet, und so findet der Besucher seltene Erstausgaben von Moses Mendelssohn, K. W. Namler, Joh. Friedr. Zöllner, I. W. Gerstenberg, Joh. Jac. Bodmer (dem Schweizer), die zugleich in ihren reizenden Drucken und der illustrativen Ausstattung ein interessantes Bild deutscher Drucktechnik im Zeitalter des Rokoko abgeben. Der Zeit »In Leipzig und Berlin 1755 —1760« ist eine nächste Vitrine gewidmet, die neben Lessings zahlreichen Übersetzungen zeitgemäßer kulturgeschichtlicher Werke aus dem Französischen und Spanischen, der Erstausgabe des »Phi Iotas, Ein Trauerspiel 1759«, die Einzelausgaben und Werke eines der aufrichtigsten Freunde Les sings, des in der Schlacht bei Kunersdorf im September 1759 ge fallenen preußischen Majors und Dichters Ewald von Kleist enthält. Der herrliche Nachdruck »Christ. Ewald von Kleist, Sämmt- liche Werke, 2 Bände, Walthard, Bern (Schweiz) 1765, mit Kupfern von S. H. Grimm« ist neben der Bestätigung, wie die Dichter der Zeit schwer unter der Vogelfreiheit des Nachdruckes zu leiden hatten, ein schönes Denkmal der Druckkunst der Zeit. Die sehr selten ge wordene Erstausgabe »Theatralische Bibliothek, 1. bis 4. Stück, Berlin bey C. F. Voß, 1754—58«, zeigt deutlich das Bedürfnis der Zeit nach einer zusammenfassenden Ausgabe des damals erst 25jährigen Dramatikers. Von dem General von Tauentzien 1760 als Kriegssekretär nach Breslau berufen, entstehen dort die ersten Ge danken und Entwürfe zur »Minna von Barnhel m«, dem Lust spiel, das aus vielerlei Beobachtung seiner Umgebung und im Kampf gegen die französische Dichtkunst und Verfranzöselung der Zeit damals und noch heute bis in die weitesten Volksschichten Lessings Ruhm als Dichter und Sprachkritiker getragen hat. In der Vitrine »In Breslau und Berlin 1760 bis 1767« ist darum neben der Erstausgabe des »Laokoon«, 1766, bey Chr. Fr. Voß, die Erstveröffentlichung der »Minna von Barnhelm« in den »Lust spielen, 2 Teile, Berlin, Voß 1767« (mit dem Vermerk »verfertiget im Jahre 1763«), neben der ersten selbständigen Buchausgabe 1767 zu finden. Die schmerzliche Nichtachtung und Abweisung durch Fried rich den Großen brachte den nach einem festen Lebensunterhalt suchen den rast- und ruhelosen Dichter nach Hamburg. »In Ham burg 1767 bis 1770« betitelt sich die nächste Vitrine, die an Erstausgaben das zeigt, was Lessing für die Altertumswissenschaft, die Schauspielkunst und die Literarhistorik an kritischen Schriften Unvergängliches und damals Richtungweisendes neben dem »Laokoon« geschaffen hat. (»Wie die Alten den Tod gebildet« 1769; »Briefe anti quarischen Inhalts« 1768, Hamburgische Dramaturgie 1767). Seine Berufung als Bibliothekar an die Herzoglich Braunschweigische Bibliothek nach Wolfenbiittel 1770 gab Lessing Gelegenheit, in damals einer der umfangreichsten deutschen Landesbibliotheken aus den Quellen reichlich zu schöpfen und der Dichtung und Kritik zu leben. Beides ist in den Vitrinen »DieersteZeit in Wolfen büttel 1770 bis 1776« und »Wolfenbüttel. Lebens ausgang 1776—1781« durch Lessings Schriften und die seiner Gegner und persönlichen Feinde anschaulich dargestellt. Neben dem Erstdruck der »E m i l i a Galotti 1 7 7 2« und deren verschiedenen Übersetzungen ins Französische und sogar ins Lateinische (acl usum velpkilii) finden wir einen prachtvollen bibliophilen Druck der »Emilia Galotti« vom Jahre 1803 mit Kupfern nach Zeichnungen von Schnorr von Carolsfeld, in einer edlen Antiqua in Quartformat gesetzt und gedruckt. Einen weiten Raum nehmen Bildnisse Les sings, seiner Frau (Eva König) und seiner Freunde und Zeitge nossen ein. Das tragische Schicksal, das den nach Ruhe und Frie den im Ehestand sich sehnenden Wolfenbütteler Bibliothekar durch den Tod seiner Gattin und seines totgeborenen Kindes nach kurzem Eheglück ereilte, trieb ihn wieder in die Ruhelosigkeit des Da seins, aber zugleich verdanken wir dieser Zeit neben einigen kriti schen Werken das Werk, das seinen Ruhm als Schauspieldichter noch verankern sollte: »Nathan der Weise, 1 7 7 9«. Neben diesem Schatz birgt die Vitrine die theologischen Streitschriften über die Leben-Jesuforschung »Aus den Fragmenten eines Wol fe n b ll t t e l s ch e n Ungenannten 1778«, »Anti-Goeze 1778«, »Von dem Zwecke Jesu und seiner Jünger, 1778«, »Fragmente und Antifragmente, 1778«, und die freimaurerische Bekenntnisschrift Lessings »Ernst und Falk, Gespräche für Freymäurer 1778«. Als Abschluß der Ausstellung folgen die Werke aus dem Nachlaß, Brief wechsel, Gesammelte Werke in den verschiedensten Ausgaben und Fa miliengeschichtliches. Eine Darstellung von Lessingstätten (Geburts haus in Kamenz, Leipziger Promenade, Breslau, Berlin, Wolfen büttel und Braunschweig) runden das Gesamtbild der Ausstellung würdig ab. Die Frankfurter Bibliophilen-Gesellschaft und die beteiligten Museen und Sammlungen können stolz darauf sein, dem Gedenken eines Mannes eine so wohl vorbereitete und aufs vortrefflichste aus gestattete Ausstellung gewidmet zu haben, von dem Frankfurts größter Sohn Goethe oft bezeugt hat, wie richtunggebend das Werk dieses Mannes für sein eigenes Schaffen gewesen ist und dessen hervor ragende Charaktereigenschaften er in den Worten bekundete: »Ein Mann wie Lessiug täte uns not. Denn wodurch ist dieser so groß 123
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