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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1884
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- 13.08.1884
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- Deutsch
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188, 13. August. Nichtamtlicher Theil. 3655 Buchhandlung, die mit einer sehr guten Buchdruckerei verbunden war. (Letztere bestand nach im ersten Viertel des gegenwärtigen Jahrhunderts, genoß namentlich im Accidenzdruck Ruf und druckte besonders auch das Papiergeld mehrerer süddeutschen Staaten.) Von Frankfurt a/M., dessen regen Geschäftsverkehr der junge Palm mehrere Jahre hindurch kennen gelernt hatte, zog er in die Univer sitätsstadt Göttingen und trat dort in die des besten Rufes sich erfreuende Vandenhoeck'sche Buchhandlung. Auch in dieser Stellung war er einige Jahre thätig; dann kehrte er — wir dürfen wohl annehmen als Jüngling von 25—27 Jahren — zu seinem Oheim nach Erlangen zurück. Der Gedanke an die Begründung einer selbständigen Stellung mochte auch bei ihm sich nunmehr Geltung verschaffen. „Aus einer Geschäftsreise nach Leipzig" — so wird uns be richtet — lernte ihn der Buchhändler Stein aus Nürnberg kennen. Das wird wohl bei Gelegenheit einer Reise zur Ostermesse gewesen sein, und da man von Nürnberg nach Leipzig mehrere Tage unter wegs sein mußte, sohattederHerrPrinzipalgenügendeMuße, seinen jungen Collegen und Landsmann zu erforschen. Derselbe muß von vornherein auf ihn einen sehr günstigen Eindruck gemacht haben; er gewann ihn schnell so lieb, daß er die Verbindung Palm's mit seiner Tochter stiftete. Durch diese Herrath wurde Palm Mitbesitzer der Stein'schen Buchhandlung in Nürnberg, die ihre alte Firma bis heute bcibehalten hat. Wann Palm aus diese Weise seine buchhändlerische Selbständig keit begründete, vermögen wir nicht genau aus den uns vorliegenden Schriften zu ersehen. Nach obiger Berechnung muß dies um das Jahr 1792 oder wenig später geschehen sein, also zu einer Zeit, in welcher der Krieg der ersten Koalition gegen Frankreich gerade be gonnen hatte, von welchem Süddeutschland allerdings erst später direct berührt wurde. Als dieser Fall dann aber eintrat, sollten die Wirkungen um so schmerzlicher und nachhaltiger sein, und gerade unserem Palm war es leider beschicken, ein bellagenswerthes Opfer derselben zu werden. Die Zeit blieb eine kriegerisch bewegte. An den Krieg der ersten Coalition schloß sich der Feldzug von 179 5 in Deutschland, dessen politische Verhältnisse zerrissener denn je waren, und in den nächst folgenden Jahren wurde ein Staat nach dem anderen durch Frank reich bekämpft und zu Boden geschlagen, viviäo et imxera! war ja Bonaparte's kluger Wahlspruch; demgemäß handelte und über wand er alle Gegner. Der Friedensschluß von Preßburg (26. Dec. 1805) hatte endlich die lockeren Bande unseres Vaterlandes ganz gelöst, das tausendjährige deutsche Reich war ein halbes Jahr daraus, wie Schultheis sagt, in die diplomatische Rumpelkammer gelegt, und an seine Stelle der Rheinbund getreten, dessen Mitglieder nichts anderes waren als Vasallen des Kaisers der Franzosen. „Die Heere desselben sogen Deutschlands Länder aus, seine Marschälle erpreßten sich Schätze aus dem, was unserer Väter Fleiß erworben; französische Spione, unter der Firma von Weinreisenden, Tanz meistern, Sprachlehrern verstanden es, kleinliche Gemüther in Angst zu halten. Damals aber begann ein neuer Geist in den Herzen der Deutschen Platz zu greisen; die Morgenröthe der Freiheit zeigte ihre ersten Streifen, und sie reichten hin, den Tyrannen an der Seine zu schrecken. Er brauchte ein Opfer, um diesen seiner Druck herrschast so gefährlichen Geist zu bannen; ein blutiger Zeuge sollte fallen für Deutschlands tiefste Erniedrigung." So schildert Schult heis vollkommen treffend die Zustände jener Zeit: des Beginns des Jahres 1806. Jener Streifen der Morgenröthe der Freiheit war eine Druckschrift, welche im Frühjahr 1806 erschien. Dieselbe trug weder den Namen des Verfassers, noch den des Verlegers oder Druckers auf dem Titel, welcher lautete: „Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung." Damals war das Fürstenthum Ansbach von der französischen Armee unter dem Befehl des Marschalls Berna- do tte besetzt, (welche Besetzung bekanntlich mit einen Grund zur Herbeiführung des Krieges von 1806 abgab), und auch in Nürnberg befand sich eine französische Garnison, unter dem Kommando des Generals FrLre. Der scharfe Ton jener im Ganzen eigentlich gehaltlosen, 144 Seiten umfassenden Schrift, welche starke Angriffe auf Napoleon und das Betragen seiner Truppen in Bayern enthielt, verschaffte ihr bald eine zwar geheime, aber in diesem Falle um so ausgedehntere Verbreitung, als sie die allgemein herrschende Stimmung zum Aus druck brachte. Einige französische Offiziere, welche bei dem Pfarrer Sonneumeyer in Mcttingen in der Nähe von Nördlingen ein quartiert waren, und von denen einer deutsch verstand, fanden im Zimmer ihres Hauswirths die verhängnißvolle Schrift. Der Pfarrer hatte sie offen liegen lassen in der Meinung, seine Gäste könnten nicht deutsch lesen, in welcher Annahme er dadurch bestärkt worden war, daß keiner derselben während des Aufenthalts im Pfarrhause ein deutsches Wort hatte fallen lassen. Der Inhalt erregte den Unwillen der Franzosen, sie machten von ihrem Fund Anzeige bei dem in Oettingen commandirenden General Davoust, und dieser ordnete sofort eine strenge Untersuchung an. Zunächst wurde der Nördlinger Bote Sattich verhaftet, weil er der Ueberbringer des Bücherpackets an Pfarrer Sonnenmeyer gewesen war. Dieser sagte anfangs aus, er habe das Packet von einem Unbekannten erhalten; allein da seine Frau plauderte, so ge stand er, vom Weinhändler Schoderer in Donauwörth das Packet empfangen zu haben. Weitere Nachforschungen stellten bald heraus, daß die Schrift „Deutschland re." von der Stag e'schen Buchhandlung in Augsburg als Neuigkeit versandt worden war. Die Sache wurde allgemein ruchbar und erregte Aufsehen, sowohl in Deutschland als auch besonders in Frankreich. Das „äourual äs karis" bemächtigte sich des Gegenstandes und bezeich net als Verleger und ersten Verbreiter der „Schandschrift gegen den Kaiser und die große französische Armee und gegen die Freunde und Alliirten Sr. k. k. Majestät" die Stein'sche Buchhandlung in Nürnberg, welche sie, nach Aussage des Gehilfen in der Stage'schen Buchhandlung, Jenisch, der letzteren zugesandt habe. Der Umstand, daß man in Palm nicht sogleich den Besitzer der Stein'schen Buchhandlung erkannte (sein Schwiegervater muß Wohl schon einige Jahre vor 1806 gestorben sein), mag die sofortige Verhaftung Palm's, der sich um jene Zeit in Geschäften aus der Münchener Jacobi-„Dult" aushielt, verhindert haben. Es scheint, als habe das schnelle Bekanntwerden der Schrift „Deutschland re." in französischen Kreisen deren größere Verbrei tung bei deutschen Lesern oder vielmehr Käufern sehr beeinträchtigt; allgemein herrschte damals bei den Deutschen keine geringe Furcht vor dem gehaßten Franzmann, dessen Herrschaft schwer auf dem unglücklichen Vaterlande lastete. Herrn F. Schultheis lag noch im Jahre 1860 ein eigenhändiger Brief Palm's anseinen Buchhalter Pech vor, worin er ihm von München aus Folgendes schrieb: „Ist die Piece D***d fertig, so schicken Sie mir 12 bis 25, alle anderen verstecken Sie im Gewölbe hinter Ballen. Auch Augs burger Buchhändlern wurde das Verbot gemacht, keine Schriften zu verkaufen, die gegen Frankreich seien. Man thut deshalb sehr wohl und verkauft au kartioulisr gar keine." Aus diesem Schreiben folgert Herr Schultheis, wie uns dünkt, ganz richtig, daß Palm selbst Verleger der Flugschrift war, was auch in dem weiter unten mitzutheilenden Briefe Pech's deutlich ausgesprochen ist. — Den Drucker der Schrift bezeichnen bis»
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