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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1929
- Sprache
- Deutsch
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ZH 233, 7. Oktober 1929, Fertige Bücher, Börsenblatt f, b. Dtschn. Buchhandel. 7691 k^s /^v voivuttvivi Von Paul Xeller. lfluo dem irommi: „Drei Vruder suchen das Glück." Vergsiadtverlag, Vreslau.) Wenn flugnst Greise tos predigerstaste kam, war er eta gewaltiger Maaa. Sein eiediiagsschrist- steller war fldrostam a Saacta Liara. Manch« voa den predigten des gewaltigen Kanzelredner» von Wien, der eigentlich dtederer Schwade war and Megerle stieß, konnte Greise auswendig. ün seiner Portierloge logen diese predi len dicht neben dein Liseiikntsnsatirpinn, dem internationalen Postgebüstren-Verzeichnis nnd den Depeschen- sormnlaren. N>-nn fron sultn ihren flugust ein mal mit in ein« Kirchenprsdigi süstrt«, was nicht allzu ost gelang, kam er melst andesrtedtgt ster- ons, „Lu zahm! Lu wenig drastisch! Sie sagen «« einem nicht genug mitten in die Visage hineinl" flugust Preise konnte stch eia solche» Urteil er lauben i denn in prediglsachen war er fochmanu. flugnst liest die frage nach liecht oder Unrecht in der ünflatioussache nicht kost noch Unis. Einmal stieg eia „prosessor der Moral" im „Eonlinentai" ad. Vas Eonltnenlal-Hoiel war zwar klein, aber e» ersreute stch in seder Beziehung eines aus gezeichneten Kufes, lag in idyllischer Hais« mitten in einem schönen Garten und war preiswert, flus einer Zeitungsnotiz wußte flngnst, daß der Herr, der aus Unmmer 4 wotsnte, ein berühmter Ge- letsrter in Dingen der Moral sei, der stierster zu einem Kongreß gekommen war, Lwei Tage lang schlich flugnst Greise mit seiner brennenden frage um den Gelsstrieu stemm, wagte stch aber nicht an tstu heran. flm dritten Tage — der Prosessor war die einzige „fldreiss", die „flnkanstsstalle" war ganz leer — legte der prosessor ein Trink geld aus die Brüstung der porlierioge. Da aber sagte flugust. »Sitte voa einem Douceur ergebenst adzusesteo, aber mir eine frage, die ich sreundlichst au Herrn prosessor richte in Dingen der Moral stochachtungs- ooü zu beantworten, da mich diese frage unaus gesetzt quält. Herr Professor staben uoch genau zr Minuten Leit zum Lug, kommen sonst viel zu zeitig aus den Vastnstos." »Ua, was ist denn? Was quält Sie? Ivte kauu ich Ihnen stelseu? Erzästieu Sie!" Da erstod stch flugust Greise, streckte deu rechten flrm nach oben, ließ deu Letgesluger im Sturme der Empörung wie eine lu flusrustr versetzte Wetterfahne stch dresteu uud erzästlte di« Ge schichte von der armen Kirchengemetnds, der da» kleine vermögen durch eiu Gemetudemttglied ver- loreu ging. Und dann tat er die frage: »wenn nun auch durch die Sestördea iu dieser Lach« utchts mestr zu mocheu ist, gilt solcher Handel vor Sott als moralisch?" Der Geistliche, stier an der Gaststaustüre also ge stellt, süstitc stch ossenbar nicht recht b-stagiich diesem palsteiischeo Portier gegenüber: aber er war ein Menschenfreund, und so gab er etwa soi- gend« fluskunst: „Einer der unerschütterlichsten Grundsätze der Moral in Eigeninmssachen laulei: Kes clamai ad Dominum. Vas steißl wörtlich überseht: „Die Sache schreit zum Herrn!" Der Sinn bedeutet: Wenn einem Menschen oder einer Gemeinschaft eia rechtmäßiger Besitz von anderer Seile un rechtmäßig durch Kaub, vtedstasti, Betrag, Wucher oder auf andere unerlnubie Welse, wozu auch die flusnutzung einer Uoiloge gestört, ganz oder teilweise genommen wird, so ist eine flus- söstnung mit Gott nur möglich, wenn der Schade ersetzt wird, soweit es in den Kräsien des Schä diger» stestt." „Ich dank«, Herr Dderkapiaa!" keuchte flugnst, dem in der Erregung eiu höherer geistlicher Würdentitel nicht «tnstel. Se. Nespektabtlilät lächelte und fuhr zum Bahnhof. 4- Diese Belehrung statte flugust Greise stenogra phiert. Er war ein Meister des System» Stolze- Schrey — rso Silben in der Minule. Das Steno gramm war zweifellos richtig, nur der lateinische Sah war so greulich verhunzt, daß ihn nicht ein mal «tu Prosessor sür alte Sprachen hätte über setzen können, flugnst schrieb seine „fluskunst" sünsmal ab, dreimal in „Eourenischrisi", zweimal iu Kuudschrisi. Dem Tippfräulein vertraute er «in so wichtiges Dokument nicht an. 4- Was wollte flugust Breis« mit seinem „Doku ment?" Gegen deu Bauern in seinem Kirchdorf« wollte er nicht an. Vas hätte keinen Lweck ge stabt. Das Gesetz oder vielmehr die Gesetzlosigkeit sprachen für isto, und ihm ins Gewisseu redeu zu wollen, wäre ganz zwecklos gewesen. Der Mann statt« kein Gewissen wie andere Leute, er statte sein eigenes Gewissen, statte eine innere Stimme, die ihn lobte, wenn er etwas tat. was günstig für ihn war, and die ihn tadelte, wenn er einmal in etnea kleinen Nachteil geriet. Dies« flrt voll Gewissen ist übrigens aus unserer geschäststüchligeu weit recht verbreitet. Nein! flugust Breis« brauchte seine „moralische lluterlage" sür dea schwereu fall Bruckner. Vergstadt-Verlag Gottl,Rorn, Oreslau I IVSä»
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