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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.01.1929
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- 1929-01-05
- Erscheinungsdatum
- 05.01.1929
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X: 4, 5. Januar 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. einer sehr eingehenden wissenschaftlichen Kenntnis der seelischen Struktur der Reifezeit verarbeitet. Die Erhebungen in den Jugend- und Volksbüchereien, vor allem der angelsächsischen Länder, dienten als ergänzendes und vergleichendes Material. Schon der Untertitel zeigt, daß er die Fehlerquellen solcher Ar beiten, die ich eingangs angedeutet habe, bis zu einem kaum ver meidbaren Rest vollkommen ausschalten konnte. Baisse hat auch einer einseitig ausgewählten Literatur auszuweichen vermocht. Infolgedessen entsprechen seine Ergebnisse in etwa den Forde rungen, wie sie von der Jugendschristenbewegung Wolgastscher Richtung gestellt werden. Kurz: die bisherige Anschauung über die Lektüre des Kindes hat dem Ansturm der mit allen Mitteln der Wissenschaft arbeitenden jugendpsychologischen Welle durch aus standgchalten. Rumpf hat später von einer Schule Bühler-Busse gesprochen und sich selbst als deren Vollender bezeichnet. Hier liegt nach meiner Meinung eine ziemlich arge Verkennung der Forschungs methode von Buhler und Busse vor. Sowohl Bühler als auch Busse hatten lebendigste Fühlung mit der Jugend, deren Lite raturinteressen sie zu erforschen unternahmen. Ihr Forschungs material wuchs ihnen aus diesem Leben heraus zu und sie syste matisierten mit aller Vorsicht und unter ständigem Rückblick auf das lebendige Kind. Und wo sie fremde Zahlenwerte benützten, da geschah es stets mit voller Attischer Zurückhaltung. Rumpf aber hat keine direkte Fühlung mit dom Kind und er hat auch sein Material durchaus im Sinne einer exaktwissenschaftlichen Methode verarbeitet. Ms General-Sekretär des Borromäus- vereins in dessen Zentrale in Bonn erließ er eine Umfrage an sämtliche Zweigbüchereien des Borromäus-Bereins und erreichte so etwa 36 000 Kinder und Jugendliche, die ihm also ihr Lieb lingsbuch nannten. Das ist ein Material, wie es bisher keinem Forscher zur Verfügung gestanden hat. Aber es bedeutet schließ lich nichts mehr, als daß er nunmehr Zehntausende von Buch- Titeln in der Hand hatte, die ohne Begründung von unbe kannten Kindern angegeben sind. Dadurch wurde Rumpf von Anfang an, vielleicht zunächst unbewußt, auf den Weg einer rein rechnerischen Auswertung seines Materials gedrängt. Hätte er nicht diese Riesenmasse von Material vor sich gehabt, so wäre er schon beim ersten Versuch gescheitert. Die großen Zahlen aber haben ihm seine exaktwissenschaftliche Methode durchzusühren gestattet und haben ihm auch verhältnismäßig reiche Ergebnisse gebracht. Nur bleibt die Zuverlässigkeit und Genauigkeit immer und überall anzuzwciscln. Rumpf zieht zunächst die ihm genannten Lieblingsbücher in literarische Gruppen zusammen und nimmt dann eine Gesamt auszählung ohne Rücksicht auf Geschlecht und Bevölkerungsart vor. Er kommt dann zu folgendem Ergebnis: bei 454 Bibl. 645 Bibl. LSS Bibl. SSO Bibl. für das Alter von S/w I. 10/12 I. 12/14 I. 14/IS I. Märchen 39,0 16,0 6,7 1,6 Bilderbücher 6,6 2,8 0,9 1,1 Spezif. Jugendschriften alten Stils 28,0 34,0 27,0 12,0 Jungengeschichten 4,7 6,8 8,8 3,6 Historische Erzählungen 0,38 2,8 10,0 15,0 Exotische Abenteuer 5,6 16,8 24,3 33,0 Mädchengeschichten 12,7 " 15,9 16,6 18,0 Romane, Novellen 0,2 0,9 3,1 11,4 Belehrende Literatur 3,0 3,5 2,3 3,8 Tabelle I: Gesamtauszählung ohne Rücksicht auf Geschlecht und Bevölkerungsart. Tabelle II: Gesamtauszählung ohne Rücksicht auf Geschlecht und Bevölkerungsart. Man sieht auf den ersten Blick, daß die literarische Gruppie rung Rumpfs anfechtbar ist und wohl nur gegenüber der beson deren Literatur verteidigt werden kann, die ihm in den Büche reien des Borromäus-Vereins entgegentrat. Außerdem enthält sie Gewaltsamkeiten, die auf keinen Fall entschuldigt werden können, wenn er z. B. die moralischen Erzählungen Christoph von Schmids zu den Märchen rechnet. Um zu einer eindeutigen Formel zu kommen und allgemein verstanden zu werden, hätten d i e literarischen Gruppen zugrundegelegt werden müssen, wie sie sich aus den Stilunterschieden bei der Dichtung und aus der wissenschaftlichen Zugehörigkeit beim Sachbuch ergeben. In der dritten Gruppe z. B., »Spezifische Jugendschristen alten Stils-, steckt ein Wirrwarr von Stilarten, ohne daß allerdings verkannt werden darf, daß diese Auchdichtung zu einem erheblichen Teil literarisch überhaupt nicht eingliederbar ist. Rumpf hat im Ver lauf seiner Untersuchung dieser spezifischen Jugendliteratur die »Erwachsenenliteratur» gegenübergesetzt und damit einen Begriff geschaffen, der noch viel anfechtbarer ist. Zu dieser Erwachsenen literatur rechnet er auch alle Gruppen, die von der Volksliteratur Herkommen, also Märchen, Schwank, Sage usw. Kurz: in der lite rarischen Gruppierung Rumpfs liegt eine so schwere Fehlerquelle seiner Verarbeitung, daß schon allein dadurch sein ganzes Er gebnis in Frage gestellt wird. Auf diesem unsicheren Boden baut er dann weiter auf und sucht die literarischen Interessen insbe sondere der Vorreisezeit rechnerisch aufs genaueste zu bestimmen. Es ergeben sich allerlei recht interessante Ausblicke, besonders für die unterschiedlichen Interessen von Knaben und Mädchen, von Stadt, Großstadt und Land. Geht man aber ständig auf die Grundlagen zurück, so sind die Feststellungen, auch wenn sie in den großen Zügen meist das richtige treffen, im einzelnen an fechtbar. Aber es muß anerkannt werden, daß das, was diese exaktwissenlschastliche Rechenmethode aus dem Material heraus zuholen im Stande war, von Rumpf herausgeholt wurde. Wer Rumpfs Studie neben Bühler und Busse und neueren Arbeiten kritisch benützt, kann reichen Gewinn daraus ziehen. Biel bedenklicher noch als die Forschungsmethode Rumpfs sind seine pädagogischen Folgerungen, die ich schon streifte. Rumpf glaubt nämlich aus seinem Material den Schluß ziehen zu 12
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