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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.08.1902
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.08.1902
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- Deutsch
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6192 Nichtamtlicher Teil. 180, 6, August IS02 niemals einen Rcgierungszuschuß erhalten. Die bis jetzt er richteten Gebäude kosteten l7 Millionen Mark, die noch zu bauenden erfordern 22 Millionen; die Gesamtanlage der Universität wird auf 60 Millionen zu stehen kommen und dann für 6000 Studenten mit 600 Lehrern genügen. Daß so bedeutende Mittel für eine Universität gänzlich auf privatem Wege aufgebracht werden, ist charakteristisch ameri kanisch und ein Beweis für die soziale Berechtigung des dortigen sprichwörtlichen Reichtums In Amerika wird man den Pflichten des Besitzes gerecht?) Die Columbia-Universität wird von selbstgewählten Vertrauenspersonen privatim verwaltet und nur im Prinzip einer formellen Aufsicht der Universität des Staates New Jork in Albany unterworfen. Sie genießt an lausenden jährlichen Einnahmen die Kapitalzinsen von 48 Millionen Mark und Schulgelder in Höhe von 1,5 Millionen Mark, Die Bibliothek wird nach Vollendung der sämtlichen Gebäude den Mittelpunkt der Universität bilden und etwa 1,5 Millionen Bücher fassen können, während ihr Bestand jetzt etwa 300 000 Bände und 30 000 Broschüren beträgt Der Zettelkatalog ist jedem ohne weiteres zugänglich, der Lese saal an Wochentagen mit nur vier Ausnahmen im Jahre von 8 Uhr 30 Minuten morgens bis 11 Uhr nachts geöffnet, die Benutzbarkeit der Bibliothek überhaupt beneidenswert erleichtert. Die Bestellzettel werden auf pneumatischem Wege, die Bücher auf kleinen, durch komprimierte Luft getriebenen Fahrstühlen befördert, Abends wird die hohe Lesehalle, abgesehen von allein genügender direkter elektrischer Be leuchtung, von einem sogenannten Mond erhellt, d, i, eine groß in der Mitte herabhängende Kugel, auf die von den acht Ecken der obersten Galerien elektrisches Licht geworfen und von ihr reflektiert wird. Neben der Centralhalle befindet sich eine weitere Spezialbibliothek niit eigenem Lese saale, die für Architektur, mit 16 000 Bänden, Die kostbaren Foliotafelwerke derselben liegen, jeder Band für sich, in eisernen Repofitorien horizontal auf Kupferrollen und sind infolgedessen sehr bequem und schonend für die Einbände zu handhaben. Die Bücher dienen in erster Linie den Professoren und Studenten, die sie nach Hause entleihen dürfen. Nicht zur Universität gehörige Personen dürfen Bücher nur in der Bibliothek selbst einsehen. Bei dieser Gelegenheit feien einige Worte über die amerikanischen Universitäten gesagt, da über diese bei uns gelegentlich sehr widersprechende Ansichten herrschen. Die amerikanischen Universitäten sind von außerordentlich *) Von den großen Unioersitätsdotationen seien hier nur einige genannt. Die in Klammern stehenden Jahreszahlen bezeichnen das Gründungsjahr der betreffenden Universität: Die Familie Stanford gab 125 Millionen Mark <1891), Johns Hopkins (1867) 15 Will,, I, G, Clark (1887) 12 Mill,, W, C, de Pauni (1837) und I B, Colgate (1819) je 6 Mill,, I, N, und H, Brown (1764) 8 Mill,, je für die den Namen dieser Stifter tragende» Universitäten, I, D, Rockesellcr (1866) 40 Mill, für Chicago, S, Cufftes und K, S, Brookings (1800) 20 Mill, für Washington in St, Louis, die Familie Banderbilt 15 Mill, für die Vanderbilt- Universität (1872) und Columbia in New Jork, I, Rich und A. Packer je 8 Mill. für Boston (1869) und Lehigh in St. Beth lehem (1866), I, C. Green 7 Mill. für Princeton (1746), S, Low und I. Loubat 6 und 5 Mill. für Columbia (diese Universität erhielt in den letzten zehn Jahren überhaupt 28 Mill, geschenkt), E. Cornell, H. W. Sage und O. H. Paync 14 Mill. für Cornell (1865), I, Lick 3 Mill, für Berkeley (1868), Aale in New Haven (1701) bekam 20 Mill. aus verschiedenen Händen, die Wasleyanische Universität in Middletorvn (1831) 8 Mill,, Cincinnati (1818) 6 Mill,, Harvard in Cambridge (1636) erhält durchschnittlich jedes Jahr 4—5 Mill, u, s, w, G, Peabody gab für verschiedene wissen- schastliche Institute 24 Mill,, D, B, Faycrweather 21 Mill, Das sind zusammen zwischen 400 und 500 Millionen und doch ist es nur ein Bruchteil von derartigen Spenden für Universitäten und wissenschaftliche Institute, 1899 wurden für Universitäten, Col lege«, Schulen und Bibliotheken an 300 Millionen Mark geschenkt, verschiedener Art und lassen sich mit unseren 21 deutschen Universitäten, denen etwa 12 amerikanische entsprechen, nicht ohne weiteres vergleichen, da sie mehr oder weniger einige unserer Gymnastalklassen mit der Universität ver einigen und außerdem auf ganz verschiedenen Entivickelungs- stufen stehen. Die amerikanische klixb Scbool hat mit unsrer deutschen Hochschule nicht das geringste gemein, Uixb 8obvol nennt der Amerikaner im Gegensatz zur kirammar Zebool diejenige Schule, die sich im öffentlichen Volksschul system an die Elementarschule anschließt; sie hat einen vierjährigen Kursus und umfaßt im Osten der Vereinigten Staaten etwa das Gebiet, das der Quarta, Tertia und Untersekunda eines deutschen Gymnasiums entspricht. Andre Uix Sebools entsprechen etwa der deutschen Bürgerschule, und in den weniger entwickelten Teilen des Landes ist das Niveau dessen, der die Uixb Sckonl durchgemacht hat, sicher nicht höher als das eines deutschen Tertianers, Was nun die Univsrsitzc betrifft, so kann nach amerikanischem Sprach gebrauch jedes Unterrichtsinstitut so genannt werden, das über dem Niveau der Uixb Sckool steht. Da nun die kUxb Sebool etwa einer deutschen Tertia oder Untersekunda entspricht, so würde ein Institut, das die Schüler, die aus der Uixb Sebool kommen, für drei oder vier Jahre ausnimmt, um ihnen etwa Primanerbildung zu geben, sich getrost vui- vorsit^ nennen dürfen, während die höchsten Institute, die den deutschen Universitäten gleichwertig sind, ebenfalls zur Universtty - Kategorie gehören. Viele Institute der ersten Art nennen sich Oolloxes; aus der andern Seite macht sich eine gewisse Tendenz bemerkbar, den Namen Univsrsitr mit Vorliebe aus diejenigen Institute anzuweuden, die außer dem Oolloxe auch die vier höheren Fakultäten umfassen. Fast jede amerikanische Universität hat ein vollszo, das etwa in seinen ersten zwei bis drei Jahrgängen unsrer Obersekunda und Prima und erst in seinen letzten den ersten Semestern unsrer Universitäten entspricht. Beiin Verlassen des Oollsxo erhält der Studierende nach bestandenem Examen einen Grad (Lsodolor ok H,rts — 8, L, oder dergl.) und geht nun, wenn er will, aus die eigentliche Universität, die in Fakultäten (Seboolk) gegliedert ist, ähnlich wie bei uns. Wer das OoUvxe verläßt, uin ins Leben zu treten, besitzt also eine höhere Bildung als unsre Abiturienten, Nach zweijährigem Besuche der Universität erwirbt man den Grad eines Unxistor »rtinm (51, L ) und nach einem- oder zwei weiteren Studienjahren den Doktorgrad, Es teilen sich die Besucher der amerikanischen Universitäten demgemäß in Ulläor-6rnällLtos (im Oollsxo), 61-nänstos oder ?ost-ttrnckn->tos (Universitätsbesucher im eugern Siune) und 8xooinl-8tnäonts, Letztere sind entweder Hou-ürLänntos (Hörer) oder Leute, die nach Absolvierung des Vollsxo keine regelmäßigen Fakultäts studien durchmachen, sondern sich gleich Spezialstudien zu wenden, die außerhalb der schulmäßigen Gliederung liegen, Professor H Münstsrberg von der Harvard-University in Cambridge bei Boston, Mass,, äußerte sich einmal (Der Westen, Chicago, 3, Dezember 1893) in Bezug aus Harvard- University dahin, daß »das philosophische Doktorexamen als letzter Abschnitt der (1rLäusto-8ebool (d, i, der philosophischen Fakultät) ein Stadium wissenschaftlicher Reife repräsentiere, das bei weitem das Niveau des deutschen Durchschnitts doktors überrage; der Doktor in Harvard sei viel mehr dem deutschen Habilitationsexameu, das dem jungen Gelehrten die Privatdozentnr eröffne, ähnlich als dem deutschen Doktorexamen, Und in einem gegen August Forcl (In Nord amerika, Zukunft VIII, Nr, 20) gerichteten Aufsatze über »Amerikanische Universitäten« (Zukunft VIII, Nr, 35) sagt Münsterberg: »Ich muß mit Beschämung gestehen, daß ich meinen philosophischen Doktor in Leipzig summ» oum lauäs mit einem Maß von Fachkenutuissen machte, auf die hin
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