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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.12.1928
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- 1928-12-08
- Erscheinungsdatum
- 08.12.1928
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- Deutsch
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285, 8. Dezember 1928, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Verlegeralmanache 1S2S. Wie die erste Schwalbe den nahenden Sommer verkündet, so zeigen die ersten Almanache dem Sortimenter die beginnende Weih nachtszeit an. Sie wurden in den letzten Jahren ein Verkaufs- und Propagandaobjekt, das der Sortimenter sicher nicht missen möchte. In eindringlicher und wirksamer Weise werben sie für das Buch und können manchen unentschlossenen Käufer beraten und helfen. So dürften beide Teile, Sortimenter und Verleger, zufrieden sein, daß der Almanach seinen Platz erobert hat. Der Verleger hat mit ihm ein Mittel gefunden, stärker zum Bücherkäufer zu sprechen, als es der Verlagskatalog tun kann. Sein »Verlagsgesicht« wird auch dem Almanach ausgeprägt sein und so eine festere Bindung zwischen Bücherkäufer und Buchverleger schaffen. Was für einen großen Teil der Bücherliebhaber bereits eine Selbstverständlichkeit geworden ist, auf den Namen des Verlegers zu achten, daraus auf die Güte und den Wert des Buches zu schließen, bei der Wahl des zu kaufenden Buches nicht nur den Verfasser und Titel, sondern auch den Verleger bestimmend sein zu lassen, dürfte sich auf diesem Wege immer mehr einbürgern. Die Form, die man für den Almanach gefunden hat, ist leider bereits allmählich erstarrt. Schon äußerlich gleichen sie einander wie Zwillingsbrüder. Ein steif kartonierter Band, der Inhalt Kost proben aus den erschienenen Werken bietend, dazwischen Bildproben: darin sind sich fast alle Verlagsalmanache gleich. Doch scheint mir dieser Weg nicht der allein richtige zu sein, wenn es auch in vielen Fällen schwer sein wird, eine andere Lösung zu finden. Der Alma nach verliert so seinen eigenen Wert, den er doch als selbständiges Buch haben will. Seine Lektüre verlangt ein fortwährendes Um stellen des Lesers auf einen neuen Stoff, er verführt dadurch zum Blättern und Schmökern und läßt den Leser nicht zum Verweilen auf einem bestimmten Gebiete kommen. Viele der Käufer werden so den Almanach nur als einen Verlagskatalog betrachten, den sie zwar mit wenig Geld, aber doch immerhin bezahlen müssen. Das wird manche abschrecken. Deshalb sollte der Almanach mehr ein bestimmtes Thema, aus dem Verlagsprogramm gegriffen, bringen, nicht nur Leseproben, sondern auch selbständige Aufsätze geben und dadurch stärker als bisher den Eindruck eines geschlossenen Ganzen. Hervorrufen. Mit einer Ausnahme vermisse ich auch bet allen Almanachen, die bisher zur Besprechung vorliegen, eine Werbung für das Buch überhaupt. Keiner der Verleger treibt »Kollektivpropaganda«, keiner weist darauf hin, welche Bedeutung das Buch für unser Geistesleben hat, an keiner Stelle fand ich die törichte Behauptung von dem »teueren Buche« zurückgewiesen, in einer Form z. B., wie es Ernst Rowohlt in der »Weltbühne« tat. Wie notwendig das ist, brauche ich an dieser Stelle wohl nicht auszufllhren. Einen Teil dieser Forderungen hat Staackmanns Alma nach 1929 bereits erfüllt. Der von Rudolf Greinz herausgegebene schmucke Band bringt als Einführung einen Aufsatz von F. A. Gayda über »Schrifttum als Ausdruck und Blüte des Volkstums«, leider etwas stark akademisch im Ton und nicht lebendig genug. Die Ver lagsautoren sind in vielen Fällen mit Originalbeiträgen, sonst aber mit selbständigen, in sich geschlossenen Novellen vertreten. Da alle Beiträge der Staackmannschen Verlagsrichtung entsprechend auf einen einheitlichen Ton gestimmt sind, erweckt der Almanach am ehesten den Eindruck eines in sich geschlossenen Ganzen. Zwei Dinge sind mir aber besonders ausgefallen. Der Almanach begnügt sich mit der Angabe der neuen Bücher des Jahres, die der Verlag heraus gebracht hat und bringt kein vollständiges Verlagsverzeichnis oder wenigstens eine Auswahl der wichtigsten und wertvollsten Bücher. Diese Beschränkung, so angebracht sie in anderen Fällen sein kann, ist hier sicher ein Nachteil. Der Verzicht, auf die früheren Verlags werke hinzuweisen, kommt einer Zeiterscheinung entgegen, statt sie zu bekämpfen, die sowohl Sortimenter als Verleger gleichermaßen zu beklagen haben. Das Interesse der Bücherkäufer verdichtet sich heute sowieso nur auf die Neuerscheinungen, die aber häufig schon nach wenigen Wochen beim Sortimenter Ladenhüter sind. Diese in unserer Zeit begründete Sucht, unter allen Umständen immer das Neueste besitzen zu wollen, schnellebig dem »Tempo« der Zeit zu folgen, ist sicher ein wesentlicher Schaden für den Buchhandel. Darüber wird in vielen Fällen das wertvolle Alte zu Unrecht ver gessen. Wäre es deshalb nicht angebracht, wenigstens im Anhänge des Verlagsalmanaches aus die früheren Verlagserscheinungen hin zuweisen? Für den I n s e l - A l m a n a ch 1 929 schuf Jan Tschichold, einer unserer jüngeren Auchkünstler, das Kalendarium und den Umschlag. Es erübrigt sich, über die Bedeutung des Jnsel-Alma- naches noch ein Wort zu verlieren. Er bringt neben Auszügen aus bereits erschienenen Werken auch Originalbeiträge, darunter einen Aufsatz Hugo von Hofmansthals über das Entstehen seiner »Ägyp tischen Helena«. Der Inhalt des diesjährigen Almanaches ist nicht so auf ein bestimmtes Thema eingestellt, wie cs oft die früheren Jahrgänge taten. Im übrigen reiht er sich der langen Reihe seiner Vorgänger würdig an, er ist schön und geschmackvoll wie alles, was der Insel-Verlag herausbringt. Auch der Almanach 1929 des Verlags S. Fischer zeigt das gewohnte, schöne Bild aller Publikationen dieses Verlages. Sein fester Pappband, mit der Zeichnung nach Lorenzo Costa von Karl Walser hebt ihn vorteilhaft von den sonstigen Verlagsalma nachen ab. Er bringt aus den Neuerscheinungen charakteristische, in sich geschlossene Proben, dabei auch vollständige Novellen, wirkt aber stärker als ein Verlagskatalog, da er die Neuerscheinungen, die nicht mit größeren Auszügen vertreten sind, durch kurze Einführungen und auch Besprechungen unter selbständigem Titel im Text anzeigt. Der Almanach 1 929 des Paul List Verlages zeigt die verblüffende Vielseitigkeit des Verlages, die doch nicht zerrinnt, sondern einen starken, bewußt schaffenden Willen hinter dem Verlag spüren läßt. Auch er begnügt sich mit dem Abdruck einzelner Ka pitel aus den Verlagswerken und bevorzugt hauptsächlich die bio graphischen Werke, Alfred Nobel, Chaplin, Lawrence, Lassalle u. a. Als für den Verlag werbender Katalog mag er sehr gut sein, doch treffen auf ihn besonders die Bedenken zu, die ich in den ersten Absätzen meiner Ausführungen äußerte. Auch der A m a l t h e a - A l m a n a ch 1929 weicht hierin nicht von den Erzeugnissen der anderen Verleger ab. Er ist geschaffen, um darin zu blättern und zu naschen, aber nicht, um ihn zu lesen und geschlossen zu genießen. Wenn das beabsichtigt ist, ist er sehr gut. Sein Inhalt ist vielseitig, gibt ein erstaunliches Bild von der um fassenden Verlagstätigkeit, ist geschmückt mit schönen, zum Teil far bigen Bildern, für die leider in einzelnen Fällen ein zu großer Raster gewählt wurde, geschmackvoll aufgemacht und in einer schönen klaren Type gedruckt. Der G r e i f - A l m a n a ch 1929, herausgegeben vom Cotta' schen Verlage, der dieses Jahr zum vierten Male erscheint, hat sich neben den Almanachen der übrigen Verleger gut eingefllhrt. Auf Grund der Leseproben wird gezeigt, wie es dem Verlag ge lungen ist, nicht nur die alte, ruhmvolle Tradition zu pflegen, son dern auch neue, verheißungsvolle Kräfte an sich zu fesseln. Neben den bewährten Hausautoren, wie Sudermann, Herzog, Rosner u. a., sind auch neue Namen, wie Sondermann, Stücklen mit einer Kost probe aus seinem ersten Romane und Adolf Paul mit einer Er zählung, vertreten. Frank Thieß schrieb über Rolf Lauckner, dessen gesamtes dramatisches Schaffen nunmehr bei Cotta vereinigt ist. Ganz auf einen Namen hat C h r. Kaiser, München, seinen diesjährigen Almanach gestellt. L u t h e r - A l m a n a ch nennt er das kleine Heftchen, das von und über Luther eine Anzahl Aussätze zum Abdruck bringt. Das anschließende Verlagsverzeichnis führt fast ausschließlich Lutherschristen auf und verweist auf die Sondcrpro- spekte der übrigen Verlagswerke. Die verwendete »Alte Schwa- bachcr« ist etwas zu schwer für das kleine Format des mit vier Bild tafeln geschmückten Heftes. Auf die nunmehr zu besprechenden Verlegeralmanache trifft der größte Teil der bisher geäußerten Bedenken nicht zu. Sie ent sprechen am ehesten dem, was ich mir unter einem Verlegeralmanach vorstelle. In der achten Folge 1928/1929 erschien der bekannte Katalog »D e n F r e u n d e n d e s V e r l a g s F. A. B r o ck h a u s«. Er scheint mir der ideale Verlegeralmanach zu sein. Sein Preis ist so niedrig (20 Psg. netto), daß es dem Sortimenter möglich ist, ihn an diejenigen seiner Kunden umsonst abzugcben, von denen anzu nehmen ist, daß sie der darin vertretenen Literatur größeres Inter esse entgegenbringen. Der schmucke, schön ausgestattete Katalog wird sicher jeden der Empfänger veranlassen, ihn seiner Bibliothek einzu reihen, um ihn zu Rate zu ziehen, wenn man seiner bedarf. Ein leitung und Ausklang des textlichen Teiles haben den »Großen Brock haus« zum Inhalt und rücken dadurch dieses jüngste Kind des Ver lages in den Mittelpunkt des Interesses. Von vr. Hermann Michel enthält der Almanach einen Aufsatz »Der Große Brockhaus und seine Ahnen«, der sicher auch dem Buchhändler manches Neue und Inter essante in unterhaltender und anregender Form gibt. Eine farbige bildstatistische Tafel ergänzt die Ausführungen des Aufsatzes und macht den wachsenden Umfang und die dadurch auch wachsende Be deutung des Brockhausschen Lexikons sehr sinnfällig. Fritz Müller- Partenkirchen plaudert amüsant und liebenswürdig über das Lexikon. Im übrigen bringt der Almanach Kostproben aus den neuesten Werken des Verlages, natürlich in der Hauptsache aus den Neise- werken, geschickt ausgewählt und sicher in vielen Fällen zum Kauf anregend. Ein Schlußaufsatz faßt die gesamte Jahrcs-Produktion 1928 des Verlages Brockhaus zusammen. Das systematisch eingeteilte Verlagsverzeichnis bildet den Schluß des Kataloges. 1339
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