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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1917
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- 1917-07-25
- Erscheinungsdatum
- 25.07.1917
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 171, 25. Juli 1917. 16,50 Kr.). Bei dem Vergleich mutz auch die von der Ein wohnerzahl Schwedens abhängige bedeutend geringere Absatz möglichkeit in Betracht gezogen werden. Man wird zugcben müssen, das; die von Bllcherkäufcrn ost ausgesprochene Klage über die hohen Preise der deutschen Bücher nicht ganz unberech tigt ist. Von seinem Werk über Karl XII. veröffentlichte Pro fessor Quennerstedt den zweiten Teil, dessen intime und unter haltende Schilderungen aus dem Leben des großen Kriegshel den eine Menge von bisher unbekannten Tatsachen und seltenen Bildern bringt. In der gegenwärtigen heroischen Zeit hat das Buch viele Leser gesunden. Ein anderes Buch über Karl XII.: »Studier övvr Lar! XII: s Politik 1703—1706. krön Tborn tili Altranstädt. I. 1703—1704« (Studien über die Politik Karls XII. Von Thorn bis Altranstädt) ließ Karl Herlitz in demselben Verlage erscheinen. Der Verlag sagt darüber: »Man wird darin — wenn auch in anderen For men — viele von den politischen Problemen, die besonders in de» osteuropäischen Staaten die Gegenwart beschäftigen, wieder- findeu. Vielleicht wird der Kampf, den Karl XII. und sein Volk gegen die hervorstürmendc moskowitische Macht führten, in die ser oder jener Beziehung ein klareres Licht über den rasenden Weltkrieg werfen.« Und endlich erschien dort auch von G. Ildd- grcn eine kleine, aber ausgezeichnete Sammlung spannender historischer Erzählungen der Heldentaten und Abenteuer der Ka- rolinischen Krieger. Das Buch heißt »Da tapprasta« (Die Tapfersten) und eignet sich für die Jugend im Alter von 10—15 Jahren. Eine stark verlangte und von der Kritik sehr geprie sene Schilderung der schwedischen Königinnen veröffentlichte Lundh-Ericsson im Verlag von M. Bergwall. Seit einigen Jahren erscheint bei Norsledt L Toner eine volkstümlich angelegte schwedische Geschichte von vr. Carl Grimberg, dessen Lehrbücher sämtliche früher gebrauchten aus dem Schulunterricht verdrängt haben. Von dem erwähnten Werk erschien zu Weihnachten der erste Band einer besser ausgestatte ten Ausgabe in größerem Format. Die geschichtlichen Lehrbü cher dieses Verfassers gaben übrigens neulich Gelegenheit zu einem liefen Einblick in die Intelligenz der schwedischen Sozial demokratie. Zwei sozialdemokratische ReichstagSabgcordnete machten im Reichstag sein Lehrbuch zum Gegenstand einer An frage, worin behauptet wurde, der Verfasser verherrliche den Krieg und diene einer einseitigen politischen Anschauung. Die Interpellation, die eins der seltsamsten Dokumente der Selbst überhebung und Beschränktheit darstellen dürfte, war mit einer Menge der lächerlichsten Beispiele gespickt und wurde sowohl von dem Angegriffenen als auch von der zuständigen Behörde mit wohltuender Satire abgcwiesen. Die moderne Philologie hat in Schweden nie solche Blüten wie in Deutschland getrieben. Einerseits hat man keine mit den deutschen vergleichbare» Klassiker zum »Erklären«, andererseits mangeln dem Schweden die deutsche »Gründlichkeit« und der Hang zur Klügelei. Auch ist die Möglichkeit, für Werke dieser Art Verleger zu finden, bei uns sehr beschränkt, sodaß die philo logische Lileraturforschung hauptsächlich ans Zeitschriften, aka demische Dissertationen und gelehrte Veröffentlichungen streng wissenschaftlicher Institutionen und Gesellschaften angewiesen ist. Doch scheint sich jetzt eine ganze Slrindbergliteratur schnell zu entwickeln. Ter Gegenstand ist ja auch des Scharfsinns der Forscher würdig und außerordentlich reich an Möglichkeiten. Laut einer Literalurllbersicht im letzten Heft der Zeitschrift »Samlarcn« erschiene» im Jahre 1916 nicht weniger als 32 Werke über Strindberg, wovon aber mehrere Wohl Aufsätze in Zeitschriften gewesen sind. Das neueste aus dem Gebiet ist ein Buch über »Strindberg oeb inusiken« von V. Hellström im Ver lage von Norsledt L Söner. Bekanntlich spielte die Musik in der Produktion Strindbergs eine sehr große Rolle, und der Gegen stand dürfte mit diesem Buch nicht erschöpft sein. Strindberg spielte selbst mehrere Instrumente und liebte besonders das Klavier. Ein Bruder von ihm war Berufsmusiker. Strind berg und der bekannte Tonsetzer Alfvön veranstalteten regel mäßig ordentliche Kammermnsikabcnde in seiner Wohnung. Auch beschäftigte er sich einige Zeit mit Komponieren. Ein Lied aus dem Schauspiel »Die Kronbraut« rührt von ihm her und dürfte seine einzige der Nachwelt bewahrte Komposition sein. Strind bergs dramalische Dichtung hat in Schweden immer noch mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Schuld daran mag wohl zum Teil die Kritik tragen, denn das Publikum verhält sich keines wegs eigentlich gleichgültig. Freilich hat es Strind berg stets ein wenig mißtrauisch gegenübergestanden. Keiner ist ja Prophet im eigenen Lande. Doch hätte die Kritik ohne Zwei fel Strindberg als den gewaltigen Dichter, der er wirklich ist, im allgemeinen Bewußtsein durchsetzen können. Es scheint aber ein Zeugnis von Reife und Gelehrtheit zu sein, sich gegenüber Strindberg kühl und streng kritisch zu Verhalten. Daraus läßt sich wohl auch erklären, daß Stücke, die in Deutschland mit glän zendem Erfolg aufgefllhrl wurden, in Schweden sich nur kurze Zeit aus dem Spielplan zu halten vermochten. Strindberg wird nur selten gespielt. Seine großen historischen Dramen, die vor mehreren Jahren mit wirklichem Erfolg aufgeführt wurden, läßt man mit unbegreiflicher Gleichgültigkeit ruhe» und bietet dem Volk allerlei Süchtigkeiten vom Tage. Daß der Leiter der Na tionalbühne, der Kgl. Dramatischen Theater, seine Pflichten gegen über dem größten Dichter der Gegenwart nicht verstanden hat, muß ihm als ein unverzeihlicher Fehler angcrechnet werden. Er ist übrigens vor kurzem wegen angeblicher Vernachlässigung der einheimischen dramatischen Dichtung und Bevorzugung auslän discher Schauspiele und solcher von ihm selbst oder Angehörigen seiner Familie sehr scharf angegriffen worden. Während ich von Strindberg spreche, muß ich einen Angriff auf seinen deutschen Übersetzer E. Schering erwähnen. In Vogens Xxketer wurde dieser neulich beschuldigt, in deutschen Zeitungen und Zeitschrif ten Aussätze über Strindberg mit seinem Namen veröffentlicht zu haben, die eigentlich nur Übersetzungen schwedischer Originale waren. Inwieweit die Vorwürfe zutresfen, kann ich natürlich nicht beurteilen. Bemerkenswert ist aber, daß die Angriffe auf Schering von verschiedenen Seiten nicht aufhören wollen. Hin ter dem letzten Angriff dürste wahrscheinlich der bekannte, nicht immer objektive Literaturkritiker der genannten Zeilung vr. I. Landquist stehen. Er ist auch Herausgeber und Kom mentator der großen seit einigen Jahren erscheinenden ge sammelten Ausgabe von Strindbergs Werken. Ein anderer verstorbener Dichter, der die Literaturforschung recht lebhaft beschäftigt, ist der Dichter Gustaf Fröding, der durch sein tragisches Schicksal besonders interessiert. Auf der Höhe seines Schaffens wurde er von Geisteskrankheit befallen und ist nie wieder völlig gesundet. Seine Gedichte sind geistiges Eigentum des ganzen Volkes geworden, und in der schwedischen Dichtung hat er seinen Platz in der vordersten Reihe, vr. I. Landquist behandelte zu Weihnachten sein Schaffen in einer aus führliche» literarischen Studie. Gleichzeitig erschien eine psy chologische Studie über Fröding von Professor Frey Svenssou. Upsalch der den Dichter während der schwersten Periode seiner Krankheit Pflegte und also eingehende psychologische Beobach tungen anstelle» konnte. Beide Werke erschienen im Verlag von Alb. Bonnier. Dort erschien auch im Frühjahr 1917 zur Feier des 100. Jah restages des Todes der Dichterin eine sehr vornehm ausgestat tete, erweiterte Auflage der literarisch-biographischen Studie über Anna-Maria Lenngren von Prof. K. Marburg. Diese Dich terin, die wohl in Deutschland ganz unbekannt ist, gehört neben Bellman, dessen Zeitgenosse sie war, zu den wirklichen Lieb lingen des schwedischen Volkes und verkörpert wie kein anderer den feinsatirischen Geist der Nokoko-Zeit. Ihre dichterischen Schöpfungen haben noch dieselbe unmittelbare Frische wie vor 100 Jahren. Von gewissem Interesse, besonders für katholische Kreise, ist die feinsinnige Studie von Professor H. Schlick über den Mönch Petrus de Dacia, den ersten schwedischen Schrift steller. Dieser Mönch wirkte in Schweden gegen Ende des 13. Jahrhunderts, und nach der Aussage des Verlegers (H. Ge ber) zeigen seine Briefe und Schriften einen für seine Zeit über raschenden Seelenadel und ein mit zarter Mystik durchdrunge nes Wesen.
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