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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-24
- Erscheinungsdatum
- 24.11.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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.>/ 272, 24. November 1913. Redaktioneller Teil. «S-I-nbl-n >. d. Dtschn, Buchh-nd-l. 12815 i^ortletzuug zu Seile 127S8.j so weniger zu entschuldigen, alz die Versandspcseu von Druck sachen fabelhaft gering sind, je SO g' kosten 14 v., so daß also für eine einzige ?eset» 400 Prospekte verschickt werden können! In weit günstigerem Licht zeigt sich uns die Rabattsragc, die seit 1. Januar 1908 durch folgende, von der »Lsoeiaoion äo I» lübroria« festgelegte Bestimmung geregelt wird: »Jedes Mitglied ist verpflichtet, die Bücher ans Publikum zum festgesetzten Preise zu verkaufen und keinen Rabatt zu gewähren weder an Schulen, Bibliotheken noch Korporationen; früher eingcgangene Verpflichtungen jedoch ausgenommen. Ausnahmsweise ist erlaubt, auf Fakturenbeträge von min destens 250 ?ta8. dem Käufer einen kleinen Kassaskonto zu gewähren, der aber aus keinen Fall 5 7» übersteigen darf.« Ich kann nicht behaupten, daß diese Verordnung mit der wünschenswerten Gewissenhaftigkeit befolgt wird, aus jeden Fall aber geschieht die Gewährung von Rabatt nur in Ausnahme fällen und ist keineswegs ein alltägliches Vorkommnis. Zum Schluß noch ein Wort über den Buchhändler und seine Mitarbeiter. Der Bildungsgrad ist so ver schieden, daß ein einigermaßen einheitliches Bild nicht kon struiert werden kann, von der allerelemcntarsten Schulbildung bis hinaus zum Akademiker sind alle Variationen vertreten. Den Gehilfen fehlt jede berufsmäßige Vorbildung, sie rekrutieren sich gewöhnlich aus den ärmeren Klassen, treten mit einer mittel mäßigen Schulbildung ausgerüstet, ganz jung ins Geschäft ein, wo sie in den meisten Fällen vorerst als Laufburschen, Packer usw. verwendet werden. Die aufgeweckteren unter ihnen werden dann nach und nach zur Praktischen Erlernung des Buch- Handels hcrangczogen und suchen wohl auch ihrer mangelhaften Bildung durch Selbstunterricht und Besuch von Abendkursen nachzuhelfen, wobei ihnen die den Südländern allgemein eigene, überraschend leichte Auffassungsgabe sehr zustatten kommt. So finden wir denn, trotz der ungünstigen Vorbedingungen, im großen und ganzen doch ein ganz tüchtiges Personal. Vor 5 Jahren wurde in Madrid die »i1.sooiavion mutuv- iustruotiva cko Lmpisackos ckk Inbroria« gegründet, die die engere Vereinigung der Gehilfen und deren wettere fachmännische Aus bildung durch Vorträge, Abendkurse usw. bezweckt. Leider findet dieses Unternehmen nicht die erwartete Unterstützung seitens der Chefs; ja, die Abendkurse mußten sogar eingestellt werden, da die Mehrzahl der jüngeren Gehilfen die Erlaubnis zu deren Be such nicht erhielt. Ich muß hinzufügen, daß der allgemeine Ladenschluß in Madrid noch nach recht vorsintflutlicher Gewohn heit erst um 9—V-10 Uhr abends erfolgt. Hoffen wir, daß dieser alte Zopf bald fallen wird und das ehrliche Streben der Gehilfen nach mehr Bildung und Freiheit die verdiente Beach tung und Unterstützung findet. »Paciencia« (Geduld), sagt der Spanier, es mutz doch alles gut werden! Madrid, November 1913. Wm. Keßler. Brotartikel Von Louis K u k o l - Berlin-Schöneberg. Jeder Sortimenter, sofern er nicht ein rein wissenschaftliches Geschäft hat oder durch Lieferungen an Behörden u. dgl. sicher gestellt ist, wird die sogenannten »Brotartikel« zu schätzen wissen. Ich verstehe darunter solche Bücher, Broschüren und Zeitschriften, die man mühelos verkauft, indem man sie in Stapeln auf den La dentisch legt. In erster Linie gehören hierher Wohl die wohlfei len, guteingeführten Romanserien, deren Neuerscheinungen das Publikum stets mit Spannung erwartet. Der »Sortimenter weiß den Verlegern dieser Sammlungen Dank und legt den neuesten Band gern reihenweise aus. Denn wo ist der Buchladen, der von den »wahren Literatursreunden«, von Bibliophilen und ande ren literarischen Genießern allein existieren kann? Der Verleger, der »Luxusartikel«, wie die bekannten signierten Liebhaber-Aus gaben u. dgl., herausgibt, weiß selbst ganz genau, daß er auf die Unterstützung des Sortiments nicht groß rechnen kann und arbeitet daher mehr oder weniger direkt mit dem Publikum. Eine besondere Freude macht er dem Sortiment damit nicht, wenn auch seine Berlagstätigkeit an sich recht verdienstvoll und durchaus berechtigt sein mag. Daß diese »Luxus-Verleger« mit einem gewissen mitleidigen Lächeln auf die »Buchfabrikanten«, d. h. die Herausgeber einer wohlfeilen und daher gutgehenden Unterhaltungs-Lektüre, herabsehen, ist einigermaßen verständlich. Bedenklich ist aber, daß sie sich, wie manche Veröffentlichungen der letzten Zeit gezeigt habe», berufen fühlen, den Vormund und Anwalt des Sortiments zu spielen. Wenn sie fortgesetzt bemüht sind, durch ihre Kritik Unternehmungen, die nur der Unterhal tung dienen wollen, herabzusetzen, so erweisen sie wahrlich dem Sortiment einen schlechten Dienst, denn sie werfen Steine auf die Leute, die dem Buchhändler das Brot ins Hans bringen, und machen ihm seine besten und treuesten Kunden abspenstig. Sind es nicht gerade die wohlseilen Romanserien, die einen ganz anderen Zug ins Sortiment gebracht haben? Haben nicht diese Unternehmungen dem Sortiment ein Publikum zugeführt, das sonst uninteressiert an jeder Buchhandlung vorüberging, und haben sie nicht das große Publikum davon abgehalten, seinen lite rarischen Bedarf in Leihbibliotheken zu decken? Sind dem Buch händler nicht dadurch, daß ihm diese neuen Kunden ins Haus gebracht wurden, die größten Möglichkeiten gegeben? Denn der Käufer, der eines billigen Romans wegen in den Laden kommt, wird ihn, wenn der Verkäufer nur einigermaßen geschickt ist, selten mit dem gewünschten Buch allein verlassen. Zum mindesten ist er doch durch den Aufenthalt beim Heraussuchen, Einpacken, Bezahlen usw. gezwungen, sich in dem ihm vielleicht »fremden Gelände« einmal umzusehen, wobei sich ihm, halb un bewußt, allerlei Namen, Titel und Bilder einprägen. Nur grobe Kurzsichtigkeit kann den Wert eines solchen Besuchers unter schätzen. Der tüchtige Sortimenter weiß auch ganz genau, was er anjede m Menschen hat, der ihm ins Haus kommt, und wird sich nach wie vor — trotz der Unkenrufe aus »rein literarischen« Kreisen — freuen, wenn ihm der neueste Band einer Unterhal tungs-Bibliothek einen Schwarm von Interessenten in den Laden bringt. Daß der Sortimenter sich ins eigene Fleisch schneiden würde, wenn er diese »Brotartikel« aus seinem Laden verbannen würde, dürfte also klar auf der Hand liegen. Wenn er aber in erster Linie Idealist ist und erst in zweiter Linie Geschäftsmann, ist er da nicht verpflichtet, die Warnungen aus bestimmten Kreisen zu berücksichtigen? Ich sage-nein! Denn diese Art der Kritik, die es immer und immer wieder aus die bekannten weitverbreiteten und gewinnbringenden Sammlungen abgesehen hat, geht von ganz falschen Voraussetzungen aus. Sie legt an Werke, die lediglich der Unterhaltung und Zerstreuung dienen wollen, den Matzstab rein literarischer Edelware an. Da können sie freilich meist nicht bestehen. Aber ist man immer in der Stimmung und Verfassung, weltentrückt den Klängen und Sängen eines Olympiers zu lauschen? Hat man nicht oft genug, z. B. nach dem Ärger und Verdruß imGeschästsbetriebe.auf langweiligenDienstreisen, bei der täglichen Fahrt zu der Arbeitsstätte, das Bedürfnis, sich ange nehm zu unterhalten, sich etwa von einer Welt, die einem viel leicht fernliegt, etwas vorplaudern zu lassen, kurz, sich durch eine spannende und dabei — ach so unschuldige — Erzählung die Zeit vertreiben zu lassen? Und dieses Bedürfnis sichert m. E. der vielgeschmähtcn »Unterhaltungslektüre« ihre Existenzberech tigung. Ich bin überzeugt, daß derselbe Mann der Gottfried Kellers «Grünen Heinrich« und Raabes »Hungerpastor« zu seinen Lieblingen zählt, sich auch zur gegebenen Zeit ganz gut einmal durch einen Roman von einem der Vielgelesenen — Namen er übrigen sich — unterhalten lassen kann. Besonders oft wird darüber geklagt, daß man in den wohl seilen Ausgaben die Originalwerke gekürzt und verstümmelt er hält. Demgegenüber möchte ich die Frage aufwerfen: Wo ist der Künstler, der sein Werk ein zweitesmal vor die Öffentlichkeit bringt, ohne es einer gründlichen Durcharbeit zu unterziehen? Liegt nicht dieses Bedürfnis der Umarbeitung vielmehr tief be gründet in der Natur der Weiterentwicklung, der jeder schaffende Künstler stärker unterworfen ist als andere Sterbliche? Es ist doch auch nur zu verständlich, daß ein Autor, bevor er ein viel leicht älteres Werk von neuem einem vieltausendköpfigen Publi kum übergibt, den Wunsch hat, es noch einmal gründlich durch zuarbeiten. Daß bei Romanen stilistische Änderungen und vor
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