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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1928
- Strukturtyp
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- Band
- 1928-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1928
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- Deutsch
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>!? 268, 17, November 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. gefügt: »Königliches Ballet Anno 1660 durch einige Potentaten der Christenheiten, Papst und Türken getanzt-. Und so wurde noch viel — gedruckt wie geredet. Noch im Jahre 1794 taufte der Magister Colbatzky seine »Höllische Zeitung« um in »Hallcscher Kurier im Gespräch mit einem Bauern von den neuesten Zeitereignissen und Welthändeln-. Allgemein bekannt sind des Christian Thomasius »Monats-Gespräche» (1688/89). In den »P o st r e u t h e r n- nahmen solche Ge spräche zuletzt geradezu dramatische Form an. Auch die »Geschriebene Zeitung- ist uralt. Die erste ist der erste Brief. Gleichgültig, ob er nur, was Ab sender und Empfänger allein angeht, oder darüber hinaus auch allgemeiner Interessantes enthält: jeder Brief bedeutet »Neues und Neues ist »Zeitung-. Schon Walther von der Vogelweide gebraucht »Brief« in diesem Sinne: Böse Briefe sind uns Her von Rome kommen. Das Wort »Brief«, vom lateinischen »drev«« (kurz) abge leitet, erinnert daran, daß Schreiben ehedem eine Kunst war, die nur wenige verstanden. Diese mußten sich notgedrungen kurz fassen; sie hatten immer mit ihrem Schreibwerk alle Hände voll zu tun. Und wie sie es in der Lateinschule gelernt hatten, schrieben sie lateinisch. Das Latein war die internationale Sprache der Gelehrten und Diplomaten, wie — später — das Italienische die des internationalen Handels. So fiel ein latei nischer Brief an eine Stadt auf! Im Jahre 1421 schrieb der Nürnberger Rat nach Tachau: »Lieben Freunde, Ewr latey- nischer Bries ... ist vns kleglich zu hören«. Ein deutscher Brief war noch im Mittelalter etwas Außergewöhnliches. Das be zeugt eine Äußerung Ulrichs von Lichten st ein: »Ein tiütscher Brief ouch da bi lac», als ihm einmal ein solcher zu Gesicht kam. Man wunderte sich darüber freilich nicht erst jetzt! »Los mir»«, sagt schon der Mönch von Weißenburg, »tum muzuos Ausführlichere »Berichte-, vorzugsweise amtlicher Art und nur über ein besonders wichtiges Ereignis, nannte man — ebensalls lateinisch — »Relation«. Demzufolge bezeichnet die Wissenschaft jetzt alle aus früheren Jahrhunderten auf uns gekommenen »Geschriebenen Zeitungen- als »Original- Relationen«, ein Begriff, der aber hinsichtlich des »original in jedem einzelnen Falle sorgfältiger und oft mühsamer Recht fertigung bedarf. Von den »Fuggerzeitungen« sind nur die allerwenigsten Originale, von den deutschen Fürstenkorrespon denzen vielleicht die Hälfte. Tausende, hunderttausende von Zeitungen wurden abgeschrieben, wer weiß, wie oft. Die früheste abschriftlich verbreitete Zeitung ist schon ein Bericht über die Schlacht bei Crecy im Jahre 1346 im Breslauer Archiv. Luther spricht — beide Male — von »Neuer Zei- ' t u n g». Das war das allgemein übliche, daß man zu »Zeitung» »neu» hinzusetzte! Neu soll jede Zeitung sein, das Neueste vom Neuen, und — jeder wollte es wissen. Man bekam nie genug davon. Philipp Melanchthon, der viele fürstliche Herren mit Neuigkeiten bediente, bat Herzog Albrecht von Preußen, ihm »oft und viel Neue Zeitungen zu schrei ben, da er schier am Ende der Welt sitze und bisweilen weniger denn Nichts von Neuen Zeitungen bekomme». Schon Johan nes Fischart, der bedeutendste Publizist der Gegenrefor mation, spottete über das »neuzeitungslebige Volk und seinen Zeitungskitzel-. Wie mächtig der war: im März 1998 schickte der Administrator von Kursachsen einen gewissen Johann Georg Badelmas eigens nach Prag, um etwas über den Fortgang der Kriegshändel in Ungarn zu erkunden. Der kam dort gerade zur rechten Stunde. Er meldete sich beim Obersten Hofmeister Rumpf und erfuhr von ihm den Fall der Festung Raab, den er dem Administrator, dieser dem Markgrafen Joachim Friedrich von Brandenburg, der wieder dem Herzog Ulrich von Mecklenburg meldete; alles das »in eil». Weiter setzt Luther »gut» und »tröstlich« hinzu. Auch das war allgemeiner Brauch, gleich am Eingänge die Art der Botschaft anzugeben, ob sie erfreulich oder betrüblich — bei Kriegsnachrichten »siegreich- oder »jämmerlich, wahrhast erbärm lich und kläglich« — war. Förmliche Überschriften finden 1282 sich nur über längeren Berichten über einzelne, besonders wich tige Zeitereignisse, und zwar nicht eigentlich über eilig ge schriebenen »Original-Relationen« aus erster- Hand, sondern über Abschriften, die in aller Ruhe zur Weitergabe hergcstellt wurden. Wie sehen überhaupt die »Geschriebenen Zeitungen» aus? Zwei Arten springen ins Auge. Die wirklichen »Original-Rela tionen» von »Zeitungsschreibern von Ruf und Beruf- — Ge lehrten, Diplomaten, fürstlichen Agenten und Residenten — sind durchgängig formlos. Auf Äußerlichkeiten legten diese Männer keinerlei Gewicht, nur auf den Inhalt. Anders die Brief zeitungen der Kaufleute. Hier entwickelte sich schon zeitig, wohl infolge ausländischen (italienischen) Einflusses, eine gewisse Form, die namentlich die meisten »Fuggerzeitungen- auszeichnet. Doch war diese wirklich nur der Kaufmannskorrespondenz eigen? Es fällt auf — allerdings eine seltene, späte Ausnahme — daß sich auch David Weyentrotz, Expastor, in einem Schreiben an Hermann v. Elsewig in Lübeck derselben »Form« bediente. Sein Zeitungsbrief fängt genau nach diesem Schema an: Laus Deo Adi (Anno Domini) den 31. Maij Ao (Anno) 1623 in Hamburg. Das sür »Geschriebene Zeitungen» allgemeingebräuchliche Format waren Foliobogen. In eiligen Fällen wurden natürlich auch alle mögliche kleine und kleinste »Zettel« benutzt, wie sie gerade zur Hand waren, oft auch »Zeddel» überschrieben. Weiter wird oft betont, daß es »gewisse Zeitungen« waren, die »von einer vornehmen glaubwürdigen, vertrauten Person stammten, um den Empfänger zu versichern, wie gut verbürgt die Nachricht war. War sie das nicht, dann machte man auch daraus kein Hehl. Besonders vorsichtig drückte sich in einem solchen Falle Herzog Albrecht von Bayern in einem Schreiben an den Kurfürsten August von Sachsen aus München vom 26. Februar 1978 aus: »E. L. überschicken wir auch hierbei eine Zeitung, die aus dem mitternächtigen (andere Male: »septentrionalen») Landen an uns kommen, daraus mögen nun E. L. glauben, soviel sie wollen«. Eine gewisse Form — der Einleitung — zeigen die Zei tungen, die von Persönlichkeiten stammen, die unter höfischem Einflüsse standen. Ein spätes Beispiel hierfür: ein Zeitungs brief von Martin Naurhas (unbekannt woher), vom 29. Januar 1633 an Heinrich Vollrat Grafen zu Stoib erg, beginnt: »Hoch und wohlgeborener Gras. E. Gn. seien mein unterthänig bereitwillige Dienst äußerstem Ver mögen nach jederzeit bevor«. So findet es sich tausendfach durch die Jahrhunderte. Unterwürfigkeit, Vorsicht, Behutsamkeit, Schüchternheit waren bekanntlich ein Grundzug deutschen Wesens gegenüber Hochgestellten. Sie zeigen sich darin, daß ungezählte »Zeitung schreiber» aller Grade damit anfangen, daß sie eigentlich gar nichts mitzuteilen hätten, und dann war es doch immer eine ganze Menge. »New Zeitung weiß ich euch sonderlich nichts zu schreiben, — denn daß unser Herr Magister Philipp Melanch thon gen Weimar zu der Disputation gezogen sei», schrieb am 29. Oktober 1940 «in Ungenannter aus Wittenberg an Hein rich Schulerus (wohl in Rostock). »Xovarum uibll« beginnt ein Brief aus Prag vom 21. Januar 1601 an den Herzog Karl von Mecklenburg, »allein obwohl die persianische Botschaft . . .«, und dann werden es anderthalb Seiten! Selbst Schreiben fürstlicher Herren fangen ähnlich an. So eins des Kurfürsten August von Sachsen vom Jahre 1983 an den Herzog Ulrich von Mecklenburg: »Wiewohl uns seit mehreren unsern Schreiben nichts sonderlich Schriftwürdiges angelangt . . .». Und das war nicht das Einzige. An König Friedrich II. von Dänemark schrieb er im Jahre 1979 fast ebenso. Diese Schreiben waren freilich Kanzleiarbeit, aber sie sind von ihm eigenhändig unterzeichnet! Wieder stoßen wir hier auf einen neuen Begriff: »Schrift- würdig« mußte die »Geschriebene Zeitung» sein. Aber: was ist »schriftwürdig«? Einmal begegnet der Ausdruck: »was zei tungsmäßig geschrieben wurde», aber auch das bringt uns nicht weiter. Noch immer war der -Brief» ein Gemisch von persön lichem und unpersönlichem Inhalt.' »Neue Zeitungen sollte ich
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