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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1928
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- 1928-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1928
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- Deutsch
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^ 252, 27. Oktober 1928. Redaktioneller Teil. lich eine Defilierkur an seinem Platze stattfand. Der Stoiker im Festkleide schenkte dem Umtrieb nicht die geringste Beachtung, auch die Betreuung seiner Nase erfolgte währenddessen in der gewohnten Weise. Am nächsten Tage war der Maskenspuk vorbei. Karl war wieder in sein ihm liebgewordenes Gewand zurückgeschlüpft, aber auf das große Loch war ein solider Tuchfleck aufgenäht und in dieser Verfassung hat der Nock dann noch lange seinem Träger gedient. Bei einer festlichen Gelegenheit, in vorgerückter Stunde, habe ich einmal in das Innere dieses wortkargen Sonderlings einen Einblick tun dürfen. Er vertraute mir an, daß er für die ärztliche Wissenschaft ein Problem sei. Er litte an einem vollkommen ver trockneten Magen. Als einziges Nahrungsmittel könne er nur noch eine bestimmte Sorte Leberwurst genießen, abends tränke er regel mäßig drei Glas Kulmbacher Bier, aber das wichtigste Lebens elixier sei für ihn der Schnupftabak. Und diese selbsterwählte Diätetik hat er dann noch eine ganze Reihe Jahre ausgehalten, das biblische Alter hat er aber dabei nicht erreicht. August Niemann erzählt in seinem eingangs erwähnten Buche »Eulen und Krebse«, daß das Stiftungsfest des Leipziger Buch- haudlungsgehilfenvereins in den 80er Jahren von manchen Gat tinnen und vielen Töchtern von Prinzipalen mit ihrer Gegenwart beehrt wurde, »während die Prinzipale an den Vereinsfesten nicht teilnahmen«. Diese Nomanstelle entspricht nur in letzterer Hinsicht der Wirk lichkeit. Wenn aber der Verfasser eine schon etwas angejahrte Primadonna des Leipziger Schauspiels auf ein Sommerfest des Gehilfcnvereins führt, und sie hier ein Goldsöhnchen mit 300 000 Mark zwecks ehelicher Verbindung angeln läßt, so ist das mehr als dichterische Lizenz. So etwas gabs dort nicht! Mit Glücksgütern waren die Vereinsmitglieder, die sich aus allen buchhändlerischen Berufszweigen zusammensetzten, nicht über mäßig belastet, dafür aber waren sie um so reicher an idealen Gütern. Bei jedem ihrer Feste, die vom Gehilfenverein allein, nicht selten auch mit dem Buchhandlungsgehilfenverband gemeinsam gefeiert wurden, druckte man eigene Festlieder, einzeln oder in Heften zu sammengestellt, die vielfach recht beachtenswerte dichterische Quali fikationen innerhalb des Jungbuchhandels erwiesen. Zum Teil waren diese Lieder ernsten, vorwiegend aber humoristischen Inhalts mit Anspielung auf Zeitgeschehnisse oder Vereins- und Verbands- angelcgenheiten. Hier hat sich auch Max Weg, der nachmals für den »blauen Montag« der Kantateveranstaltungen mehrere mit großem Beifall aufgenommene Festspiele lieferte, seine Sporen als erfolgreicher Ge- lcgenheitsdichter geholt. Sein erstes, in Versen geschriebenes Opus ist bei einem Herrenabend des Gehilfcnvereins im Krystallpalast ums Jahr 1884 herum aufgeführt morden, Zitate daraus haben sich dann noch lange in der Leipziger Gehilfenschaft erhalten. Auch manches launige Festlied widmete Weg dem Gehilfenverein wie später den Kantatefcstteilnehmern. Das Stiftungsfest des Gehilfen vereins wurde stets, in Erinnerung daran, daß die Leipziger Ge hilfenschaft die Kantatefestmahlc ins Leben gerufen hatte, ähnlich wie diese, wenn auch wesentlich bescheidener in der Speisenfolge, gefeiert. Der erste Trinkspruch wurde auf Kaiser und Reich aus gebracht, das erste Festlied lag hier wie dort in einer Lcinendecke mit zeitgemäßer Deckelpressung gleich anfangs auf allen Gedecken. Auch sonst bot sich vielfach zu Festivitäten großen Stils Ge legenheit. So zog die patriotisch bis auf die Knochen gesinnte Leipziger Gehilfenschaft alljährlich mit der Vercinsfahne im Sedan festzuge nach dem neuen Schützcnhause draußen vor der Stadt, um auf der Festwiese mit den zahlreichen Festgenossen aller Berufs klassen den Gedenktag an den 2. September des Jahres 1870 zu feiern. Auch zur Grundsteinlegung des Reichsgerichts rückte sie mit der Fahne aus, feierte den 90. Geburtstag Kaiser Wilhelms im »Sicbenmännerhause«, das 20jährige Bestehen des Buchhand- lungsgehilfenvcrbandes und vereinigte sich auch sonst bei passenden Gelegenheiten, um, wie in einem ihrer Festlicher so schön gesagt wurde: »Mit dem ,Crostitzer', dem süßen, sich die Kehle zu be gießen.« .... Bei einer solchen Gelegenheit hatte der damals sehr geschätzte Leipziger Lokaldichter Edwin Bormann, der für die Kantatefest mahle stets ein mit stürmischem Beifall aufgenommenes Festlied lieferte, auch der Leipziger Gehilfenschaft ein solches gewidmet. Es hieß: »'s Lied von der golonialen Buchhandelbltehde«. Die reine Freude, mit der wir es an der Wiege unseres Kolonialreiches damals gesungen haben, würde es heute, wo wir an seiner Bahre trauern, kaum noch auslösen, es ist aber von so drastischer Komik, daß cs wert wäre, der Vergessenheit entrissen zu werden. Vielleicht ist es in einem seiner Gedichtbände (jetzt Edwin Bormaun Verlag jLeo Kajet), Berlin-Tegel) zu finden. 1192 Der Höhepunkt aller Festfreude war für die Leipziger Ge hilfenschaft zu alten Zeiten die alljährliche Kantatcfestfeier. Das Festmahl fand damals stets in den Sälen des Krystallpalastes statt, in denen eine Zahl von 900 bis 1000 Teilnehmern ohne Schwierig keiten untergcbracht und mit Speis und Trank verpflegt werden konnte. Hier saßen insbesondere die Belegschaften der Kommissions geschäfte an langen Tafeln gruppenweise zusammen, um für die sauren Wochen der Mcßabrcchnungsarbeiten, die hinter ihnen lagen, durch das frohe Fest, das sie mit der Prinzipalität und zur Messe nach Leipzig gekommenen Geschäftsfreunden gemeinsam feierten, entschädigt zu werden. Das Essen fing um 2 Uhr an und endete gegen 6 Uhr abends. Der angebrochene Abend wurde dann meist noch zu einer fidelen Erkneipe benützt, die des opulenten Nachmittags würdig war. In unserem Betriebe war es üblich, daß die Gehilfen, die am Essen teilgenommen hatten, eine Anzahl Droschken requirierten und über den Augustusplatz fuhren, wo damals noch die österliche Kleinmesse abgehaltcn wurde. Daun ging die Fahrt durch den schönen Wald weg »Die Linie« nach Connewitz ins Waldcafe. Hier wurde weiter gefeiert, solange — der Kassierer mit dem nervuZ rerum bei der Gesellschaft blieb. Er war ein guter Mensch, der auch seinen Kollegen alles Gute gönnte, da er aber am folgenden Montag die Mcßabrechnung und damit den schwersten und verantwortungsvollsten Tag des ganzen Jahres vor sich hatte, denn die Verlegcrsaldi wurden noch in barer Münze ausgezahlt, so bestand immer eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und den Ändern Kneipgenossen wegen des Schlusses der Sitzung. Einmal mar er der Zecherrunde heimlich entwichen, seitdem hatte er stets einen »Ehrenbegleiter« neben sich, wenn er einmal hinausgehen mußte. Schließlich war man aber einsichtsvoll genug, ihn entschlüpfen zu lassen, eine kleine Gruppe der Trink festen zog dann noch zu »Baarmann«, um hier für eigene Rechnung den Festtag zu beschließen. Neben den Festliedern wurden in früherer Zeit viele Neklame- artikel von den Buchbindereien und Buchdruckcrcien an den Fest tafeln verteilt, Kalender, Zigarrentaschen, Visitenkartentäschchen usw. Um alle diese Herrlichkeiten transportieren zu können, lieferte der Festausschuß gegen Ende der Tafelrunde grellfarbige Papier beutel, die aber nicht nur zur Verstauung des reichen Gabenscgens dienten, sondern gleichzeitig auch einem höheren Zweck. Der etwa aus dem Gleichgewicht gebrachte Kantatefestgast, den der Beutel als solchen legitimierte, war damit auch als Gast der Bücherstadt kennt lich gemacht und der besondcrn Obhut des Leipziger Schutzmanns auf dem schwankenden Nachhausewege zugewicsen. Die Kantateherrlichkeit schwand für die Gehilfenschaft mit dem Einzug des Börsenvercins in das neue Buchhändlerhaus. Zwar wurden hier zunächst die Nebensäle geöffnet, um die Gäste auf- zunchmen, die an den im Hauptsaal ausgestellten Tafeln nicht Platz hatten; als aber diese Maßnahme zu Unzuträglichkeiten führte, wurde die Teilnehmerzahl nur noch auf die Börsenvereinsmitgliedcr und deren Prokuristen beschränkt. Gleichzeitig wurden die Neklame- spenden mit wenigen Ausnahmen nicht mehr zugelasscn. Seitdem feiert die Leipziger Gehilfenschaft alljährlich ihr eigenes Kantate fest als Kommers mit künstlerischen Darbietungen und fröhlichen Festliedern. Hier findet so manche Spende, die früher in den bunten Festbeutel gewandert wäre, einen dankbaren Abnehmerkreis, hier hat auch die alte Kantatefröhlichkeit weiterhin eine pflegliche Stätte beim Leipziger Buchhandlungsgehilfen. Hermann Pfeiffer. Bibliographie des Handpuppentheaters. Von Dir. vr. Hugo Schmidt (Schmidtverbeek), Hainichen i. Sa. (Schluß zu Nr. 250.) II. Einzelne Stücke. Baur, Olli von, u. Schenck, Hans: Die verschwundene Prin zessin. München, G. D. W. Callwey. 19 S. (Die Schatzgräber bühne, Nr. 14.) B e n d a, I o h a n n: Puppenspiele. Hamburg, Alfred Janssen, 1904. — Kasperles Schelmenstreiche. Schwank . . . nebst einer Anleitung zur Herstellung und Einrichtung des Kasperl-Theaters mit Jllustr. von Martin Hochstein. 2. Ausl. Berlin, Ed. Bloch, 1910. 37 S. Bethge, Ernst Heinrich: Seid ihr alle da? Kasperle feldgrau. Kasperspiclc. Leipzig, Arwed Strauch. 1 Mk. — Kaspar modern. Kaspar geht zum Film. Leipzig: Arwed Strauch, 1928. 37 S. 1.50 Mk.
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