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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1928
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- 1928-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1928
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X» 228, 29, September 1928, RobEonsller Teil, Börsenblatt f. d, Dtschn. Buchhandel. In wie seltenem Maße er die Liebe und Verehrung seiner Mit menschen besaß, hat aber Max Winckelmann noch selbst erfahren, als ihn Rudolf Hofmann im Kantate-Taschenalmanach für das Jahr 1910 mit diesen goldenen Worten begrüßte: »An Auszeichnungen hat es ihm nicht gefehlt, aber alle Zeit ist er der einfache, bescheidene Mann geblieben, der, in seiner liberalen Gesinnung jedem Fort schritt huldigend, doch konservativ im besten Sinne des Wortes geblieben ist. Konservativ, d. h. erhaltend und festhaltend das Gute und Schöne in Gesinnung und im Tun, konservierend die unvergäng lichen Werte edler Lebensauffassung, wie sie in der Treue zum Vaterland, in der Liebe zu den Mitmenschen, in der Fürsorge für die Familie, in der aufopfernden Begeisterung für den Beruf zum Ausdruck kommen«. Bereits 1907 hatte Max Winckelmann seinen Sohn Franz Winckelmann als Teilhaber in das Geschäft ausgenommen. Nach dem Heimgang seines Vaters wurde dieser 1914 alleiniger Inhaber. Ihm ist die hohe Aufgabe zuteil geworden, die ehrwürdige Firma eingedenk ihrer großen Vergangenheit im Geiste und nach den Grundsätzen seiner Vorfahren durch schwere Zeiten einer glücklichen Zukunft entgegenzuführen. I. B. 5V Jahre Carl Reltzner Verlag in Dresden. Ein halbes Jahrhundert besteht am 1, Oktober 1928 der Verlag Carl Reißner in Dresden, Ein Verlag, der von Anfang an für die neuen Strömungen ln der Literatur elngetrctcn ist, der so auch eine Rolle ln der Geschichte des Naturalismus und der heu tigen modernen Literatur spielt. In den letzten Jahren ist der Ver lag besonders produktiv gewesen: diesen Herbst tritt er wieder mit einer gröberen Anzahl von Neuerscheinungen hervor, die Namen von bestem Klang tragen. Der Verlag glaubt, im Gegensatz zu der herr schenden Meinung, die Produktion nicht einschränkcn zu sollen, son dern durch sinngemäße Steigerung Mrtschastsnöte leichter über winden zu können. Man darf wohl sagen, daß die bisherigen Erfolge dieser Überzeugung nicht entgegenstehen. Carl Reißner, der Gründer des Verlages, war 1849 in Bischof stein (Ostpreußen) als Sohn eines angesehenen Kaufmanns geboren. Nach beendigter Lehrzeit in Th. Theile's Buchhandlung in Königs berg bildete er sich bei verschiedenen angesehenen Handlungen weiter aus. 1874 kehrte er von Neapel, wo er bei Detken 6, Rocholl tätig war, nach Deutschland zurück und machte sich in Köln durch Über nahme der Lengfcld'schcn Buchhandlung (Sortiment) selbständig, 1876 nahm er Alexander Ganz als Teilhaber auf. Am 1. Oktober 1878 gründeten die beiden die Jubelsirma unter dem Namen C. Reißner L Ganz. Reißner siedelte mit dem Verlag nach Leipzig über, am 1, Juli 1889 kam dieser in seinen Alleinbesitz und führt seitdem den Namen Carl Reißner. 1894 erfolgte die Verlegung nach Dresden. In Leipzig und Dresden hat Carl Reißner eine umsich, tige rege Verlagstätigkcit entfaltet, besonders auf dem Gebiete der schönen Literatur. 1889 erschien in seinem Verlag unter dem Pseu donym Bjarne P. Holmsen das Werk »Papa Hamlet«, von Arno Holz und Johannes Schlas, das am Anfang der naturalistischen Be wegung steht. Autoren wie Wilhelm Bölsche, Johannes Schlaf und Raoul H. Francs wurden von ihm entdeckt. Durch umfassende Bil- düng und vorzüglichen Charakter gewann er auch die persönliche Freundschaft und Hochachtung einer großen Anzahl seiner Autoren. Am 6. November 19V7 machte der Tod seinem schassenSreichen Leben ein Ende. — Die Firma ging zunächst in den Besitz der Witwe, Frau Elisabeth Reißner, über; zum Geschästssührer und Prokuristen wurde Erwin Paul Kurtz, der Schwiegersohn des Verstorbenen berufen, der am 1. Juli 1999 Alleininhaber wurde. Während seiner Geschäfts führung wurde die Deutsche Literaturgeschichte von Friedrich Kummer herausgegeben, die jetzt bereits in 18.—16. Auflage vorliegt. Kurtz war eine stille, zurückgezogene Natur, von seinster Geistes- und Seelenbildung. Unter Hingabe aller Kräste, geleitet von großer Liebe zu den geistigen Gütern, slihrte er den Verlag. Der Krieg, an dem er teilnahm, und die unglücklichen Nachkriegsverhältnisse waren dem Erfolg seines Wirkens hinderlich und abträglich, so daß er sich entschloß, eine junge Kraft zur Fortführung des Verlages hinzuzu ziehen: er nahm Herrn Harry Schumann, einen jungen Autor, in seine Firma aus, der 1929 Prokura erhielt, 1923 Mitinhaber und nach dem Tode von Erwin Kurtz — 23. Dez. 1926 — Alleininhaber des Verlages wurde. Es ergab sich bald, daß die Wahl gut getrof- sen war, in Gemeinschaft mit Harry Schumann wurde erfolgreich an einem zeitgemäßen Neubau des Verlages gearbeitet. Seit dieser Zeit gilt nur bas eine Ziel: Unbeirrt von modernen und vergänglichen Zeitströmungen, unbeirrt von rechts und links, in Gemeinsamkeit mit lebendigen Kräften der Gegenwart ein Neuland schaffen, das zur Zukunft führt, zum Morgen. — »Der Morgen« wurde auch der Almanach 1926 genannt, der von dem Schaffen in neuer Zeit Nach- 1074 richt brachte. Und was findet man dort für Namen vereinigt: Georg Brandes, Emil Eons, Max Halbe, Rudolf von Delius, Popper-Lyn- keus, Herbert Eulenberg, Francs, Arno Holz, Gerhart Hauptmann u. a. Auch der Almanach 1928 zum 50jährigen Bestehen des Ver lages trägt die Aufschrift »Der Morgen«, damit kunbgebcnd, daß er weniger über die frühere Produktion als über das Schaffen der letz ten Jahre berichtet. Da stehen aus der einen Seite die Briefe Walther Nathenaus, die Rathenau-Biographie und ein Werk über Henry Kord, die Schriften Friedrich Eberts, des deutschen Außenministers Stresemann und des französischen Außenministers Aristide Briand, das Werk des Fürsten Lichnowsky, des letzten kaiserlichen Botschafters in London, dann die Memoiren von Abd el Krim — Werke, die heute in weiten Kreisen größtes Interesse finden. Auf der anderen Seite stehen die Künstler- und Dichterautoren des Verlages, Da ist das große Käthe Kollwitz-Wcrk, ein dreibändiges Werk Heinrich Zilles, Alfred Knbins »Dämonen und Nachtgesichte«, Franz Mase- reels »Bilder der Großstadt«, George Grosz mit seinem »Spießer- Spiegel« und Heinrich Vogeler-Worpswede. Unter den Dichtern und Denkern finden wir Hans Much, Rudolf von Delius, Adolf Wagner, Theodor Zell, Maurice Maeterlinck u. a. Auch dem Humor ist Rechnung getragen mit Büchern von Hans Reimann und einem Werk von Noda-Roda. Von letzten Neuerscheinungen seien genannt: Philipp Scheidcmann, Memoiren eines Sozialdemokraten; Rudolf von Delius, Die kommende Ehe; Alexander Kerenski, Erinnerungen vom Sturz des Zarentums bis zu Lenins Staatsstreich; Anna Paw lowa, Tanzende Füße; Edouard Herriot, Erinnerungen eines Poli tikers und Staatsmannes; Gestalten rings um Hindenburg von einem Anonymus. Zusammenfassend haben wir das Bild eines immer mit der Zeit gehenden Verlages. So ist er auch nach dem Kriege, insbesondere unter der Leitung Harry Schumanns zum Verbreiter aktuellen Schaffens geworden. 28 Jahre Georg Müller Verlag. Wiederum kann einer der um die Jahrhundertwende entstan denen großen Verlage ein Jubiläum feiern: der Georg Müller Verlag in München besteht am 1. Oktober 25 Jahre. Wenn man Werdegang und Bedeutung dieses Verlages sich vor Augen führen, erkennen und werten will, so braucht man nur den Jubt- läumskatalog in die Hand zu nehmen, in dem alle seit Beginn erschie nenen, auch die vergriffenen und nicht mehr lieferbaren Werke aus- gcfiihrt sind. Rund 2909 Nummern sind es, zunächst eine scheinbar unübersehbare Fülle, die sich erst langsam in Gruppen scheidet und bestimmte Richtlinien erkennen läßt. Und da drängt sich vor allem die Frage nach dem auf, der diesen Verlag gegründet, 15 Jahre ge leitet und ihm seinen Stempel ausgedrückt hat. So wie S. Fischer, Eugen Diederichs und Reinhard Piper für das Gesicht ihrer Ver- lagsunternehmungen von überragender Bedeutung gewesen sind, so hat auch Georg Müller seinem Verlag nicht nur den Namen gegeben, sondern seine Entwicklung bis heute entscheidend beeinflußt. In Nachstehendem werben wir zum Teil den Ausführungen von Herrn Or. H. Floerke im JubrläumSkatalog folgen. »Georg Müller wurde am 29. Dezember 1877 als Sohn des Leberhändlers Gerhard Heinz Müller zu Mainz geboren. Über seiner Schulzeit schwebte, soweit sie im humanistischen Gymnasium verlies, kein guter Stern. Tie große Schüchternheit des schönen mädchcn- hasten, wegen seiner blonden Locken »Lockenmüller« genannten Kna ben wurde von einzelnen Lehrern, denen die Pädagogik ein Buch mit sieben Siegeln war, arg mißbraucht. Noch bis in seine letzten Lebensjahre hinein konnte er darum nicht von seiner Gymnasialzeit sprechen, ohne in maßlose Auslegung zu geraten. Die fortgesetzten Hänseleien, die dem seingeartctcn Knaben das Leben verbitterten, veranlaßten seine Mutter, ihn in das Realgymnasium zu geben. Hier sagten ihm Lehrplan und Lehrer besser zu, und er erreichte ohne Nachhilfe die Reife zum Einjährigen. Schon damals stand siir ihn fest, daß er Buchhändler werden müsse. Seine Mutter hatte für diesen Wunsch Verständnis, willigte ein, daß er die Schule verlasse und brachte ihn bei ihrem Schwiegersohn, dem wohlbekannten Radierer Peter Halm in München, unter. Damit war siir seine Entwicklung Entscheidendes geschehen. Nicht wenig von dem künst lerischen Geschmack, den er später als Verleger bewiesen, nicht wenig von den literarischen Interessen, deren Vielseitigkeit später seinem Verlage das Gepräge lieh, verdankte er dem Halmschen Hause. Denn er fand in dem seinen Künstler auch einen guten Literaturkenner und in dessen großer Bibliothek reiche Nahrung für seine Freude am Buche. Den ersten praktischen Grund aber zu seinem künstlerischen Berufe legte er in seinen drei Münchener Lehrjahren in der Lentner- schen Buchhandlung bei Fritz Stahl. Die zweite bedeutsame Etappe für ihn bildete Wien. Hier war er gemeinsam mit dem jetzigen
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