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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1928
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- 1928-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1928
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X: 288, 29. September 1928. RedaWonÄler Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. werden. Man sieht weiter, gerade dies als eines Wachsenden, vor Augen, daß im Fließen der Zeit der Kelch der »Universali tät» sich erst mehr und mehr erschlossen hat und erschließt, von der Herrschaft der schönwissenschafllichen Literatur im Anfang zur Erweiterung in Psychologie, Technik, zu den Naturwissen schaften; man rühmt, daß selbst von den ersten 35 Nummern heute noch leine veraltet sei, es ist mehr zu rühmen, daß das Wachsende Veraltetes nicht nur eben von diesen Nummern ab gestoßen hat, Neues hervorgehen läßt nicht nur neue Kreise schlagend, sondern die Gedanken wandelnd und verbessernd, von denen die Ausfüllung der alten abhängig war. Die Universal- bibliokhek gibt den Einakter für die Liebhaberbühne und den Tacitus, jüngste Novellistik und Gesetz- und Handbücher, sie gibt uns Kant, Schopenhauer und Hegel — in wissenschaftlichen Aus gaben — und Hilst uns reimen; sie durchprüft die Zeiten, Länder und Völker um, was sie ausgewählt hat, dem zu geben, das in der kaum zu übersehenden Mannigfaltigkeit eines lesenden Volkes das »Uns« und »Wir» heißen kann, und zwar das gute »Uns» und »Wir». Anton Philipp Reclam führte ein stilles und zurückgezogenes Leben; er trat Nicht in der Öffentlichkeit hervor, bekleidete keine buchhändlerischen Ämter; Lektüre und Studium waren seine Lieblingsbeschäftigung in den Mußestunden; er beschästigte sich eingehend mit den Klassikern, Faust und Wallenstein galt seine höchste Verehrung; aus der Beschäftigung mit den Naturwissen schaften, besonders mit chemischer und physikalischer Literatur, machte er ein ausgedehntes Studium, sodaß ihn die Freunde »ihren Professor» nannten. Er liebte Musik und pflegte sie. Bei seinem Tode zählte die Universalbibliothek 3470 Num mern. Sie ist weiter gewachsen, und gleiches Wachsen war und ist im Gesamtverlag. »Reclams Universum» möchte ein perio disches Seitcnstück zur Universalbibliothek heißen dürfen. Die Klassikerausgaben sind in den »Helios-Klassikern» aus Ausgaben, in denen eine Auswahl des Besten gedruckt wurde, zu textkritisch bearbeiteten Gesamtausgaben mit literarhistorischer Einführung geworden. Der früheste Reclam, von dem wir wissen, starb vor 1532; der jüngste Reclam ist heute so alt, oder so jung, wie sein Ur großvater Anton Philipp in der Mitte der Zeit, in der er, 1823 bis 1827, in Braunschweig in der Lehre war. Die Reclams der hundert Jahr« aber haben ein Haus erbaut, das nicht nur das ihrige ist. Auch andere haben das getan. Aber ein Haus, wie die Reclams es den Deutschen gebaut haben, gibt es in Deutsch land und außer Deutschland nicht wieder. I. G. Hunöect Jahre Winckelmann Sc Föhne ln Verlin. Den Gedenktag ihres hundertjährigen Bestehens zu begehen, ist tn unseren Tagen nicht vielen Geschäften vergönnt. Noch seltener aber geschieht es, daß eine Firma sich nach einem Säkulum noch im Besitze der Familie des Gründers befindet. Immer unaufhalt samer geht das Rad unseres Maschincnzeitalters über das Lebens- werk unserer Väter hinweg. Immer ferner erscheinen uns in der Erinnerung die Zeiten, die noch gar nicht so wett zurllckliegen und die Menschen, die noch lebendig unter uns weilten, als unsere Vor bilder der Klugheit und Tüchtigkeit. Da begrüßen wir es denn mit Freude, wenn der Ehrentag des Hauses Winckelmann L Söhne uns Gelegenheit gibt, einmal zurückzuschauen in jene vergangenen Tage. Es war eine Zeit der Sammlung und des Wiederaufbaus nach den Freiheitskriegen, jene gute alte Zeit, die wir gewohnt sind, die Biedermeierzeit zu nennen, eine Zeit des ruhigen und behaglichen Lebens, bas in der Bedürfnislosigkeit und Zufriedenheit der Men schen jener Tage wurzelte. Die Zeit, in der der volkstümliche König Friedrich Wilhelm III. bedächtig durch den Tiergarten schritt und die originelle Madame Du Titre die Berliner Gesellschaft mit ihren drolligen Einfällen überraschte, die heute noch im Volksmunde weiterleben. Es war das Berlin der Romantik, der schöngeistigen Unterhaltungen und Kammermusikabende in den gebildeten Fami lien, aber auch des ausstrebenden Handelsgeistes in der emporwach senden Großstadt, das der ztelbewußten Kleinarbeit eines tüchtigen Kaufmanns gute Aussichten auf Erfolg erösfncte. In richtiger Er kenntnis dieses Umstandes gründete Johann Christian Winckelmann aus Düsseldorf gemeinsam mit seinem Sohn Carl George am 1. Oktober 1828 die Lithographische Anstalt und Verlagsbuchhand lung Winckelmann L Söhne im Hause Oberwasserstraße 12 zu Ber lin. Zwei Jahre später »ahm er auch seinen Sohn Carl Gustav als Teilhaber in die Firma auf. Die Winckelmanns sind ein ursprünglich gcldernsches Geschlecht, bas zuerst im Jahre 1386 vorkommt und dessen Mitglieder zum Teil ostwärts wandelten. Der in Berlin blühende Zweig führt seinen im Jahre IMS von Max Winckelmann sehr vollständig nachgewie- sencn Stammbaum aus den angesehenen Kaufmann Johann Friedrich Winckelmann in Hamburg, geboren 1670, zurück. Johann Christian Winckelmann, der Gründer der Firma Wtnckel- mann L Söhne, wurde 1766 in Hameln geboren und kam 1786 nach Düsseldorf, wo er zunächst eine Tuchhandlung betrieb, dann aber 1816 als Teilhaber tn die Steindruckcrei von Arnz eintrat, die unter der Firma Arnz L Co., Lithographische Anstalt und Verlagsbuchhand lung, alsbald einen lebhaften Ausschwung nahm. Als der Gesell schaftsvertrag 1828 ablief, trennte sich Johann Christian von Arnz und übersiedelte mit dem ihm verbliebenen Geschäftsanteil nach Berlin. Er gründete dort am 1. Oktober die Firma Winckelmann L Söhne, während das bisherige Geschäft als Arnz L Co. in Düssel dorf verblieb. Nach der Abrechnung der Gesellschafter vom 1. August 1828, die einen Anteil Winckelmanns von 11606 Talern auswcist, erhielt Johann Christian die Hälfte des Lagers und der Verlags- 1072 rechte, die die Grundlage des neuen Geschäftes in Berlin bilden sollte. Das Jnventarium zeigt, wie umfangreich und mannigfaltig schon damals die Tätigkeit der Firma war. Der Vertrieb erstreckte sich aus Papier- und Schreibwarcn aller Art, kolorierte Bilderbogen, Zeichenvorlagen, naturgeschichtliche Anschauungsbilder, Heiligenbilder, Bilder zum Vaterunser, Herbarien, aber auch aus geographische Hand- und Wandkarten der Länder Europas und der Erdteile und Plani- globen. Die Anfänge des Buchvcrlages bestanden in einem »Natur historischen Atlas», einer »Kleinen Naturgeschichte«, in einem »Histo rischen Bildcrsaal», einem »Hand- und Schulatlas«, einer Sprtch- mörtersammlung, Fabelblichern, Biblischen Erzählungen und ande rem mehr. Der Absatz erfolgte auch nach dem Auslände, wie Nieder lagen in New Dork, Boston und Baltimore erweisen. Über den Gründer der Firma Winckelmann L Söhne, Johann Christian, wissen wir wenig, doch unterliegt cs keinem Zweifel, baß seine Tatkraft und sein Unternehmungsgeist das Geschäft zu hoher Blüte brachten. Als er 7Sjährig im Jahre 1845 starb, beschästigte die Firma 15 Pressen mit 6V Arbeitern (Künstler, Lithographen und Drucker) und außerdem IM Koloristen. Bedeutenden Anteil hatten an dieser Entwicklung seine Söhne. Der Mitgründer Carl George Winckelmann, geboren 1864, trat 1816 als Lehrling in das Ge schäft seines Vaters ein, arbeitete alsdann seit 1817 in der Firma Arnz L Co. tn Düsseldorf, ging dann ein Jahr zu seinem Onkel Friedrich Wilhelm Winckelmann nach Frankfurt a. M. und von da ein weiteres Jahr zu der Firma Jentsch Söhne nach Stuttgart. Hieraus machte er zwei große Geschäftsreisen für Arnz L Co., die zwei Jahre dauerten und ihn über ganz Deutschland von Wien bis an den Nord- und Ostseestrand führten. Zweimal wurde hierbei Berlin auf mehrere Monate besucht und cs entstand bei ihm der Entschluß, sich hier zu etablieren. Dieser kam 1828 zur Ausführung, indem er seinen Vater zur Übersiedlung nach Berlin vcranlaßte. Carl George hat sich dadurch ein besonderes Verdienst erworben, daß er recht zeitig die Notwendigkeit erkannte, Kunden durch Ausstichen hcranzu- zichen. Von großer Bedeutung war es seiner, daß er 1834 mit Hilfe seines Schwiegervaters Friedrich GropiuS das Haus am Sptttel- markt 14 (spätere Nr. 2) ankaufcn konnte. Die Firma Winckelmann L Söhne war 1836 von der Oberwasserstraße 12 nach Sptttelbrlicke 2—3 (Leipziger Straße an den Kolonaden) verlegt worden. Von 1834—1M0 hat sich das Geschäft dann im Hause am Spittelmarkt besundcn. Rach dessen Verkauf 1886 wurde cs 1860 nach der Sebastianstraße 34, von da 1811 nach der Königgrätzer Straße 8S verlegt, wo es sich noch jetzt befindet. Carl George Winckelmann hat sich 1858 aus dem Geschäft zurückgezogen und ist 1875 gestorben. Sein Bruder und Teilhaber Carl Gustav Winckelmann, geboren 1864, ist bis zu seinem Tode im Jahre 1874 im väterlichen Geschäft tätig gewesen. Die Gründer des Hauses Winckelmann L Söhne gingen nun mehr an den Ausbau und die Erweiterung des Geschäfts. Sie wandten sich mit sicherem Blick einem Unternehmen zu, das großen
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