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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1928
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- 1928-09-18
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- 18.09.1928
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2l8, 18. September 1928. Redaktionell« Teil. Börsenblatt f. v. Dtschn. Buchhandel, Lexikon« (beim Schlagworte »Dalmatin«) viel Interessantes und der großen Öffentlichkeit Unbekanntes, das der deutsche Bibliograph um so weniger übergehen darf, als sich die wichtigsten Phasen der Drucklegung jenes Werkes auf deutschem Boden abspielten und das Mitverdienst des Gelingens selbst gerechterweise mehreren deutschen Männern durchaus nicht vorenthalten werden darf. Die Vorbereitungen für den Truck dieses reich illustrierten Monumentalwcrkes dauerten etliche Jahre, denn vorerst konnten sich die Landstände von Krain, Steiermark und Kärnten über den zu leistenden Beitrag für den Druck nicht einigen, bis im Jahre 1578 in Bruck a. Mur wenigstens die prinzipielle Erkenntnis erzielt wurde, wonach die Drucklegung der ganzen Bibel unbedingt zur Tatsache werden müsse; alles wertere seien Angelegenheiten zweiter Ordnung. Hiermit nahm diese Notwendigkeit zwar die ersten Ver wirklichungsformen an, doch waren alle weiteren Hindernisse noch lange nicht beseitigt. Als die inncrösterreichischc Negierung, die streng katholisch ge blieben war, von jenem Entschlüsse Kenntnis erhielt, verbot sie den Druck des lutherischen Bibelwcrkes in Krain und zwang den ersten slovenischen Buchdrucker Joannes Mandelc (Manlius) zur Flucht aus dem Lande. Daraufhin machte man dem Buchdrucker Gruppcnbach in Tübingen den gleichen Antrag, der aber bis zum Herbste 1582 die Anfrage überhaupt nicht beantwortete. Dalmatin wandte sich nun in gleicher Sache an den Pastor Polykarp Leiser in Wittenberg, der schließlich den Buchdrucker Samuel Selfisch daselbst zur Annahme und Fertigung des Druckvertrages bewog. Dieser erklärte sich bereit, die Bibel in eigenen Verlag zu übernehmen, den Druck in Wittenberg durchzuführen und die fertigen Exemplare nach Leipzig zu verfrachten. — Hiermit waren die letzten Hinder nisse beseitigt und auch die krainischen Landstände erklärten sich mit diesen Abmachungen einverstanden. Dalmatin begab sich nun nach Sachsen, wo er am 16. März 1583 in Dresden vom Herzog August die Druckbewilligung im Lande erreichte, worauf er sich sofort nach Wittenberg aufmachte und die letzten Vorbereitungen traf, so daß schon am 28. Mai in der Offizin der Johann Krafts Erben, die auch auf dem Titelblatte als Drucker ersichtlich gemacht sind, die Arbeit begonnen und für die damaligen Verhältnisse unerwartet rasch, d. i. schon am 9. Novem ber 1583 beendet wurde, obschon das Buch 1511 Druck- und Jllustra- tionsseiten in Folio hatte. Gedruckt wurden 1500 vollständige und 25 unvollständige Exem plare; hiervon 60 auf Median-, die übrigen auf Kronpapier. Bis zum Jahresschlüsse waren bereits 504 Exemplare fertig gebunden, und zwar 24 auf Median in rotem Leder mit Goldschnitt, 6 in weißem Leder, gleichfalls mit Goldschnitt, 3 in Gold mit kolorierten Initialen und Illustrationen. — Zugleich wurden auch schon die Dedikationsexemplare verteilt; es erhielten: Herzog August von Sachsen 6 und Ludwig von Württemberg 3 Exemplare. Mit je einem gebundenen Exemplar wurden bedacht: Primus Trüber, der damals 76jährige Leiter der slovenisch-protestantischen Kulturbewe gung, Pastor Leiser und die Universität in Wittenberg; je ein ungebundenes Exemplar erhielten die Buchdrucker Kraft und Sel fisch sowie alle beteiligten Setzer, der polnische Prädikant Elias Opali, der Professor Johann Schüz in Wittenberg und die Schule in Pforta, die wohl alle in irgendeiner, wenn auch näher nicht be kannten Art an dem Zustandekommen des Druckes ein Verdienst haben mochten. — Mit Selfisch erfolgte bereits am 8. Jänner 1584 die Schlußabrechnung. Gleichzeitig wurde mit dem Abtransporte der gebundenen Exemplare wie der losen Druckbogen-nach Leipzig begonnen und es waren zur Zeit der erwähnten Abrechnung bereits 11 Fässer nach Nürnberg, 3 über Chemnitz nach Linz, 3 Verschlüge mit Luxus bänden über Wien, Villach nach Laibach auf Fuhrwerken unterwegs. 13 Verschlüge blieben einstweilen bei einem gewissen Lebzelter in Leipzig deponiert, um sie bei erster günstiger Gelegenheit an ihren Bestimmungsort (Krain) abzusenden. Der Transport der Bücher in die slovenischen Gebiete stieß aber bald auf größere Schwierigkeiten, da man wußte, daß Erz herzog Carl von Steiermark (1564—1590) die Bücher zu konfiszieren beabsichtige, falls es bekannt würde, daß sie über innerösterreichi sches Territorium verfrachtet werden. Es blieb daher nichts übrig, als zu irreführenden Mitteln zu greifen oder richtiger: die Bibel regelrecht durchzuschmuggeln, was auch glückte, da sich kein Denun ziant fand. — Nichtsdestoweniger gelangten die letzten zwei Fässer aus Leipzig erst gegen Ende 1585 in Krain an, da man dabei äußerst vorsichtig vorging, um ja kein Exemplar einzubüßen. 1032 Nach der Rückkehr Dalmatins nach Laibach wurde auch der Preis eines Exemplares kommissionell bestimmt, und zwar für ein normal gebundenes 4 Gulden 30 Kreuzer, für ein ungebundenes um 1 Gul den weniger. Statistisch interessant sind auch folgende Daten. Tie Landstände von Krain leisteten einen Druckbeitrag von 6100, jene von Steier mark 1000 und jene von Kärnten 900 Gulden. Somit kostete das ganze Werk samt den Transportkosten rund 8000 Gulden. Die Verkeilung der Exemplare an die einzelnen Länder erfolgte nach einem eigenen Schlüssel. Krain erhielt 870, Steiermark 330 und Kärnten 300, doch sind bei der für Krain bestimmten Zahl wohl auch die Wtdmungs- und Neserveexemplare eingerechnet, denn letztere wurden im Landhause eipgelagert und Bohoriö erhielt den Schlüssel hierzu. Weiter weiß man, daß der krainische Ständeausschuß bis Ende 1584 mindestens 54 Exemplare verschenkte, da hiermit die protestan tische Kirchenvorstehung, der Magistratsrat, dann jeder Prädikant und Schulvorsteher bedacht wurde. Weiter verteilte Dalmatin min destens 14 Exemplare in Sachsen, von denen später vereinzelte bei den protestantischen Sorben in der Lausitz, die auch noch keine eigene Bibel besaßen, auftauchten. — Macht man nun eine genaue Bilanz Uber die Verteilung der ganzen Auflage, so gelangt man zum Schlüsse, daß kein einziges Exemplar verlorengegangen sein kann. Es wird wenige Fälle geben, in denen sich so viele und so genaue Daten über die Fertigstellung eines hochwertigen alten Druckwerkes erhalten haben und wir verfügen im vorliegenden Falle nur deshalb über solche, weil alle Unterhandlungen über die Drucklegung und Verteilung dieser Bibel ausgesprochen amtliche Natur hatten, denn die Landstände bzw. deren Ausschuß hatten in allen wichtigen Punkten selbst zu entscheiden, daher ihnen auch alle Einzelheiten schriftlich dargelegt werden mußten. Die gleiche Obsorge stellte sich aber auch bald in bezug auf die Evidenz der noch vorhandenen Bibclexemplare ein. Namentlich kümmerte man sich seit der Mitte des 18. Jahrhunderts vielseitig um die nach der Gegenreformation noch übrig gebliebenen Exem plare, da dieser viele zum Opfer fielen, sowie auch naturgemäß etliche durch Elementarereignisse, namentlich Schadenfeuer, zugrunde gingen. — Einzelne Fanatiker wüteten noch später gegen diese Bibel. So ist es bekannt, daß z. B. der im Jahre 1848 verstorbene Propst von Novo mesto, Andreas Albrccht, alle erreichbaren Exemplare aufkaufte, eines für seine Bibliothek behielt, die übrigen aber ver brannte. Uber die dermalen noch vorhandenen Dalmatin-Bibeln wird in den slovenischen Landen auch heute ein genauer Kataster geführt und jeder Besitzwechsel verzeichnet. Man weiß heute positiv, daß noch 63 Exemplare vorhanden sind, wobei jedoch zugegeben werden muß, daß vereinzelt solche wohl noch an Stellen Vorkommen mögen, wo man sie gar nicht vermutet. Hoffentlich bewirkt dieser Aufsatz, daß sich weitere Besitzer melden. — Auf deutschem Gebiete befinden sich solche nach obiger Evidenz in Berlin. Bautzen, Dresden, Gotha, Halle, Leipzig, München, Stuttgart, Wernigerode, Wittenberg und Wolfenbüttel; je drei befinden sich in Österreich und in der Tschecho slowakei, zwei in England und seit dem Schlüsse des Weltkrieges eines in Italien (Triest); der Nest ist in Slovenien. Alle sonstigen Staaten scheinen demnach bisher nicht in den Besitz dieser biblio philen Rarität gelangt zu sein*). Doch auch die noch vorhandenen Exemplare weisen bibliophil ganz bedeutende Wertuntcrschiede auf, denn so sehr man katholischer- seits gegen diese Lutherbibel wetterte, mußte man sich schließlich doch zur Konzession herbeilassen, daß die slovenischc, zum Teile auch kroatische katholische Geistlichkeit mangels einer anderen Bibel diese benutzen könne. Hierbei verlangten jedoch die kirchlichen Obcr- behörden, daß gewisse Stellen verklebt oder herausgeschnitten wer den, wozu vor allem einige allzu realistische Illustrationen gehörten. Ganz besonders bestand man aber darauf, daß die slovenischc Vor rede, die im protestantisch-dogmatischen Sinne verfaßt ist sowie Teile der Apokalypse aus dem Werke entfernt werden. Aus diesem Grunde ist die Mehrzahl der noch vorhandenen Exemplare unvoll ständig, soweit sie nicht auch sonst sehr defekt sind. Man will fest gestellt haben, daß auf slovenischem Gebiete nur mehr drei voll ständige Exemplare vorhanden seien. Die ersten Besitzer dieser Bibeln waren naturgemäß Pro testanten oder zum mindesten stille Anhänger des neuen Glaubens, *) Die ersten Jahre nach dem Weltkriege tauchten in Slovenien wiederholt Unterhändler auf, die diese Bibeln für Amerika erwerben wollten; cs verlautete aber bis heute nichts darüber, daß sie Erfolg hatten.
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