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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.08.1928
- Strukturtyp
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- 1928-08-25
- Erscheinungsdatum
- 25.08.1928
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- Deutsch
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198. 25. August 1928. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. SW 11. gemäß 8 kl St.-P.-O., 8 27 R.-P.-G., 88 -10 und 41 St.-G.-Bs., wegen Verstoßes gegen 8 8 Ziffer 1 des Gesetzes zum Schutze der Republik auf Grund des Artikels auf der zweiten Seite »So geht man mit der Wahrheit um!« zu beschlagnahmen. Tgb.-Nr 76» I ä 1/28. Berlin, 13. Mai 1928. Polizeipräsident, Abt. I (Deutsches Kriminalpolizeiblatt Nr. 114 vom 18. August.) 'kersonalnackrlckten. Gestorben: am 23. August nach langem schweren Leiden Herr Friedrich Wilhelm Gaebler, Mitinhaber der Firma Carl Schönert in Leipzig. Nahezu 36 Jahre hat der Verstorbene seine Kraft dem Unter nehmen — Graphische Kunstanstalt, Verlag, Buch- und Steindruckerei — gewidmet, dessen Teilhaber er seit 1907, dem Todesjahr seines Vaters, des Vorbesitzers der Firma, ist. Sein großes fachmännisches Wissen und sein unermüdlicher Fleiß haben in hohem Maße zur Förderung und zum Ausbau des Unternehmens bcigetragen. Todesnachrichten aus Wissenschaft, Literatur und Kunst. — In Berlin verstarb vor einigen Tagen Frau Maria Gagliardi, die Gattin des in Deutschland lebenden italienischen Schriftstellers Ernesto Gagliardi, die sich an seiner Mittlertätigkeit zwischen den Literaturen Deutschlands und Italiens erfolgreich als eine gewandte Übersetzerin beteiligt hat; im Alter von 74 Jahren der Komponist LeoJanäöekin Brünn; in Davos im 37. Lebensjahre der Dichter Kl ab und (Alfred Henschke); im Alter von 73 Jahren der Schriftsteller Wilhelm von Massow in Berlin, besonders be kannt als Herausgeber der Reden des Fürsten Bülow; in Wien im 71. Lebensjahr dtr ordentliche Professor der Astronomie an der dor tigen Universität Samuel Oppenheim; in Nürnberg, 69jäh- rig, der Professor der Kunstgeschichte an der Universität Greifswald vr. Max Sem rau; im Alter von nur 38 Jahren vr. Wil helm Spickernagel in Berlin, Pressechef des Deutschen Städte tages; in Berlin im 64. Lebensjahr der Kunstkritiker Fritz Stahl; im Alter von 72 Jahren der Kirchenrat Professor vr. Wilhelm Thümmel in Jena, der vor 25 Jahren durch seine Streitschriften gegen die katholischen Bischöfe bekannt wurde. Spreclrsaal „Amerikanische Literatur-Invasion" bezeichnet Herr I)r. W. Ruprecht in Nr. 168 des Börsenblattes eine gewisse Ubersetzungsliteratur aus dem Amerikanischen, die ihm miß fällt. Er untersucht auf seine Art die Gründe für die Invasion und kommt zu dem Schluß: »In erster Linie der Schuldigen stehen die deutschen Verleger«. Als einer dieser Schuldigen erwidern wir Herrn vr. Ruprecht folgendes: Sie prophezeien »Das Goldne Kalb umtanzt man auf die Dauer nicht ungestraft«. Zunächst wird ja deutsche Literatur auch vom Ausland übersetzt (z. B. unsere Werke deutscher Autoren fast ausnahmslos!). Soll auch das Ausland dafür gestraft werden? Überdies hat der Verleger ausländischer Literatur Schwierigkeiten zn überwinden, die dem Verleger deutscher Literatur erspart bleiben. Er hat höhere Gestehungskosten, da zum Honorar die Übersetzungs- kosten kommen, er hat höhere Lektoratskosten und doppelte Arbeit, insofern er einwandfreie Übersetzer finden muß. Schließlich stößt er mit Bestimmtheit wenigstens in gewissen Kreisen auf Verurteilung seiner Tätigkeit. Außerdem finden Veröffentlichungen fremder Au toren in der Presse meist weniger Würdigung als die einheimische Literatur. Ein finanzieller Anreiz, Auslandliteratur zu bevorzugen, be steht also nicht, oder nur dann, wenn sie Eigenschaften hat, die die Jnlandliteratur nicht aufweist. Daß dem so ist, beweist die große Menge von llbersetzungsliteratur in Deutschland, es bleibt also nur zu untersuchen, welche Eigenschaften diese Literatur so verkäuflich machen. Sicher nicht die »Verbrecherischen Instinkte der schuldigen Verleger«, vielmehr die des Publikums, Instinkte, die wir »Schul digen« allerdings bejahen und daher auch nähren. Das Publikum wird nämlich über das, was sich in Deutschland absptelt, von Drm1:^/H e? rÄ a ch*Sämtl.^tn Leipzig. — Anschrift ? Schriftt/iNrn^ 956 tausenden von Zeitungen und Zeitschriften, durch Vorträge, durch Gespräche von Mund zu Mund und durch die eigne Beobachtung informiert. Von dem wirklichen Leben jenseits der deutschen Grenzen erfährt es wenig durch Zeitungen und Zeitschriften, kaum etwas durch Gespräche, nichts durch eigne Beobachtung. Film und Ubersetzungsliteratur vermitteln im wesentlichen plastische Vor stellungen von dieser Welt. Gewiß, es gibt Kreise, die die Möglich keit haben, ins Ausland zu reisen oder ausländische Literatur im Original zu lesen und auf diese Weise das Leben des Auslands mit zuerleben. Die meisten Landsleute des Herrn vr. Ruprecht können sich aber dies nicht leisten! Und die lassen sich gerade in ihren intelligentesten Vertretern mit den Atelier-Produkten des Auslanb- films (und des Jnlandfilms, der ja meist Exotik ist, wenn auch nur die der »guten alten Zeit«) nicht abspeisen. Sie wollen zuverlässigere, gründlichere und echtere Darstellung, und diesem Verlangen tragen »wir schuldigen Verleger« Rechnung. Wir schämen uns nicht, jedes gute Buch, und sei es von einem Schwarzen oder Gelben geschrieben, übersetzen zu lassen und zu verlegen. Noch eins: der Krieg hat die ökonomische und politische Macht und Bedeutung Europas geschwächt, die Vereinigten Staaten sind ein Faktor, von dem Europas und damit Deutschlands Entwicklung außerordentlich beeinflußt wird. Es ist daher Selbsterhaltungspflicht, sich ein kritisches Urteil über diesen Faktor zu bilden — die Bücher der Amerikaner sind für uns Deutsche daher auch alles andere als Luxus. Aber man haut den Sack und meint den Esel. Es ist kein Zufall, daß Herr vr. Ruprecht sich nicht über die Selbstbiographte Musso- linis, nicht über die Beglückungsliteratur Henry Fords, nicht Uber die Mystik von Unamuno, sondern über die Literatur eines Sinclair Lewis (denn niemand anders ist natürlich mit L. gemeint) ereifert. Herrn Or. Ruprecht paßt einfach die ganze Richtung nicht. Er würde auch einen deutschen Sinclair Lewis nicht drucken. Das mag er halten wie er will — es gehört aber nicht in den Sprechsaal. Pflege er diesem Ideal, die geistige und sittliche Höhenlage seines Volkes auf seine Weise zu fördern, polemisiere er gegen alles, was ihm nicht gefällt, aber nicht auf dem Papier, das der Verbreitung der Bücher aller Mitglieder dienen soll, nicht aber der Herab setzung der Arbeit eines Kollegen. Berlin. WielandHerzfelde i. Fa. Malik-Verlag A.-G. Nachdem ich auf einen Berg von 1400 Meter Höhe in der reinen Alpenwelt hinaufgestiegen bin, führe ich mir vorstehende Äußerung zu Gemüte und habe meinen Hellen Spaß daran, wie ich in den Köpfen der Herren Herzfelbe, des »Tagebuch«schreibers Großmann und verwandter Gönner als »weltfremder Greis« spuke, der eigent lich nur »in der guten alten Zeit« lebt. Auf das Sachliche dieser »Erwiderung« etnzugehen, ist überflüssig, man lese nur, was ich in Nr. 168 des Bbl. geschrieben habe, ich wäre ja ein alter Esel, wenn ich mich gegen alle Übersetzungen ausländischer Literatur wenden wollte. Aber der Schlußabsatz bedarf einer grundsätzlichen Zurück weisung. Gewiß ist das Bbl. kein kritisches Ltteraturblatt und darf es nach Lage der Dinge nicht werden. Aber es wäre ein elendes Käseblättchen, wenn es nicht von beachtenswerten Aufsätzen der Tagcspresse über die heutige Bücherproduktion — als ein solcher erscheint mir der von mir auszugsweise wiedergegebene Aufsatz de- »Tag« — Kenntnis geben und den Mitgliedern des Börsenvereins verwehren wollte, ihre Meinung dazu zu sagen. Mr. Lewis ist mir so »pipe«, wie vor vielen Jahren ein von mir hoch verehrter Ham burger Kollege dem Simplicissimus laut einem nicht gerade geruch losen, aber drastisch komischen Verse war. L. war nur als Typ benutzt, nicht ich habe den über L. gedeckten Mantel der Liebe gelupft. Übrigens tut es mir leib, daß nach mir nur mit Vogeldunst ge schossen ober — bleiben wir im Bilde der Unterschrift — ein altgermanischer Schmiedehammer nur in Gestalt einer Atrappe gegen mich geschwungen wird, war mir doch schon brieflich eine »dicke Bertha« im Bilde gezeigt worden, die die durch meine Artikel angeb lich in ihren wohl erworbenen Rechten gekränkten Großinserenten des Börsenblattes gemeinsam gegen mich armen Schlucker und — die Schriftleitung des Börsenblattes abschießen sollten. Da scheint aber irgendein Kluger'zuletzt noch ins Pulver gespuckt zu haben, so daß der Schuß nicht losgegangen ist. Schade drum, der Pulverblitz hätte ein niedliches Gemälde moderner Zensur enthüllt. So, nun kann ich mit gutem Appetit zu einem Gericht ober bairischer Knödel hinabsteigen. Servus! Wilhelm Ruprecht auS Göttin gen. verein der Deutschen Buchhändler »u Leipzig, Deutsche- BuchhSnblerhauS. u. Expedition: Leipzig E 1. Gerichtsweg 2« IVuchhänblerhauS), Postschliebf.37«/7V.
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