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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.09.1928
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- 1928-09-11
- Erscheinungsdatum
- 11.09.1928
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212, II. September 1928. Redaktioneller Teil. Börteobla» s. d. Dtlchn. Buchh»ndil. leider ohne rechte Anteilnahme am Gesamtunternehmen gefüllt sind. Das Druckgewerbe ist mit neuesten Maschinen vertreten, die großen Tageszeitungen von New Dort, Boston und Chicago haben Sonderausstellungen veranstaltet, ebenso die Journalistcn- schulen und das große Büro sür die Statistik der Reklame, das sogenannte Audit Bureau of Circulations, und auch das gra phische Gewerbe und der Buchhandel sind mit Proben schöner Drucke, Werbeplakaten u. dgl. vertreten. Aber der Gesamtein druck ist doch der von Nüchternheit und kühler Reserviertheit, und man hat die Empfindung, als wollten die Amerikaner auch hier nur im wesentlichen als Beobachter einer europäischen Angelegen heit vertreten sein. England bietet namentlich eine sehr interessante histo rische Schau, die mit dem Jahre 1621 beginnt, und mehrere Ein zelausstellungen, unter denen die der »Times» begreiflicherweise die bedeutendste ist. Die Tschechoslowakei schließt sich an und eröffnet den Reigen der Länder, die auf eine auch äußerlich wirkungsvolle Schaustellung ihres Pressewesens großes Gewicht gelegt haben. Für manchen werden freilich die von tschechischer Seite verwendeten Mittel etwas zu grell und allzu reklame- mäßig erscheinen, und nicht jeder wird sich eines diskreten Lächelns erwehren können, wenn er in der Eingangshalle den lapidaren Spruch liest: »Demokratie heißt Diskussion». Aber ein junger Staat braucht offenbar gern jugendlich wirkende Mittel und Farben, um im Kreise der Älteren nicht zurückzustehen. Da bei kann die Tschechoslowakei sich rühmen, das erste gedruckte Buch schon 1468 und die erste Zeitung 1515 herausgebracht zu haben, und die statistischen Darstellungen zeigen, daß im Jahre 1927 eine Zeitschrift auf nur 3431, ein Buch aus nur 2195 Ein wohner entfällt, bei einer Gesamtproduktion von 6 200 Büchern. Das ist verhältnismäßig eine weit größere Erzeugung als in dem angeblich unter gewaltiger Überproduktion ertrinkenden Deutschland, wo erst auf 2725,3 Einwohner ein Buch entfällt. — Wie groß jedoch der Anteil der deutschen Bevölkerung am Presse- und Buchwesen der Tschechoslowakei ist, erfährt man aus der Aus stellung leider nicht. Ungarn gibt eine anschauliche Übersicht über die Entwick lung seines alten, mit dem Jahre 1472 beginnenden Pressewesens, in dem sich die Geschicke des Landes deutlich spiegeln, und stellt gute Satzproben und Bücher") aus, während die Nieder lande nicht ganz so gut gegliedert ihre Presse vorsühren und natürlich erlesene Proben ihrer in hoher Blüte stehenden Druck- lunst ausstellen. Polen und auch Belgien begnügen sich mit verhältnismäßig kleinen Schaustellungen geschichtlicher und statistischer Art, während Spanien, zusammen mit den ibero- amerikanischen Staaten, weitläufige Säle belegt hat und seinen repräsentativen Räumen reichen Gobelinschmuck gab. Auf Tischen und in Vitrinen liegen die bis zum Jahre 1661 zurückgehenden periodischen Veröffentlichungen aus, die namentlich aus Madrid und Barcelona stammen, und in der Abteilung sür Verkehrswesen wird auf die beiden großen, im nächsten Jahr stattsindenden Aus stellungen in Sevilla und Barcelona hingewiesen. Durch sehr klare Anordnung, bequeme Übersichtlichkeit und werbetechnisch vorzügliche Darstellungen zeichnet sich die Schweiz aus. Namentlich sei aus die auch künstlerisch sehr befriedigende Abteilung hingewiesen, die vom Verein der Schweizer Presse und dem Schweizerischen Zeitungsverlegerverein beschickt worden ist, und in der eine sehenswerte Landkarte von großen Ausmaßen die ungemeine Mannigfaltigkeit und Verbreitung der Schweizer Zeitungen und Zeitschristen in lebendiger Weise vorsührt. Aus stellungstechnisch eine höchst gelungene Darstellung! Italiens Saal erweckt zunächst den Eindruck, als ob Presse und Mussolini identisch seien, und erst bei näherer Be trachtung wird man gewahr, daß vor und neben ihm doch auch noch andere Kräfte wirksam waren und sind. Je eine große Karte ist der Verbreitung der Zeitungen und Zeitschriften gewidmet, und auch das Buch kommt in der italienischen Abteilung zur Gel tung. Ein Plakatsaal dient vornehmlich der Fremdenverkehrs werbung und zeugt von südländischer Farbenfreudigkeit, gegen *) Jahresproduktion 1928 a» Büchern 3828; bei 8 Millionen Be völkerung ein Buch aus nur 2992 Einwohner. die Frankreichs abgetöntes Gelb-Grün in der Ausschmük- kung seines Saales zart anmutet. Auf ziemlich weiten Raum verteilt, findet man hier eine historische und eine zeitgenössische Abteilung des französischen Pressewesens. Hachette und Havas zeigen dabei Sonderausstellungen entsprechend der großen Be deutung dieser Häuser. China und Japan sind mit ihren nationalen Erzeug nissen in sehr interessanter Weise vertreten, letzteres namentlich auch durch statistische Wiedergaben, während im nächsten Raum der bewährte Wiener kunstgewerbliche Geschmack der Ausstellung Österreichs seinen Stempel aufdrückt. In den von Gelb und Schwarz beherrschten Räumen sieht man eine historische und eine zeitgenössische Ausstellung mit zahlreichen, geistesgeschichtlich wich tigen Sonderabteilungen, dazu viele Druck- und Reproduktions proben in vollendeter Technik. Hervorzuheben ist die Sonder ausstellung »Österreichs Geschichte und Geistesgeschichte im Spiegel der Publizistik», die in schlechthin vorzüglicher Weise das wiedergibt, was ihr Name verheißt. Norwegen, Dänemark und Schweden darf man mit Fug und Recht zusammen nennen, wie sie ja auch beisammen liegen, denn ihre Darbietungen verraten als Gemeinsames die ruhige, abgewogene Haltung und inhaltlich die gleiche große Liebe zur Heimat, ihrer Natur und Geschichte und ihren heutigen Leistungen namentlich auf technischem Gebiet. Der dänische ori ginell ausgestrttetc Ausstellungsraum illustriert das Wort vom zeitungsreichsten aller Länder, in dem auf jeden dritten Ein wohner ein tägliches Exemplar entfällt. Norwegen empfängt den Besucher mit drei riesigen Wandgemälden, den Fischfang, das Gebirge und den Wasserfall darstellend, und zeigt dem Be sucher historische und moderne Ausschnitte aus dem Pressewesen, während Schweden ganz besonderes Gewicht auf die technische Entwicklung des Nachrichtenwesens legt und diese an Modellen, aber auch durch einen wirkungsvollen gemalten Kolossaisries schildert. Daneben spielt die Verkehrswerbung für das schöne, von der Natur so reich bedachte Land eine große Rolle. 'Sowjetrußland nimmt im Staatenhaus den linken Flügel ein und hat quantitativ am umfangreichsten ausgestellt. Gezeigt wird mit den Mitteln modernster Ausstellungstechnik der gegenwärtige Stand der Presse und die Entwicklung nament lich der revolutionären, früher illegalen Presse bis zur Umwäl zung. — Diese russische Abteilung ist auf alle Fälle die im Äußer lichen beschwingteste, bunteste von allen, überall läuft, bewegt sich etwas, leuchtet auf, erlischt und symbolisiert darin die mit hoher Spannung geladene Atmosphäre. Der Gesamteindruck ist gewollt unruhig, aufreizend und ausrüttelnd, eine eigenartige Mischung asiatisch-amerikanischer Elemente, im höchsten Sinne reklamehast, und zwar durchaus nicht nur im Politischen, son dern auch in allen Äußerungen des geistigen, kulturellen Lebens. »Die Sowjetpresse steht aus der Wache des sozialistischen Aus baus» liest man in einem Saal, und dieses Wort gilt als General anweisung für die Methode, mit der auch das geringste Aus stellungsobjekt hier zur Geltung gebracht wird. Auf Einzelheiten einzugehen, ist hier nicht möglich, nur wollen wir hervorheben, daß in der Rußlandhalle auch viel Bücher zu sehen sind, die in einer Buchhandlung käuflich erworben werden können, und daß eine Lesehalle den Interessenten das Studium an Ort und Stelle gestattet. Der Berichterstatter hatte dabei den Eindruck, daß von dieser Möglichkeit reichlich Gebrauch gemacht wurde. — Und dann verläßt man diesen am stärksten der Gegenwart, ja der Zukunft zugewendeten Pavillon, wirft noch einen Blick auf den eisernen »Korrespondenten aus der Masse» und hat das Gefühl, aus einer Welt der Unfreiheit, der seelenlosen Kälte und jener Kulissen zu kommen, hinter denen das eigentliche Rätsel »Rußland» ver borgen liegt. Wird es sich europäischem Auge je ganz entschleiern? — Und man tritt sodann hinaus an das Ufer des großen deut schen Stromes und grüßt mit Andacht die himmelwärts ragenden Türme der alten Stadt, durch deren Straßen doch auch das moderne bewegte Leben strömt und individuellem Schassen freien Raum gönnt. Vom »Staatenhaus» aber nimmt man den Ein druck mit, daß es ein wahrhaftes Spektrum der Welt darstellt, denn der gemeinsame Rahmen, den die Presse bietet, erlaubt nicht nur, sondern fordert die volle Entfaltung nationaler Eigenart. 1007
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