Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1928-03-17
- Erscheinungsdatum
- 17.03.1928
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19280317
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192803171
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19280317
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-17
- Monat1928-03
- Jahr1928
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
RälMiomUer TA Schlesischer Wochenendkursus in Breslau am 10./11. März 1928. Wenn 105 Personen der verschiedensten Altersstufen, Prin zipale und Angestellte, zum Teil aus den entlegensten Orten des Verbandsgebictes auf die Einladung des Provinzialvereins hin zusammenlamen, um trotz Unbill des Wetters die »schöpferische Pause« für eine Veranstaltung der beruflichen Besinnung und Fortbildung zu opfern, so kann schon deshalb von gutem Erfolg der Veranstaltung gesprochen werden. Der Vergleich mit dem im Börsenblatt vom 13. Dezember v. I. geschilderten Kursus liegt nahe, zumal Professor Menz und Theodor Marcus dort über dasselbe Thema gesprochen haben. Nach jenem Bericht scheint aber in der viel eindeutiger zusammengesetzten Stuttgarter Zuhörerschaft der Wunsch nach Diskussion und Darstellung der eigenen Überzeugung und Thesen recht rege gewesen zu sein. Schlesische Art äußert sich nicht so schnell wie schwäbische. Aber die Vortragenden waren hier en kaiuitle, in der Heimat, und es ist ihnen gelungen, auch ohne die erleichternde Beteiligung der Arbeitsgemeinschaftler ihre Gedankengänge an die einzelnen heranzutragen. Der Beifall, die anerkennenden warmen Worte des Verbandsvorsitzenden Ausner, die vertraulichen Gespräche mit den anwesenden Veteranen des schlesischen Buchhandels zwischen den Vorträgen bezeugen es. Schriftliche Äußerungen zu den Themen, Eindrücke aus der Zusammenkunft werden von Herrn Ausner gesammelt und in der geeignet erscheinenden Form der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Das Thema des Sonnabend-Vortrages: Professor Menz »Bücherkäufer einst und jetzt» brachte die bekannten literarischen Zeugnisse über Goethes Vater, von Keller, Schleich und Wynecken, die ihre eigene Zeit charakterisieren und zur Deu tung unserer verworrenen Strömungen und Typen verhelfen. Bildungsideal, Buchleidenschaft, Orientierungsmöglichkeit und Buchbehandlung sind im Ablaufe des letzten Jahrhunderts so von Grund aus geändert worden, daß die Frage nach den geistigen und soziologischen Ursachen sich hervordrängt. Die Spezialisierung des Käufers, des Laien fordert, daß der Buch händler sich an ihm orientiere, er durch dessen Beobachtung zur Typenkunde und dadurch zu geeigneter Lagerzusammenstel lung komme. Die Stetigkeit früherer Zeit erleichterte dem Buchhändler seine Arbeit. Heute kann selbst die Hoffnung aus pädagogische Einflüsse durch die Schule kaum Auswege zeigen. Auch diese verbleibt in der Differenzierung und enthebt uns nicht der Mühe des eingehenden Beobachtens und Studierens unserer Umwelt. Von diesen Gedankengängen ging Marcus am Sonntag Vormittag bei seinen Ausführungen über »Zeitgemäße Vertriebsformen für Verlag und Sortiment« aus. Zwischen der beschaulichen Information zur Zeit der« Frankfurter Buchmesse und der best-sekler-Listen unseres Zeit tempos steht zwar viel zwangsläufige Entwicklung, der wir jedoch nicht müßig zuschauen dürfen, ohne den Versuch zu machen, die Abwanderung der Buchleser zum Magazin auszuhalten. Die Veranwortung für die Produktion liegt beim Verlag, der über die Aufnahme seiner Bücher durch das Sortiment zu unter richten ist. Me Aussprache über die Anwendung von Werbemitteln blieb in den Anfängen stecken. Doch genügten die Meinungs verschiedenheiten, um erkennen zu lassen, daß vor Rezepten zu warnen ist und jeder seiner Umgebung entsprechend sorgfältig zu überlegen und zu entscheiden habe, womit er das dauernde Interesse des Publikums aus sein Geschäft lenken kann. Auch Professor Menz setzte mit dem Vortrag über »Die geistige Lage der Gegenwart» seine Betrachtungen vom Vortage fort. Es gilt, in der Verworrenheit den roten Faden zu sinken, damit die Vielfältigkeit der Zeit bezwingbar werde. An dem praktischen Beispiel aus einer Stadt von etwa 10 000 Einwohnern wird dargestellt, wie durch Beobachtung des Alltäglichen, des Stammtisches etwa, der Lokalpresse, der Lese zirkel Schlüsse aus die rudimentären Buchbedürfnisse der Mit bürger gezogen werden können. Hinzu kommt der wachsende Einfluß der Großstädte auf die Geschmacksrichtungen. Gerade weil ein einheitliches Bildungsideal uns heute fehlt, ist An passung für den Buchhändler Haupterfordernis geworden. Die früher einheitlich fundierte geistige Führerschicht ist gespalten. Die Fortbildungsmittel der nächsten Schichten spiegeln diese Teilung wieder. Unser vielfältiges Schulsystem formt Menschen nicht nur mit verschiedenen Wissensansprüchen, auch die ab weichenden Wünsche nach Unterhaltung haben ihre Ursache zum Teil darin. Während die Hochschulen noch durchaus Träger der alten Bildungsrichtung sind, verkörpern die Technischen Anstal ten die andere Seite. Nach dem Gesetz der Ökonomie der geistigen Haltung gleichen sich die Bedürfnisse im Einzelnen aus. Der Buchhändler muß sich daher vor Schablone hüten. Wie für den Verleger auch im Wirtschaftlichen scheinbar zwingende, seine Produktion beeinträchtigende Mächte entstehen, zeigt der abschließende Vortrag von Marcus: »Produk tion s p o l i t i k». Werke geistiger Produktion dürfen nicht abhängig davon gemacht werden, in welchem Maße Banken und Konsortien Geld zur Verfügung stellen bzw. das entliehene zurückfordern; denn mit der Industrialisierung hört das »Mäze natentum des Verlegers» auf. Berechnung der Auslagenhöhe an der voraussichtlichen Abnehmerzahl darf nicht beeinflußt werden durch fahrlässige Spekulation über Auflagenerhöhungen, die nur dann nicht Überproduktion werden, wenn ihr zinsloses Dämmern in den Lagern richtig einkalkuliert worden ist. Be darf nach älteren Werken ist stets vorhanden, ja die Weltgeltung der deutschen Buchprodnktion beruht zum Teil darauf. Der Eindruck der von einheitlicher, geschloffener Weltan schauung der Redner getragenen Ausführungen war vorzüglich, und es ist zu hoffen, daß dieser Eindruck den einen oder anderen veranlassen wird, sich mit Fragen auseinanderzusetzen, die ihni bisher im Ablauf seiner alltäglichen Verrichtungen nicht be merkenswert erschienen. Der Provinzialverein hat auch vortrefflich für Geselligkeit gesorgt, das Beisammensein am Abend des Sonnabend sowie die Tafel vom Sonntag haben die Teilnehmer fröhlich vereint und zum festlichen Gepräge der Veranstaltung beigetragen. W. M. S ch.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder