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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1928
- Strukturtyp
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- 1928-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1928
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- Deutsch
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>-! 188, 14, August 1928, Redaktioneller Teil, BSrlenIIatt s, d, DUchn, Buchhanicl, Während dieses Tanzes sprach Madame Pauli mit ihrem Manne und stellte ihm vor, wie sie ja beide die große Zu neigung, die wir zu einander hegten, bemerkt hätten; so möchte er denn heute den Tag noch verschönern und seiner Frau Wunsch erfüllen, nämlich uns als Brautleute der Gesellschaft vorzu- stcllen. Von dieser Unterredung wußten wir beide nichts; Herr Pauli aber versprach seiner Frau, sobald der Tanz zu Ende wäre, wollte er diese wichtige Sache mit uns einlcitcn. Sobald wir uns nach jenem heftigen Tanze wieder ausge ruht hatten, rief Herr Pauli mich zu sich, ging mit mir bei Seite und that mir die höchst unerwartete Frage, ob ich seine Stieftochter Ulrike wohl leiden könne. Ich antwortete: Warum nicht? Gut! sagte er; allein würden Sie sich auch entschließen, mit ihr zu leben? Ich gab ihm zur Antwort: Ich habe kein Brot, folglich kann ich auch keine Frau erhalten, — Dies wird meine Sorge sein, war seine Antwort, Also Sie haben meine Tochter lieb? — Ja, aber — Kein Aber! und sü ging er von mir weg nnd suchte sogleich seine Stieftochter auf, — Liebes Riekchen, redete er sie an, ich möchte gern die Wünsche Ihrer Mutter nnd auch die weinigen erfüllen. Sagen Sie mir ganz offen herzig, wenn ich Sie jetzt frage: Können Sie Mr, Horvath leiden? — Ganz betroffen wußte sie nichts zu antworten, als: Wie! Warum? Er sagte ihr darauf, daß es sowohl die Mutter als auch er selbst aus ihrem Munde zu hören wünsche, und darauf antwortete sie: Jja! — Hierauf frug er weiter: Würden sie ihn auch als Ihren Mann lieben? — Da erröthete sie sehr und war außer Stande, eine Antwort zu geben, Herr Pauli aber sagte: Nun gut, mein liebes Kind, dies ist mir eine Hin längliche Antwort, Danach ging er zu seiner Frau und meldete ihr, er sei nun bereit, ihren Wunsch zu erfüllen, indem er mit uns beiden schon gesprochen hätte. Alsdann holte er uns zur Mutter und sagte ihr: Hier, mein liebes Weib, bringe ich Dir nach Deinem schon längst geäußerten Wunsche ein Paar Braut leute, Sie lieben sich beide recht herzlich und ich werde für Brot sorgen, — Die Mutter und er umarmten uns mit recht inniger Freude, alsdann- führten sie uns zugleich in den Tanz saal, indem der Vater ausrief: Hier präsentire ich Ihnen ein Brautpaar, meine lieben Freunde! Es lebe hoch! Tusch!!! Meine liebe Ulrike und ich waren wie aus den Wolken gefallen und konnten uns kaum besinnen, ob dies wirklicher Ernst wäre. Allein es war nichts anderes. Die ganze Gesellschaft, aus mehr denn 50 Personen bestehend, war ganz voller Freude ob dieser Überraschung, während wir beide stumm und betäubt blieben. Wir entfernten uns endlich in ein anderes Zimmer, um unsere Gedanken wieder zu sammeln. Das Fest selbst endete erst am anderen Morgen, an dem ich früh um 5 Uhr wieder nach Berlin in's Geschäft eilen mußte, und nun erst Zeit genug hatte, über meine künftige Lage nach zudenken. In diesem Brautstande blieben wir ein Jahr, Während dieser Zeit wurden von Herrn Pauli und mir die erforder lichen Anstalten zu meinem Etablissement getroffen, die Mutter aber war mit der Ausstattung beschäftigt. Bis zum Jahre 1776 hatte ich mir von meinem Salair 259 Thlr, erspart, um ohne Sorge an die Abreise von Berlin gehen zu können; allein diese unterblieb jetzt wegen der ge schehenen Verlobung, Um jenes Geld aber wurde ich aus schänd liche Weise gebracht. Ich lernte nämlich einen Legations- Secretair Riedl von Wien kennen, der ehemals mit dem Öster reichischen Gesandten am Schwedischen Hofe war. Dieser, übrigens ein Mann von feiner Bildung, suchte mich in Berlin auf, da er erfahren, daß ich aus Ungarn herstammte, und gab vor, meine Familie und Freunde in Ungarn genau zu kennen; besonders wollte er mir in meiner Erbschafts-Angelegenheit gern nützlich sein, wenn er, dem schon abgereisten Gesandten fol gend, nach Wien zurückginge. Einige Tage nach der gemachten Bekanntschaft eröfsnete er mir, daß er wegen der Rückreise in Verlegenheit sei, ich möchte ihm von Jemand 200 Thlr, ver schaffen, er wolle sie sogleich von Wien aus durch einen Wechsel bezahlen. Ich war ehrlich und offen gegen ihn und gab ihm diese Summe ohne Arg, habe sie aber bis aus den Tag, da ich dies niederschrieb — es war der 18, Juni 1813 — nicht wieder erhalten können, obgleich ich alles Nöthige dazugethan habe, (Eine Anmerkung hierzu aus späterer Zeit besagt in dessen, daß Herr Polborn in Wien die Freundschaft gehabt, den Wechsel des Herrn Riedl mitzunehmen und durch dessen Vermittelung und Bemühen sei jenes Geld bis zum Jahre 1819 nach und nach wieder bezahlt worden. Die Zinsen hat Horvath schwinden lassen,) Bei meinem bevorstehenden Etablissement setzte mich dieser Verlust in große Verlegenheit; jedoch was sollte ich ansangen? Es war einmal geschehen und ich glaubte immer mit einem rechtschaffenen Manne zu thun zu haben, der unmöglich die Absicht haben könne, mich zu betrügen. Nunmehr rückte die Zeit unserer ehelichen Verbindung heran, und nach der Ostermesse 1777 am 28. des Monats Juni war unser Hochzeitstag, Unweit Köpenick, dicht an der Spree, hatten wir eine Kattunbleiche, die der gewöhnliche Sommeraufenthalt von Herrn und Madame Pauli war. Hier sollte, weil meine Braut als Landmädchen daselbst die Wirtschaft zu besorgen hatte, das Hochzeitsfest veranstaltet werden. Die Vorbereitungen wurden getroffen und alle Freunde des Pauli'schen Hauses eingeladen, Herr Pauli hatte eine schöne neue Gondel in Stettin bauen lassen, welche einige Tage vor der Hochzeit in Berlin ankam. Mit dieser fuhren ich und die Brüder meiner Braut am Hoch zeitsmorgen früh um 5 Uhr aus der Spree nach unserer Bleiche, Sie war recht stattlich mit Segel und Flaggen ausgeputzt, sehr schön verdeckt und mit Fenstern versehen, dazu sauber grün ange strichen, auch mit Bildhauerarbeit verziert und vergoldet. Die Ruder führten vier als Matrosen gekleidete Leute und so nahm sich das kleine Fahrzeug gut aus und machte viel Aussehen in Berlin, wohin es zugleich eine kleine Ladung Wein aus Stettin mitbrachte, Nachmittags um 4 Uhr wurden wir durch Herrn Probst Teller aus Berlin getränt. Das Fest dauerte bis zum Morgen, worauf wir mit einem Theil der Gesell schaft nach Berlin fuhren und solchergestalt unsere Hochzeits nacht auf dem Spreestrom zubrachtcn. Gegen 10 Uhr am Mon tag Morgen kamen wir in Berlin an. Ich hatte eine Wohnung für 60 Thlr, in der Brüderstratze gemiethet; diese mußte nun möblirt werden. Meine Frau Schwiegermutter hatte aber für nichts weiter als für Betten ge sorgt; dies war von ihrer Seite die ganze Ausstattung! — Wir hatten also in unserer Wohnung weder Tisch, noch Stühle, Spiegel, Messer, Gabel, Löffel' etc,, kurz nichts, was zur Haus haltung und in der Küche erforderlich ist, und an Hochzeits geschenken, worauf wir doch etwas rechneten, erhielten wir auch nicht für einen Dreier, obgleich die Gesellschaft aus sehr vornehmen und reichen Leuten bestand. Darum war ich ge- nöthigt, meine Zuflucht zu dem Trödler Sucre zu nehmen und mir das nöthige Mobiliar durch ihn liefern zu lassen; natürlich mußte es höchst einfach sein — es kostete 69 Thlr, 17 Gr. —, und da wir am ersten Tage doch auch zu Mittag essen wollten, so gingen wir erst hin und kauften zwei Paar Messer und Gabeln und zwei zinnerne Löffel, — Am andern Tage war unsere Stube möblirt. Nun fehlte es aber meiner Frau an Kleidungsstücken; deshalb war ich genöthigt, sogleich Schulden zu machen und sie von Kopf zu Fuß zu kleiden, indem ihre Mutter für nichts als für 6 Hemden gesorgt hatte. Man denke sich nun unsere Lage! Herr Pauli gab mir jetzt 300 Thlr, Salair, womit wir unsere Haushaltung und Miethe bestreiten mußten. Wie weit Inan in Berlin mit 300 Thlr,, welche ich so zu sagen thaler weis erhielt, ausreichte, läßt sich leicht denken. Ich gerieth daher gleich im ersten Jahre mit 251 Thlr, 23 Gr, 9 Pfg, in Schulden, und war um so mehr gezwungen, aus mein eigenes Etablisse ment zu denken, Herr Pauli hatte es mir versprochen, und er war auch sogleich dazu bereit, mir seinen alten, nicht mehr gang baren Verlag zu überlassen, wofür ich ihm eine Summe von 4154 Thlr, 7 Gr, 9 Pfg, schuldig wurde, Bon dieser Schuld kamen das Muttererbe meiner Frau mit 1200 Thlr, wie auch die Hochzeits- und Ausstattungskosten mit 292 Thlr, 4 Gr, in Abrechnung: den Rest habe ich nach und nach in jährlichen Zah lungen und Abrechnungen, jedoch ohne Interessen, bezahlt, (Fortsetzung solgt,)
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