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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1928-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1928
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- Deutsch
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M 188, 14. August 1828. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Oft hörte ich dort mit Vergnügen zu, die Herren Studiosi ober freuten sich jederzeit, wenn ein so kleiner Junge ihr Zu hörer war. Während des siebenjährigen Krieges lebte mein guter Vater tu grosser Dürftigkeit, doch erfreute er sich der außerordentlichen Unterstützung der Professoren Hillcr, Reinhard-Hofsmann, Chladni, Langguth und anderer edler Männer. In meinem 13. Jahre wurde ich zum Fürstenschüler auf der hohen Schulz zu Meißen durch den Baron v. Hvhenthal vorgeschlagen und mir eine kurfürstliche Freistelle versprochen, worauf ich auch durch den Herrn Baron persönlich geprüft wurde, weil er sich selbst von meinen Kenntnissen überzeugen wollte, in welcher Qualität und in welche Klasse ich auf dieser Fürstenschule cintrcten sollte. Hierbei fällt mir noch das Wort: äuirt-rxs»*) bei; er frug: wie hat dies Verbum im Infinitiv? Ich lächelte darüber und sagte nichts weiter als: «st aävorbium. Aus diese Weise war ich nun schon halber Fürstenschüler und brauchte nur noch der Tag meiner auf kurfürstliche Kosten zu bestreiten den Reise bestimmt werden. Allein Plötzlich änderte ich inein Vorhaben, zu studiren, und zwar in Folge eines mir von meinem Lehrer, dem Herrn Rector Mcsserschmidt an der Stadtschule zu Wittenberg ge machten Vorschlages. Dieser vortreffliche, biedere Mann hatte den Auftrag Seitens des Buchhändlers und Ratsherrn Ahlfeldt in Wittenberg, ihm für seine Handlung einen Burschen zu ver schaffen; da fiel ich ihm ein und er machte mich kurz vor Ostern 1766 damit bekannt, indem er sagte, daß dies Geschäft gerade recht Passend für mich sei, weil ich ein so großer Bücherfreund wäre; hätte ich also Lust dazu, so wolle er mich Ahlfeldt als Lehrling Vorschlägen. Ich besann mich nicht lange und bat, solches je eher je lieber zu thun. Auf diesen meinen Entschluß ging er sogleich zu Ahlfeldt und sagte ihm, daß er ein Subject für seine Handlung gesunden habe, welches hinlänglich mit den dazu erforderlichen Schulwissenschaften ausgerüstet wäre, worauf Herr Ahlfeldt mich zu sehen wünschte, um selbst mit mir zu sprechen. Ich ging daher sogleich zu demselben, um mich ihm zu zeigen. Dieser alte würdige Mann frug mich: 1) ob ich Lust zum Buchhandel hätte?. 2) ob ich lateinisch verstände? 8) ob ich griechisch lesen und 4) orthographisch schreiben könne? Ich erbot mich, von allem sogleich eine Probe abzulegen; dies geschah und er bezeugte mir seine Zufriedenheit darüber, hinzu fügend: ich sollte 4 Wochen lang täglich ein paar Stunden zur Probe mich in seiner Handlung umsehen und mir die Pallete, woran die Verfasser geschrieben wären, sowohl im großen als kleinen Format bekannt machAr. Nachdem ich dies zwei Tage gethan, frug er mich, ob ich mich schon in dem Waarenlager finden könnte? Ich bejahte es und bat, eine Probe mit mir zu machen. Nun sollte ich einige Pallete In groß und klein For mat aufsuchen, was ich mit aller Schnelligkeit that. Darüber bezeugte er mir seine Zufriedenheit und fügte hinzu, daß ich sogleich ohne die 4 Wochen Probezeit eintreten könnte. Mit Freuden nahm ich dies an und so wurde denn das weitere Stu diren auf der Fürstenschule aufgegeben. Kaum befand ich mich 4 Monate in meiner neuen Laufbahn, da wurde mein guter Vater sehr krank und starb bereits im October 1766, 62 Jahre alt. Meine Mutter hatte ich bereits als Kind verloren und keine Erinnerung von ihr behalten. Ohne Freunde und ohne Unterstützung stand ich nun ver lassen da, ich hatte nichts, als was mir mein Lehrherr an Kleidung gab; aber dafür mußte ich 6 Jahr bei ihm bleiben. — Während meiner Lehrzeit habe ich sehr traurige Tage gehabt, indem ich von meiner Prinzipalin sehr schlecht behandelt wurde. Dagegen gewann mir meine Aufmerksamkeit die Liebe und Zufriedenheit meines Prinzipals, so daß er mich 1768 zur Be sorgung der Mcßgcschästc nach Leipzig schickte, und dies habe ich danach alljährlich bis 1772 mit gleichem Erfolge gethan. Hierdurch wurde ich auf der Handlung sehr bekannt und viele Buchhändler boten mir Stationen bei sich an. Unter diesen war auch Herr Pauli aus Berlin; weil ich nun immer gewünscht hatte, nach Berlin zu kommen, so war mir dessen eben nur, gerade nur. 906 Antrag der angenehmste und ich versprach Herrn Pauli sogleich, auf Michaelis 1772 bei ihm einzutreten. Dies geschah denn auch, aber unter großem Widerwillen meines Lehrherrn, der mich nicht fortlasscn wollte. Ich kam zu Anfang October 1772 nach Berlin und fand bei Herrn Pauli einen großen Unterschied in den Geschäften; jedoch arbeitete ich mich bald hinein und führte 6 Jahre sein ganzes Geschäft auf der Leipziger Messe. Meine Absicht war gewesen, im 5. Jahre weiter zu gehen und Holland, England und Frankreich zu besuchen, wozu ich auch recht vortheilhafte Vorschläge erhielt, die ich gern angenommen hätte, allein Herr Pauli hatte mich so nöthig und so lieb gewonnen, daß er zu mir sagte: Bleiben Sie nur bei mir, ich werde auch für Sie sorgen. — Mein Salair war im ersten Jahre unbedeutend, es betrug ohne Meßgeschenk und Weihnachten 40 Thlr., nach und nach aber brachte ich es aus 100 Thlr. Kurz vor meiner Ankunft in Berlin im Jahre 1772 hatte Herr Pauli die Witwe des Kattunfabrikanten Öhmigke, eine sehr schöne Frau, gcheirathet, welche ihm zwei Töchter aus ihrer ersten Ehe zubrachte, davon die jüngste, Ulrike, damals 11 Jahr alt war. Während der Zeit meines Dortseins, bis 1777, wurde sie 17 Jahre alt; sie war jedoch schon als Kind größtentheils auf einem Gut bei Köpenick, um die Landwirthschaft zu besorgen. Dies gute Mädchen lernte ich genau kennen und sie bezeugte mir sehr große Zuneigung, während auch sie von der Mutter hart behandelt wurde. Wir wurden sehr vertraut, und sie wünschte aus jener Sklaverei zu kommen. Einen ihr 1776 von einem Kaufmann in Berlin gemachten Heirathsantrag schlug sie aber aus. Als 5 Jahre bei Herrn Pauli verflossen waren, wurde mein Wunsch, andere Länder zu besuchen, wieder rege; allein es sollte nicht sein, daß ich Berlin verließe. Die gute Ulrike weinte, so bald ich davon sprach, und sagte, ich könnte ja auch hier mein Brot erwerben. Die Mutter und Herr Pauli hatten unsere gegenseitige Zuneigung lange beobachtet und freuten sich darüber, freilich wurden wir nun auch bei allen Gelegen heiten als ein Paar Verliebte bezeichnet und geneckt. Der 20. September war meines Prinzipals Geburtstag und wurde gewöhnlich sehr festlich begangen. In diesem Jahre 1776 war dazu eine große Gesellschaft aus Berlin nach der Plantage bei Köpenick geladen, es ward der Tag zugleich als Erntefest gefeiert und darum bot Jung und Alt alles auf, daß es recht fröhlich werden sollte. Schon einige Tage zuvor wurden kleine Ehrenpforten, Kränze, Namenszüge von Blumen u. a. m. nngefertigt und Im freien Felde ausgestellt. So kam der 20. September, diesmal just ein Sonntag, heran. Ein Theil der gebetenen Gesellschaft fuhr schon am Sonnabend Abend nach Köpenick hinaus, um die weiter nöthigen Vorkehrungen zu treffen; ich war, wie gewöhnlich, auch am Sonnabend hinaus- gcgangen, um zu Helsen, und so stand alles am Sonntag Morgen in völligem Glanze da. Herr Pauli wurde an diesem Tage früh um 8 Uhr er wartet und traf auch richtig mit den anderen gebetenen Freun den ein. Musik und Gesang empfingen ihn und jeder bezeugte ihm seine herzliche Freude. Nun folgte für meine Person der wichtigste Act. Gegen Abend wurde ein kleines Feuerwerk abgebrannt und der Tanz begann. Schon öfter hatten wir Tanz-Partien in unserem Hause gehabt, zu denen ich auch als Tänzer geladen ward. Meine gute Ulrike hatte zwar keinen Unterricht im Tanzen gehabt, aber ich ward ihr Lehrmeister, und in kurzer Zeit tanzte sie alle damals üblichen Tänze, als Menuett, Englisch, Quadrillen und vorzüglich Kosackisch recht gut; ich war ebenfalls der Ge sellschaft als Kosackischer Tänzer bekannt. Nachdem nun an jenem Abend die gewöhnlichen Tänze durchgetanzt waren und Ulriken's Mutter und Herr Pauli mit Vergnügen zugesehen und uns beobachtet hatten, wurden wir von der Gesellschaft wie von den Eltern aufgefordcrt, Kosackisch zu tanzen. Meine Ulrike wollte sich anfänglich aus Furchtsamkeit nicht dazu ent schließen; aber ich bat und überredete sie. Wir executirten diesen Tanz mit aller Leichtigkeit und zum großen Vergnügen der Gesellschaft, die uns darüber viel Schmeicheleien sagte und dabei ausries: Das muß ein Pärchen werden!
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