Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1928

X» 188, 14, August 1828, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. gruppiert. In einem Anhang sind die hauptsächlichsten Werke zur Einführung in die großen internationalen politisch-geographischen Probleme und in die Lehre von der Geopolitik zusammengestellt. Immer ist in erster Linie die Literatur aufgeführt, die das betref fende Volk als heute lebendig wirkende Größe unmittelbar verständ lich macht. Aus den Grenzgebieten von Natur, Kunst, Technik und Wirt-schaft wird nur das gegeben, was bei den einzelnen Völkern das geistige Gesicht und das Wollen von heute entscheidend bestimmt. Unter diesen Gesichtspunkten sind auch die Blicher ausgewählt, die jeweils von den dauernden Grundlagen des betreffenden Staates, d. h. von ihrem Boden und ihrem Volkstum handeln. Der Katalog »Deutsches Land und Volk« umfaßt das Deutschland von 1918 ausschließlich Österreichs und der Schweiz, aber mit Berücksichtigung des Deutschtums im Auslände. Beide Kataloge stellen sich kein wissenschaftliches Ziel; sie scheiden die eigentliche wissenschaftliche Fachliteratur sogar aus. Denn sie wenden sich an das Laienpublikum, ohne damit aber auf der anderen Seite lediglich eine nurpopuläre Literatur zu geben. Das Ziel ist: Beschränkung auf das Wesentliche! Es sind also keine lückenlosen Fachbibliographien zur Orientierung über jede Einzelheit. Die Un vollständigkeit ist vielmehr pädagogische Absicht. Diese Absicht wird klar, wenn — sicher durchaus mit Recht — gesagt wird: »Wir leiden in Deutschland ja nicht an einem Zuwenig, sondern an einem Zuviel von Büchern. Durch dieses Zuviel wird die eigentliche Ausgabe des Buches, die geistige Führung und Förderung der Nation erschwert... Der Leser soll nicht durch eine überfülle von Stoff erdrückt werden, sondern soll durch die Werke der wirklich unterrichteten und urteils fähigen Persönlichkeiten eine Förderung erfahren«. (S. VI.) Dabei bleibt — unter dem Gesichtspunkt der »Überproduktion« — aber bemerkenswert, daß die Bearbeiter dieser Kataloge darüber klagen, daß trotz des Zuviel für wichtige Gebiete und Fragen die wertvollen Bücher kompetenter Persönlichkeiten fehlen, und daß min der Gehaltvolles oder spezifisch Fachwissenschaftliches die Lücken noch füllen muß. Es bestätigt sich also auch von dieser Seite aus, daß die Überproduktion nicht lediglich eine Frage der Quantität (Blicher und Käufer), sondern auch der richtigen Orientierung der Ver lagsproduktion ist. Diese Verzeichnisse interessieren den Buchhandel in ihren spe ziellen Absichten für die Bücherpraxis nur mittelbar. Wohl aber geht aus dem Gesagten teilweise schon hervor, was sie dem Buch handel in anderer Hinsicht wertvoll machen kann. Nein negativ ge sehen, sind sie natürlich keine bibliographischen Nachschlagewerke. Wohl aber macht sie die besondere Form, in der hier die Erschließung wichtiger Literaturgebiete erfolgt, nämlich gerade die Darbietung des Wesentlichsten aus einer Flut von Tausenden von Büchern als zuverlässigen Führer für den Sortimenter wertvoll. Dabei leisten die knappen Charakteristiken, die jedem Titel beigefllgt sind, und die zahlreichen Verweisungen sowie die kurzen Einführungen zu den einzelnen Abschnitten sehr gute Dienste. Es wird verständlich, daß es einer mehrjährigen mühsamen Arbeit und der Aus wertung reicher bibliothekarischer Berufs- und Bucherfahrung be durfte, wenn mau sieht, wie hier aus der Produktion von Jahr>- zehuten in jedem der beiden Verzeichnisse nur rund 450 Titel (von etwa 280 bzw. 360 Verfassern) als Aktivum ausgewählt worden sind! (Allein 1926 und 1927 erschienen ans dem Gebiet der Ländcr- nnd Völkerkunde 1654 Titel!). Wenn auch die Literatur bis zu den Erscheinungen des letzten Jahres erfaßt ist und die Mehrzahl der Werke auf die Zeit nach 1920 entfällt, so ist es doch der eigene Wert dieser Übersichten, daß sie auch die heute noch wesentliche Literatur aus früheren Jahrzehnten betont in den Vordergrund stellen und so bewußt die älteren Werke in einer Zeit propagieren, in der der Buch vertrieb zwangsläufig nur allzu rasch zu immer Neuem und Neuestem sich wenden muß. Der Hauptwert dieser Literaturverzeichnisse liegt nun aller dings für den Buchhandel wohl noch auf einer anderen Seite: sic sind nämlich nicht nur für den Sortimenter eine gute und knappe Übersicht (für das Klein- und Mittelstadlsortiment auch ein brauch barer Wegweiser für den Aufbau der einzelnen Lagersparten), son dern vor allem für den Nachwuchs, den Lernenden, eine ausgezeich nete Einführung in bestimmte Literaturgebiete, deren bloße biblio graphische Beherrschung nach Titeln und Verlegern heute für den wirklichen Kundendienst nicht mehr genügt. Hier würde sich die spezielle Absicht dieser Kataloge, dem Volks bibliothekar für den Bestandsaufbau und die Ausleihe eine Hilfe an die Hand zu geben, in entsprechender Weise auch für den Buch handel verwirklichen lassen*). G. Schönfelder, Leipzig. *) Die Kataloge sind zu beziehen durch die »Deutsche Zentral stelle f. volkst. Büchereiwesen«, Leipzig N 22, Richterstr. 8. Für die buchhändlerische Fachbibliothek. Alle für diese Rubrik bestimmten Einsendungen sind an die Schrift- lettung des Börsenblattes, Leipzig, Gerichtsweg 26, Postschließ- fach 274/75, zu richten. Vorhergehende Liste, s. 1928, Nr. 182. Bücher, Zeitschriften, Kataloge usw. A D B - M i t t e i l u n g e n. Hrsg, vom Arbeitgeberverband der Deutschen Buchhändler, Sitz Leipzig, Gerichtsweg 26. 8. Jahrg., Nr. 1/3. Aus dem Inhalt: Wirtschaft und Sozialpolitik. ü a n cl 6 1. IVr. 31 v. 3. ^ugu8t 1928. Wien. ^U8 ckom luüalt: Wiener Kle886. — Wa8 un8 IZuekbinckern not tut! ^reliiv kür Kuedbincierei. 2eit8edrikt kür Linbanälrun8t, künbanckkor8cdung. 28. Ig., Hekt 7. 1928. Halle: Wilkelm Zeitig beckruelrt. gr. 8° Ilekt dlk. 1.20, viertelst Mr. 3.50. Gibt einen Überblick über die wichtigsten Neuerscheinungen der gesamten hauswirtschaftlichen Literatur. Bücher, Aufsätze aus Zeitschriften und Zeitschriften werden kurz besprochen. Die blaue Blume. Zeitschrift der Romantischen Gemeinde zur Pflege der Romantik. 4. Jg. 1. Heft. Leipzig: Edda-Verlag G. m. b. H. Aus dem Inhalt: W. Söker: Der Romantiker der Freiheitskriege. (M. von Schenkeudorf.) — W. Scheller: Das Werk Stefan Georges. Der Buch- und Z e i t s ch r i f t e n h a u d e l. 49. Jg., Nr. 32. Berlin. Aus dem Inhalt: E. Drahn: Aus der Vorzeit des modernen Zeitschriftenhandels. Der B u ch h a n d e l s a n g e st e l l t e. 7. Jahrg., Nr. 7. Leipzig. Aus dem Inhalt: Paul Teubner, Verbaudsvorsitzender, 60 Jahre. — Fr. W. Oenro: Von der Krisis im russischen Buch- und Schriftwesen. — Tarifbewegung im Buchhandel. Üullstin kür Sed^vsirsr Sammler. Lüeder, Lx-libri8, Iag8g686ll8eliakt m. b. H. (8. Hirrel.) 76 8. u. 16 ^bb. Wr. 2.75. Der H a u s b ü ch e r - B o t e. 6. Jahrg., Heft 8. Hamburg: Bücher born, Deutsches Buchhaus G. m. b. H. Aus dem Inhalt: N. Wulff: Wilhelm Stcinkopf. — F. A. Gayda: Das deutsche Lied und die Gegenwart. — B. Frickc: Ein Besuch bei Franz Donat. — G. Krause: Bali. (Leseprobe aus dem gleichnamigen, bei Georg Müller, München, crsch. Buch.) — A. E. Günther: Antisemitismus und Antigermanismus. (Zu Wilhelm Stapels Buch.) — Seeteufel bei den Studenten. (Aus: »Seeteufel erobert Amerika« von Graf Felix von Luckncr.) 909