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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1928
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- 1928-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1928
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MsMIllü-MellDriMM Vnck!mM Nr. 182 (R. 182). Leipzig. Sonnabend den 18. August 1928. 95. Jahrgang. RedMwueller TA Deutsche Bücher in fremdem Gewände. IV. Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Von vr. August von Löwis of Menar. <1. s. Bbl. Nr. 137, Il.-IIl. s. Bbl. Nr. 1K5.) Für die Geschichte des deutsch-französischen Übersetzungs wesens fehlt bedauerlicherweise noch immer eine Gesamtdar stellung, sodaß man gezwungen ist, aus den bekannten Literatur geschichten und Bibliographien bruchstückweise Material zusam menzutragen, will man einen überblick über dieses interessante Gebiet gewinnen. Mit vollem Akkord setzt in der Zeit der Renaissance die fran zösische Übersetzertätigkeit ein und wird zur beliebtesten, wohl auch lohnendsten literarischen Arbeit. Natürlich stehen die Auto ren des Altertums an der Spitze, von denen schach Heinrich Morfs Angabe) bis 1550 alle wichtigen übertragen waren. »Nutze Deine Kunst», sagt der alte Hofdichter Jean Marot zu seinem Sohn Element: Bald aber treten unter höfischem Einfluß auch Übersetzungen aus dem Italienischen und Spanischen hinzu und Deutschland ge winnt mit dem Narrenschifs, dem Eulenspiegel und Schriften Luthers einen entschiedenen Einfluß auf die emp fängliche französische Literatur, obwohl oder vielleicht weil der Lutherübersetzer Berquin als Ketzer verbrannt wird. Humanismus und Reformation in Frankreich sind durch die Namen Rabelais und Calvin gekennzeichnet, von denen der erste ohne seine italienischen Vorgänger, der zweite ohne Luthers bahnbrechende Taten und Schriften kaum vorstellbar ist. Übersetzungen aus dem Deutschen von Bedeutung findet man jedoch erst wieder um 1750, in der Zeit, wo der langwährende italienisch-spanische Einfluß gebrochen ist und deutliche Gering schätzung seitens der »Aufklärung» erfährt. Englische bürgerliche Romane werden modern, aber auch Gottscheds »Deutsche Sprachkunst- wird übersetzt, man lernt Deutsch in Paris und liest die Beiträge Gottscheds, Gellerts und Kästners in Pariser Zeitschriften. Mit Lessin gs Schauspielen, Wielands leichtbeschwingten Versen und Goethes »Weither» wird so dann der Höhepunkt der Begeisterung für die Literatur des öst lichen Nachbars erreicht, gefördert durch Rousseaus und Diderots Eintreten. Doch auch diese Welle verebbt, und um das Jahr 1800 beklagt Wilhelm von Humboldt in Paris, daß die deutsche Literatur in Europa noch lange nicht so bekannt sei wie die englische, französische und italienische. Ec schreibt eine orientierende Abhandlung sür Frau von Stael, die wohl da durch zu ihrem Buch »Vs I'LIIsmLgns» angeregt wurde, das be kanntlich als unfranzösisch von der Zensur verboten nur in London im Jahre 1813 erscheinen konnte. Erst hier findet man wirkliche Kenntnis von der deutschen Literatur, Würdigungen Klopstocks, Herders, Klingers, Goethes, Schillers und Bürgers, und wenn auch einzelnes unrichtig, flüchtig und aus dem Oppositionsgelüst gegen das kaiserliche Frankreich heraus geschildert erscheint, so ist hier doch zum erstenmal von französischer Seite der Versuch gemacht, die deutsche Literatur nicht nur Frankreich allein, son dern »allen denkenden Menschen Europas» Mhezubringen. Je denfalls ist es dem Appell der Frau von Stasl zuzuschreiben, daß nunmehr Schiller, Jean Paul, Bürger, Herder, und vor allem Goethe übersetzt und Stücke von Werner und Zschokkein Paris gespielt werden, und daß E. T. A. H os f- manns »Lontes kantastiguss» begeisterte Ausnahme finden, so daß Heines und Börnes Spott über die Zustände daheim eifriger Verteidigung von französischer Seite begegnen. Der Krieg 70/71 ist natürlich nicht ohne Einfluß auch aus die literarischen Beziehungen der beiden Völker geblieben und hat das Interesse an deutscher Literatur, Wissenschaft und Kunst im allgemeinen unter den Nullpunkt sinken lassen. Doch der auch als Lyriker bekannte Michelet, der einst zu Uhland, dem »minnsEnzer Sounds», wallsllhrtete, verehrt Grimm, Beet hoven und Pestalozzi nach wie vor als seine Erzieher, E. Schörer weiß in seiner 1872 erschienenen Studie Goethe durchaus gerecht zu werden und Ta ine, der von Hegel ausging, findet bei den Deutschen »Gedanken, die ein ganzes Jahrhundert bestreiten». Auch muß an dieser Stelle an Gobineau erinnert werden, der in Deutschland die große Gemeinde fand, die ihm in Frankreich versagt blieb. Vielleicht war es die Bühne, die zuerst durch Haupt mann - Aufführungen inAntoines »lldöLtre-libre» die Teil nahme an deutschem dichterischen Schaffen wieder in etwas stärkerem Maße wachrief, denn Antoines Beispiel folgten auch andere. Allein die Zahl der Übersetzungen aus dem, Deutschen um die Jahrhundertwende und bis zum Weltkriege bleibt recht gering und beschränkt sich in der Hauptsache aus Neuübertra gungen älterer Werke und eine Anzahl besonders gern gelesener aktueller Bücher. Erst in neuester Zeit beginnt eine verständnis vollere, bewußt-nachspürende Betrachtung der deutschen Lite ratur sich leise anzukündigen und man stößt öfter auf Äußerun gen des Bedauerns, daß man in Frankreich noch so wenig von der deutschen Produktion der letzten Jahrzehnte kenne. Da setzt, wie man hoffen darf, zur rechten Zeit unsere Bibliographie ein, um in ihrer Übersicht für das Jahr 1927 zu zeigen, wofür die französischen Leserkreise sich interessieren und welch empfindliche Lücken es noch auszufüllen gilt, will man von Jahr zu Jahr dem deutschen Schassen auch nur in seinen bedeutsamsten Ver öffentlichungen halbwegs folgen. Weil die aus den Eingängen der Pflichtexemplare beruhende »Bibliographie de la France- für 1927 auch eine Anzahl Werke aufführt, die in den beiden vorhergehenden Jahren erschienen sind, also offenbar Versäumnisse nachholt und solche auch sür das Jahr 1927 vermuten läßt, darf man hoffen, daß die Überfetzungs- tätigkeit in Frankreich im vergangenen Jahr doch größer war, als sie nach unserem Verzeichnis erscheint. Mager ist dieses namentlich aus dem Gebiet der Schönen Literatur ausgefallen, die ja sonst in anderen Ländern besonders bevorzugt wird. Und wenn man sich auch freut, daß der »Weither» und die »Hymnen an die Nacht» neue Übersetzer gefunden haben, so wünschte man doch, daß die Zahl der berücksichtigten lebenden Deutschen weit größer wäre, als sie tatsächlich ist. Neben der Belletristik findet man in zweiter Reihe historisch politische Veröffentlichungen, darunter natürlich Werke, die im Zusammenhang mit dem Weltkrieg stehen, aber auch »Das Kapi tal» von Karl Marx hat jetzt eine neue Übersetzung erhalten. — Technische und naturwissenschaftliche Bücher schließen sich an, und wenn sie auch keineswegs zahlreich sind, so überlreffen sie doch immer noch die kunst- und literaturgeschichtlichen, philoso phischen und religions-wisscnschaftlichen Werke, die in ausfallend geringer Anzahl erscheinen. 921
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