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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.04.1903
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.04.1903
- Sprache
- Deutsch
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3208 Nichtamtlicher Teil. ^ 92, 23. April 1903. Satz dies wieder leugnen zu wollen. Wenn es keine Biblio theken gäbe, die teure Werke anschaffen, deren Preis für die einzelnen unerschwinglich, so würden sich nach Ihrer Meinung Vereine und wissenschaftliche Institute finden, die dieses über nähmen. Und diese Vereine rc. würden, da sie nur an wenige auslechen, nicht einen so großen Schaden stiften, denn erstens wäre ihr Kreis ein engerer, zweitens müßte jeder dieser Vereine das Werk anschaffen: Fazit, ein größrer Absatz. Ja! ja! verehrter Herr Kollege! »wenn . . .« Sie wissen ja, der Mann der das wenn und das aber erdacht, hat sicher aus Häcker ling Gold schon gemacht. »Beispiele für die Richtigkeit dieser Behauptung lassen sich genug anführen . . .« fahren Sie fort, führen aber nicht ein einziges Beispiel an. Dies dürste Ihnen auch schwer fallen, da es Statistiken hierüber nicht gibt und Einzel beobachtungen gar keinen Wert haben. Aber Sie schenken sich selbst die Mitteilung solcher Einzelbeobachtungen und verlangen, daß wir blindlings glauben sollen, was Sie als notorisch hinstellen, was aber notorisch durchaus nicht ist. Im Gegenteil hat die Erfahrung gezeigt, daß überall, wo Neubegründungen von Bibliotheken stattgefunden haben, eine Erweckung des Lesebedürfnisses stattgefunden hat und damit der Wunsch nach dem Besitz von Büchern erweckt worden ist. Daß nicht immer die Mittel vorhanden sind, den Wunsch nach Besitz in die Tat umzusetzen, steht auf einem andern Blatt. Es wird aber durch Bibliotheken dem Buchhandel trotzdem nicht mehr geschadet als genützt, denn wenn keine Bibliotheken da wären, würden die Leute, die keine Bücher kaufen können oder wollen, auch keine kaufen, es würde aber dem Buchhandel die Kauffähigkeit zahlreicher Staats-, Privat- und Lese bibliotheken entzogen werden, und manches Buch, was ledig lich auf die Erwartung seines Verkaufs an Bibliotheken gedruckt wird, müßte ungedruckt bleiben. Und mir ist als Verleger und als Sortimenter der Sperling der Bibliotheken in der Hand lieber, als die Taube des Kolossal-Absatzes bei einem »Verschwinden der Bibliotheken« auf dem Dache. Daß die Bibliotheken »zum Wohle des Bürgers und Steuer zahlers aus den Mitteln und Abgaben des Steuerzahlers« unterhalten werden, also zum »Wohle« . . ., geben Sie in folgendem zu und zeichnen es durch Sperrdruck aus. Darin sind wir also einig, verehrter Herr Kollege! Leider führen Sie dies nur an, um zu behaupten, daß die Herren Bibliothekare sich nicht wie Verwalter, sondern wie Besitzer der von ihnen verwalteten Sammlungen benähmen und kein Recht hätten, von Repressalien zu sprechen, die sie gegen die widerspenstigen Buch händler, die doch auch Steuerzahler, und zum Gebrauch der öffent lichen Anstalten, wie es Bibliotheken sind, anwenden wollen. Sie verwechseln nur zwei Dinge mit einander: die Buchhändler als Benutzer und die Buchhändler als Lieferanten der Bibliotheken. Als Benutzer stehen die Buchhändler freilich jedem andern Steuerzahler gleich, als Lieferanten sind sie aber für die Bibliotheken da, nicht die Bibliotheken für sie, ebenso wie die Bibliotheken für das Publikum, nicht das Publikum für die Bibliotheken da ist. Sie begehen also hier genau den Fehler, den Sie den Bibliothekaren vorwerfen zu müssen glauben. Wenn Sie die Bibliothekare darauf Hinweisen, daß ihre Tatkraft sich darauf richten möge, die ihnen Vorgesetzten Behörden zu überzeugen, daß die jetzige Dotierung bei dem Anwachsen der Literatur ganz ungenügend ist, so stoßen Sie offne Türen ein. Es scheint Ihnen vollständig entgangen zu sein, daß diese Frage jede Zusammenkunft des Vereins der Bibliothekare beschäftigt, daß im Aufträge dieses Vereins eine Zusammenstellung gemacht ist, wie viel Mittel jährlich mindestens jede Universitätsbibliothek erhalten muß, um den Ansprüchen der stetig wachsenden Büchermassen gerecht zu werden. Wie Ihnen dieser Umstand entgangen ist, so leben Sie auch in Bezug auf die Vorbildung der Bibliothekare in einem längst vergangenen Zeitalter. Die Zeiten sind lange vorüber, in denen ein Leiter einer großen Bibliothek, ein verdienter Historiker, die Frage auftoerfen konnte: »Wer in aller Welt liest ein Buch über Histologie?« Derartige Leiter giebt es heute nicht mehr, ebensowenig wie Bibliotheks beamte. Solche Zustände waren nur möglich, als die Bi bliothekarstellen Sinekuren für verdiente Gelehrte oder Stellen waren, die neben einem sonstigen Amt so schlecht als recht ver sehen wurden. Dank namentlich den Bestrebungen des jüngst verstorbenen Dziatzko ist heute die Bibliothekswissen schaft eine Wissenschaft geworden und werden an die Biblio thekare Ansprüche gestellt, die recht hoch sind, und Examina erfordert, die speziell die Befähigung zum Bibliothekar erweisen sollen. Daß vielfach Philologen die Bibliothekar laufbahn einschlagen, mag richtig sein — mir ist es augen blicklich nicht möglich festzustellen, ob dies wirklich heute noch in erdrückender Mehrzahl der Fall ist — aber dies erklärt sich aus unserm Studiengange, und dann müssen auch diese sich die theoretische und praktische Befähigung zum Biblio thekar erwerben. Für jedes Fach einen Fachmann als Bibliothekar anstellen, läßt sich an allgemeinen Bibliotheken aus den verschiedensten Gründen nicht durchführen, ist auch gar nicht nötig, bei Spezialbibliotheken geschieht es ohnehin. Übrigens, verehrter Herr Kollege, muß denn nicht auch ein Buchhändler verschiedne Fächer beherrschen, bezw. von einem Fach ins andre übergehen? Und einem wissenschaftlich ge bildeten Bibliothekar sollte dies unmöglich sein? Ich komme zu Ihrem Schlußsätze, verehrter Herr Kollege. Soweit Sie »Tatsachen« angeführt haben, sind sie allerdings bekannt und gewürdigt; Sie haben es sich nur gestattet manches als Tatsache aufzuführen, was keine ist, um sich den Beweis zu ersparen. Über die »Offenbarung der intimsten und internsten Geschäftsgeheimnisse« ist schon so viel für und wider gesprochen und geschrieben worden, daß die Feder sich sträubt, noch einmal damit sich zu beschäftigen. Glauben Sie wirklich, daß die Bibliothekare in dem Börsenblatt hinsichtlich unsrer Bezugsbedingungen etwas finden, was ihnen bisher unbekannt gewesen ist? Die Art der buch händlerischen Rabattierung ist so bekannt, daß etwas Neues aus der Lektüre des Börsenblatts sich kaum ergeben wird. Sie lesen das Börsenblatt doch täglich, verehrter Herr Kollege? Haben Sie etwas Neues gefunden, was Ihnen bisher un bekannt gewesen ist? Ich nicht. Das einzige, was den Bibliothekaren neu sein könnte — uns nicht — ist, daß die Rabattierung der wissenschaftlichen Bücher für das Sortiment ungünstiger geworden ist. Und wenn Sie dies lernten, wäre das ein Unglück? Was Sie unter persönlichen Be ziehungen der Bekämpfer der Verheimlichung des Börsen blatts zu den Bibliothekaren verstehen, aus deren offnem Bekenntnis Sie niemand einen Vorwurf machen wollen, ist mir nicht recht klar. Wenn Sie nicht etwa damit sagen wollen, was doch kaum anzunehmen ist, daß die Herren um persönlicher Vorteile willen etwas wider ihr besseres Wissen behaupten, so finde ich keine Erklärung für diesen Satz. Wenn die Gründe für die Freigabe des Börsenblatts Ihnen fadenscheinig Vorkommen, daß Sie nicht einmal versuchen, zu widerlegen, so läßt sich dagegen nichts tun als abw arten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich noch einer Mythen bildung entgegentreten. Allerdings kommt dies nicht auf Ihr Konto, sondern auf das des verehrlichen Börsenvereins- Vorstands. Im Börsenblatt Nr. 76 ist unter dem Titel »Der Schutz des Ladenpreises« ein Auszug aus einer ver traulichen Broschüre des Vörsenvereins-Vorstands gegeben, in dem folgender Satz vorkommt: »Durch die ganzen Verhandlungen zieht sich die Klage über das Bekanntsein der buchhändlerischen Rabatte
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