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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1928
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- 1928-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1928
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158, 7. Juli 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. schluß an entsprechende Bestrebungen des Auslandes. Am unteren Rande soll eine sogenannte Ordnungsleiste angebracht werden, die in festgelegter Reihenfolge Jahrgang, Heftnum mer usw. angibt. 3. Die Normierung der Buchformatc würde für die Bibliothek eine wesentlich günstigere Raumausnützung bedeuten. 4. Die Normierung der Kataloge. Auch der Fachnormenaus schuß steht auf dem Standpunkt, daß es heute nicht mehr angängig ist, daß jede Bibliothek ihr eigenes System aus arbeitet und betreibt. Dringender als an irgendeiner Stelle ist hier Vereinheitlichung geboten. Die Unterlage dazu kann nach seiner und des Fachausschusses Meinung nur die inter nationale Dezimalklassifikation bilden. Die Ausführungen von vr. Prinzhorn über die Notwendig keit eines wirtschaftlicheren Arbeitens in den Bibliotheken wur den von dem Vertreter des Reichssparkommissars begrüßt und als eine dringende Notwendigkeit für die Zukunft bezeichnet. Auch er betonte, daß vom Standpunkt der Wirtschaftlichkeit aus die Einführung der Dezimalklassifikation, deren Vorteile er in seiner eigenen kleinen Privatbibliothek kennengelernt habe, als ein Gebot der Zeit zu betrachten sei. Als nächster Redner betrat vr. Schnacke aus New Jork das Rednerpult, um seine »Eindrücke in deutschen und amerikanischen Bibliotheken« zu besprechen. An den Anfang seiner Ausführungen stellte er die Bemerkung, daß ein wesentlicher und viele andere Erscheinungen erklärender Unterschied in den viel geringeren Mitteln und dem unzureichen den Personalbestand der deutschen Bibliotheken gegenüber den amerikanischen zu sehen sei. Der Anschasfungsctat der Public Library in New Park ist viermal so groß als der der Preußischen Staatsbibliothek, die doch die Aufgaben einer deutschen Natio nalbibliothek zu erfüllen hat. Dazu kommt, daß die deutschen Bibliotheken vorwiegend Ausleihbibliotheken sind, wodurch eine wesentlich erhöhte Beanspruchung des Personals verursacht wird. Bor allem aber seien die technischen Einrichtungen in Deutschland noch sehr unvollkommen. Selbst in der Preußischen Staats bibliothek sind Schreibmaschinen eine Seltenheit und mit Er staunen mußte er feststellcn, daß wissenschaftliche Beamte dort noch heute handschriftlich die unhandlichen Bandkataloge nach schreiben. Auch das Telephon wird noch nicht für den Biblio- thcksdienst ausgcnützt. Die Preußische Staatsbibliothek hält ihre Anschlußnummer ängstlich geheim, damit sie nicht von auswärts angerufen werden kann. In Amerika sei es dagegen üblich, daß das Telephon für Büchcrbestellungen und bibliothekarische Aus künfte intensiv ausgenützt werde. Für die Kataloge hat Amerika längst die unpraktischen Bandkataloge aufgegeben und allgemeine Zettelkataloge eingeführt. Meist sind diese Zettelkataloge so genannte Lexikonkataloge, d. h. Kataloge, in denen die Titel nach dem Verfasser sowohl wie nach Schlagworten ausgenommen und alphabetisch geordnet werden. Diese Kataloge sind täglich dem Publikum zugänglich. Dadurch ist es möglich, das Publikum zu zwingen, die Bestellzettel mit der Signatur zu versehen, wodurch die Herbeischassung der Bücher wesentlich beschleunigt wird. Infolgedessen sind in Amerika die Bücher selbst in den größten Bibliotheken längstens in zehn Minuten zur Stelle, während man in Deutschland oft einen ganzen Tag warten muß. Außer dem beansprucht der Signierdicnst eine große Anzahl wissen schaftlicher Arbeitskräfte. Einen Vorteil gegenüber Amerika besitzt Deutschland in dem vorzüglich organisierten Leihverkehr und der Auskunftsstellc, in der man für 10 Pfennig erfahren kann, in welcher Bibliothek ein gesuchtes Buch vorhanden ist. Den nächsten Vortrag hielt Direktor Prof. vr. F i ck von der Göttinger Universitätsbibliothek über: »Die bibliogra phische Ausbildung der Bibliothekare». Er wies darauf hin, daß die Bibliographie heute das unentbehr lichste Hilfsmittel im Bibliothcksbetrieb sei. Die Erkenntnis der Bibliographie ist von Güttingen ausgegangen, wo sich zu erst ein Kreis von Gelehrten mit Bibliographiefragen besaßt hat. Schnell ist man dann in Deutschland und auch im Aus land aus die weittragende Wichtigkeit dieses neuen Studien- gebietes ausmerksam gemacht worden und hat Gelehrte nach Göttingen gesandt. Heute muß man die Vertrautheit mit allen bestehenden bibliographischen Hilfsmitteln als unerläßliche For derung bei jedem Bibliothekar voraussetzen. Es ist daher wün schenswert, daß bei der Ausbildung mehr als bisher Gewicht darauf gelegt wird. Auch in die Prüfungsordnung der Biblio thekare sollte man die Bibliographie aufnehmen. Freilich wird es dann auch notwendig werden, hierfür besondere Lehrstühle zu errichten. Die Bedeutung der Bibliographie in der Tätigkeit des Bibliothekars ist in den letzten Jahren dadurch so gewachsen, daß fast auf allen Gebieten der Wissenschaft neue Probleme ent standen sind und daß ganz neue Wissenschaften wie z. B. die Orientalistik gewaltige Bedeutung angenommen haben. Um daher den Ratsuchenden wirklich Helsen zu können, ist eine Be schäftigung des Bibliothekars mit allen diesen Fragen unerläß lich, wozu ihm freilich nur die bibliographischen Hilfsmittel eine Möglichkeit bieten. Diese sehr bedeutungsvollen Ausführungen von Fick, die erkennen lassen, wie notwendig es ist, daß sich der Bibliothekar intensiv mit allen geistigen Strömungen seiner Zeit vertraut macht, verdienen die größte Beachtung. Aber die geistige Durchdringung des in der Bibliothek bewahrten Stoffes wird nur dann möglich sein, wenn der Bibliothekar von den mehr oder minder mechanischen Arbeiten an den Katalogen befreit wird, und hierzu wiederum bietet nur die Normierung des Katalogwesens einen Weg. Nach der kurzen Erholungspause sprach vr. Pfann- müller-Darmstadt über das Thema: »Was kann der wissenschaftliche Bibliothekar zur Pflege der allgemeinen Geistesbildung tun?«. Pfannmüller vertrat den Standpunkt, daß man nicht eine zu scharfe Trennung zwischen wissenschaftlicher und Bildungsbibliothek ziehen sollte, da doch auch die wissenschaftliche Bibliothek in weitestem Um fange Bildungsaufgaben zu erfüllen hat und von allen Kreisen der Bevölkerung benutzt wird. Sehr wichtig für die Steigerung des Wirkungsgrades einer Bibliothek ist nach seiner Meinung ein gedruckter Katalog und die periodische Veröffentlichung der Neuerwerbungen. In Darmstadt hat er gute Erfahrungen mit Führungen und Vorträgen gemacht, in denen auf die wichtigste neue Literatur und die Persönlichkeiten, die dahinter stehen, hin gewiesen wird. Der Bibliothekar soll versuchen, das Interesse an der Bibliothek in den Kreisen der Benutzer zu vergrößern, indem er aus die vorhandenen Schätze aufmerksam macht. Frei lich muß er dazu von allen Arbeiten entlastet werden, die ebenso gut von mittleren und unteren Beamten geleistet werden können. Den Abschluß dieses Tages bildete ein Vortrag von vr. I e s i n g e r - Wien: »Eine Wiener Bibliothekar prüfung im Zeichen Göttingens«. Er berichtete von einem geborenen Eisfelder namens Birkenstock, der in Göttingen studierte und dann nach Wien gerufen wurde, um dort das Schulwesen zu reformieren. Er hatte in Göttingen die Be deutung einer Bibliothek für die wissenschaftliche Ausbildung kennengclernt und versuchte daher, auch in Wien tüchtige Biblio thekare zu erziehen. Die Gesichtspunkte freilich, unter denen er die Prüfung, der Kandidaten abhielt, muten uns heute fast komisch an, aber sür die Geschichte des Bibliothekswesens liefern sie interessanten Stoff. Der zweite Verhandlungstag begann mit einem Vortrag des ehemaligen Abteilungsdirektors der Preußischen Staatsbiblio thek vr. Schultze über: »Wissenschaftliche Biblio theken und moderne Belletristik«. Der Vortragende stellte fest, daß die wissenschaftlichen Bibliotheken infolge des großen Materials rein wissenschaftlicher Neuerscheinungen und der zu ihrer Verwaltung notwendigen Arbeit die Pflege der schöngeistigen Literatur vielfach vernachlässigen müssen. Ins besondere trisft dies für die Universitätsbibliotheken zu, deren Aufgaben sehr vielseitig geworden sind und deren Sammel gebiete sich fast von Jahr zu Jahr vermehren. Aber nicht Mangel an Interesse ist es, das die wissenschaftlichen Bibliotheken ver hindert, ihre Abteilungen der schöngeistigen Literatur aus zubauen, sondern wesentlich der Mangel an verfügbaren An- schassungsmittcln. Es kann aber kein Zweifel bestehen, daß die Vernachlässigung dieses Gebietes eine Besorgnis erregende Lücke auch im Rahmen der wissenschaftlichen Bibliotheken darstellt, da die moderne Belletristik ein wesentliches Element der Kultur 769
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