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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1928
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- 1928-07-07
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- 07.07.1928
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X? 156. 7. Juli 1928. Redaktioneller Teil. 24. Tagung des Vereins Deutscher Bibliothe kare in Göttingen, 29. Mai bis 2. Juni 19^8. Die Versammlung der deutschen Bibliothekare, die alljähr lich in der Psingstwoche zur Beratung von Berufs- und Standes- angelegenheiien veranstaltet wird, fand in diesem Jahre unter besonders reger Beteiligung in Göttingen statt. Man hatte Güttingen gewählt, weil dieser Stadt eine ruhmvolle Tradition der deutschen Bibliotheksgeschichte anhaftet. Vor etwa 100 Jahren war die Göttinger Bibliothek eine der größten und angesehensten, nicht nur in Deutschland, sondern in Europa. Auch heute noch zählt sie durch ihre Bestände wie durch ihre Organisation zu den führenden unter den wissenschaftlichen deutschen Bibliotheken. Dazu kommt, daß ein großer Teil der deutschen Bibliothekare in Güttingen seine Ausbildung genossen hat und daß cs der Wunsch vieler war, diese Stätte der ersten Berufstätigkeit wicderzusehen. Auch die zentrale Lage Göttingens begünstigte die Wahl als Tagungsort. Viel mehr aber als die lokalen Vorzüge war es das vielseitige und zahlreiche aktuelle Fragen behandelnde Pro gramm der Tagung, das in diesem Jahre besonders viele Teil nehmer zusammengeführt hatte. Schon am Begrüßungsabend, der in dem festlich geschmückten Saal der Göttinger Festsäle stattfand, zeigte sich die rege Beteiligung. Dieser Begrüßungs abend bildet den Auftakt zu dem ofsiziellen Tagesprogramm. Noch sieht man viele nach Städten geordnete Gruppen zusammen sitzen. Aber auch viele freudige Wiedersehen werden gefeiert. Alte Bekanntschaften werden aufgefrischt und neue angebahnt. Berufliche Vorgänge des verflossenen Jahres besprochen. Und mehr als einmal schon ist gesagt worden, daß der Begrüßungs- abend mit seiner zwanglosen Aussprache eigentlich den wichtigsten Teil der Tagung dacstellt. Sicher ist, daß gerade für den Biblio thekar das Kcnncnlernen von Kollegen in anderen Städten von größter Bedeutung ist, da die Bibliothekare auf ein ständiges Zusammenarbeiten untereinander angewiesen sind, und freund schaftliche Beziehungen der leitenden Beamten dieser gegen seitigen Hilfe meist förderlicher sind als die besten Organisa tionen. Eingeleitet wurde der Begrüßungsabend durch einen Pro log, der frisch und herzlich von einer jungen Göttingerin ge sprochen wurde. Dann hieß Professor Fick, der Direktor der Göttinger Universitäts-Bibliothek, die erschienenen Gäste herzlich willkommen und entschuldigte sich, daß hinsichtlich der materiellen Lebensbedingungen, besonders der Unterkunft und des künstle rischen Genusses, Göttingen den Bibliothekaren freilich nicht das gleiche bieten könne wie die Großstädte, in denen die vorher gehenden Tagungen stattfanden. Dagegen glaube er, werde die schöne Umgebung Göttingens eine Entschädigung bieten, auch werde die Kleinstadt dazu beitragen, die Kollegen noch enger als sonst zu sammenzuführen und dadurch würden der beruflichen Arbeit er sprießliche Dienste geleistet werden. Nachdem dann noch Direk tor T h e e l e von der Landesbibliothek in Fulda alle Anwesen den nochmals herzlich zur Teilnahme an der Jubiläumsfeier der Landesbibliothek in Fulda, die er mit Rücksicht auf die Kollegen so gelegt habe, daß sic sich an die Tagung anschließe, ringelnden hatte, blieb man noch lange in anregender Aussprache zusammen. Die offizielle Tagung begann mit der Eröffnungssitzung in der Aula der Universität. Hierzu hatten sich außer den Teil nehmern zahlreiche Gäste, insbesondere Dozenten der Göttinger Universität und deren Damen, eingesunden, sodaß der stattliche Saal einen recht festlichen Anblick bot. Man sah unter den Anwesenden manchen Gelehrten von großem Rus. Auch der Generaldirektor der Staatsbibliothek in Berlin Geh. Reg.-Rat Prof. vr. Krüß und der Generaldirektor der Wiener Bibliothek Hosrat Pros. vr. Bick waren zur Teilnahme an der Tagung er schienen. Unter den ausländischen Güsten befanden sich Direktor vr. ter Meulen von der Bibliothek des Friedenspalastes im Haag lHolland), Bibliotheksdirektor Korevaar-Delst (Holland) und der Direktor der König!. Staatsbibliothek in Stockholm vr. Björk- bom. Nach einem stimmungsvollen Auftakt durch ein von der aka demischen Orchestervcrcinigung gespieltes Quartett betrat der Rektor der Göttinger Universität Professor vr. Hcubncr das 766 Podium, um die Bibliothekare, deren Tätigkeit die Dozenten der Universität so viel zu danken haben, von Herzen willkommen zu heißen. In seinen, von einem frischen Humor durchzogenen Worten gab er einen kurzen Überblick über die Entwicklung und die Aufgaben der Bibliotheken, in denen die Summe der menschlichen Erkenntnis und des menschlichen Forschens verwahrt werde, wo bei den Bibliothekaren die Ausgabe zufallc, sichtend und ordnend in rastloser Arbeit die große und stets wachsende Flut der Bücher zu betreuen. Nach seiner Meinung aber sei es wünschenswert, daß der Bibliothekar nicht nur die Pflicht zum sammeln, sondern auch zum vernichten habe. Und wenn Lessing einmal gesagt habe, daß die »zweiten Gedanken« meist die wertvolleren seien, so hege er die Befürchtung, daß die aufbewahrten Bücher häufig nur die »ersten Gedanken« enthielten und eine unnötige Belastung der Räume und der Arbeitszeit des forschenden Gelehrten dar stellten. Um die Wissenschaft werde sich jedenfalls der Biblio thekar ein großes Verdienst erwerben, der in allen Neuerschei nungen das, was nicht neu sei, durchstreiche. Der Rektor über- brachle ferner die Grüße der Göttinger Gesellschaft der Wissen schaften, des Göttinger Univcrsitätsbundes und des Rektors der Technischen Hochschule Hannover. Noch einmal ergriff darauf der Direktor der Universitätsbibliothek vr. Fick das Wort, um an dieser Stelle den Verein deutscher Bibliothekare willkommen zu heißen. Er betonte in seiner Ansprache die Bedeutung Göt tingens als Geburtsstätte der wissenschaftlichen Gebrauchsbiblio thek, die mit Stolz sich rühmen kann, jahrzehntelang durch ihre Einrichtungen als Vorbild gedient zu haben. Aber nicht dem beschaulichen Rückwärtsblickcn und der Erinnerung an Ver gangenes seien die Ausgaben dieses Tages gewidmet, neue be deutungsvolle Probleme harrten der Lösung und die Göttinger Tagung solle dazu beitragen, durch Erörterungen und Meinungs austausch ihrer Herr zn werden. Freilich auch heftige Kämpfe werde es geben, Kämpfe aber, bei denen beide Parteien letzten Endes doch von dem gleichen Gedanken geleitet seien, den deut schen Bibliotheken trotz der Schwere der Zeit ihr altes Ansehen zu erhalten. Weiterhin begrüßte Professor vr. R iecke-Göt tingen die Versammlung im Aufträge der Bereinigung der Göt tinger Bücherfreunde und der Leiter der Kolonialschule Witzen- hauscn Direktor vr. A r n i n g lud nochmals zu einer recht zahl reichen Teilnahme an dem Ausflug nach Witzenhausen ein. Nunmehr ergriff der Vorsitzende des Vereins Deutscher Bibliothekare Direktor vr. H i l s e n b e ck - München das Wort zum Dank sür die Bewillkommnung. Er sagte mit Recht, daß die große Bedeutung der Tagung durch die stattliche Teilnehmer zahl hinreichend gekennzeichnet wäre, allerdings sei nicht zu leugnen, daß der Beruf des Bibliothekars in der Öffentlichkeit in Deutschland noch nicht in dem Maße anerkannt sei wie bei spielsweise in Amerika, wo man einen viel engeren Kontakt zwischen den Bibliotheken und den weitesten Schichten der Be völkerung feststcllen könne. Einen Grund zu dem Mangel an Verständnis für die Berufstätigkeit des Bibliothekars glaubt er darin zu sehen, daß der Bibliothekarberuf sich erst seit verhältnis mäßig kurzer Zeit selbständig entwickelt habe, während er früher meist nebenamtlich von Personen aus anderen Berufen versehen wurde. Heute aber sei der Aufgabenkreis des Bibliothekars, besonders an den großen wissenschaftlichen Bibliotheken, ständig im Wachsen. Alle Vorgänge des kulturellen Lebens müsse er ver folgen, um den Bücherschatz stets lebendig und in engster Füh lung mit den neuesten Problemen auf allen Gebieten der Wissen schaft zu halten. Eine Aufgabe, die ein hohes Maß von Ver antwortlichkeitsgefühl verlange, da finanzielle Schwierigkeiten und Raumnot sich hemmend entgegenstellen. Vor allem aber sei es das rapide Wachstum der Bücherprodnktion, das neue Berussprobleme entstehen ließe, zu deren Bewältigung eine große Erfahrung erforderlich sei. Wenn es aber trotzdem noch Leute gäbe, die in den Bibliotheken nur Friedhöfe von Büchern sehen, so wäre diesen Skeptikern nur zu wünschen, daß sie einmal eine der bedeutungsvollen Auferstehungen miterleben könnten, die in Bibliotheken so zahlreich gefeiert werden. Hilsenbcck schloß mit einem Dank an Göttingen unter Hinweis aus die historische Bedeutung dieser Stadt im Bibliothekswesen und erteilte dann
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