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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1928
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- 1928-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1928
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X« 144, 23, Juni 1828, Redaktioneller Teil, „klon scdolae, sock vitae". Vor etwa zwei Jahren führte mich eine Sommerreise in ein schönes Städtchen des badischen Schwarzwaldes, und dort mit einem lieben Kollegen zu einem Plauderstündchen zusammen. Dies war besonders verlockend, da wir beide uns als alte Schul kameraden der Buchhändler-Lehranstalt in^ieip- z i g wieder entdeckten. Goldene Jugendtage stiegen vor uns auf; wie mit einem Zauberschlag waren wir wieder jung! »Weißt Du noch? Ach weißt Du noch:«, so ging's hin und her, — Ja, ja, ich weiß es noch gut, wenn auch jetzt über 80 Jahre dazwischen liegen. Die Aufnahmeprüfung zur Anstalt (April 1894) lag hinter mir und drei neue Schuljahre begannen. Um eine Kollision mit der geschäftlichen Ausbildung zu vermeiden, waren die Schulstunden möglichst außerhalb der Bürozeit gelegt: in die Morgenstunden, Da hieß es früh aufstehen, um im Sommer schon um 6 und im Winter um 7 Uhr aus der Schulbank zu sitzen. Zwei Unterrichtsstunden waren täglich zur' Verfügung und die wurden bei dem reichlich Angemessenen Lernstoff auch gründlich ausgenützt. Die Schulräume befanden sich damals noch in der Löhrstraße, also außerhalb des Buchhändlerviertels, Und so mußte ich mich, obgleich der Weg zu meiner Lehrfirma nach der Salomonstraße durch die schönen Promenade-Anlagen und am Schwanenteich vorüberführte, doch ziemlich beeilen, um im Ge schäft nicht durch zu unpünktliches Eintreffen unangenehm auf zufallen, Mein damaliger Vorgesetzter (den seit etwa Jahres frist das silberne Ehrenzeichen des Buchhandels schmückt) wird sich — wenn er diese Zeilen liest — wohl noch lebhaft daran erinnern, wie sehr ihm der Zeitpunkt unseres Äuftauchens im Büro am Herzen lag. Nicht immer werden die vielen Lehr linge, die im Lause der Jahre ihm unterstellt waren, in dieser Hinsicht seine Zufriedenheit erworben haben. Die Versuchung einer »Ablenkung« lag oft zu nahe, zumal gerade dieser Weg von der Schule nicht selten der Schauplatz unserer »Streiche« war, — Dabei erinnere ich mich, daß es fast alle Schulkollegen vom »Verlag« nicht immer so eilig hatten wie wir »Kommiffions- geschäftler«, und nicht immer wollten wir durch allzu großen Geschäftseifer von den Mitschülern abstechen, Doch zurück zum Schulbetricb, In der Aufnahmeprüfung ging's natürlich noch ganz unsachlich zu: dem Aufsatzthema lag z, B, das Gedicht »Der Pilgrim von St, Just« zugrunde, — Unser Klassenlehrer im ersten Jahr (vr, Pfützner), ein noch jüngerer, aber ernster Mann, verstand es ausgezeichnet, uns zu einem guten Zusammenarbeiten anzuseuern. Die Lehrfächer selbst beschränkten sich auf Arithmetik, Buchhaltung, Deutsch, Französisch und Naturgeschichte, wozu im nächsten Jahr anstatt des letztgenannten noch Literaturgeschichte, Geschichte und Eng lisch traten. Hier hatte Herr E, Lehmann die Führung, der es bei seiner etwas anderen Einstellung den Schülern gegenüber nicht immer so leich! hatte wie der Lehrer der 3, Klaffe, In der Buchführung zogen sich in klarem Aufbau durch alle drei Jahre die wichtigsten buchhändlerischen Geschäftsvorgänge — so wohl vom Sortiment wie vom Verlag — bis zur Bilanz, und ich habe die damals angelegten Hefte in späteren Jahren wieder holt zu Vergleichszwecken herangezogen. Im letzten Jahr war der Direktor, Herr vr, Willem Smitt, unser Hauptlehrer, Er behandelte mit uns vor allem auch die »Enzyklopädische Wissenschaftskunde«, eine Stunde, aus die ich mich immer ganz besonders freute. Die Art und Weise, wie vr, Smitt uns in diese Materie einführte, war ganz ausgezeich net und fesselnd, und schien sich von einer Hochfchulvorlesung kaum zu unterscheiden. So trug ich besonders bei diesem Fach reichen Gewinn davon, der mir in späteren Jahren, z, B, bei vorkommenden Katalogarbeiten, von großem Nutzen war. Ganz neu wurde im dritten Schuljahr noch ein Stenographie-Kursus eingelegt, dessen Früchte ich im Geschäft fast täglich verwerten konnte. Großes Interesse an der Arbeit in der Schule zeigte auch mein Lehrches, der leider viel zu früh verstorbene Kommerzien rat Otto Nauhardt (Carl Fr, Fleischer), der nicht nur mit einer lebhaften Anteilnahme, sondern sogar mit einer gewissen Strenge 704 über das Mittun in der Schule wachte. Die halbjährlichen Zeug nisse prüfte er nicht nur genau, sondern er hielt auch mit seinen Wünschen auf Besserung in dem oder jenen Fach nicht zurück: Wünsche, die sich von Befehlen nicht allzusehr unterschieden, — Aber er tat sicher recht daran: nicht nur geschäftlich, sondern auch bei der Arbeit in der Schule mutete er uns viel zu — in dem Bestreben und der Voraussicht, dadurch auch größere Leistungen zu erzielen, — Und so sollen ja auch die früheren Lehrlinge von Carl Fr, Fleischer nicht mit Unrecht überall im Buchhandel in gutem Ruf gestanden haben. Gelang es einem, anläßlich der Schlußseier mit einer Prämie bedacht zu werden, dann ließ Kommerzienrat Nauhardt dies nicht klanglos vorübergehen: Frau Nau hardt erschien bei einem solchen Anlaß im Geschäft und feierlich erfolgte Vorstellung und Beglückwünschung, — regelmäßig von einem Fünfmarkstück als besondere Anerkennung begleitet. Diese wenigen Minuten im Privatkontor — bei denen sonst niemand als Zeuge zugegen war — hatten immer etwas merkwürdig Feierliches an sich. Sie waren geradezu ein Erlebnis, das cineni unvergeßlich blieb, und zweifellos auch ein großer Ansporn, Die Entlassungsfeiern der Oberklassen, denen sämtliche Schüler der Anstalt beiwohnten, fanden immer an einem Sonn tag vormittag im kleinen Saale des Buchhändlcrhauses statt und sind mir auch in lebhafter Erinnerung geblieben. Nach einer eindringlichen Ansprache seitens des Vorsitzenden des Aus schusses (damals Herr Hermann Credner i, Fa. Veit L Comp,), umrahmt von Schüleransprachen sind -deklamationen, erfolgte die Überreichung der mit Widmung versehenen Bücherprämien, Schillers Briefwechsel mit Körner, Frcytags Bilder aus der deut schen Vergangenheit und Lorcks Herstellung von Druckwerken in meinem Bücherschrank sind mir liebe Erinnerungen ans jener Zeit, Der kameradschaftliche Zusammenhalt in unserer Schulklasse fand einmal im Sommer 1896 — also im letzten Schuljahr — seinen besonderen (zum Teil auch etwas feucht-fröhlichen) Aus druck durch einen gemeinschaftlichen Tagcsausflug nach der schön gelegenen Stadt Grimma, dessen sich wohl noch manche unserer Freunde beim Lesen dieser Zeilen gerne erinnern werden. Einen Zusammenschluß habe ich damals unter den Schul kameraden nicht bemerken können: nämlich den zum Zwecke der körperlichen Ertüchtigung! In meiner Kindheit habe ich mich (in unserem Schrebergarten und auf dem in der Nähe befind lichen Bereinsspielplatz) gerne turnerisch betätigt und durfte auch als Gruppenführer und Vorturner einer Jugendabteilung jahre lang mithelfen. Ich trat deshalb später in eine Lehrlingsgruppe im Allgemeinen Turnverein zu Leipzig ein, wo ich mit Begeiste rung jede Woche einmal dem Turnen oblag. Mein damaliger Vor gesetzter bei Carl Fr, Fleischer war selbst Vorturner und brachte schon deshalb meinem Entschluß ein sehr großes Verständnis entgegen. Wenn er es irgendwie einrichten konnte, verhals er mir dazu, daß ich die Turnstunden, wenn ich auch unmittelbar vom Geschäft und oft sehr verspätet hinkam, wenigstens nicht ganz versäumen mußte. In der Zwischenzeit mag wohl in turnerischer und über haupt sportlicher Hinsicht unter den jüngeren Berufskollegen manches besser geworden sein. Wenn ich aber heute oft jüngere Leute in unserem Beruf sehe, die wohl jeder körperlichen Er tüchtigung in weitem Bogen aus dem Wege gehen, und deren geschäftliche Leistungen sich nicht selten als ebenso mangelhaft entwickelt Herausstellen, dann mutz ich immer daran denken, was in dieser Hinsicht bedauerlicherweise vielfach versäumt wird und später wohl nie mehr nachgeholt werden kann. Meine seinerzeit aus vier Jahre festgesetzte Lehrzeit bei Carl Fr, Fleischer wurde zu meiner großen Freude — unter gleich zeitiger Betonung des erfolgreichen Besuchs der Buchhändler- Lehranstalt im Herbst 1897 um >4 Jahr verkürzt. Mit der Entlassung aus der Buchhändler-Lehranstalt durfte jedoch unser Streben nach weiterer Fortbildung nicht erlahmen. Ein sogenannter »höherer Kurs» bestand damals noch nicht, und so waren wir auf Weiterbildung durch Privatstunden angewiesen; unter anderem hatten wir auch einen Studierenden der Mathe matik für Sonntagsunterricht gewonnen. Diese Arbeitsgemein-
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