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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1928
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- 1928-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1928
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X- 121, 28, Mai 1928. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.b.Dtschn. Buchhandel. Ergebnissen noch als verdienstvoll gelten, weil die heute so voll kommene Reproduktionstechnik die vollendete Wiedergabe der Patina des Alters allein nicht als etwas Besonderes erscheinen läßt. Es drängt sich daher die Frage auf: Worin bestehen heute die Aufgaben der biblio philen Vereinigungen? Es hat kaum eine Zeit gegeben, die auf bibliophilem Ge biet so rückwärtsschauend ihre Kräfte eingesetzt hat wie die unfrige, die eisrig und nicht selten höchst eigennützig bemüht war um frei gewordenes Dichtergut und u»t die Drucklegung von Briefen und Notizzetteln letzter Hand. Dabei harren aus dem letzten Abschnitt des 19. Jahrhunderts noch wertvolle literarische Erzeugnisse ihrer Auferstehung im schönen Buch, wie auch immer noch eine Anthologie der deutschen Literatur dieses Zeitabschnittes fehlt. Mancher dieser Nachromantiker hat unserem Zeitalter etwas zu sagen, das trotz oder gerade wegen seiner rationalistischen Ein stellung nach Romantik Ausschau hält. Das beweisen die ständig erscheinenden und gekauften Abenteuer-, Gespenster- und Räuber geschichten aller Länder und Autoren, wobei ausländische Schrift steller oft ohne innere Berechtigung den Rekord halten. Doch vorzugsweise haben die deutschen Dichter und Künstler unserer Zeit ein Recht, daß wir hören und sehen, was sie schaffen. Zu ihnen müssen wir eher als zu den Werken der Vergangenheit den Weg finden, selbst wenn sie in ihren höchsten Leistungen unserer Zeit schon vorauseilen und wir noch nicht zu folgen ver mögen. Wohl wird bei dem Fehlen des notwendigen Abstandes unser Werturteil stets an uns und unsere Zeit gebunden sein und daher für die Nachwelt nicht immer Gültigkeit behalten. Aber selbst bei Jrrtümern und Fehlschlägen, die bei Werken der schaf fenden Künste durchaus begreiflich und unausbleiblich sind, haben wir die schöne Befriedigung, das Beste gewollt zu haben. So wenig wie unsere Augen und Sinne ständig den Anblick überlieferter Kunstformen genießen wollen und können — weil wir die rechte Einstellung zu ihnen nicht haben —, so wenig dürfen wir auf literarischem Gebiet einseitig die Er zeugnisse vergangener Zeiten aufnehmen und reproduzieren. Auch wird völlige Einheitlichkeit bezüglich Inhalt und Buchform kaum je zu erreichen sein, wenn Werke vergangener Zeit in Neu auflagen das Gewand unserer Zeit tragen. Jede kulturelle Ge sellschaft hat schließlich die Künstler und Schriftsteller und auch die Bücher, die sie verdient. Wir alle brauchen für unser Mühen die Resonanz unseres Zeitalters. Wie wir auf den Gebieten der freien und angewandten Künste von Stilwiederholungen sreige- worden sind, und für solche Ausgaben den eigenen Stil unserer Zeit zu finden suchen, so müssen wir auch auf bibliophilem Ge biet dahin streben, daß bei zeitgemäßen, äußeren Kunstformen des Buches auch sein Inhalt die Beziehungen zu unserem Zeit alter ausdrückt. Der Bücherfreund sucht und schätzt im alten schönen Buch Geist und Charakter seiner Entstehungszeit und achtet sorgsam aus seine Stilreinheit. Ebenso ist auch vom mo dernen Buch zu fordern, daß es als Schöpfung unserer Zeit er kennbar ist, sowohl im Inhalt als auch in allem, was seine Form ausmacht, sei es Papier, Type, Druck und Einband. So ergibt sich als Aufgabe der bibliophilen Vereinigungen die Pflege des in jeder Hinsicht zeitgemäßen Buches. Zum Bei spiel denke ich mir verdienstlich die Herausgabe von Werken lite rarisch anerkannter Autoren unserer Zeit in einer Ausstattung, die das gute Durchschnittsniveau der regulären Verlagsausgaben überragt. Sodann denke ich an solche zeitgenössische Autoren, deren Werke trotz erkannter geistiger Bedeutung nicht zur Druck legung kommen, weil sie aus Mangel breiteren Interesses für den wirtschaftlich orientierten Verlag nicht nutzbringend sein würde; auch mögen literarisch interessierte Bibliophile Ausschau halten nach Kräften, die eine Hoffnung unserer Zeit scheinen und ihnen durch Verösfentlichungsmöglichkeiten das Schaffen erleichtern. — Und nicht zuletzt sollte man auch der graphischen Künste unserer Zeit gedenken und Gelegenheit geben zur Entstehung von be bilderten Werken, die sowohl im Worte wie im Bilde harmo nischer Ausdruck unserer künstlerischen Schaffenskraft sind. Auch könnten selbständige künstlerische Aufgaben für edle Reproduk tionstechniken gestellt werden, zumal Stafseleibild und Monu mentalmalerei ohnehin in der neuzeitlichen Architektur zurück treten. Schließlich sollten auch dem unter Mangel an Ausgaben lei denden, aber keineswegs überlebten Handwerk des Kunstbuch binders wieder anregende und lohnende Aufgaben zugeführt werden. Das durch Massenherstellung leider stark zurückge drängte, handgebundene Buch müßte in erster Linie weitgehende Pflege durch die Bibliophilie erwarten dürfen. Was wäre aus den Beständen der zahlreichen, uns überkommenen Bibliotheken geworden, wenn ihre noch heute bestehenden soliden Einbände nicht so wirksam den wertvollen Buchblock oft unter mancherlei Schicksalen im Verlaufe der Jahrhunderte geschützt hätten. Zum wertvollen Buchblock gehört der Handeinband so gut wie der gut geschneiderte Anzug zum kultivierten Menschen, und die Eigen art eines Bibliophilen kann sich in hohem Maße darin aus- drücken, wie er seine Bücher auswählt, hinden und aufstellen läßt. Grundsätzlich sollten deshalb bibliophile Veröffentlichungen nur im Jnterimsgewand dargeboten werden, desgleichen jede wertvolle Buchveröfsentlichung vom Verleger auch ungebunden bezogen werden können, damit jeder Bücherfreund nach seinem Geschmack und Vermögen dem EinbaNd jene die Zeit über dauernde Form verleihen kann, die unter glücklichen Umständen zum Ausdruck der Persönlichkeit wird. Solche handgebundenen Bücher haben einen besonderen Vorzug, nicht nur wegen der dekorativen Wirkung, sondern auch deshalb, weil der Handein band die sinngemäße Auszeichnung dessen ist, was man schätzt. Es ist vom wirtschaftlichen und künstlerischen Standpunkt aus sehr zu begrüßen, daß einige Großbuchbindereien in besonderen Ab teilungen dem handgebundenen Buch und seinen edelsten Verzie rungstechniken eine Pflegestätte bereitet haben und künstlerischer Betätigung Aufgaben zuweisen, die privater Initiative ver schlossen sind oder von ihr viel zu selten gestellt werden. Wenn man auf diese Weise alle Teilgebiete neuen Buch schaffens heranzieht, werden die bibliophilen Veröffentlichungen einen eigenen und selbständigen Charakter tragen und für künf tige Zeiten wahrhaftiges Zeugnis ablegen von unserem kultu rellen Leben. Unter den bestehenden Vereinigungen hat sich in ausgespro chener Weise die Chemnitzer Gesellschaft zu ähnlichen Grund sätzen bekannt. Aber weder ihre Jahresgaben noch die Sonder veröffentlichungen konnten mehr geben als Kostproben. An eine würdige und umfassende Herausgabe größerer Werke von an erkannten lebenden Autoren sowie von solchen jüngst verstorbe ner, für deren kritische Bewertung wir schon genügend Abstand gewonnen haben, ist auch hier noch nicht gedacht worden. Auch wurden bisher von deutschen bibliophilen Vereinigungen der künstlerischen Graphik wesentliche Aufgaben für Bücher oder Mappenwerke nicht gestellt, die Leipziger Vereinigung ausge nommen. Nun ist es einleuchtend, daß die hier in großen Zügen vor getragenen zeitgemäßen Ausgaben für die bibliophilen Vereini gungen nur durchführbar sind, wenn die notwendigen wirtschaft lichen Grundlagen gegeben sind. Der einzelne Verein ist dazu wirtschaftlich zu schwach, und so haben die bibliophilen Vereini gungen in richtiger Erkenntnis der vorhandenen Sachlage daraus die notwendigen Schlüsse gezogen. Auf Einladung der Münch ner Bücherfreunde fand kürzlich eine Zusammenkunft hervor ragender Bibliophilen statt, um über den Zusammenschluß aller Vereinigungen zu einer Arbeitsgemeinschaft zu beraten, die eher als die einzelnen Organisationen imstande wäre, die Aufgaben zu erfüllen, die sich heute der Bibliophilie stellen. Die Tagung beschloß, den Zusammenschluß in Anlehnung an die größte deutsche Organisation, die Gesellschaft der Bibliophilen zu Wei mar, zu suchen, und setzte einen Ausschuß ein, der beauftragt wurde, Leitsätze für den Ausbau der Weimarer Gesellschaft in dieser Richtung auszuarbeiten. Wir haben also für die Zukunft mit gemeinsamen Unter nehmungen von größerem Ausmaß und dementsprechend grö ßerem Wirkungskreis zu rechnen, für deren Durchführung aber noch allerhand Fragen zu lösen sind. Vielleicht gelingt es auch, die vielen bestehenden literarischen Sondervereinigungen und S75
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