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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1928
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- 1928-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1928
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>5 I3K, 14. Juni 1928. Redaktioneller Teil. selbst hitzig umstrittenen Frage kann sich der gewissenhafte Fibel verfasser nur durch Gründe der pädagogischen Zweckmäßig keit bestimmen lassen.« Pädagogisch zweckmäßig aber ist cs, nicht mit der Fraktur zu beginnen und der Antiqua zu schließen (wie es die alten Fibeln tun), sondern umgekehrt zu verfahren. Wie beginnt das Kind zu lesen? Als Lautierer! Es identifiziert mit mühsamer Gemächlichkeit einen Buchstaben nach dem andern und läßt sie im Klangbilde der Silbe und des Wor tes zusammenfließen. H — u — t — Hut! Wie liest der »geläufige« Leser? Er greift ruckweise, in einem »Augenblick«, ganze »Totalitäten- (ganze Wörter, ja ganze Wortreihen) mit gleitendem Blicke auf, ohne sich der Elemente der Wörter bewußt zu werden. »Mein Hut, der hat drei Ecken« — das lesen wir Erwachsenen »mit einem Blick«/ Ich vergleiche den kleinen Leser mit dem Fußsoldaten, der sich im steten Nahkampfe mit den Einzelbuchstaben weiter- kämpst. Der -geläufige« Leser ist ein »Fliege r«, der mit blitz schneller Orientierung das ganze Lesefeld überfliegt . . . Die natürliche Entwicklung beginnt also — ich wiederhole das — mit dem langsamen »Zusammenlesen« der Buchstaben und gipfelt in der Fertigkeit des »Wortbildlesens». Unsere Lehrweise ist gut, wenn sie diese natürliche Entwick lung vom Lautierer zum Schnelleser nicht nur be rücksichtigt, sondern mit Bewußtsein und Überlegung beschleu nigt. Dem kleinen »Lautierer-geben wir mit der letter eine Type, die er vermöge ihrer großen Schlichtheit (es sind ja nur Gerade und Kreisbogen!) 1. leicht erkennt, 2. durch die eigene Hand auf die mannigfaltigste Weise werktätig nachbilden (malen, kneten, mit Stäbchen legen usw.) kann und die ihm besonders im Anschauungsfelde der Großstadt über all (an Ladenscheiben^und Litfaßsäulen, an Straßenschildern und Straßenbahnen, an Denkmälern und öffentlichen Gebäuden usw.) begegnet. Wie entsprechen, indem wir im ersten Leseunter richt mit dieser Letter beginnen, dem Gedanken der Arbeits schule und der Pädagogik »vom Kinde aus«. Sobald aber der kleine Leser vermöge seiner wachsenden Fertigkeit beginnt, Wortbilder zu überschauen, tritt die An tiqua und hernach die d e u t s ch e B r u ch s ch r ift in ihr Recht, die dank ihrer reichen -optischen Gliederung« durch ihre viel gestaltigen Oberlängen (vgl. d, t, k, s, f, l), durch Unterlängen, die der Antiqua fehlen (z. B. f, s, h, z, b>, durch die Unter scheidung von s und s und vermöge ihres schmäleren Schnittes die Auffassung ganzer Wortbildcr wesentlich erleichtert und — nach Ruprecht-Göttingen — schlechthin »das Kleid der deutschen Sprache« ist. Denn im Deutschen ist — nach vr. Wilhelm Nie meyer— »der Grundwert des Sprachklanges und Sprachlebens das geschlossene Wort«. Pädagogisch, psychologisch und lesctcchnisch richtig ist darum der Weg von der Steinschrift über die Antiqua zur Fraktur. Daß diese Reihenfolge zugleich der geschichtlichen Entwick lung der Schriften gemäß ist, gibt uns ein Recht mehr zu glau ben, daß dieser Weg (nach dem biogenetischen Grundgesetz) auch der didaktisch richtige ist. In jedem Betracht verkehrt aber ist es, auf der vorbereitenden Stufe des lateinischen Drucks länger zu ver weilen, als es die Entwicklung des kleinen Lesers will! Der ge wachsenen Fertigkeit muß durch viel Fraktur und wenig Antiqua Rechnung getragen werden. Wie nun, wenn der Buchhandel Antiquabücher in diese Entwicklung hineinwirft? Für den kleinen Studierenden, der eben erst stammelnd Buchstaben an Buchstaben reiht, ist jedes Buch neben der Fibel fehl am Ort, und — für den flotteren kleinen Leser soll es Fraktur bücher geben! Wozu also Antiquabücher für Sieben- und Achtjährige? Man mag vielleicht sagen: Zur Wiederholung der Lateinschrift. Aber das hat keine Not. Dafür sorgen schon unsere Lesebücher! Für die kleinen Deutschen im Auslande? Aber diese lesen ihre deutsche Muttersprache nicht anders als ihre kleinen Vet tern im Mutterlande, und kaum noch strittig ist, daß selbst der Ausländer Deutschsprachliches am besten und am liebsten in deutscher Bruchschrift liest. Die verdienstlichen Verhandlungen der »Deutschen Akademie- (München 1927) über »Deutsche Schriftfragen« lassen kaum einen Zweifel darüber. Antiquabücher für die Kleinen sind schlecht hin unnötig. Der deutsche Verlagsbuchhandel lasse seine Finger davon und erspare sich un nütze Ausgaben! über Firmennamen- Beim Lesen de? »Rheinischen Heimatblätter« (Koblenz, 1927, Nr. 11) konnte Ich zu meiner Freude seststellen, datz die Firmen namen fast durchweg sprochgcsetzlich geschrieben waren. Das ist leider nicht allerwärts der Fall. Es bietet vielleicht dem einen oder andern einigen Reiz, wenn ich meine Beobachtungen an der Schreibweise der Namen von Jndustriewerken, Betrieben u. a. kundgebe. Zunächst sei erwähnt, daß Personen- und Städtenamen den Werken beigolegt wenden, z. B. die Stahlwerke von der Zypen in Köln-Deutz (da »von der Zypen« hier als starrer Werfall er scheint, also nlicht der Besitz'fall »von von der Zypen« ist, so ist nach Stahlwerke »namens« ihinzuzu denken), ebenso: die Farbenfabrik vorm, (namens) Friedrich Bayer L Co.; die Motorenfabrik Deutz (hier ist nicht wie im ersten Beispiele der Abhängigkettsfall mit »in«, also ist wieder »namens« vor Deutz zu denken), ebenso: die Jndustrie- und Handelskammer Stolberg. Aus diese Erwägung beziehen wir uns in einem Falle (s. III) bei der Prüfung der Firmeubenennungen, die mit »Aktiengesellschaft«, »A.-G.«, enden. Solchen Firmennamen soll hier unsere besondere Aufmerksamkeit gelten. I. Aktiengesellschaft (A.-G.) als Grundwort. 1. Die Werke der I.-G.-Farbenindustrie-Aktiengesellschaft (die J.-G.- Farbenindustrie-A.-G.). 2. Die Kölnische Maschinenlbau-A.-G. Zu 1. Unter einem Bilde steht: Gesamtansicht der I. G. Farben industrie Aktiengesellschaft. Leider findet man dieses lose Nachein ander von .Hauptwörtern anderwärts noch häufig, z. B. Friedrich Krupp A.-G., Glaswerke Ruhr A.-G. Diese Schreibweise ginge vielleicht an, wenn der Firmenname auf einem Schild in ange messener Höhe stände und stehen bliebe. Aber er will hinein in die biegsame Sprache, auch ohne den Vorgesetzten Gattungsnamen Firma. Dann muß er sich aber unbedingt den Regeln unterwerfen, die die auf der Denklehre beruhende Sprachlehre fordert. Fn dem ersten Beispiel gehört das Geschlechtswort »der« zu Aktien gesellschaft, daher ist die Durchkuppelung bis zum Ende folgerichtig, denn zwischen Geschlechtswort und zugehöriges Hauptwort kann ein anderes Hauptwort nicht als Einzelschreibung eingerückt werden, vielmehr muß Zusammensetzung erfolgen. Demnach ist nur richtig: die Pläne der Friedrich--Krupp-A.-G., bei der Glaswerke-Ruhr-A.-G. So finde ich denn auch die Kuppelung schön durchgeführt mit Ein schluß des Und-Zeichens: die Felten- L-Guillaume-Carlswerk-A.-G. Der deutschen Gründlichkeit steht also die Umständlichkeit nicht tm Wege. Zu 2. Als Bestandteil des Namens tritt ein Eigenschaftswort auf, dessen Anpassung an das Grundwort durch die Biegungsendung geschieht, sodaß es nicht anzukuppeln, aber regelrecht zu 'biegen ist: der Kölnischen Maschinenbau-A.-G., ebenso (mit einem durch Kuppe lung zusammengesetzten Eigenschaftswort): die Rheinisch-Westfälische Sprengstoff-A.-G. Auch die eigenschaftswörtlichen Bildungen aus »er« werden nicht angekuppelt, z. B. die Kalker (gleichbedeutend mit Kalksche) Maschinenfabrik-A.-G. II. Aktiengesellschaft (A.-G.) als Beisatz. I. Pohlig, Aktiengesellschaft — Motorenfabrik Deutz, A.-G. — von den Vereinigten Westdeutschen Waggonfabriken, A.-G. Die Abtrennung durch Beistrich kennzeichnet »A.-G.« als Bei satz; besser wäre vielleicht die Benennung Zusatz, weil der Beisatz meist als abhängig vom Beziehungswort hingestcllt wirb. Der »Zusatz« läßt die freiere Auffassung als Auslassungshauptsatz zu, der als Nachtrag zum Ausdruck bringt: es ist eine A.-G. III. Aktiengesellschaft (A.-G.) als Beiname. Die Vereinigten Stahlwerke A.-G. — die Rheinisch-Westfälischen Klöcknerwerke A.-G. Das Geschlechtswort ist das Mehrzahl-die, somit hlipft A.-G. als Teil des Namens lose nach. So etwas ist nach Wustmann ver pönt, und doch gibt es solcher Gebilde gar manche (Nachfolger, Sohn, Wwe. u. a.), und sie wollen gar nicht verschwinden. 643
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