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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1928
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- 1928-06-14
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- 14.06.1928
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MMMMmDnMml ViMmM Nr. 13Ü (N. 71). Leipzig, Donnerstag den 14. Juni 1928. 85. Jahrgang. Redaktioneller TA Wilhelm Müller. Ein Nachruf von Friedrich Schiller. -Und der Mensch im Leichentuch bleibt ein zugeklappies Buch-, So heißt es in der Grabschrist, die der Mitte des vorigen Jahrhunderts gestorbene Wiener Dichter Ferdinand Sauter angesichts des Todes für sich geschrieben hat. Für den kürzlich dahingeschiedenen Wiener Buch händler Wilhelm Müller soll, wenn er auch ein zugeklapptes Buch ist, sein Lebenslauf sprechen. Es war ein Leben — sicher nicht ohne Irrungen, aber nur, der nicht strebt, ist davon frei — voll ge spanntester energischer Tätigkeit, zielbewußt und erfolgreich; er wollte gelten, wollte Anerkennung erringen und nur jene werden solcher Sehn sucht verständnislos gegenüber stehen, die den Zusammenhang zwischen dem berechtigten Ehrgeiz der Strebenden und den Fortschrit ten der Menschen nicht einsehen. Im Jahre 1849 als ältester Sohn einer Pastorssamilie in Thü ringen geboren, verlebte er die Gymnasialzeit mit Angehörigen von Buchhändlerfamilien und diese Beziehungen sollten für seine Be rufswahl maßgebend werden; er entschloß sich, Buchhändler zu wer den und seine Lehr- und Lernjahre führten ihn nicht bloß in verschie dene Gegenden Deutschlands, son dern auch nach Riga und Moskau. Der Wunsch, die Kaiserstadt am Donaustrand kennenzuleruen, ver- anlaßte ihn, sich um eine Stellung bei der berühmten Firma Braumüller zu bewerben und er er hielt sie. Wien sollte ihm zur zweiten Heimat werden. Im Jahre 1876 hatte Rudolf Lechner seine in der Kärntnerstraße be findliche Buchhandlung, deren Spezialität die Jugendschriften literatur war, an Alfred Werner und Eduard Müller verkauft und im Anschluß an diese Veränderung wurde das Geschäft in ein stattliches Lokal aus dem Graben verlegt. Eduard Müller schied bald aus und an dessen Stelle trat der mit ihm nicht ver wandte, nur namensgleiche Wilhelm Müller ein. Die nötigen materiellen Mittel wurden von den in den Jünglingsjahren ge wonnenen buchhändlerischen Freunden leihweise beigestellt. Wil helm Müller, der Sohn der bescheidenen Pastorsfamilie aus Thüringen, wurde am 1. Januar 1877 Gesellschafter einer Buch handlung auf der vornehmsten Straße Wiens. Das war viel — und wäre doch an sich nicht allzu viel gewesen ohne den ge schäftlichen Scharfblick, das gründliche Verständnis und die frisch zugrcifende Unternehmungslust Wilhelm Müllers. Sein Gesell schafter Alfred Werner, der die große Bedeutung der damals aufblühenden Amateurphotographie erkannte, gründete 1885 die Lechnersche photographische Manufaktur und hatte für diese indu strielle Betätigung weit mehr Interesse als für den Buchhandel, der eine gewisse Neigung für Bücher verlangt. 1889 starb Alfred Werner und nun war Wilhelm Müller Alleinbesitzer des um fangreichen Geschäftes, blieb es auch bis 15. April 1927, ab welchem Tage Familienmitglieder beteiligt wurden. Dies ergab also 38 Jahre Alleinherrschaft und Alleintätigkeit, eine große Spanne Zeit, die Wilhelm Müller auch nach allen Richtungen ausnützte. Be reits als Gesellschafter der Firma hatte er 1881 es zuwege gebracht, daß die Firma vom k. k. Militär- geographischen Institut mit dem Vertriebe der von demselben her- ausgegcbenen Kartenwerke betraut wurde; im selben Jahre wurde die Firma durch die Verleihung des Hoftitels ausgezeichnet. 1885 er hielt sie auch den Verschleiß der Kartenwerke an die Angehörigen der Armee, wodurch das Landkar tengeschäft einen großen Aufschwung erfuhr. Tauchte eine Frage in der Öffentlichkeit auf, so wußte Müller sich der Debatte hierüber zu be mächtigen, sie in seinem Sinne und meistens zum Erfolge nach seinem Ziele zu führen. Dies war ins besondere der Fall, als durch einen beabsichtigten Neubau der Ausblick auf den Stephansplatz gefährdet erschien; damals gelang es Müller, den Kaiser für die Abwendung dieses Ubelstandes zu interessieren und die Verwendung eines ent sprechenden Betrages aus einem öffentlichen Fonds zu veranlaßen, hierdurch wurde der bis aus den heutigen Tag erhaltene Ausblick auf den Stephansplatz gewähr leistet. Ein anderes Mal handelte es sich um die ästhetische Ver besserung des Anblickes der Peterskirche. Müller agitierte dafür, daß die freie Wand der Kirche durch ein Relief, darstellend den Gründer Österreichs/den Stifter der Kirche, Kaiser Karl den Großen geschmückt werde und auch diese Bestrebung hatte vollen Erfolg. Müllers außerordentliche Arbeitskraft und Arbeitsfreudigkeit verschaffte seiner Buchhandlung Ausdehnungsmöglichkeiten durch Einführung von Salon- und Liebhaberbänden und durch An gliederung einer Kunsthandlung. Eine so impulsive Tätigkeit mußte binnen kurzem die Auf merksamkeit der österreichischen und ungarischen Kollegenschaft aus sich ziehen und es lag im Sinne der Zeit, eine so energische und geschäftstüchtige Persönlichkeit für die Zwecke der Organi sation zu verwenden. So wurde Müller bereits 1889 als Schrift führer in den Vorstand des Vereins österreichisch-ungarischer Buchhändler snach dem Umsturz Verein österreichischer Buch-, 641
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