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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1928
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- 1928-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1928
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X- 48, 23, Februar 1928. Redaktioneller Teil. kommt, daß jeder Arbeitszweig seine besonderen Ausdrücke und Bezeichnungen hat, die auch für Vorgänge des übrigen Lebens übernommen werden. Dadurch wird erneut Vielsprachigkeit in unser Volk und sein Denken hineingetragen. Die Gruppen der Gleichdenkenden, Gleichsprechenden und Gleichsichgebärdenden werden kleiner und kleiner, weil die Spezialisierung in den Be trieben weiter und weiter sortschreitet. Noch ist kein Ende dieses fortrasenden Laufes abzusehen, und man könnte fast schon das Eintreten des Chaos errechnen. Aber es ist noch nie eine Bewegung gewesen, die nur mate riellen Schwung hatte, die nicht ihre Gegenentwicklung natur notwendig nach sich zog. So ist auch gegen den Wirtschaftsgeist der Zeit schon lange eine Gegenbewegung im Werden, die sich in der Jugendbewegung, dem Wandervogel, um 1999 erstmalig Gestalt verschaffte. Eine metaphysische Kraft zwang die Jungen aus den Städten in die Landschaft hinaus, »Wir wollen den Steingräbcrn, dem Toten und Tötenden entfliehen und wollen uns und unser Leben der Natur und dem Leben retten«, so hieß es in der ersten Zeit. Das ist der unbewußte Drang, der noch heute dem Wandervogel die Scharen zuführt — sind sie auch kleiner wie einst, wo er unbewußt und allein das tat. Heute wird dieser unbewußte Drang von allen Gruppen bewußt gefangen, — Draußen in der Natur kam man dem Ursprünglichen und Echten nahe, das man in der -Heimat« fand. Man erlebte die Heimat; aber unbewußt, wie ich betonen muß. Denn man konnte für seine Ideen nicht groß werben, ja die Literatur jenes Kreises stand auf recht niederem Niveau, Trotzdem folgte der beste Teil unserer Jugend dem Wandervogel, nicht weil sie umworben wurde, sondern weil sie sich selber folgen wollte oder mußte. Mag es auch heute aussehen, als wäre diese Bewegung verflacht; vielleicht hat sie sich auch erfüllt, lernen können wir von ihr be stimmt, Denn muß es nicht nachdenklich stimmen, wenn sich diese Jugend aus den verschiedensten Gruppen und Kreisen wieder und wieder zu großen Tagungen, Festen und Ausstellungen zu sammenfinden kann und eine Front bildet gegen das Alter und die Verfallserscheinungen? Die Jugend, die in sich die größten Spannungen austrägt — bewußt austrägt —, die muß ein Ge meinsames, eine gemeinsame Geltung haben. Es bleibt die Frage: woher? Ich glaube aus meiner Einsicht heraus behaup ten zu dürfen, daß das allein aus dem gemeinsamen Heimat erlebnis kommt. Allen ist die deutsche Heimat Gemeingut ge worden, zu allen hat die Heimat in ihrer Sprache gesprochen, jeder fühlt sich bewußt oder unbewußt als ein Teil von ihr. Ich habe es selbst erlebt, daß Hakenkreuz und Sowjetstern ergriffen standen und sich bei der Hand nahmen: »Wie schön ist doch die Heimat!» Hier ist vielleicht »das Volk- im Werden, Es ist vielleicht kein Zufall, daß diese Jugend zu einer Zeit — als man noch nicht Parteikämpfe daraus auslöste — aus ent legenem Berg, in stillem Fenn Sonnwendfeuer entfachte und Glaube und Brauch unserer Ahnen lebendig werden ließ. Eben so versuchte diese Jugend die Kirchenformen volksgemäßer zu gestalten. Wie kam das? Sie duldete doch keine Alteren, die sie beeinflussen konnten. Kann das nicht als Beweis dasür zu nehmen sein, was neulich Professor vr, Willy Hellpach, der frühere badische Ministerpräsident und Nnterrichtsminister, in seinem Vortrag »Das Antlitz der Völker« in Wien ganz schlagend zeigte, daß die Landschaft auf den Menschen körperlich und seelisch einwirkt und wie umgekehrt der Mensch die Landschaft nach seinen körperlichen und seelischen Bedürfnissen formt und ihr In halt verleiht? So sind die kultischen Formen dem Menschen und der Landschaft, von denen sie gebraucht und in denen sie an gewandt werden, angepaßt und haben nur unter diesen Men schen und in dieser Landschaft ihren Sinn. Deshalb müssen, wir den Heimatgedanken in unsere Wer bung als Faktor einstellen, weil er im Urgrund von jedes Men schen Seele ruht. Wie stark sich die Heimat im geistigen Leben unseres Volkes äußert, das streifte ich bereits in meinem Auf satz: »Kreiswerbestellen«. Das ist uns aber auch sicher durch den Vortrag von Herrn Pros, vr, Hahne am gestrigen Abend und durch den heutigen von Herrn Bernhard Jansa klar ge worden. Dabei ist überwiegend nur von dem Einfluß der 198 Landschaft auf das Geistesleben gesprochen. Tatsächlich be einflußt aber die Gestaltung der Heimat auch das ganze wirt schaftliche und politische Leben des Volkes, das in ihr lebt. Wenn man nun uns oder mir den Vorwurf macht, unsere Werbung, die den Heimatgedanken als Leitidee aus- nimmt, zu eng gefaßt zu haben, ja »daß die Einstellung auf ein Schlagwort Einseitigkeit bedeutet und damit auch sein Todesurteil gesprochen ist», so muß ich nur meiner Verwunde rung Ausdruck verleihen, wie schlecht diese Kritiker' meinen Aufsatz gelesen haben, denn ich betone, daß man den Begriff Heimat nicht zu eng fassen dürfe; ja wie ich dem Führer seine Stellung in der Heimat anweise, zeigt ganz deutlich, daß ich von der Kirchturmheimat fort will und entfernt bin. Wohl liegt es ja dem Reklamemacher nahe, Schlagworte zu gebrauchen, aber ich bin stein Propagandist alten Schlages, weil ich nie Schlagworte gebrauchen werde und alles, was ich als Werbung einsetze, Leben und Seele haben muß. Die Hei mat als Schlagwort zu gebrauchen, ist mir unmöglich, weil ich auf unzähligen Fahrten durch das deutsche Land »zum Er lebnis des ursprünglichen Volksdenkens, zum Erlebnis von Landschaft, Heimat und Volkstum« auch »in der Berussarbeit- vorgestoßen bin. Denn die Gestaltung der Heimat, die Boden schätze in ihrem Schoß, die führen den Heimatsucher zur In dustrie und lassen ihn auch dort das Heimatgefühl erkennen. Sein Suchen führt ihn in alle Berufe, und er sieht ein, warum die Menschen gerade in diesen Beruf eingespannt sind, weil eben hier die Heimat die Vorbedingungen dafür schaffte. Der Heimatsucher oder der Mensch, der die Heimat erlebt hat, der erkennt in der Anlage uralter Heerstraßen, in der Schiffbarkeit der Flüsse und Ströme, in Furten und seichten Bänken Runen im Gesicht der Heimat, die an politische Intrigen und Wirrnisse, an Kampf, Not und Sieg erinnern, die die Geschichte nicht nur in kalten Zahlen ausgezeichnet hat. Die Verkehrswege aber führen uns aus der Heimat in die Welt, zeigen, wie fremde Einflüsse in die Heimat gelangen konnten und mußten. So ergeben sich dem Kundigen, von der engsten Heimat ausgehend, Beziehungen zu allen Verrichtungen des Lebens, zunächst der engsten Heimat, aber dann auch weit in die Welt, — Und diesen Einfluß der Heimat kann man nie aufhcben; denn »so keimhaft noch der Stand unserer Einsicht ist, so kommt in dem, was wir überblicken, doch die doppelte Gebundenheit, nämlich die Bodengebundenheit und die Sitten gebundenheit in ihren Einflüssen auf den Volkstypus bereits deutlich zum Ausdruck, Die Umformung der National- gesichter also ist Naturgeschichte in einem viel tieferen Sinne, als Lavater und seine Zeitgenossen ihn erfassen konnten. Die Umformung läßt uns einen ebenso fesselnden wie lehrreichen Blick tun in die Werkstätte, in der der Geist sich dieses Stück Körper baut«. Weil wir aber von der Heimat aus Beziehun gen zu allen Äußerungen des menschlichen Lebens sinken, so können wir natürlich auch alle unsere Bücher vom Heimatge danken getragen für dieses oder jenes Gebiet verbreiten, Setzen wir uns dieses Mal für die Heimat im allgemeinen ein, so können wir es vielleicht das nächste Mal für die Erdkunde, dann für die Geschichte, die Politik, die Wirtschaft, und finden natürlich auch die Beziehungen der Heimat zum Berus, Un zählig sind die Möglichkeiten, weil unausschöpfbar die Heimat mit ihren Schätzen ist. Das waren die Gedanken, die uns bewegten, als wir die ersten Schritte für unsere erste Heimatbuchwoche unternahmen und die ersten Behörden aussuchtcn. Von diesem Plan will ich nun folgendes sagen: Bei den Vorbereitungen zu der ersten Heimatbuchwoche unseres Verbandes sahen wir uns natürlich nach Bundesgenossen um, die wir einmal in den Regierungsstellen zu sehen glaubten. Wir richteten auch entsprechende Schreiben an die diesbezüg lichen Stellen und sprachen darauf bei den betreffenden Behör den in Magdeburg und Weimar vor. Bei allen Stellen fanden wir für die Heimatidee volles Verstehen, und man sagte uns in jedem Falle zu, eine Heimat buchwoche zu unterstützen. So wird man in den Amtsblättern und in besonderen Rundschreiben aus die Woche Hinweisen,
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