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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1928
- Strukturtyp
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- 1928-02-23
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1928
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Ne. 46 (R. 23). Leipzig. Donnerstag den 23. Februar 1928. 98. Jahrgang. Redaktioneller Ml Heimat und Werbung*). Bon Max Eichelberg. Wenn ich die Anregung zu dem heutigen Tressen gab, so hatte ich nicht vor, Ihnen nur einige genußreiche und an regende Stunden zu schassen, sondern ich wollte vielmehr Sie in meinen Werbekarren einspannen, Sie zu tätigen Mithelfern bei der Gewinnung neuer Bücherfreunde machen. Dabei schwebte mir natürlich ein Plan vor, der durch Ihrer aller Mitarbeit ausgebaut werden soll und muß, und der soviel Ihrer Gedanken am Schluß aufweisen wird, als Sie an Arbeit in ihn hinein stecken. — Dabei ist es klar, daß nicht jeder Gedanke in der Ur form in Erscheinung treten wird, sondern daß er nur mit den anderen Ideen und Plänen, die herangetragen werden, sichtbar werden kann. Ich bin dabei, solange ich Ihr Vertrauen habe, der Schmelzofen. Sie alle, ob Chef, Gehilfe oder Lehrling, sollen ihn reich mit Plänen beschicken. Niemand ist dabei zu alt und deshalb zu spröde, niemand zu jung und deshalb zu weich. Ich bitte und werbe um Ihr Vertrauen, bringen Sie Ihre Gedanken, und ich werde mich zu jedem äußern und jeden verwerten — aber kommen Sie mit Ihrem ganzen Vertrauen; denn nur das ist der Grund fruchtbarer Arbeit. Wenn wir Ihnen schon heute den Plan einer Heimatbuchwoche vorlegen können, so hat der nur wachsen können, weil im Vorstand un bedingtes Vertrauen zueinander besteht, das den Austausch auch zunächst schiefer Anschauungen ermöglichte und dann durch Klärung der Ideen den Plan ans Licht hob. Wenn ich nun den Plan entwickele, so muß ich erst ein paar Gedanken hinstellen, die mir in meinem Handeln Leitfaden und Richtschnur gewesen sind und auch künftig sein werden. Als man mich seinerzeit in Eisenach beauftragte, die Gemein schaftswerbung in unserem Kreisverein zu leiten, da war ich mir darüber klar, daß ich damit eine besondere Interessenvertretung der Kollegen übernommen hatte; denn ich sollte soviel Kaufkraft, wie ich nur irgend auf dem Markt für uns freimachen konnte, für uns in Anspruch nehmen. Ich wußte weiter im voraus, daß ich mit diesem Bemühen mit dem anderer Handelszweige in Wettbewerb treten müßte, daß es dabei zu einem lauteren oder stilleren Kampf kommen würde, und daß nur der siegreich oder mindest erfolgreich zu handeln verstünde, dessen Kampsmittel — um die Kaufkraft des Volkes — den anderen überlegen wären. Deshalb war ich mir auch von Anfang an darüber klar, daß ich nicht die Werbung der anderen Handelszweige nachmachen oder mit ähnlichen aus dem Felde schlagen könne, weil ich doch den kürzern ziehen würde; denn ich kann auch nicht nur die annähernd gleichen Geldmittel ein- setzen. Weiter hatte ich zu bedenken, daß ich für ein geistiges Gut der Welt zu werben habe und diesem einen Anteil an der Wirtschaftskraft der Nation sichern muß. Unsere Werbung muß sich deshalb sinnfällig von der anderer Handelszweige abheben — oder gar nicht als Werbung zu erkennen sein. Jede Werbung, die als solche zu erkennen ist, ist nicht so wirksam wie die, die heimlich den Menschen besticht, und deshalb wählte ich und müssen wir die nicht erkennbare Form wählen. »> Vortrag auf dem Tressen des Sächsisch-Thüringischen Buch händler-Verbandes in Halle am 12. Februar 1928. Unser Vorsitzender, Herr Friedrich Reinecke, hat schon vor langen Jahren gesagt, daß wir nicht Werbung ins Blaue machen dürften, sondern daß sich der Buchhandel den Anschein geben muß, als ließe er sich von einer großen Idee treiben, tatsächlich muß er diese aber führen oder mindest diese schon im Aufgehen für sich abfangen oder sich dienstbar machen. Eine solche Idee galt es zunächst zu finden und sie dann in unsere Wer bung für alle Zukunft cinzustellen. Zugleich aber mußte das Bestreben vorhanden sein, alle das Buch verneinenden Ten denzen aufzuheben oder unschädlich zu machen. — Ihnen wird es schon einmal ausgefallen sein, daß, wenn Sie in kleinerem oder größerem Kreis zusammen waren und über eine Sache oder Anschauung sprachen, Sie für einen Begriff verschiedene Ausdrücke hatten, die Sie sich dann erst klar machen mußten. Das kommt daher, weil uns eine alle Lebensäuße- rungen umfassende Weltanschauung fehlt, weil kein Primat an erkannt wird, dem sich alle in allem unterorduen, sondern weil die verschiedensten Sonderinteressen Alleinherrscher im Denken des Einzelnen geworden sind. Vom Gottesdienst ist man teil weise zum Götzendienst gekommen, und so werden die verschie denen Götzen nun in den verschiedensten Gebärden und Sprachen angebetet. Bis zum Mittelalter wurde unserem Volke durch die Kirche eine das ganze Leben umfassende Weltanschauung vermittelt. Durch die Reformation ist die unumstrittene Stellung der Kirche im Leben des Einzelnen erschüttert, und da gleichzeitig die Kir chen zu politischen Machtmitteln wurden, sich also entweihten, trugen sie zur Sprachverwirrung bei. Neben die Fürstengewalten und die Kirchen, die schon jede den Gebrauch der ihnen eigenen Sprache von ihrem Volke for derten, traten nach und nach andere Gewalten, die mehr und mehr an Macht und Einfluß gewannen und die alten Herrsch gewalten ablösten. In den Anfang dieser Entwicklung fällt die Erfindung der Buchdruckerkunst, durch die man ein gewaltiges Beeinslussungsmittel für die breite Masse gewann: »Denn, was man schwarz aus weiß besitzt, Kann man getrost nach Hause tragen». Mehr und mehr bediente man sich der schwarzen Kunst, um seine »Gläubigen« in der gewünschten Richtung zu bewegen. Aber nie hat man wohl mehr das gedruckte Wort für die Jnter- essenpolitik der vIisichiedenen Machtgruppen benutzt wie jetzt. Jede Partei, jede Gewerkschaft, jedes Vcreinchen haben ihre eigene Presse, mindestens aber eine »literarische« Richtung, die dazu dient, die Partei-, Gewerkschafts- oder Bereinsmitglieder vor der Beeinflussung durch fremde Ideen zu bewahren. Denn der Solidaritätsgedanke westlicher Prägung wie auch die Mit verantwortung für die Wirtschaftlichkeit des eigenen Unter nehmens verlangen selbstverständlich, daß man zunächst und nur die eigenen Geisteserzeugnisse ausnimmt. Dabei bekommt man dann solche wunderschönen Scheuklappen aufgesetzt, daß man schon die Berührung mit anderen Ideen fürchtet (d. h. man fürchtet, der Wahrheit nahezukommen). Hierzu kommt noch etwas anderes. Die heutige Wirtschafts form hat die Herstellung in eine Reihe von Arbeitsvorgängen ausgeteilt, deren jede den Menschen in einer ganz bestimmten Weise beanspruchen und beeinflussen, zunächst nur körperlich, was sich aber auch im Seelischen und Geistigen auswirkt. Dazu 197
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