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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1928
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- 1928-02-18
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- 18.02.1928
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Bom amerikanischen Büchermarkt. Von Egon E i s e II h a u e r-New Dort. Die hier vor kurzem im vornehmen Waldorf-Astoria-Hotel abgehaltene achte Jahresversammlung der Vereinigung der ameri kanischen Buchvcrleger — es waren dazu Vertreter von 76 Verlags firmen des Landes erschienen — hat einen anregenden Verlaus ge nommen. Sowohl die der Versammlung unterbreiteten Berichte als -auch der Meinungsaustausch unter den Verlegern brachten die Befriedigung über das letzte Geschäftsjahr zum deutlichen Aus druck. So wurde in dem von dem Präsidenten Frank E. Dodd, von der hiesigen Verlagsfirma Dodd, Mead L Co., erstatteten Jahres bericht mit Genugtuung die Tatsache hervorgehobcn, daß das ameri kanische Publikum sich nicht mehr hauptsächlich der schöngeistigen Literatur zumende, sondern mehr und mehr anspruchsvollere Lite- raturproduktc berücksichtige und auch ein kritischeres Verhalten zeige, als das vordem der Fall war. Nicht mehr die sich größter Re klame erfreuenden Neuerscheinungen seien am meisten begehrt, son dern das Publikum zeige größere Selbständigkeit bei der Auswahl von Lektüre und lasse sich nicht mehr ohne weiteres von der Re klame für gewisse neue Bücher leiten. Als weiteres wichtiges Moment betonte er die geradezu gewaltige Zunahme in der Zahl von Schul- und mit anderen Lehranstalten und Instituten in Verbindung stehenden Bibliotheken, von denen besonders die Universitätsbiblio theken sich seitens liteixitursrenndlicher Millionäre reicher Zuwendun gen erfreuen. Nie zuvor sei unser Land in so guten wirtschaft lichen und finanziellen Verhältnissen gewesen, nie zuvor sei die Wertschätzung und Würdigung alter und neuer Literatur von seiten des Publikums eine so weit verbreitete gewesen wie gegenwärtig, und daher befinde sich auch das Buchverlagsgeschäft auf gesünderer Basis mit besseren Aussichten als je vordem. Selbst für die aus guten Gründen von seiten der Verleger und in erhöhtem Maße seitens der Sortimenter beanstandeten »Monats-Bücherklubs« hatte Präsident Dodd ein gutes Wort übrig, indem er die Unternehmungs lust und die Intelligenz der Leiter dieser, eine neue Methode des Büchervertriebs befolgenden literarischen Unternehmungen rühmte. Dazu wäre zu sagen, daß sich das Geschäft unserer Buchverleger seit dem Kriege in der Tat erheblich gebessert hat. Das amerikanische Publikum liest mehr Bücher, als es je zuvor getan hat, und es ist auch willens, höhere Preise dafür zu zahlen. Zudem beschränkt sich das Interesse nicht mehr hauptsächlich auf schöngeistige Lite ratur. Denn während früher die Liste der gangbarsten Bücher fast ausschließlich Romane und Novellen einschloß, ist es gegen wärtig nichts Ungewöhnliches, wenn historische Werke, Biographien — wie solche des deutschen Autors vr. Emil Ludwig, der zurzeit hier weilt und dessen Biographien in Übersetzung hier bei ganz verschiedenen Verlegern erschienen sind —, selbst philosophische und psychologische Themen behandelnde Werke eine überraschend große Auflage erleben. Auch die Zahl der Buchhandlungen hat sich be deutend vermehrt, ebenso die der Leihbibliotheken. Dieser Umstand trägt mit dazu bei, die Verleger zu verleiten, die Neuerscheinun gen zu schnell aufeinander folgen zu lassen und den Büchermarkt mit Neuerscheinungen tatsächlich zu überladen. Mit Hilfe der von ihnen in Szene gesetzten Reklame und durch Aussenden von Reisen den hält es nicht schwer, Bestellungen zu erlangen, und sofern jeder geschäftstüchtige Buchhändler und jede fortschrittlich geführte Leihbibliothek von dem angepriesenen neuen Buch nur etwa fünf Exemplare bestellt, so entspricht das schon einer Auslage von meh reren Tausend. Doch mit der Bestellung ist das Buch noch nicht abgesetzt, und nach dem bekannten geschäftlichen Grundsatz ist eine Ware nicht eher als verkauft zu betrachten, als bis sie in den Kon sum übcrgegangen ist. Die Fülle des Angebots erschwert jedoch den Absatz, und sofern der ersten Bestellung nicht alsbald weitere Nachbestellungen folgen, so bleiben sie gewöhnlich ganz aus, da das neue Buch inzwischen von einem noch neueren, mit nicht minder hohem Lobe angepricsencn überschattet worden ist. Es sind zu viele Ver leger an dem Neuangebot von Büchern beteiligt, und kaum eins von zehn kann daher einen wirklichen Erfolg erzielen, und zwar einen Erfolg sowohl für den Verleger als auch für den Sortimenter und den Autor. Zahlreiche große Verlagsfirmen haben in den letzten Jahren viel Geld verdient, aber nicht im Verhältnis zu ihrer Pro duktion. Die fünf bedeutendsten Verlagsfirmen haben im letzten Jahr zusammen etwa 1500 Neuerscheinungen herausgebracht, und zwar die Macmillan Co. 614, die George H. Toran Co. 304, Houghton Mifflin 213, Charles Scribners' Sons 182 und E. P. Dutton L Co. 178. Im Jahre 1926 waren cs nicht weniger als 19 Gxoß- firmcn, von denen jede mindestens 100 neue Bücher veröffentlicht hat, zusammen etwa 3500 (d. i. die Hälfte der gesamten Jahres produktion). Diese Ziffern sind so erstaunlich groß, daß sie der 184 lauten Forderung des Buchhandels nach weniger und dafür im Durchschnitt besseren Büchern volle Berechtigung verleihen. Zu dem hat dieser Übereifer der Verleger die direkte Veranlassung zu dem Auskommen der Bücheicklubs geliefert, deren zunehmender Erfolg eine Bedrohung des Geschäfts der Verleger und in erhöhtem Maße des Buchhandels einschließt. So heißt es in der neuesten Ankündigung des »Book-of-the-Month-Club« folgendermaßen: »Wäh rend des Jahres 1928 werden Tausende von neuen Büchern ver öffentlicht werden, von denen sich nur 150 bis 200 für das große Publikum von Interesse erweisen dürften, und zwar sowohl nach dem Urteil der literarischen Kritiker als auch dem des Lesepubli kums selbst. Bei Ihrer so bedauerlich beschränkten Zeit zum Blichcr- lescn dürfte darunter nur eine Handvoll Bücher sein, die Ihr persönliches Interesse erregen und die Sie nicht übersehen möchten. Sic mögen zum Ankauf solcher Bücher durch die Empfehlung eines Freundes, durch eine Anzeige oder eine günstige Kritik veranlaßt werden, aber immer ist das nur eine Zusallswahl, und schließlich mag der Ankauf im Drange der Zeit unterbleiben. Sind Sie jedoch Mitglied unseres Klubs, so wird Ihnen eine Liste der empfehlens wertesten neuen Lektüre nach sorgfältiger Auswahl seitens unseres literarischen Komitees unterbreitet, und nach Ihrer Entscheidung erhalten Sie die Sie interessierenden Bücher zu deren regulärem Preise geliefert mit Garantie Ihrer Zufriedenheit, da Sie die Bücher, die Ihnen nicht gefallen, gegen andere Umtauschen können«. Ähnlich lautet die Anzeige der »Literary Guild of America«, nur daß diese ihren Subskribenten die gewünschten Bücher zur Hälfte des Ver legerpreises liefert, wodurch beim Publikum der Eindruck erweckt wird, als werde es vom Buchhändler übervorteilt. Obwohl die fortigen Absatzes von 20 000 oder 40 000 Exemplaren zur Aufgabe ihrer anfänglich ablehnenden Haltung bewegen. So ist es der »Literary Guild« gemäß ihrer neuesten Ankündigung gelungen, den bisherigen Widerstand der folgenden großen Verlagsfirmen zu be siegen, nämlich A. L b. Boni, John Day Co., Harper Bros., Har- court, Brace und Simon L Schuster. Die Behauptung der Klubs, daß die von ihnen getroffene Auswahl von zwölf Büchern diesen das allgemeine Interesse des Lesepublikums in solchem Maße zu wende, daß auch der Buch-Handel davon Nutzen ziehe, wird von diesem bestritten. Auch von anderer Seite wird der Buchhandel durch Preisunterbietung in zunehmender Weise bedroht, und zwar von seiten der großen Warenhäuser sdepartment stores), von denen immer mehr Buchabteilungen einrichten und zu herabgesetzten Prei sen angebotene gangbare Bücher als Lockmittel zur Heranziehung von Kundschaft verwenden. Längere Zeit wurde diese Geschäfts methode allein von der bisherigen Großfirma H. N. Macy L Co. befolgt, die sich auch gegen alle gerichtlichen Angriffe von seiten der Verleger und Buchhändler erfolgreich verteidigte. Heute hält von solchen Großfirmen nur noch John Wanamaker in New Pork und Philadelphia an dem Verlegcrpreise fest, wogegen sowohl Gimbel Bros., ebenfalls mit Läden hier und in Philadelphia, als auch die New Parker Häuser I. L. Hc-arn L Co. und Stern Bros, sowie Abraham L Strauß in Brooklyn und Bamberger L Co. in Newark neuerdings das Macyschc System befolgen. Die Bostoner Buchhändler leiden als Opfer eines unverständi gen lokalen Zensnrgesetzes unter besonders schwierigen Verhältnissen. Allerdings ist ihre Vereinigung gerade setzt dabei, diese ungerechte Bedrückung und Schädigung ihres Geschäfts auf gesetzlichem Wege zu bekämpfen. In erster Linie soll an Stelle des lokalen ein staat liches Gesetz treten, und sodann soll nicht mehr der Verkäufer eines Buches, das »obszöne Stellen enthält bzw. eine unanständige und anstößige Sprache zeigt«, wie es in dem Gesetz heißt, Gefahr laufen, mit bis zu zwei Jahren Gefängnis bestraft zu werden, sondern der Verleger soll verantwortlich gemacht werden, der Verkäufer nur dann, wenn er wegen Verkaufs eines anstößigen Buches eine vor herige behördliche Warnung erhalten hat. Doch schon die Möalich- keit einer solchen gerichtlichen Verfolgung hat die Bostoncr Buch händler auf Anweisung der Leiter ihrer Vereinigung veranlaßt, etwa siebzig gangbare Neuerscheinungen der schöngeistigen Literatur aus dem Verkauf zurückzuziehcn. obwohl die gerichtliche Entscheidung über zwei solcher Bücher, nämlich Theodore Dreisers »Tbe American Tragedy« und Npton Sinclairs »Oil«, noch aussteht. Das sich für diese Bücher interessierende Lcsepublikum von Boston, der »ameri kanischen Stadt der Intelligenz«, will natürlich nicht bis dahin warten, und so haben viele dortige Käufer sich inzwischen an New Parker Buchhandlungen gewandt, oder das nahe gelegene Cambridge versorgt sie, wo die aus Boston verbannten Bücher anstandslos zu haben und in der Widener-Bibliothek in mindestens je drei Ercmplaren vertreten sind. Ans der Liste, die auch vielgelcsene Bücher bekannter fremdländischer Autoren enthält, sind besonders
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