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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.02.1928
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- 1928-02-16
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- 16.02.1928
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40, lk. Februar 1928, Redaktioneller Teil. stitute und Bibliotheken erhielten die französischen Fachzeitschrif ten unentgeltlich zugesandt, eine französische Leihbibliothek wurde eröffnet, eine französische Buchhandlung gegründet, ein franzö sischer Lesesaal dem Publikum zugänglich gemacht. Noch wichtiger war die Propaganda des Wortes, Anfangs kamen hauptsächlich französische Journalisten nach Ungarn, die dort, wie alle Fremden, zuvorkommend empfangen wurden und dann über ihre Eindrücke in überschwenglicher Weise in den Pariser Blättern berichteten. Solche für Ungarn günstigen Be richte wurden dann dazu ausgenutzt, um Widder in der unga rischen Presse eine mächtige Gefühlspropaganda für Frankreich zu entfalten. Es blieb jedoch nicht nur bei diesen Presseartikeln, Die aus Ungarn nach Frankreich zurückgckehrten Journalisten und Schriftsteller gingen vor die große Öffentlichkeit, begannen Aufklärungsvorträge über Ungarn zu halten, eine politische Ge sellschaft der Freunde Ungarns wurde gebildet. Den Journa listen und Schriftstellern folgten die Gelehrten, denen sich auch die Tore der Universitäten öffneten und die die Gefühle Frank reichs für Ungarn aufs nachdrücklichste von dem Piedestal der Wissenschaft als werbende Wahrheit zu verkünden vermochten. Eine Folge der gesteigerten französischen Kulturpropaganda war auch das Wiederanwachsen der französischen Büchereinfuhr, Während des Krieges stand die französische Büchereinfuhr voll kommen still. Im Jahre 1924 betrug sie aber schon wieder 110 Doppelzentner, was einem Friedensimport von 334 Doppel zentnern gegenüber, mit Rücksicht auf die Verstümmelung des Landes, fast 70 Prozent des Vorkriegskonsums gleichkommt. Dieser Erfolg der französischen Propaganda ist der Tatsache gegenüber, daß der deutsche Bücherkonsum zur selben Zeit auf weniger als ein Zehntel der Vorkriegshöhe zurückgegangen war, nicht hoch genug einzuschätzcn. Dem französischen Vordringen machte ein politischer Zwischenfall ein plötzliches Ende, Dis wüste politische Hetze, die Ende 1925 wegen der Frankenfälscheraffäre von französischer Seite gegen Ungarn in Szene gesetzt wurde, brachte Frankreich um alle Sympathien in Ungarn und entzog ihm auch die Grund lage für eine weitere Kulturpropaganda, Der französische Büchcrverbrauch nahm ab, die französischen Vortragsrcisen unterblieben, die La Fontaine-Gesellschaft wandte sich anderen Literaturen (auch der deutschen) zu, der rührige Presseattachö der französischen Gesandtschaft verließ Budapest, die Hörerzahl der französischen Sprachkurse ging wesentlich zurück. Erst in letzter Zeit fangen die französischen Versuche einer kulturellen Annäherung in bescheidenem Maße wieder an, neu aufzuleben, Deutschland nahm die ungünstige Lage des französischen Kultureinflusses nicht wahr und unterließ es, sie für die Wieder verbesserung seiner früheren geistigen Machtstellung auszunutzen. An seiner Stelle trat mit einemmal Italien in den Vordergrund, Das Vordringen Italiens in Südosteuropa ist nicht nur poli tischer, sondern auch geistig-kultureller Art, Und diese Seite seiner Bestrebungen ist zumeist unbeobachtet geblieben, obgleich sie das große italienische System außenpolitischer Expansions tendenzen ergänzt. Freilich wirkt sich das geistige Rinascimento Italiens in erster Linie dort aus, wo politisch bereits vorge- arbeitet wurde und wo bestehende politische Sympathien auch in dieser Beziehung einen Erfolg versprechen, was besonders in Ungarn der Fall ist, das seine höchste Blüte im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhundert in enger Anlehnung an den italienischen Ausstieg erreicht hatte Nun tauchten in letzter Zeit Symptome auf, die darauf Hin weisen, daß Italien nicht bei seinem passiven Wohlwollen zu verbleiben gedenkt, sondern aus eigener Initiative die Ver tiefung der kulturellen Beziehungen zu Ungarn zu fördern be absichtigt. Die Tatsache, daß der ungarische Unterrichtsminister Graf Klebelsberg direkt auf Einladung der italienischen Regie rung einen Vortrag in Rom gehalten hat; der für die kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen der beiden Länder überaus wertvolle Budapester Besuch des italienischen Staatssekretärs für schöne Künste Colasanti, dem sich weitere Vorträge italie nischer Gelehrten anschlossen; die glänzende Aufnahme eines historischen Vortrages des Präsidenten der Ungarischen Akademie der Wissenschaften Albert v, Berzeviczy in Rom; die in Ungarn dankbar aufgenommcne Geste Mussolinis, mit welcher dieser zwei wertvolle Handschriften, die aus der Bibliothek des Mathias Corvinus nach Italien gelangt waren, Ungarn zurückgab; die Bereitwilligkeit, mit der die italienische Regierung zu den Aus grabungen in Nordafrika und Herkulanum auch ungarische Fach leute heranzog; der Umstand, daß an der Universität in Rom das Ungarische als Lehrgegcnstand zugelassen wurde; die Stipendien, die von der italienischen Regierung an ungarische Studierende ausgeteilt werden; die von der italienischen Regierung in Ungarn unterhaltenen öffentlichen Sprachkurse; die Bedeutung, die von italienischer Seite einer entsprechenden Vertretung der italie nischen Sprache und Literatur an den ungarischen Universitäten beigemessen wird — all diese Momente haben in kürzester Zeit eine so günstige Atmosphäre für die italienische Kulturexpansion geschaffen, daß man auch in Deutschland nicht ohne weiteres an dieser Tatsache wird vorübergehen können. Auf jeden Fall muß es schon zu denken geben, daß in der ungarischen Literatur immer häufiger italienische Themen zur Behandlung gelangen, daß in den wissenschaftlichen ungarischen Zeitschriften die kultu rellen Beziehungen zu Italien immer mehr auf Kosten Deutsch lands in den Vordergrund treten, daß eine ganze Reihe unga rischer dichterischer Erzeugnisse, in denen sich der Charakter des ungarischen Volkes spiegelt und die in Deutschland nie einen Verleger gefunden hatten, in Italien mit dem größten Inter esse aufgegriffen werden. Die literarisch-kulturelle Annäherung geht aber sogar noch weiter. Vor kurzem wurde die italienische Kulturpropaganda in auch äußerlich feste Form gebracht und — was den allgemein als Organisationsvolk bekannten Deutschen niemals eingefallen ist — unter dem Schutze der italienischen Regierung zur Förderung der italienisch-ungarischen kulturellen Beziehungen in Budapest ein eigenes literarisches Bureau ge gründet, das sich hauptsächlich die Propagierung ungarischer Geisteswerte in Italien zum Ziel fetzte. In Ungarn spielt sich also ein Kampf um eine kulturpolitische Sonderstellung ab, England tritt vorläufig noch kaum hervor, sein kultureller Einfluß geht hauptsächlich über deutsche Zwischen wege, Frankreich wurde in diesem Kampfe aus politischen Grün den einstweilen zurückgedrängt, um so mehr aber stürmt Italien vor, während Deutschland in einer fast unverständlichen Passivi tät verharrt. Und doch handelt es sich um die Zukunftsgestaltung der ungarischen Bildung, die im Falle des Uberwiegens fran zösischer oder italienischer Kulturcinflüsse ganz natürlich eine andere Form erhalten muß, als wenn auch weiterhin die Vor zugsstellung der deutschen Einwirkung gewahrt bleibt. Ob für die ungarische Bildung und im allgemeinen für die kulturelle Zukunft Südosteuropas ein solcher Bruch in der Entwicklung gleichgültig sein kann, will ich hier nicht entscheiden, Hosonbaob, 1. 8. rv.: stooles anck öickckers. 't!ü' ackvontnros Lrovu L c/1927, XIV, 311 8. 8" 6sd, 8 5,— <kiir u„x- Es ist nicht bas erste Mai, daß der New Volker Antiquar Ro - send ach in der großen Ökonomie der Bücherwelt nicht bloß den Makler spielt, sondern als Produzent, voll literarischen Ehrgeizes, Selbsterzeugnisse auf den Markt bringt. Neben verschiedenen biblio graphischen Arbeiten und der Herausgabe der Briefe Oskar Wildes an Alfred Douglas (1924) legitimiert sich bei dem Merkchen »The unpublishabls Memoirs« (London 1924), ergötzliche kleine Geschichten vom persönlichen Gesichtswinkel aus über Bibliophilie, Bibliomanie und Sammelwesen — ebenfalls der vielgenannte und vielumstrittene Anglikaner vr, Abraham S, Wolf Rosenbach, Ohne ersichtlich! Tendenz, seine Bücher als Spezialobsekte sür persönliche Interessen zu stempeln oder nach praktischen Absichten zu zielen, dokumentiert Rosenbach jedenfalls auch in diesem seinem neue sten Werk die Lust am Schreiben und Erzählen, läßt — sür den ameri kanischen Händler recht ungewöhnlich — Gefühle und Pietät sprechen und übermittelt uns ein Stück Menschlichkeit, schon durch die Fülle seiner Erlebnisse, Erfahrungen und seines Humors eine Bereicherung unserer Innenwelt aus der seinigen zeitigend. Er weiß: unsere Zeit mit all den Sorgen, den widerspruchsvollen Ausgaben, der typischen amerikanischen Schicksalskuvve des Aus und Nieder hat schließlich andere Beruf« nötiger als den des Memoircnschrcibers Im bürger lichen Sinne, Aber trotzdem zieht er durch den Reiz seiner origi- 17S
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