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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.02.1928
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- 1928-02-02
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- 02.02.1928
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28, 2. Februar 1928. Redaktioneller Teil. welche sich an dem Rheinstrom im Jahr 800 be! einer Reichs stadt zugetragen hat«. Ein Bauer ist in den Rhein gefallen und wird von einem Schiffer gerettet. Der stößt ihm aber dabei das Auge aus und wird von dem Geretteten auf Schadenersatz verklagt. Den verlegenen Richtern kommt ein Rotzbube zu Hilfe, der das Urteil fällt' Man soll den Bauern in den Rhein werfen; kommt er heraus, so muß ihm der Schiffer das Auge bezahlen; wenn nicht, so ist der Schiffer nichts schuldig. Die meisten Ver öffentlichungen Lindeners, vor allem die Schwankbücher und die Flugblätter, sind heute nur mehr in ein oder zwei Abzügen er halten, ein Umstand, der die Nachforschung über den Verfasser und Herausgeber sehr erschwert hat. Wer vermag in die tiefsten Tiefen der Menschenseele zu schauen, zumal wenn dort himmlische und höllische Mächte in besonderer Stärke um die Herrschaft ringen? Vermag es der Dichter? Fürwahr, der unglückliche Held unserer Erzählung hat das Gute und das Böse der Welt so stark in sich erlebt, daß der Dichter hier ein ergreifendes Bild von Schicksal, Schuld und Sühne gestalten könnte. Die geschichtliche Darstellung aber ver mag nur schlicht zu künden, was die Quellen enthüllen. Uber das letzte Schicksal Lindeners sind wir nur aus wenigen Zeilen einer Augsburger Chronik unterrichtet, wo es erschütternd heißt: »Michael Lindener ersticht ain. An disem obgemelten Tag (20. August 1b6l) hat der Magister N., gewesner Schul meister zu St. Ulrich, einen alten Mann zu Lechhausen erstochen. Michael ist ein Poet gewesen«. Von gleichzeitiger Hand ist am Rande dazu geschrieben: »Dieser Lindener ist zu Friedberg umb dieser Sach willen gericht worden mit dem Schwert am 7. Marti! Anno 1562, hat vor seinem End auf der Psasfen Begehren das Sacrament in einerlei Gestalt nit empfahen wollen». Als zwei Jahre darauf der Augsburger Formschneider David Denecker wegen verbotener Schriften und zweier lästerlicher Gemälde ver hört wurde, worin »die Katholischen zum schmählichsten ange griffen wurden«, bekannte er, daß dies Bilder seien, die schon vor 24 Jahren in Nürnberg, Leipzig und anderen Orten er schienen und von ihm nur neu aufgelegt worden seien, nachdem ihm »der Poet, so zu Friedberg enthauptet worden, etliche Rei men dazu gemacht«. Und an einer dritten Stelle, in dem Schrift- chen »Dubitantius« von Wilhelm Lindanus, das im Jahre 1568 zu Köln herausgekommen ist, hat der Herausgeber Jakob Rabus da, wo sich der Verfasser gegen das kindische Lappenwerk wendet, aus bloßen Buchstaben eine ganze Prophezeiung zu schöpfen, die Anmerkung hinzugesügt: »Michael Lindnerus, Poeta Laureatus, so hernacher zu Fridberg eines Todschlags halber gericht worden, hat ein ganzes Büchlein von diesem Narrenwerk geschrieben«. Es ist das schon besprochene »Rechenbüchlein vom Papsttum und Antichrist» darunter gemeint. Im schwäbischen Lechhausen und Friedberg hat sich also das traurige Schicksal dieses Mannes erfüllt, dem ob seiner Fähig keiten wahrlich ein besseres Los beschicken gewesen wäre, wenn ec sich und sein kostbares Lebensgut besser behütet hätte. Für uns heute ist seine Lebensgeschichte ein wertvoller Einblick in die Schlingen und Abgründe einer vergangenen Zeit, die sonst in der Regel im Dunklen bleiben. Zubilaumss chriften. Es ist auch im Buchhandel ein aller löblicher Brauch, aus Anlaß eines bedeutenden Geschäftsjubiläums eine Gedenkschrift herauszu geben, in der die Gründung und Entwicklung einer Firma geschildert wird. Der Charakter solcher Schriften ist natürlich sehr verschieden. Einzelne haben nur lokales Interesse, andere mögen engere oder weitere Kreise wegen der Persönlichkeit der Gründer oder Inhaber der Firma ansprechen, wieder andere aber haben eine größere Be deutung wegen der darin verzeichnten Leistungen auf dem Gebiete des Verlags, des Sortiments, der Druckerei usw. Natürlich kommt cs auch sehr darauf an, ob bemerkenswertes geschichtliches Material erhalten ist und ob der Bearbeiter der Gedenkschrift es versteht, das, was wirklich von Belang ist, herauszuheben und in einer an sprechenden Form darzubieten. »5 0 I a h r e U I l st e i n. 1 87 7 —192 7« steht auf einem statt lichen Quartbande, der kurz vor Jahresschluß erschienen ist (412 Seiten). Die Anfänge der Ullsteins waren verhältnismäßig recht bescheiden. Im Juli 1877 kaufte der Kaufmann Leopold Ullstein 120 die unbedeutende Druckerei von Stahl und Aßma-n in Berlin nebst einer Tageszeitung für 60 009 Mark. Jahrelang hat er sich nur Zeitungen gewidmet, indem er sich bemühte, den Typus hcrauszu- finden, der den Berlinern behagte. Dann dehnte er seine Tätigkeit auch auf das Reich aus, nicht bloß mit Zeitungen, sondern auch mit Zeitschriften. Hierdurch kam er auch mit dem Buchhandel in nähere Beziehung, und da lag es nahe, auch zum Buchverlag über zugehen. Die »Berliner Jllustrrrte Zeitung« war 1891 von einer anderen Firma gegründet und nur bei Ullstein gedruckt worden, bis dieser sah, welche Entwicklungsmöglichkert darin lag, und sie 1894 erwarb. Ihren Erfolg errang diese Zeitschrift einerseits dadurch, daß die Redaktion geschickt das Interessante zu erfassen wußte, andererseits aber dadurch, daß der Verlag die Nummer auch im Einzelverkauf für zehn Pfennig abgab, während es bis dahin bei Zeitschriften üblich gewesen war, sie vierteljährlich im voraus zu bezahlen. Der Buch handel war im Anfang gegen diese Neuerung skeptisch, und es mußte ihm noch bewiesen werden, daß er dabei seine Rechnung fand. Übrigens zog Ullstein für den Vertrieb seiner Zeitungen und der «Berliner Jllustrirten Zeitung« einen besonderen Händlerstand heran. Ein« Erweiterung erfuhr sein Zeitschristenwerlag dadurch, daß er 1905 von dem Verleger Friedrich Schirmer »Dies Blatt gehört der Hausfrau« kaufte und daraus die »Praktische Berlinerin« nebst Ullstein-Schnitt muster machte, so wie er 1911 aus der »Jllustrirten -Frauen-Zeitung« die »Dame« machte. Zu einem Buchverlag kam Ullstein erst durch die Prämienbücher, die von Zeitungen geliefert wurden. Er hatte für seine Zeitungen Lieferungsverträge mit Prämienverlegcrn abgeschlossen, und als er sah, welches Geschäft damit zu machen sei, ging er dazu über, selbst Bücher herzustellen. Die ersten ließ er durch Redakteure und Mit arbeiter seiner Zeitungen Herstellen, namentlich Auswahlbände und populäre Geschichtswerke im demokratischen Sinn seiner Zeitungen. Dann wagte er sich auch an größere Unternehmungen heran, wie Ull steins Weltgeschichte, und später an eine Kunstgeschichte. In der Unterhaltungsliteratur erzielte er den größten Erfolg mit seinem Ullsteinbuch, der allerdings im wesentlichen der Aufmachung und Propaganda zu verdanken war. Doch ist es nicht nötig, näher auf diese Entwicklung des Buch verlages einzugehen, da sie sich erst in neuester Zeit abgespielt hat und den Lesern bekannt ist. Die Ullstein-Gedenkschrrft bringt manche bemerkenswerte Mitteilungen darüber, von denen ein Teil jedenfalls nur in engeren Fachkreisen bekannt war. Auf einer zweiseitigen Tafel werden die erfolgreichsten Erscheinungen des Buchverlags zn- sammengestellt. Von den Ullsteinbüchern erreichte Skowronneks »Sturmzeichen« mjt 500 994 Exemplaren die höchste Auflage, die aber von drei Kriegsbüchern noch übertroffen wurde (Plüschows »Flieger von Tsingtau« 610 000). Auf die Geschichte des Hauses folgen einige besondere Kapitel über die Berliner Morgenpost, die B. Z. am Mittag, die Vossische Zeitung seit 1904, die »Berliner Jllustrirte Zeitung«, das Anzeigen wesen des Ullsteinhauses, das Tagewerk der Abteilungen, soziale Ein richtungen, eine Zeittafel zur Baugeschichte und die bisher über Ull stein erschienene Literatur. Das Werk bietet ungemein viel Interessantes, und es ist ein wertvolles Quellenmaterial zur Geschichte der Presse und des Ver lags in den letzten fünfzig Jahren. Es ist geradezu glänzend aus gestattet, enthält zahlreiche Porträts der Verleger, der Redakteure und leitenden Angestellten, Außen- und Innenansichten und nicht zum wenigsten sehr anschauliche Bilder aus mancherlei Betrieben, von Reklamemitteln u. dgl. Hundert Jahre besteht jetzt die Firma Gebrüder Jänecke, Druck- und Verlagshaus in Hannover. Ihre Festschrift (72 S.) bildet einen hübschen Folioband, der hauptsächlich bestimmt ist, die Leistungsfähigkeit der Druckerei vorzuführen. Es waren zwei ein fache, aber fleißige und tüchtige Buchdrucker, die nach einer strengen Lehrzeit sich in Hannover selbständig machten und durch ihre Leistun gen allmählich hochkamen. Namentlich druckten sie für den Hahnschen Verlag. Im Jahre 1848 gründeten sie selbst eine Verlagshandlung. In ihrer Druckerei hatten sie außer Zettschriften schon mehrfach auch Tageszeitungen für fremde Rechnung hergestellt. Sie selbst hatten die Absicht, eine eigene Zeitung herauszugeben, aber die Konzession wurde ihnen verweigert. Als nun das Nevolutionsjahr 1848 die Pressefreiheit brachte, stand der Verwirklichung ihrer Absicht nichts mehr im Wege. Die »Zeitung für Norddeutschland« erhielt später den Namen »Hannoverscher Courier«, unter welchem das Blatt noch heute erscheint und in Niedersachsen eine weite Verbreitung hat. Auch diese Festschrift bringt außer Bildnissen der Gründer und ihrer Nachfolger Ansichten von Gebäuden und Bilder aus der Drucke rei, ferner Probeseiten einer Reihe von Drucksachen, die seit hundert Jahren in der Druckerei ausgeführt wurden und die namentlich auch den wechselnden Geschmack in der Druckanordnung darlegen.
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