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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.06.1884
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- Erscheinungsdatum
- 16.06.1884
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- Deutsch
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138, 16, Juni, Nichtamtlicher Theil, L775 zu haben; Daguerre aber, der mit ihm gemeinsam gearbeitet hatte, konnte sechs Jahre später mit glücklichem Erfolge an die Oefsentlichkeit treten. Er setzte eine durch Jod lichtempfindlich ge machte Silberplatte in der oamera obsonra der Lichteinwirkung aus und entwickelte das Bild mittelst Quecksilberdämpsen, Es war im Jahre 1839, als durch diese Erfindung eine neue Welt erschlossen wurde, Wohl erkannte man damals, als die Naturkraft — das Licht — zum ersten Male für bildliche Darstellung nutzbar gemacht wurde, ihre Bedeutung für Wissen schaft, Kunst und Leben, Aber Wenige mochten ahnen, in wie großartiger Weise sich die neue Errungenschaft schon innerhalb eines Menschenalters technisch entwickeln werde. Welch ein Schritt von damals zu jetzt — nur allein in Anbetracht der Möglichkeit zu vervielfältigen. Diese war nach Daguerre's Methode überhaupt ausge schlossen, — vergeblich versuchte er, die Platten durch Netzen drucksähig zu machen, und da er nur positive Bilder erzeugen konnte, so mußte, wenn er weitere Exemplare Herstellen wollte, derselbe Prozeß stets wieder erneuert werden. Es war auf diese Weise außerordentlich schwierig, auch nur zwei völlig identische Bilder zu erhalten. Es fehlte die Zwischenstufe: das negative transparente Bild, welches der Engländer Talbot schon im Jahre 1838 mittelst Papier zu erzielen strebte, welches dann aber erst zu Ansang der fünfziger Jahre unter Anwendung eines lichtempfindlich gemachten Collodium-Ueberzuges auf Glas platten in Gebrauch kam. Es bedurfte eines Zeitraumes von zwölf Jahren, um eine schon damals als nothwendig erkannte Neuerung, die uns heute so einfach und natürlich erscheint, für den praktischen Gebrauch genügend vorzubereiten, Niöpce de St. Victor, dem Jüngeren, welcher die verdienstvollen Versuche seines Oheims mit Eifer fortsetzte, haben wir die hochwichtige Erfindung des Ne gativs zu verdanken. Damit war der Weg zur Vervielfältigung angebahnt. Denn wenn unter einem solchen Negativ ein mit Eiweiß überzogenes Papier, nachdem Letzteres im Silberbade lichtempfindlich gemacht worden, dem Lichte exponirt wird, so haben wir auf dem Papier den positiven Abdruck, und deren kann man eine beliebige Anzahl Herstellen. Auf diese Weise werden auch heute noch unsere „Photographien" gemacht; aber solche Bilder eignen sich nicht zur Production im Großen ; das Material ist theuer, die Mani pulation, durch welche namentlich das vom Lichte zersetzte Silber fixirt und das nicht zersetzte ausgeschieden werden muß, ist sehr umständlich, und jedes Exemplar kann nur durch unmittelbare Einwirkung des Lichtes erzeugt werden. Es ist dies also ein rein chemischer Vorgang, und das immer weiter dringende Bestreben ging dahin, auch mechanische Kräfte heran zu ziehen, um photographisch erzeugte Platten auf der Kupserdruck-, Steindruck- und Buchdruckpresse verviel fältigen zu können. An diesem Problem haben schon seit mehr als 30 Jahren sehr viele Techniker aller civilisirten Nationen rastlos gearbeitet. Gewisse organische Stoffe, welche durch Zusatz von Chromsalzen lichtempfindlich werden, z, B, Gummi, Eiweiß und ganz besonders der Leim oder die Gelatine, boten hier die geeigneten Mittel, Namentlich mit letzterem Material läßt sich ein hoher Grad von Schönheit erzielen, Pretsch in Wien und Poitevin in Paris waren es, die — unabhängig von einander, aber fast gleichzeitig — aus die mögliche Ver- werthung dieser chemischen Verbindungen hinwiesen. Diesen Beiden gebührt das Verdienst, die Grundprinzipien festgestellt zu haben, auf denen Andere weiter arbeiten konnten. Diese Prinzipien beruhen im Wesentlichen darauf, daß unter dem Einfluß des Lichtes eine Härtung der Chromgelatine stattfindet, wodurch die Eigenschaft der Gelatine, in kaltem Wasser zu quellen und sich in heißem Wasser zu lösen, — aufgehoben, oder — nach Maßgabe der mehr oder minder intensiven Belichtung — be schränkt wird. Aber von all den Druckmethoden, welche in der Folge auf dieser Basis entstanden, fand zunächst nur die Photolithographie für die Reproduktion linearer Zeichnungen praktische Verwerthung, obgleich schon in den fünfziger Jahren einzelne glückliche und vielverheißende Ergebnisse auch im Tief- und Hochdruck erzielt wurden. Diese umfassenden Bestrebungen aus dem Gebiete des Pressen drucks zur Reife zu bringen, blieb zunächst noch der Zukunft Vorbehalten, Dagegen glückte es Poitevin, ein anderes, sehr schönes Gelatineverfahren praktisch zu vollenden. Dasselbe gehört zu den Methoden, die sich, um das Bild zu entwickeln, des heißen Wassers bedienen. Es ist dies der Pigment- oder Kohledruck, so benannt, weil der Gelatine ein beträchtliches Quantum Farb stoff zugesetzt wird. Im Jahre 1855 brachte Poitevin hiervon die ersten Proben zur Pariser Weltausstellung, Das Bild entsteht dadurch, daß die vom Lichte nicht gebundenen Theile der gefärbten Gelatine durch Auswaschen in warmem Wasser entfernt werden. Hiernach hastet am Bildträger (als welche dienen: Papier, Glas, Porzellan oder andere Stoffe) in den dunkelen Partien mehr von der gefärbten Gelatine, als in den Hellen, so daß sich das Bild als ein ziemlich energisches Relief darstellt. Die Pigment- oder Kohlebilder, welche vor den Silbercopien bei gleicher Schönheit den Vorzug der Halt barkeit haben, da sie sich nicht wie diese mit der Zeit am Lichte zer setzen können, haben namentlich durch die vortrefflichen Repro duktionen nach alten Meistern von Braun in Dörnach eine große Verbreitung bekommen. Vielen Besitzern dieser Bilder dürfte es indeß nicht bekannt sein, daß dieselben nur aus Leim und Tusche bestehen. Der Pigment- oder Kohledruck gehört also nicht zu denjenigen photographischen Methoden, die zur Vervielfältigung fette Farbe und mechanischen Druck anwenden. Letztere, die uns hier vorzugs weise interessiren, haben sich nun nach und nach die Druckpressen aller Systeme dienstbar gemacht. Wir unterscheiden hier nach der Beschaffenheit der zur Verwendung kommenden Druckformen, die wiederum für die Construction der Presse maßgebend sind, drei Gruppen, wie folgt: 1) Flach- oder Steindruck (Photolithographie — Lichtdruck), 2) Ties- oder Kupserdruck (Heliogravüre, Photogravure, Kupferlichtdruck rc,), 3) Hoch- oder Buchdruck (Photozinkotypie, Heliotypie rc.) Bevor Jos, Albert in München im Jahre 1868 den Licht druck in die Praxis einführte, waren die Prinzipien, auf denen das Verfahren beruht, schon längst kein Geheimniß mehr, Tessis de Mothey und Marschal in Metz waren die Ersten,die direct von der Chromgelatine gedruckt haben. Aber sie hatten kein Mittel, die Druckschicht so innig mit dem Bildträger zu verbinden, daß sie sich bei der Manipulation des Einwalzens und Drückens nicht ablöste. Die Beseitigung dieses Uebelstandes ist das Verdienst Albert's, welcher dadurch erst diesem hochwichtigen Verfahren praktischen Werth verlieh. Er verwendete als Bildträger nicht Metall, sondern eine Glasplatte, versah dieselbe mit einer Vorpräparation und be lichtete diese von der Rückseite — durch's Glas, Die alsdann auf getragene, aus Chromgelatine bestehende Druckschichte fand nun eine feste Basis vor. Nach der Belichtung unter einem Negativ und nach Entfernung des Chromgehalts werden nun diejenigen Theile, welche Licht empfingen, beim Anfeuchten der Platte mehr oder 381*
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