? Wer ist Kvreff ? Dieser Duzfreund E. Th. A. Hoffmanns war vor hundert Zähren eine allbekannte Persönlichkeit, und sein Leben war von einer kaleidoskopischen Buntheit, fast ein Abenteurerroman. Koreff war überall zu Hause, in Berlin und Wien wie in Paris, in den Amtsstuben der Behörden wie in den akademischen Hörsälen, an den Kranken, betten wie an den Tafeln der Genußmenschen. Dieser „jüdische Parvenü, jüdische Glücksritter" — wie die Preußen sagten, dieser „Preuße bis ins Mark" - wie die Fran zosen sagten, war ein weltgewandter, espritvoller Mann, eine Zeitlang sogar Berliner Llniversitä'tsprofefsor und Vortragender Staatsrat, von dessen Allmacht die ganze Welt sprach (wie Schleiermacher grollend bemerkte), der trotz seiner demokratischen llnentwegtheit tn den vornehmsten Kreisen verkehrte und in dessen Hause sich die Auslese aller Gesellschaftskreise traf (Chamisso, Nahet Darnhagen, Heine, Fürst pückler. Müsset, Meyerbeer, Liszt, Grillparzer, Delacroix, v. Humboldt, Nanke, Hegel, Fouque) u. a. Mit diesem Buche ist dieser jüdische Aristokrat der Biedermeierzeit der Vergessenheit entrissen, der das heiße Streben hatte, an der deutschen Kultur mitzuschaffen, sie über die Landesgrenzen hinaus zu verbreiten, für den - wie für Heine - die Vermittlung zwischen deutschem und französischem Geistesleben die große Aufgabe seines Lebens war. Er hat die Intimitäten des Hardenbergischen Hauses und -er preußischen Politik jahrelang aus nächster Nähe kennen gelernt in hoher, teils entscheidender Amtsstellung, tiefe Einblicke in den Gang und das Wesen der preußischen Negierung getan. So ergibt bie Darstellung dieses eigenartigen Mannes einen Querschnitt durch die deutsche «Mur- und Eeistesgeschichte seiner Zeit, durch die Romantik und Reaktionszeit ln Mußen, Restaurationöepoche und das Nürgerkönigtum tn Frankreich. Börsenblatt s. L. Deutsche« Buchhandel. 94. Jahrgang. 1620