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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.11.1925
- Strukturtyp
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- 1925-11-05
- Erscheinungsdatum
- 05.11.1925
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- Deutsch
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17194AktvN>catt f. v. Drschu. Redaktioneller Teil. M 259, 5. November 1925. kaufen kann. Zumal da er immer wieder darauf verwerfen kann, daß er andere Bücher fernes Verlages zu halbwegs normalen Preisen ansetzt. Da möchte ich nun die ganz verbrecherisch schei nende These aufstellen: Dann dürfen solche Bücher eben nicht pu bliziert werden. Man nehme sine Analogie: Als nach der Be endigung des Krieges die Wohnungsnot aufs höchste gestiegen war, hätte man diese für die Lebensführung, Behaglichkeit und Moral in höchstem Maße verderbliche Kalamität beseitigen können, wenn man Häuser gebaut hätte. Das Material war da, die Bauarbeiter mußten feiern und fielen der Arbeitslosenfürsorge anheim. Bauten von Häusern, wenigstens von solchen, die große Wohnungen ent hielten, wären sehr bald durchführbar gewesen — und doch ist aus einer richtigen kaufmännischen Erwägung heraus nichts geschehen. Die aus das Zwei- oder Dreifache — gegenüber der Friedensmiete — zu erhöhende Miete in diesen neuen Häusern, 'die ja eine not wendige Folge der teuren Herstellung gewesen wäre, erschien un gesund, trotzdem wir damals noch reichlich mit einer Zahl von Ausländern aus den interessantesten Gegenden Europas versehen waren, die große Wohnungen um jeden Preis gemietet 'hätten, schon um in dem ausbeutungsfähigen Deutschland bleiben zu kön nen, und an deren Verbleiben für lange Zeit damals noch niemand gezweifelt hatte. — Ein zu teures Buch, wenn es eine Notwendigkeit ist, muß ja von den Interessenten schließlich doch gekauft werden; aber der fluchende Käufer generalisiert und entzieht dem ganzen deutschen Verlage, von dem er annimmt, daß er ihn übervorteilt, sein Vertrauen. Er sieht — wie es durchaus menschlich ist und wie wir es in ähnlich gelagerten Fällen in gleich irrtümlicher Weise immer tun — nie den Einzelsall, und er vergißt, daß es eine große Mehrzahl von Büchern gibt, deren Preise nicht über die durch die Geldentwertung notwendigerweise hervorgcrusene Grenze gestiegen sind. Den Schaden aber trägt weniger der einzelne, zu teure Verleger; es wird eben weiter generalisiert und es wird dem ganzen -deutschen Buchhandel der schwere Borwurf der Übervor teilung gemacht. Daß diese Behauptung keine Übertreibung ist, das beweisen die Beschlüsse akademischer Organisationen, die sich stets gegen den gesamten Buchhandel wenden. Dieser Entschluß, ein Werk, das zu teuer würde, nicht zu verlogen, steht — das möchte ich als kleinen Beleg geben — bei mir nicht bloß auf dem Papier. Ich gebe — es ist dies eine meiner Spezialitäten — Neudrucke alter Bücher meiner Richtung heraus, die auf photographischem und ähnlichem Wege reproduziert werden, und von denen im Laufe von zwei Jahrzehnten eine große Reihe zum Teil viel bändiger Werke mit Hunderten von Tafeln erschienen ist. Ich tue dies nicht aus der Absicht heraus, Geld zu verdienen — da von kann bei der schwerwissenschaftlichen und auf kein bibliophiles Publikum rechnenden Art dieser Bücher nicht die Rede sein —, sondern aus Interesse an der Sache selbst. Ich habe -aber eben falls eine nicht geringe Zahl solcher Werke in Katalogen und Pro spekten angezeigt, die ich herausgeben wollte, die aber dann doch nicht erschienen sind, weil die Zahl der Abnehmer, die sich auf meine bedingte Subskriptionsaussorderung hin gemeldet haben, eine viel zu kleine war, um mir die Herstellung ohne allzu große Verluste zu ermöglichen. In allen Fällen handelte es sich aus schließlich um Bücher, die nicht bloß geschichtlichen und Liebhaber wert besitzen (solche letzteren gibt es ja in der Wissenschaft kaum), sondern um höchst wichtige Fundamental-Publikationen, auf die heute noch zurückgegriffen werden muß, die aber im Handel so gut wie verschwunden sind. Bei dieser Eigenart der beabsichtigten Neu-Her- ausgabcn wäre mir in mehreren Fällen der Ausweg geblieben, die Subskriptionspreise in meiner Anzeige — sagen wir, um das Dop pelte — zu erhöhen, was wahrscheinlich auf die Zahl der Subskri benten, die eben das Werk unter allen Umständen haben mußten, nicht zu stark gewirkt hätte. Dann wäre die Herausgabe ohne all zu drückende Verluste möglich gewesen. Ich habe Lies nicht getan, denn die Folge wäre gewesen: Ich wäre als der toure Manu ln der Welt erschienen, und dieses Mißtrauen — wie üblich generali siert — hätte sich auch sonst gegen mich ausgewirkt. Eine weitere, wenngleich bei weitem nicht so ergiebige Quelle des Mißtrauens des Auslandes gegen unseren wissenschaftlichen Verlag entspringt den Fortsetzungswerken. Ich kenne eine Zahl solcher großen Veröffentlichungen in meiner Spezialität, die stecken geblieben sind. Entweder erschienen sie überhaupt nicht weiter oder tropfenweise und in viel größeren Zeitabständen, als ver sprochen oder bei vernünftigen Ansprüchen zu erwarten gewesen war. Zu langsames Erscheinen birgt natürlich die Gefahr in sich, daß 'dis ersten, in früherer Zeit herausgekommenen Abteilungen inhaltlich veraltet sind, wenn einmal in einer langen Reihe von Jahren das Werk vollständig ist. <Es handelt sich hier nicht uni Bücher, deren Subskriptionspreis für das Ganze im voraus be zahlt werden muß, sondern um solche, deren Teile oder Bände nach Erscheinen einzeln berechnet werden. Die wirtschaftliche Gefahr für den Verleger nämlich, daß er ein im voraus bezahltes Werk nicht vollendet, ist bekanntlich aus Grund der gesetzlichen Bestim mungen und der Rechtsprechung «ine so große, daß solche Fälle der Nichterfüllung eines geschlossenen Vertrages wohl selten sind.) Es braucht nun nicht ausgeführt zu -werden, daß solche Enzyklo pädien, die unvollständig bleiben, ein Dorn im Auge jedes Käufers, besonders aber im Auge des Bibliothekars sind. Und wer heute ein solches Sammelwerk herausgibt, der kann ein Lied davon singen, wie schwer gerade die hauptsächlich in Betracht kommenden Reflektanten, also die gewitzigten Bibliotheken — in diesem Falle nicht bloß die ausländischen —, während des Erschei nens als Käufer heranzubekonnnen sind. Es möchte mir fast schei nen, daß in einzelnen Ländern Deutschlands mindestens die Ge wohnheit herrsche, vielleicht aber gar Verfügungen existieren, von Amts wegen kein solches Werk vor Fertigstellung zu erwerben. Was dieses gerade in unseren Zeiten des Kapitalmangels für den Verleger bedeutet, brauche ich nicht auszvsühren. Man kann nicht sagen, daß dieses Mißtrauen, das sich gegen das Fortsetzungswerk wendet, unberechtigt ist, eben weil zuviel Präzedenzfälle schrecken. Aber wenn es sich nun, wie es im Anslande der Fall zu sein scheint, gerade gegen solche Publikationen deutscher Abkunst wen det, so beruht diese Stellungnahme aus einem Denkfehler. Solch große, umfassende, in längeren Perioden aus der Feder verschie dener Autoren abtcilungswcise erscheinende Enzyklopädien sind eben zu großem, überwiegendem Teile deutsch, nicht nur weil wir (das muß uns doch wirklich der Neid lassen) die Fähigkeit der Orga nisation, die zur Herausgabe solcher Sammlungen nötig ist, in unerreichtem Maße besitzen, sondern auch weil es mir scheinen möchte, als ob denn -doch der deutsche wissenschaftliche Verleger auf diesem Gebiete die größte Unternehmungslust und den größten Wagemut besitzt. Würde ein solches Werk also in England erschei nen, so würde die Gefahr seiner Nicht-Vollendung sicher keine geringere sein. Wenn nun ein gewisser Mangel an Vertrauen des Auslandes auch dem exportierenden Sortimenter gegenüber existiert, so be ruht dies ebenfalls auf einem Denkfehler, nämlich auf dem, daß dieser für zu hohe Büchcrpreise verantwortlich ist. So wie wir dem Kellner in einem Nepp-Lokal Vorwürfe machen, die doch besser an den Wirt, der allerdings gesichert und unsichtbar in seinem Bureau sitzt, zu richten wären. Vielleicht besteht noch unbewußt ein Überbleibsel von übelwollen aus den Zeiten der Balutaord- nung, in denen nun allerdings Eindringlinge als böse Schädlinge des Büchervcrtriebes hausten und in Uingehung der damals not wendigen Gesetze Geniales leisteten und so -dem satzungstreuen exportierenden Sortiment den Ruf eines wahnsinnigen Uberteurers einbrachten; Zeiten, in denen die betroffenen hochvalutigcn Staa ten sich nicht genug tun konnten, die Unsolidität des deutschen Buch handels, also des Sortiments, anznklagcn, das ihnen ein Buch zu einem Preise verkaufen wollte, der ein paar Schritte jenseits der Grenze bloß ein Drittel betragen hat. Vielleicht besteht auch noch eine Erinnerung an jene noch früheren Zeiten, in denen der deutsche Büchcrexporteur die Verlcgerpreife korrigierte, indem er einen enormen Rabatt (bis 2V7S) gegeben hat. Er könnte dieses, da ja der Börsenverein sich vernünftigerweise seiner Machtlosig keit dem ausländischen Handel gegenüber bewußt ist, wohl auch noch heute tun, zumal da ja inzwischen die Verlegerrabattierung eine höher« geworden ist. Doch scheint die Unvernunft, die in dieser Praxis der Schleuderei lag, die Unmöglichkeit, auf diesem Wege gewinnbringende Geschäfte machen zu können, denn -doch zu klar erkannt worden zu sein, als daß der exportierende Sortimenter heute noch den Versuch machen könnte, ans diesem Wege ein etwa mangelndes Vertrauen seines ausländischen Abnehmers wiedcrzu- gewinnen. Zumal da der jetzige enorme Zinsstan-d-die bei jeder über-
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