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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1923
- Strukturtyp
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- 1923-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1923
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- Deutsch
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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 202, 30, August 1923, Kampfes einer scharfen kritischen Prüfung unterwerfen und uns darüber klar werden, welche Ziele erreichbar und crreichenswert sind. Wir müssen ungescheut das als ungesund Erwiesene ver werfen und das Bewährte weiter entwickeln. Kurzum, wir müssen versuchen, Abschließendes für die Gegenwart, Wegweisendes für die Zukunft zu schassen. Wenn ich diesen Versuch heute unternehme, so wolle man mir das nicht als Überhebung anrechnen. Ich tue, was ich für meine Pflicht halte und tue es in dem Bewußtsein, daß meine Darlegun gen das Ergebnis ernsten Nachdenkens und langer Erfahrung sind; daß ich in tiefster Seel« nichts anderes erstrebe als das Best« unseres schönen, jetzt so schwer bedrohten Berufes. Die Größe der Aufgabe erfordert rückhaltlose Offenheit; aber sie erfordert ebenso unbedingte Sachlichkeit. Ich bitte deshalb überzeugt zu sein, daß ich auch da, wo ich Namen nennen muß, nie mals di« Personen treffen will, sondern nur die von ihnen ver treten« Sache, Es wird zweckmäßig sein, die allgemein buchhändlerischen Fragen streng von den Vereinsfragen zu trennen. Ich will des halb zuerst den Kampf zwischen Verlag und Sortiment behandeln und mich dann erst dem Börscnverein und seiner Organisation zu wenden, I, Der Bruderkrieg im Buchhandel. Um was geht eigentlich der Kampf? Sicherlich nicht um Satzungen, Ordnungen und sonstige Formalitäten, so viel auch darüber geredet worden ist. Auch der Teuerungszuschlag des Sor timents ist nicht die letzte Ursache des Streites, Diese liegt viel mehr in dem Streben des Sortiments, Herr zu werden über die Bemessung seines Verdienstes. Es geht um den Rabatt mit allem, was drum und dran hängt: Spesenberechnung, Zahlungsfristen und sonstige Bezugsbedingungen, die ich hier kurz als Rabatt zusam menfassen will, 1, Der Kampf um den Rabatt, Ausgesprochenerweise hat sich das Sortiment seit Gründung der Gilde die Mitwirkung bei Festsetzung des Ladenpreises zum Ziele gesetzt, wenn das anfangs auch bestritten wurde. Der Zweck war die mittelbare Mitwirkung bei der Bemessung des Rabatts, Es ging um die Frag«, wer den Rabatt bestimmen solle, Verlag oder Sortiment, An sich ist das eine sehr törichte Frage, Unter Geschäftsfreunden »bestimmt- keiner von beiden, sondern der Ver leger bietet an, der Sortimenter nimmt an oder lehnt ab; —freie Vereinbarung zwischen gleichberechtigten Kontrahenten, Lange ist es so gewesen im deutschen Buchhandel, Als aber die so genannte liberale Gesetzgebung auch in ihm die kapitalistische Wirt schaftsform zur Entfaltung brachte, zwang ein Teil — wenn auch nur ein kleiner Teil — des Verlags unter Ausnutzung einer Mono polstellung dem Sortiment Bezugsbedingungen auf, die dieses nur annahm, weil es sich diesen Verlegern gegenüber in einer Zwangs lage befand. So war das Sortiment eine Zeitlang — zwischen Ladenpreis und Nettopreis eingezwängt — in einer wirtschaftlich ungünstigen, unselbständigen, ja z, T, aussichtslosen Lage, Jahr zehntelang hat es gerungen, bis es ihm gelang, diese Fessel zu sprengen — und auch das gelang nur durch das glückliche Zusam mentreffen zweier Umstände: di^ Gründung der Gilde einerseits und eine Inflation andererseits, welche die Kaufkraft mit solcher Schnelligkeit steigerte, daß ihr die Bucherpreise lange Zeit nicht entfernt folgen konnten. Sie allein machte es möglich, daß das Sortiment den Ladenpreis in immer steigendem Maße überbietcn, und der Verlag das — erst stillschweigend, dann ausdrücklich — billigen konnte. Hatte doch der Zuschlag offensichtlich keine nach teilige Rückwirkung aus den Absatz, Ob die Dinge wesentlich anders verlaufen wären, wenn das Sortiment hierbei nicht den starken Rückhalt gehabt hätte, den ihm die Gilde bot, kann dahingestellt bleiben. Jedenfalls war der Teuerungszuschlag'zugleich notwen dig und auch möglich geworden. Und nur, weil er beides zu gleich war, konnte er Tatsache werden. Aber kein billig Denken der wird verkennen, wie Bedeutendes die Gilde unter Nitschmanns Führung für die wirtschaftliche Erstarkung des Sortiments geleistet hat. Ebensowenig wird man leugnen können, daß, wenn das Sor timent alles tut, um seine wirtschaftliche Existenz nicht nur sicher- 1210 zustellen, sondern auch nach Möglichkeit zu heben, dies nur sein gutes Recht, ja seine Pflicht der Selbsterhaltung ist. Nun sind aber jetzt, wie mir scheint, die Dinge doch ein wenig auf den Kopf gestellt. Tatsächlich haben sich die Machtverhält- nisse im Buchhandel vollständig umgekehrt. Wenn anfangs einige Verleger den Rabatt diktierten, so macht jetzt das ganze Sor timent seinen Rabatt sich selbst, völlig unabhängig vom Verlag. Es erhöht einen »ungenügenden« Rabatt, legt auf den so gefun denen Ladenpreis seinen Teuerungszuschlag und errechnet damit durchaus selbständig »seinen« Gewinn, Auf eine Lücke, die diese Position hat, komme ich später. Zunächst ist es aber nötig, die zwei Tatsachen in volles Licht zu setzen: daß der Kampf um den Teuerungszuschlag, »m den »Ladenpreis«, nichts ist als ein ver schleierter Komps um den Rabatt; und daß die Machtvcrhältnisse im Buchhandel in ihr Gegenteil verkehrt sind, 2. Das Sortimentals Sieger, Indem das Sortiment den Verkausspreis selbständig festsetzte, hat es die Bemessung seines Verdienstes selbst in die Hand genom men; hat nicht nur seine schwer bedrohte Existenz gesichert, sondern auch ganz bedeutende wirtschaftliche Vorteile errungen. Es weiß, daß es eine so glänzende Stellung der Zielklarheit, Tatkraft und Geschicklichkeit seiner Führer, vor allem Nitschmanns, verdankt. Deshalb steht es geschlossen hinter ihnen. Glaubt irgend jemand, daß diese Führer ihr Werk selbst Wiede: zerstören werden; oder daß sie, wenn sie wirklich so töricht wären, nicht sofort die Ge folgschaft des Sortiments verlieren würden? Nein, das Sorti ment ist im Gegenteil mit allen Kräften dabei, sein« Stellung aus- zubauen und zu verbarrikadieren; sie womöglich für alle Zukunst sicherzustellen. Dazu sollen ihm vor allem die Machtmittel des Börsenvereins dienen, den durch seine Mehrheit zu beherrschen es sich erst jetzt voll bewußt geworden ist. Wohin die »neue Aera« zielt, das geht aus der Bekanntmachung der drei Vorstände vom 28, Juni (Bbl, ISl) hervor. Sie bedeutet nichts anderes als die endgültige Beseitigung der Bestimmung des Ladenpreises durch den Verleger, Nicht er, Ivndern das Sortiment »bestimmt - den Ladenpreis, und der Verleger darf sich höchstens dieser Bestimmung bei seiner Kalkulation »unglei chen«, Vorausgesetzt natürlich, daß diese später noch zu würdigende Bekanntmachung mehr bleibt als — ein Stück Papier, Aber schon eröffnen sich dem Sortiment neue Ziele, Die vorletzte Nummer des Gildcblatts (lö. Juli) macht bereits Stim mung für die Einsührung des Lieferungszwanges. Der letzte Ab satz des K 2 der Verkehrsordnung soll ausgehoben, der Verleger also gezwungen werden, jedem Sortimenter, der bei ihm etwas bestellt, auch zu liefern. Nur unter gewissen Voraus setzungen soll diese Lieferungspflicht aufgehoben sein. Also auch hier das Streben auf Steigerung der Machtstellung des Sortinicnts auf Kosten des Verlages, Die Frage des Lieferungszwanges »aber ist von untergeordneter Bedeutung gegenüber dem Kanips um den Ladenpreis, Denn die Bestimmung des Ladenpreises ist — das sollte man denn doch nicht verkennen — für den Verlag eine Frage der wirtschaftlichen Selbständigkeit; eine Lebensfrage, Nur muß ich fast bezweifeln, daß sie als solche überall erkannt und entspre chend gewertet wird. Manche Verleger scheinen sie für eine akade- mische Frage anzusehen und nicht zu verstehen, warum man dem Sortimenter nicht erlauben soll, den Ladenpreis zu erhöhen, wenn er weiß, daß ihm der Kunde deshalb nicht aus dem Laden läuft. Es ist ja auch zuzugeben, daß der Sortimenter bei der dauernden engen Fühlung, in der er mit den Bücherkäufern steht, ein sehr sicheres Urteil, ein hochentwickeltes Feingefühl für den »richtigen« Ladenpreis hat. Deshalb soll er aber nicht glauben, daß er zur Bestimmung des Ladenpreises mehr berufen sei als der Verleger, der doch — wenigstens in der überwiegenden Mehrzahl — eben- falls durch di« Schule des Sortiments gegangen ist und durch sei nen Beruf in noch weit höherem Maße gezwungen ist, sich ein haarscharfes Urteil über den Ladenpreis anzueignen. Ist doch die Festsetzung des Ladenpreises das Kernstück und zugleich das größte Kunststück in der gesaniten verlegerischen Tätigkeit, Jeder Fehl griff, mag er nach oben oder nach unten abirren, rächt sich bitter und schädigt gleicherweise Verleger wie Autor, ' Daß im einzelnen Falle der Verleger sich vergreift, und der Sortimenter den Laden-
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