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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1922
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- 1922-09-21
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- 21.09.1922
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Redaktioneller Teil. 221, 21. September 1322. Dieser Umstand erschwert ungemein die Lage dieser Verleger, ^ die ohnehin große Mühe haben, sich gegenüber den kapitalstarken Großbetrieben und Verlegerkonzecnen zu behaupten. Wohin dieser Weg suhlt, zeigen uns augensällig dis buch händlerischen Verhältnisse in England und Frankreich. Konzen- Kation des gesamten Verlages in London und Paris und Herab sinken des Provinzsortiments zum Papierladen, in dem auch be sonders gangbare Bücher feilgehalten und gelegentlich besorgt werden. Wir werden uns bei der Auswahl unserer Maßnahmen völlig klar darüber fein müssen, ob wir uns auf dem angedeuteten Wege forlbewegen, uns dieser Entwicklung im praktischen Ge schäftsbetrieb anschließen wollen, oder ob wir — solange nichts Vollkommeneres gesunden — unseren bisherigen Grundsätzender Literaturversorgung des deutschen Volkes treu bleiben und diese Praktisch nur den Forderungen der neuen Zeit anpassen wollen. Allerdings dürfen wir hierbei nicht außer Acht lassen, daß die vorhandenen Großbetriebe des Verlages auf Grund ihrer z. T. bedeutenden wktschastlichen Machtmittel heut« schon ohne einen organisierten Buchhandel sich behaupten können. Die geschäft- lichen Maßnahmen und Bedürfnisse dieser Betriebe werden aber keinesfalls Muster und Richtschnur bilden können für die Gesamt heit des Buchhandels, die heute noch unter wesentlich anderen Be dingungen ihre Aufgabe zu erfüllen gezwungen ist. Der gänzlich« Mangel einer zielsicheren Preispolitik im ent- scheidenden Zeitpunkte hat den Verlag in eine außerordentlich schwierige, bedenkliche Lage gebracht. Die Lager sind geräumt, das Betriebskapital reicht bei weitem nicht aus, die hohen Kosten des Druckes der notwendigen neuen Auslagen zu decken. Die Mehrzahl der Verleger ist gezwungen, ihre Produktion bedeutend einzuschränken und nur diejenigen Werke herzustellen, deren Ab satzerfahrungsgemäß verhältnismäßig sicher ist und in kurzer Zeit von statten geht. Bücher, deren Absatz auf Jahre sich erstreckt, zu verlegen, ist heute meistens eine verlustbringende Tätigkeit, und das Endergebnis dieser Zustände führt zu der Feststellung, daß der Verlag in seiner Gesamtheit schon heute gar nicht mehr in der Lage ist, feine anfangs skizzierte Ausgabe der gesamten literari schen Produktion gegenüber durchzufllhren. Man könnte geneigt sein, die erzwungene Einschränkung der literarischen Produktion als einen Vorteil einzuschätzen, weil wir nicht mit Unrecht vor dem Kriege von einer literarischen Überpro- duktion gesprochen haben. Es sind aber leider nicht die schlechten und überflüssigen Literalurprodukte, die zzt. ausscheiden, son dern mehr oder weniger geben rein kaufmännische, spekulative Gesichtspunkts bei der Auswahl der Produktion den Ausschlag. Und wir beobachten auch bereits das Entstehen einer neuen Gruppe von Verlegern (meist Verlagsgesellschaften m. b. H.), die, z. T. aus anderen Berufen und andern Handelszweigen hervor gegangen, sich die Scheinkonjunktur auf dem Büchermärkte zu nutze machend, rein kaufmännisch die Produktion von Büchern in die Hand nehmen lediglich vom Standpunkt der augenblicklichen Mode, der Sensation und des schnellen Umsatzes. Diesen Bücher- fabrikanten stehen ganz ebenbürtig und folgerichtig auf gleicher Grundlage entstandene Büchervertriebsstellen, Großbuchhand lungen, Bücheraufkäufer, Versandbuchhandlungen usw. gegen über, deren Zahl in den letzten Jahren so bedenklich gewachsen ist, daß der B u ch Handel allen Grund hätte, dieser Entwickelung des Büch er Handels feine ernsteste Aufmerksamkeit zu schenken. Reichlich spät hat der Verlag Maßnahmen ergriffen, um die Bücherpreise der Teuerung und dem Geldwert anzupassen. Vielleicht allzu gewissenhaft hat der einzelne Verleger seine aus dem Verlagsgesetz hergeleiteten Pflichten den Autoren gegenüber cinzuhalten sich bestrebt und mit einer Änderung, Besserung der Verhältnisse gerechnet. Die Tcuerungszuschläge des Sortiments haben — das darf nicht übersehen werden — in dieser Beziehung auch hemmend gewirkt. Die überaus rücksichtslose, egoistische Preispolitik der Pa pierfabrikanten, Buchdruckereien, Buchbindereien usw., die alle durch festgefügte Organisationen ihre Preise und Bedingungen einfach diktieren, hat erst dazu gezwungen, die Bücherpreise dauernd zu erhöhen mit dem offensichtlichen Bestreben, das Ver säumte wenigstens teilweise nachzuholen. Die Mittel und Formen dieser Preiserhöhungen geben äußerlich ein Bild der Jndividua- !.134 ^ lität des einzelnen Buches, jedes einzelnen Verlages, d. h. so ziemlich jeder Verlag fand eine andere Art, sowohl in der Form, als auch hinsichtlich der Termine, an denen er die Änderung be- kanntgaü oder auch gar nicht veröffentlichte. Es wurden die Erscheinungen eines Verlages oder einzelner Gruppen mit einem Prozentsatz erhöht und dieser Satz in un regelmäßigen Zwischenräumen gesteigert. Folgerichtig wurden dann die Erscheinungen der verschiedenen Jahre mit unterschied lichen Sätzen belegt und die Neuerscheinungen des laufenden Jah res mit neuen Preisen ohne Zuschlag herausgegsben. Der größte Teil der Verleger, vor allem die kleineren Betriebe, konnte der artige, schematische Mittel nicht anwenden, sondern erhöhte die Preise der einzelnen Bücher, sobald sich die Notwendigkeit ergab, also ebenfalls in unregelmäßigen Zwischenräumen, entweder durch einfach« Änderung der Ladenpreise oder prozentuale Auf schläge. Als schließlich die Notwendigkeit der Erhöhungen in immer kürzeren Abständen sich ergab, erklärten zahlreiche Verleger, daß ihre Preise -freibleibend-- zu verstehen seien, daß sie sich Vorbe halten, sie täglich ohne Vorhersage zu ändern. Die letzten Wochen erst brachten praktische Versuche der Durchführung von Vor schlägen, die schon seit Jahr und Tag in Berussversammlungen und in unserer Fachpresse erörtert worden sind: Festsetzung von Grundpreisen, Goldmarkpreisen und Schlüsselzahlen (Teuerungs zahlen, Entwertungsziffern), mit deren Änderung und Bekannt gabe automatisch die Erhöhung der Preise erfolgen soll. In der geschäftlichen Praxis wirkten diese verschiedenartigen, häufig und schnell wechselnden Methoden der Preisfestsetzung als Ganzes überaus verhängnisvoll und ließen den Eindruck eines vollständigen Chaos entstehen, der vom bücherkaufenden Publi kum zuweilen Wohl nicht mit Unrecht als ungezügelte Willkür in der Preissorderung des Buchhandels gewertet wurde. Dem Verlage entstanden besondere Schwierigkeiten dadurch, daß auch die Autoren ihr nicht zu leugnendes sachliches Interesse an der Preisgestaltung ihrer Bücher immer deutlicher zu erkennen gaben und daß deshalb auch die Honorarverhältnisse sich nach dem Maßstabe der Bllcherpreise entwickeln mutzten, und zwar auch dann, wenn die Vergütung des Autors nicht vertraglich nach dem Verkaufspreise des Buches bemessen wurde. Die vollkommenen Bibliographien versagen hinsichtlich der Preisangaben, alle Werbemittel, Kataloge, Prospekte und An zeigen veralten in kurzer Zeit, und dadurch entsteht dem Bücher absatz in seiner Gesamtheit ein unberechenbarer Schaden. Dem Sortimenter ist es heute tatsächlich unmöglich, alle die täglich an gezeigten oder ihm nur durch seine Fakturen zur Kenntnis gelan genden Preisänderungen so zu registrieren, daß er auch nur mit einiger Sicherheit die Bücher seines Lagers zu unbedingt richtigen Tagespreisen verkaufen und — was Wohl noch häufiger von ihm verlangt wird — bei beabsichtigter Bücherbestellung die gelten den Preise ermitteln kann. Die Zahl der dadurch wieder hervor gerufenen Anfragen bei den Verlegern wächst ins Ungemessene, die damit von beiden Teilen zu leistende, unlohnende Arbeit er schwert, verlangsamt und verteuert den Bücherver trieb. Als schwerwiegendste und bedauerlichste Folgeerscheinung müssen wir alle dabei wohl die Tatsache buchen, daß das bllchcr- kaufende Publikum das Vertrauen zu der bis dahin nicht ange- zweifelten korrekten und einheitlichen Preisberechnung des Buch. Handels überhaupt verloren hat. Es ist ganz unvermeidlich, daß infolge der Unmöglichkeit, sofort und auf einfache Weise den Preis eines Buches zu ermitteln, für den Sortimenter und seine Ange stellten die Gefahr, ja sogar der Anreiz entsteht, willkürliche Preise zu fordern, um sich vor Schaden zu bewahren. Hierin müssen wir mit vereinten Kräften Wandel schassen, und zwar sofort und durchgreifend, wenn nicht jeder Glaube an die Leistungssähigkeit eines sich seiner Aufgabe be- wußten Buchhandels schwinden soll. Wenn der Verlag in seiner Gesamtheit die Forderung vertritt, daß die von ihm festgesetzten Verkaufspreise eingehalten werden, so muß er ganz folgerichtig auch die Voraussetzung dafür schaffen helfen, daß diese Preise, sobald sie gebraucht werden, von jedem ermittelt werden können.
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