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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. Zur Wirtschaftslage des Buchhandels. ; Referat fiir die Außerordentliche Hauptversamm-! lung des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine im deutschen Buchhandel am 8. und 10. September in Königs berg i. P r. Von Max Paschke. Seitdem die Folgen von Deutschlands Zusammenbruch dem Buchhandel fühlbar wurden, bemühen sich in ununterbrochener Folg« die führenden Köpfe und di« Organisationen unseres Be-! rufes, das unstreitig und von jeher schwierige Problem des Bücherdertriebes den Wirtschaftsderhältnissen anzupassen. Bei dem ständigen, oft plötzlichen Wechsel dieser Verhältnisse erscheint es erklärlich, baß eine allseitig befriedigende Lösung des großen Bündels von Einzelfragen bisher nicht gefunden wurde. Die Zustände in unserem vom Siegerwahnsinn gepeinigten Vaterland« sind aber von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat und in allerletzter Zeit von Tag zu Tag besorgniserregender ge worden, so daß Wohl alle BerussgeNossen heute der Überzeu gung sein werden, daß nur noch ein festes Zusammenhalten, eine Einigung aller Zweige und Gruppen die Möglichkeit oder wenig stens eine Aussicht bietet, den kommenden, schweren Zeiten ent- gegenzutreten und mit einigem Erfolg für die Existenz des Einzel nen und das Fortbestehen des deutschen Buchhandels, als wich tigen Gliedes unserer Kultur, zu wirken. Wollen wir für unsere weiter« Arbeit nach diesem Ziele den richtigen Weg finden, so werden wir unbedingt die Gründe suchen müssen für das bisher unbefriedigende Ergebnis aller gemachten Versuche. In erster Linie hat der Buchhandel, Verlag und Sortiment, sich geirrt, als er annahm, daß die Steigerung aller Kosten auf der einen Seite und die Ausschaltung weiter Kreise vom Bllcherkonsum aus der anderen Seite nur eine vorüberge hende Erscheinung sein würden, ein Notstand, dem man mit einer Notstandsordnung begegnen könne. Der Buchhändler fühlte sich in trüber Zeit und kultureller Bedrängnis des deutschen Volles als Kulturträger, er wurde ganz im Gegensatz zu anderen Volkskreisen in seinen Ansprüchen bescheidener, um unter allen Umstünden das ihm anvertraute Kulturgut zu erhalten, zu pflegen und hinüberzuretten in eine erhoffte günstigere Zeit. Die notwendigsten kaufmännischen wirtschaftlichen Gesichts punkte traten zurück, es bestand eine unbestreitbare Abneigung gegen die an sich nötige Erhöhung der Bücherpreise. Die Opfer, die der deutsche Verlag in dieser Zeit der Wissenschaft und dem gesamten Schrifttum gebracht hat, lassen sich nicht errechnen, sind aber sicher außerordentlich groß, und auch das Sortiment hat bewußt und unbewußt nach dieser Richtung opferschwere Zeiten hinter sich. über die verhängnisvollen Folgen dieser Preispolitik, oder besser jedes Mangels einer Preispolitik, wurden wir hinwegge täuscht durch eine nebenhergehende Hochkonjunktur des Bücher, absatzes, die, herbeigeführt durch das Unterhaltungs- und Bil- drmgsbcdürfnis von Kreisen, die früher keine Bücher klarsten, und durch den erfolgreichen Wettbewerb, den das Buch, das augenfäl lig billige Buch, als Geschenkartikel gegen unerschwinglich teure Waren führen konnte. , Mit Recht waren wir stolz aus die in geschichtlicher Entwick lung entstandene Organisation des deutschen Buchhandels, die nach allgemein anerkanntem Urteil, auch des Auslands, die voll kommenste und billigste Art der Literatur-Versorgung des deut schen Sprachgebietes gewährleistete. Die wirtschaftlichen Grund lagen dieser Organisation haben wir aber bei den Resormver- suchen der Nachkriegszeit vielfach ganz außer Acht gelassen. Der über zahlreich« Orte zerstreute deutsche Verlag saugte 'gewissermaßen die gesamte literarische Prodrcktion auf, verbrei- j tete sie oft ohne Rücksicht auf die Gewinnmöglichkeiten im Einzel falle; er hatte zu diesem Zwecke ein über das ganze Land ge zogenes Netz von Sortimenten zur Verfügung, die sich gleichfalls dem Vertriebe der gesamten literarischen Produktion widmeten. Die Existenzfähigkeit dieser großen Zahl von Sortimentsbetrie ben wurde ermöglicht durch den Schutz des Ladenpreises, dessen volkswirtschaftliche Berechtigung nur darin bestehen kann, dem Bücherkäuser die Ware Buch überall zu dem gleichen Preise an zubieten und eine von den Zentralpunkten des Verkehrs durchaus mögliche Unterbietung dieser Preise, etwa nach dem Grundsatz »großer Umsatz — kleiner Nutzen-, zu verhindern. Dieses System mit seinen folgerichtig ausgebauten Verkehrs einrichtungen nahm besondere Rücksicht auf die Eigenart der Büchcrware, auf ihre individuelle Vielgestaltigkeit und die da durch bedingte, dem übrigen Warenhandel unbekannte Notwendig keit des Einzelbezugs und der Einzellieferung, die im Buchhandel auch der Produzent, der Verleger, auszuführen gezwungen ist. Dieser Einzelbezug ist im Betriebe des Buchhandels, das sollten wir nicht vergessen, dieRegel, und deshalb müssen wir m. Es diesem Einzelbezuge alle unsere Maßnahmen und Einrich tungen anpafsen; hier liegen die eigentlichen Schwierigkeiten un serer wirtschaftlichen Resormarbeit im wohlverstandenen Inter- esse des Gesamtbuchhandels. — Großverlag und Großsortiment, Spezialverlag und Spczialsortiment können im gegenseitigen Verkehr einer besonderen Organisation Wohl entraten, sie können nach rein kaufmännischen Gesichtspunkten sich verständigen — an ders die auf Eiuzelbezug und Einzellieferung in der Regel ange wiesene große Zahl der übrigen Sortimenter und Verleger. Deshalb können wir auch die bekannten Sonderabkommen einer Gruppe wissenschaftlicher Verleger und Sortimenter nicht als einen Schritt zur Lösung der Krise im Buchhandel ansehen; sie führen zu einseitiger Begünstigung der Produktion des Groß verlages. Der mittlere und kleinere wissenschaftliche Verlag ist nicht in der Lage, mit einer größeren, einer genügenden An zahl von Sortimenten über eine bestimmte jährliche Absatzsumme zu verhandeln, weil unter Umständen seine Jahresproduktion dies gar nicht zerläßt. Welcher wissenschaftliche Sortimenter, der mit vielleicht 50 wissenschaftlichen Verlegern das Abkommen ge tätigt hat und ehrlich seiner Verpflichtung der besonderen Ver wendung für diese 50 Verleger nachkommt, istaußer d e m noch in der Lage, sich für die Produktion der großen Zahl kleinerer Verleger zu verwenden, die dieser Gruppe nicht angchören kön nen? Alle diese kleinen Verleger sind bis zu einem gewissen Grade ausgeschaltet, sie sind Verleger zweiter Güte geworden in den Augen der betreffenden Sortimenter. lbS 3
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