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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1922
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Redaktioneller Teil. 214, 13. September 1922. Und der Goethe hat nie ein forschendes, seliges Augenpaar in die Ewigkeit seiner Seiten gezogen. Aber er ist hübsch in Leder gebunden. Er fühlt sich schön an. Die Blätter werden vom Goldschnitt fest aneinander gehalten; man muß sie erst vorsichtig voneinander trennen. O Gott, wie stinkt die Bibliothek nach Geld. Und die Bibliothek eines Philologen: Streng wissen schaftlich. Und dort wieder die Bibliothek eines Philologen: Zwischen Büchern, die wie faltenstirnige Gelehrten angesichter schauen, ein Kommersbuch, ein singendes, freches, jauchzendes Kommersbuch. Ja, der Philologe kann tanzen und ist Junggeselle. O Bücher, ihr ewigen Seelen des Hauses. Und Lieder und Märchen und Sagen! — Ja, es gibt imsterbliche Namen, die in ewigen Kränzen hängen. Sonnenhaft leuchten sie über die Welt. Manche Namen thronen auf kalten Höhen, wieder welche schweben auf Gestirnen, einige wohnen in dicken Büchern und werden nur, ab und zu, von be brillten Augenpaaren ausgesucht. Alle sind sie umwittert von den ewigen Strahlen der Unsterblichkeit. Und dann gibt's Namen, die sind verweht, ver gangen. Keiner kennt sie und doch sind sie immer wach. Lieder haben diese Namen gesungen, Gedichte er dacht, Märchen gesponnen. Aber die Zaubereien, die sie schufen, waren so stark, lebendig und schön, das; sie Buchstaben für Buch staben des Namens anfsaugtcn, in sich hineintranken, bis nichts mehr übrig blieb als das Lied oder das Gedicht oder das Märchen. Aber die lebten und blühten und schwangen sich auf durch Jahrhunderte. Sie wurden in Schulstubcn groß, wachten auf im Spinnstubenlicht, zogen um blutige zerrissene Fahnen, drehten sich im Kinderringelrcihenkrcis, sahen auf den trockenen Lippen eines Handwerksburschen, wurden festlich im Frühlingssonnenschein, leuchteten auf in blitzenden Studentenaugen, drückten sich an alte Großmutterknie, gingen schlafen im Abendlicht und bewegten sich, um die Mitternacht, geisterhaft mit den alten Glocken auf dem Turme. Vom Blute der Eltern sangen sich die Lieder und Gedichte und Märchen in das Blut der Kinder. Sic gaben den Herzen einen seligen Schwung und einen festlichen Zug. Und jede hundert Jahre ist's, als ob sie umgeborcn in der Wiege eines Volkes liegen. Sie kommen immer wieder, gerade wie der Frühling wicdcrkommt und die Wolken und die Sonne. Und in ihnen rauschen die Namen der Menschen weiter, immer weiter, solange die Erde steht. Mit freundlicher Erlaubnis des Verlags aus: »Max Jungnickel, Der Puppenspieler auf der Blaumeise«, Friedr. Andr. Perthes A.-G., Stuttgart-Gotha 1922.) Aus Hans Luffts Druckerei-Offizin. Von Eugen P e t e r s o n-Stuttgart. Hans Lufft wurde im Jahre 1495 geboren. Sein Geburtsort ist nicht bekannt, ebenso hat sich nicht ermitteln lassen, wo er das Buch- druckgewcrbe erlernt hat. Jedenfalls ist er um das Jahr 1522/23 nach Wittenberg, der Luthcrstadt, gekommen, wo er neben seinem Beruf noch als Kämmerer, Richter, als regierender Bürgermeister und zuletzt als Mitglied des regierenden Rates gewirkt hat. Er ist am 1/2. Sep tember 1584 gestorben. Sein Grab befindet sich nach Angaben von Zeltner, Meutz und anderen Autoren des 17. und 18. Jahrhunderts in der Stadtkirche zu Wittenberg vor dem Altar und ist mit einer Taft! bedeckt, welche eine Inschrift trägt, deren Schlußworte lauten: »Ich weiß, daß mein Erlöser lebt«. Lufft war ein durchaus frommer Mann, der jedoch auch geselligen Verkehr im Freundeskreise liebte. Uber seine Druckerei erfahren wir durch vr. Wolfgang Mejers Werk: »Der Buchdrucker Hans Lufft zu Wittenberg«, Leipzig, 1298 Deutsches Museum für Buch und Schrift, 1922, zu beziehen von Karl W. Hiersemann in Leipzig*), daß in ihr während der Blütezeit 6 Pressen in Betrieb waren, wonach man wohl annchmen kann, daß er damals etiva 12 Gehilfen beschäftigt gehabt hat. Unter diesen befand sich auch Ambrosius Fritzfche, der spätere erste Buchdrucker in Görlitz. Andere unter ihnen haben sich später dem geistlichen Stande gewidmet, denn es war damals nichts Seltenes, daß sich Handwerks gesellen später zu Geistlichen ausbildeten und andererseits Geistliche nach anfänglichem Studium später ein Handwerk erlernten. Der Geschäftsbetrieb bei Hans Lufft weist alle die Eigentümlich keiten der Reformationszcit auf, besonders in bezug auf Format, Umfang der Druckwerke, die oft sehr schnell hergestellt werden mußten, um der Nachdruckskonkurrenz zuvorkommen zu können, weshalb es vor kam, daß, während die ersten Drucke schon auf den Markt gebracht wurden, Autor, Druckherr, Korrektor und Setzer noch am Satz arbeiteten und Verbesserungen, Textänderungen usw. Vornahmen. Diese späteren Drucke wurden dann den ersten eingefügt; es entstanden dadurch die von Johannes Luther mit »Zwitterdrucke« bezeichnten Ausgaben. Uber die Art und Weise, wie man diese Zwitterdruckc erkennt, gibt uns l)r. Wolsgang Mejer ausführlichen Aufschluß. Nach Zeltner soll die Lufftsche Offizin besonders schöne Typen gehabt haben, auch solche aus dem lateinischen, griechischen und hebräi schen Alphabet; der Druck soll sehr deutlich gewesen sein, die Druckfarbe »sehr hell und schwarz«. In vielen aus der Lufftschen Druckerei hcr- vorgegangencn Werken findet man schöne Holzschnittbordüren, bei denen Cranach und seine Schule in hervorragender Weise vertreten ist. Solche sind, wie Johannes Luther in seinem Werke: »Die Titeleinfassungen der Neformationszeit« (Leipzig 1909) mitteilt, besonders in Neudrucken erschienen, um sie der Allgemeinheit zugänglicher zu machen. Eine dieser schönen Bordüren ist auf S. 43 des Mejerschen Werkes wiedcr- gegeben. Sie stammt aus der Erstausgabe von Luthers Schrift: cle 86rvo arbitrio aus dem Jahre 1525. Auch die von Lufft benutzten Initialen, von denen in Mejers Werke ebenfalls eine Anzahl wicdergegeben ist, die aus der Bibel des Jahres 1534 stammen, zeichnen sich vielfach durch großen künstlerischen Wert aus. Hier finden sich neben idealistischen Gestalten putteirartige Kinder, realistische Typen aus dem Volksleben nsw. Als Korrektoren haben in der Lufftschen Offizin drei bekannte Ge lehrte gewirkt, nämlich Caspar Eruziger, der in einer alten anonymen Handschrift »summu8 Oori^etor okkiernarum librarium« genannt wird (vgl. Zeltner S. 73 ff.) und Herausgeber vieler Predigten Luthers war, sowie sich als Korrektor durch Herausgabe der ersten Bände der Witten berger Luther-Gesamtausgabe besonderes Verdienst erworben hat; dann Georg Nörcr, dessen Verdienste als Herausgeber Lutherscher Schrif ten sowie als Übersetzer in der Ncsormationsgeschichte allgemein aner kannt worden sind, und ferner Johann Christoph Walther, der bereits mehrere Jahre lang als Untcrkorrektor unter Nörcr gearbeitet yatte. Über diesen und die beiden vorhergehenden bringt I)r. Mejer wertvolle nähere Angaben. Interessant ist auch, was uns der Verfasser der obengenannten Schrift über die spätere Entwicklung der Wittenberger Druckerei Luffts und seinen Briefwechsel mit Herzog Albrecht von Preußen und Luffts Königsberger Haus mittcilt, sowie über die Bücherprcise jener Zeit und die Autorenhonorare. Wenn Zeltner behauptet, es seien in der Lufftschen Offizin etwa 100 000 Bibeln hergestellt worden, so glaubt vr. Mejer diese Zahl nicht buchstäblich nehmen zu sollen. Doch kann sich die Zahl der Lufftschen Bibeln auf viele Zehntausendc belaufen haben; waren doch damals schon mehr als dreißig Auflagen der Luther-Bibel erschienen. über Lufft selbst wird dann noch von Paul Grell, einem Zeitgenossen desselben, geschrieben, daß er, wie schon oben erwähnt, sehr gottesfllrchtig gewesen sei, und der Rector Vincentinus rühmt in der Leichenrede auf Luffts erste Frau die Reinheit des Wandels und die »Vollendung der *) Dieses Werk beschäftigt sich nicht nur mit der Technik des Buchdrucks jener Zeit'; es bietet vielmehr eine Würdigung der Per sönlichkeit und des Werdegangs dieses für seine Zeit hervorragenden Fachmannes. Es schildert ihn uns als Buchdrucker, Freund, Familien vater, Bürger usw. und teilt die Nachkommen mit und deren Wirken, alles auf Grund fleißig zusammeugctragenen Materials und eifrigster Forschung. — Das Werk erhält noch besondere Bedeutung durch das gegen den Schluß mitgcteilte Verzeichnis der Drucke aus Luffts Witten berger Werkstatt, das der Verfasser aus Bibliotheks- und Auktions- katalogeu sowie aus dem Nachlaß des Bibliothekars des Börsen- vereins Konrad Burger in Leipzig und gelegentlichen Funden in öffent lichen und privaten Sammlungen so vollständig als möglich zusammen gestellt hat. Interessant sind auch die im Anhang mitgeteilten Ver lags- und Druckverträgc und Dokumente, sowie ein 'Blatt mit Luffts Handschrift.
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