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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1922
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- Deutsch
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X- 214, 13. September IS22. Redaktioneller Teil. veröffentlichte. Wir geben aus diesem Schreiben folgende beson ders wichtige Absätze wieder: »Ein Betrieb, der bisher monatlich 20 Millionen Mark jür Papier ansgebcn mutzte, würde also im September zunächst einmal 20 Millionen für die Augustlieferungen und autzerdem die Hälfte non 80 Millionen, also 38 Millionen für Vorauszahlungen aus die regulären Neubestellungen zur Verfügung haben müssen. Das würde also für den Monat September schon einen Kapitalbedarf von 284-30 — SO Millionen Mark bedeute». Selbst wenn weitere Preiserhöhun gen im Oktober nicht eintreten würden, würde nun aber im Ok tober bereits der »ornialc Papiereingang aus alte» Aufträgen mit 3X28 Millionen — 88 Millionen Marl zu bezahle» sein, zu denen dann abermals 38 Millionen für Vorauszahlungen aus die neuen Bestellungen hiuzukämcn, sodatz damit das für Materialbeschaffung jetzt notwendige Kapital von 28 Millionen auf 88 Millionen Mark erhöht würde. Schon diese wenigen Ziffern beweisen wohl zur Genüge, daß die neuen Forderungen der P a p i e r f ab r i ka n t e n einfach undurchführbar sind und deshalb sofort wieder aufgehoben werden müssen, wenn nicht in aller kürzester Zeit ein vollständiger Ruin der gesamten Papierverarbei- tung und rückwirkend damit auch der Papiererzengung die Folge sein soli. Das; man unter den obwaltenden Umständen ohne weiteres be rechtigt ist, von den erteilten Bestellungen zurückzutreten, liegt ja aus der Hand. Eine sofortige Streichung aller erteilten Austräge würde aber weder im Interesse der Papierverarbcitcr noch der Papicrcrzcugcr liegen, und deshalb muh man den Bestellern zunächst erst einmal die nötige Zeit lassen, damit sie in Verhandlungen mit ihrer Kundschaft feststellcn können, inwieweit diese gewillt und in der Lage ist, die notwendig gewordenen höheren Preise für die Fcrtig- sabrikatc zu zahlen. Das; die verschärfte Zahlungs bedingung sollen mutz, halten wir dabei für ganz selbstverständlich, den» wenn auch die rigoros durchgesührt werden sollte, würde sowohl die Papiervcrarbeitung als auch die Er zeugung, wie wir oben ziffernmäßig dargclegt haben, schon in wenigen Woche» die Kefsclfcucr auslöschen müssen.» Die »Papier-Zeitung- findet die in «diesem Brief enthaltene Mahnung »sehr beriicksichttgenswert- und sagt dann u. a.: »Das Eingehen vieler Zeitungen und die Gefahr weiterer Schließung von Zeitungs- und Zeitschriften-Untcrnehmen gibt einen Begriff von der Arbeitslosigkeit, die dem Druckgewerbe droht. Ähnlich ergeht es anderen Zweigen der Papierverarbeitung«. Zum Schlüsse wird dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Hersteller von Papierstoff und Papier möchten sich nicht nur untereinander, son dern auch mit den Papiergroßhändlern und Verarbeitern über die möglichen Preiserhöhungen und Zahlungsbedingungen eini gen, um einem Kampf aller gegen alle vorzu beu gen und die wirtschaftlichen Grundlagen des gesamten deutschen Papierfaches vor großem Schaden zu bewahren. — Das sind schöne und gut gemeinte Worte, deren Erfüllung aber — nach den bisherigen Erfahrungen — leider auch in der Zukunft nicht eintreffen wird. Mit der Not der Presse beschäftigte sich am 7. September auch der Reichs rat. Die Herren Verleger Lensing und Land gerichtsrat Schumacher schilderten eingehend die traurigen Verhältnisse, die der letztgenannte Redner sogar als grauen haft bezeichnete. Reichswirtschaftsminister Schmidt erkannte die Not an, erklärte aber, daß man mit der Syndizierung e.ine erhebliche Preisherabsetzung n i äH erhalte. Auch sonstige Maßnahmen, wie die Ermäßigung dtr Anzeigensteuer, Tarif- ermäßigungen usw., würden alle nichts helfen. Durchgrei fende Maßnahmen seien nur möglich, wenn es gelänge, das Papierholz im Preise zu- ermäßigen. Die Länder seien aber an der Holz- bewirtschastung finanziell interessiert <!!> und der Privat besitz sei schwer zu fassen. Die Zeitungsverlcger unterbreiteten dem Reichswirtschaftsminister mehrere Anträge, durch deren An nahme dem drohenden völligen Zusammenbruch der deutschen Zeitungen vorgebeugt werden soll. — Ob aus der Staatsaktion etwas Annehmbares wird, muß nun zunächst abgewartet werden. Viel Hoffnung darf man nicht darauf setzen. S. R. - ' si ' ii 4' Von Büchern und Bücherschränken. Hungere um deine Bücher. Bringe jedes Opfer für sic. Du schaffst dir ja Gebirge und Seen, Höhenflüge und Waldbäche, Himmel und Sterngesichtcr. Menschenseclen sind dein, Schicksale, Gefahren: alles erkaufst du dir mit Büchern. Was ist ein knurrender Magen dagegen! Hungere um deine Bücher. Sie wachsen in dich hinein, sie zerreißen die grauen Fäden der Sarge, sie spannen über den Alltag das Steruennetz der Ewigkeit. Sie werden dein Wanderstab, der dich nie ent täuscht, der nie zerbricht. Bücher erlasen dich von der Welt. Gib sie nicht in fremde -Hände. Manchmal kommen sie gar nicht zurück, als schämten sie sich, als hätten sie dich vergessen, als wallten sie dich für deine Treulosigkeit strafen. Manchmal kommen sie zurück, sind abgegriffen, alle Keuschheit, alle Zutraulichkeit, alles Vertrauen haben sie eiugcbiißt. Sie gingen als Fcsttagskinder fort und kamen wie der zerlumpt, grau, müde gedient, als hätten sie in der Fremde ihre Seelen verloren. Verborge deine Bücher nicht. Zeige mir deine Bücher, und ich will dir sagen, wer du bist. Einer hat eine Kiste voll Bücher: Abgegriffene Neelambändchen und allerhand zcrlescnc Werke. Auf Bücherkarren für ein paar Groschen zusammen gekauft. Ein Armer ist's. Vom Alltag hin- und hergeworfen. Ein Verarmter, der einmal bessere Tage sah. Und doch ist die graue, herumgeschleppte Kiste wie ein Schmuckkasten mit goldenen Ketten und silbernem Geschmeide. Nein, in der Kiste liegt mehr. Brot liegt darin, frisches, ewiges Brot. Ein zerlcsencr Gottfried Keller wohnt in der Bettel- kiste. Und Liliencron. Und Goethe und Mörikc und Kleist. Lauter Götter wohnen und spintisieren und träumen und singen und lächeln in der Lade herum. Die Lade ist Walhalla. Bettelpfennige haben den ganzen Reichtum zusam mcngeschleppt, zusammcngekrallt. Eine Ewigkeit haben die lumpigen Pfennige ge baut. Und dann: Eine seidene, elegante Dame hat einen Salon. Alles wirkt so zerbrechlich, so hingchaucht, so duft- vcrsponnen. Der kleine, puppenhafte Bücherschrank steht zart- gerciht voll. Schiller steht darin. Schön in Leder gebunden: mit Goldschnitt. Es ist, als ob der heiße Atem Schillers das zarte Schränkchen in Brand stecken wolle. Und dann steht noch mancherlei darin: sogar Klaus Groth mit den harten, gefalteten Händen und Storni mit den Kornblumenaugcn. Schöne, teure, seidige Ausgaben. Und dort, ein Buch mit einem schreienden Titel: Ein Sittenroman aus der Halbwelt. Wo kommt der her, dieser Klecks auf einem Purpnr- mantcl? Wer ist denn die Dame? Ihre Seele steht im Bücherschrank. Und nun eine Bücherei bei fetten, satten Leuten: bei Genießern: Alles steht durcheinander wie Kraut und Rüben. Manche Bücher sind noch gar nicht ausgeschnitten: aber die Bücher sind Mode. Alle Welt spricht von den Büchern, darum muß man sie haben. Und dort Bücher, die einmal verboten waren! O, sie waren einmal selten. Sie sehen auch so zer lesen aus. 1297
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