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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1922
- Strukturtyp
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- 1922-09-13
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1922
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. X- 214, 13. September 1922. ablieferung 29 229 Tonnen. Da der augenblickliche Bedarf der deutschen Tageszeitungen auf monatlich rund 29 990 Tonnen ge schätzt wird, so bleibt er hinter der Jnlandablieferung zurück. Die -Papier-Zeitung- folgert aus diesem ziffernmäßigen Nachweis den Schluß, daß von einer Not an Zeitungsdruckpapicr nicht die Rede sein könne, die schlechte Belieferung müsse auf andere Ur sachen als auf ungenügende Erzeugung zurückzuführen sein. Gegenüber der Erzeugung sei nämlich der Jnlanüverbrauch zurückgegnngen. Die Druckpapierfabrikanten werden sodann gegen den Vorwurs in Schutz genommen, der ihnen «ine Über spannung der Ausfuhr auf Kosten der inländischen Verbraucher nachsagt. Die Gründe für die angeblich schlechte Belieferung des Inlandes feien an anderer Stelle zu suchen. Es wird aber im weiteren Verlaus dieses längeren Aufsatzes zugegeben, »daß die Druckpapierfabrikanten nicht in der Lage sind, jede Bestellung aus Formalpapier auszusühren. Wie schon während des Krieges die sogenannten Sonntagszeitungen, die ehemals satiniertes Papier verwendeten, dazu übergegangen sind, maschinenglattes Papier zu benutzen, so wenden sich seit Beendigung des Krieges immer niehr Fachblälter und auch Zeitschristen dem Verbrauche des bil ligen maschinenglatten Papiers zu. Hierbei handelt es sich zu SO v. 5p. um Formatpapier. Die Herstellungsmöglichkeit von Bogendruckpapier ist von jeher begrenzt gewesen und kann, da di« notwendigen Einrichtungen nicht vorhanden sind, nicht beliebig gesteigert werden. Wer also neu die Verarbeitung von Format- Papier aufnimmt, muß zunächst mit großen Schwierigkeiten bei der Erlangung von Druckpapier rechnen-. Die »Buchdrucker-Woche- (Nr. 35) teilt unter Berufung aus die amtliche englische Statistik mit, daß Deutschland im Jahre 1921 an Schreib- und Druckpapier 36 661 Zentner im Werte von 89 625 Pfd. Steil, und im Jahre 1922 gar 65 769 Ztr. nach Eng land ausführte. Auffällig ist die enorme Zunahme der Ausfuhr im Jahre 1922. Während aber die deutschen Papierfabriken im Jahre 1921 für einen Zentner Papier 2,4 Pfd. Sterling nahmen, belief sich der Preis im Jahre 1922 auf I Pfd. Sterling. Recht billiges Papier haben demnach die Engländer erhalten, wobei zu berücksichtigen ist, daß das englische Pfd. im Juli d. I. 3900 Mk. galt, während in den letzten Tagen 7000 Mk. notiert wurden. Es ist also immerhin von den deutschen Papierfabriken ein glän zendes Valutageschäft gemacht worden, trotzdem der Jnlandpreis für einen Zentner Druckpapier gegenwärtig 3590 Mk. in Deutsch land beträgt. Die riesige Erhöhung der Papierpreise, die sich natürlich nicht lediglich auf Zeitungsdruckpapier beschränkt, brachte auch eine Lähmung des geschäftlichen Abschlusses aus der im Rah men der Leipziger Internationalen Herbst-Mustermesse ab gehaltene Papiermesse und Bureau be dar fsmesse mit sich, sogar die Kauflust der Ausländer war schnell vorüber. Aus der Papierinesse bestand unter kundigen Fachleuten kein Zweifel, daß die fast plötzlich eingetretene unge heure Preissteigerung nicht nur von ernsten Folgen für das ge samte Druckgewerbe begleitet sei, sondern auch für das Verlags und Schreibwarengeschäft. Allseitig wrrrde auch die Berechtigung dieses neuesten Aufschlages angezweifelt. Auf der Burcaubedarfs- messe wurde es als ein überaus schwerer Schlag empfunden, als bekannt wurde, daß die Papierpreise für September um 200?S gegen die Augustpreis« erhöht worden feien. Die Bestellungen wurden hieraus sofort wesentlich eingeschränkt. Wie sehr gegen wärtig die Teuerung fortgeschritten ist, geht auch daraus Herbor, daß eine Schreibmaschine 42 090 Mk. kostet (gegen 409 Mk. vor dem Kriege), und daß die Preise für F ar b b ä n d e r gerade zu ins Ungeheuerliche steigen. Alles in allem genommen, handelt es sich um ein trauriges Bild; überaus düster ist die Zukunft für das gesamte Vcrlags- gewerbe. Es ist ja selbstverständlich, daß außer den zum Erliegen kommenden Zeitungen und Zeitschriften viele Verlagswerke nicht herausgegeben oder neu aufgelegt werden können, zumal da auch die von Monat zu Monat steigenden Ausgaben für Druck- und Bindckosten das VerlagSgeschäft immer mehr untergraben und unmöglich machen. In erster Linie werden hiervon wieder wis senschaftliche Werke bzw. die wissenschaftliche Literatur betroffen. I2»S Auf Schritt und Tritt gewahrt man kulturelle Rückschritte, und ein End« dieses tief beklagenswerten Zustandes ist einstweilen noch gar nicht abzusehen. ^ * Eine Hiobspost jagt die andere! Der Sprung von 28 Mark (August) auf 79 Mark (September) war den Papierfabrikanten noch nicht groß genug, sie haben »endgültig- für die Zeit vom I. bis 15. September <!!> den Kilo preis auf 84 Mk. festgesetzt. Labei diktieren die Papierfabrikan ten Zahlungsbedingungen, die an Rigorosität alles bisher Da- gewesene in den Schatten stellen. Die Steigerung von 79 auf 84 Mk. wird mit der »inzwischen- eingetretcncn Erhöhung der Kohlenpreise begründet. Ja, ja, an »Gründen- fehlt's halt nie! Einer in hoher Auslage erscheinenden Leipziger Tageszeitung wurde von der liefernden Papierfabrik mitgeteilt, daß für die Hälfte des für den Monat September abgerufenen Quantums die Zahlung bis zum 5. September, für den Rest nach Rechnungs- erhalt zu erfolgen hat, wobei Voraussetzung ist, daß die Liefe rungen aus dem Monat August pünktlich innerhalb 30 Tagen be zahlt werden. Aller Voraussicht nach ist also für die zweite Hälfte des Monats September ein noch höherer Papierprsis — mehr als 84 Mk. das Kilo — zu erwarten. Dadurch werden selbst sonst kapitalkräftige Zeitungen und Zeitschriften schließlich erdrosselt und die Kultur systematisch unterdrüÄ. In den Spalten der Zeitungen findet man jetzt stehende Rubriken wie: -Das große Sterben der Zeitungen-, »Vom Zei tungskirchhof- u. ä. In einer in Koblenz stattgefundenen Ver legersitzung wurde angedeutet, daß im Oktober der Sep temberpapierpreis um 1907» gesteigert würde. Der Wahnsinn sucht Opfer und feiert Orgien! Der Vorstand des Verbandes der rheinisch-westfälischen Presse hat an den Reichstag und an die Reichsregierung die dringende Aufforderung gerichtet, »in dieser großen Gefahr für die Zukunft der gesamten deutschen Presse durch wirksame Maßnahmen Abhilfe zu schaffen«. Nun beginnen sehr wahrscheinlich wieder die sattbekannten »Erwägungen- mit wirkungslosen Quacksalbe reien — und die Papierpreise steigen weiter! Auch der Vorstand des Graphischen Bundes hat am 39. August d. I. an das Reichswirt schaftsministerium ein Schreiben gerichtet, in welchem gebeten wird, der weiteren katastrophalen Entwicklung auf dem Papier markt und der hemmungslosen Preisgestaltung auf dem Rohstoff markte Einhalt zu gebieten. Der Neichswirtschaftsministcr be faßte sich denn auch am 6. September im Reichstagsausschutz für Volkswirtschaft mit der weiteren Erhöhung des Papierpreiscs und den damit entstandenen neuen Gefahren für den Fortbestand der deutschen Zeitungen. Der Minister will, wenn diese für das deutsche Zeitungsgewerbe tödliche Preisfestsetzung nicht auf »andere Weise- abgcändert wird, die gesetzlichen Bestimmungen in Anwendung bringen, die eine Nachprüfung der Preise und die Festsetzung von Zwangspreisen vorfehen. Der Minister erklärte noch, das würde letzten Endes zur Bildung von Zwangssyn dikaten führen. Er sehe keinen anderen Ausweg. Es wird nun abznwarten sein, ob und wann der Minister sich als der wirk- l i ch starke Mann erweisen wird, der von den »Erwägungen endlich zur Tat übergeht. Der sächsische Finanzminister gab kürzlich zu, daß in Sach, sen weniger Holz geschlagen würde als früher. Während des Krieges und in den ersten Jahren nach demselben seien jährlich etwa 700 099 Festmeter Holz geschlagen worden, jetzt aber nur noch 599 000. Das Schlagen der 790 009 Festmeter sei aber ein forstwirtschaftlich nicht zu verantwortender »Raubbau» gewesen. Sol! aber das, was in Zeiten früherer Not am Platze war, jetzt in dieser mindestens ebenso großen Not nicht auch zu ermög lichen sein? Obendrein ist zu berücksichtigen, daß allein die säch sischen Papierfabriken jährlich 111 Million Festmeter Holz ver arbeiten. Was die zu katastrophaler Höhe angewachsenen Papierpreise und die unerhörten Zahlungsbedingungen anbetrifft, so ist ein Schreiben von großem Interesse, das die riesige Mengen Papier verarbeitende Firma H. C. Bestehorn in Aschers leben an ihre Lieferanten richtet und das die »Papicr-Zeitung« (Nr. 106).
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