Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.07.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-07-01
- Erscheinungsdatum
- 01.07.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220701
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192207013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220701
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-07
- Tag1922-07-01
- Monat1922-07
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
A- 151, 1. Juli 1922. Redaktioneller Teil. wurde, weiter verfolgt würde, wobei es in der Natur der Sache liegt, daß der. Lörscnvercin oder Wohl besser der Vcrlegerveretn die geeignetste Stelle wäre, welche die Errechnung dieser Index. Zisfern übernehmen würde. Selbstverständlich werden Index- Ziffern, gleichgültig aus welchem Gebiete, immer Fehler auf- weisen und nicht für jeden Fall richtig sein. Bei einem Buchs wird der Papierpreis wichtiger sein, bei einem anderen Satz oder Druck; bei weiteren können das Honorar oder die Abbildungen einen außergewöhnlich großen Teil der Kosten ausmachen. Trotz, dem wird eine gewisse Durchschnittssteigerung fcstgestellt werden können, und kleine Fehler würden mit in Kauf zu nehmen sein. Zweifellos wäre cs für den Gesamtverlag wie sür das Sortiment eine außerordentliche Erleichterung, wenn an Stelle der täglichen Anzeigen vieler Einzelfirmen über Preiserhöhungen nur Sam melanzeigen einzelner Verlagsgruppen erscheinen, laut welchen die Preise des Stichtages der betreffenden Gruppe um einen be stimmten Prozentsatz erhöht werden. Es wäre meines Erachtens eine dankbare Ausgabe für den Deutschen Verlegerverein, diese Vorschläge weiter zu verfolgen und sie nicht mit einem -unmöglich« oder -zu schwierig« abzulehnen. Mit einer erfolgreichen Preisregulierung würden auch die vielen anderen Fragen, welche dem Vcrlegerveretn Mühe, Arbeit und Ärger bereiten, hinfällig werden, und es käme sowohl das Sortiment wieder zu einem angemessenen Verdienst, wie auch der Verlag zu Einnahmen, welche ihm seine weitere Existenz sichern. Die Ansichten der von mir einberufenen Versammlung ver dichteten sich zu folgender von Herrn Reuberth in Firma Engel, hard L Co.-Hannover eingebrachten Resolution: »Der landwirtschaftliche Verlag bildet eine dreiköpfige <evtl. einköpfige) Preisprüfungsstelle. Diese Stelle setzt für die bis zum I. Juni lS22 erschienenen Bücher den Preis ent sprechend der gegenwärtigen Geldentwertung fest. Jeder land wirtschaftliche Verleger stellt zunächst feine wichtigsten Ver- lagswerke der Preisprllfungsstelle zur Beurteilung zur Ver fügung. Ferner sendet jeder Verleger, wenn er ein neues Buch herausgibt, dieses an die Preisprüfungsslelle unter Angabe des von ihm festgesetzten Verkaufspreises. Die Kommission prüft auch diese neu erschienenen Werke unter Berücksichtigung der Preise ähnlicher schon vorhandener Bücher und teilt dem Verleger ihr Urteil über die Angemessenheit des Preises mit, namentlich wenn derselbe zu niedrig erscheint. Ratschläge der Kommission, falls der Preis des Buches zu niedrig erscheint, sollen von den Verlegern nach Möglichkeit, wenn auch ohne jeden Zwang, berücksichtigt werden«. Keine Eiche fällt auf den ersten Streich, und Rom wurde nicht an einein Tage erbaut, und deshalb nehme ich auch nicht an, daß meine Vorschläge sofort ihre Verwirklichung finden. Trotz dem hoffe und wünsche ich, daß die geleistete Arbeit der Ver sammlung nicht vergeblich gewesen sein möge. Schreckt der deutsche Verlagsbuchhandel immer wieder vor den Schwierigkeiten zurück, welche der Gegenstand bietet, so gräbt er sich, oder doch zum mindesten mancher verdienten Firma, das Grab, und ich hoffe, daß doch in letzter Stunde der Wille zum Leben stärker ist als die Besorgnis vor den vorhandenen Schwie rigkeiten. Ob mich mein Optimismus hierin täuscht, mutz die Zukunft lehren! Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Das Hans P. I. Tanger in Köln und die Universitätsbuchhandlung Oskar M ü liie r in Köln feiern am l. Juli ihr lOOjähriges Bestehen. Die Familie Tanger, deren Name auf die nördlich von Lüttich ge legene, einstmalig wirtschaftlich eng mit Köln verbundene Stadt Ton gern hinweist, taucht schon sehr früh in Köln auf, zuerst als Nrsprungs- bezeichnung neben dem Namen, später als selbständiger Familienname. Der lückenlose Stammbaum der Familie, von der hier die Rede sein soll, beginnt mit Andreas und Wilhelm von Lungeren, deren Vater Johannes von Tangeren 1609 in die Bürgerrolle der Stadt Köln eingetragen worden ist. Soweit sich der Beruf der Vorfahren fest- stcllen läßt, waren diese ehrsame -Handwerker. Ter Großvater und der Vater des Gründers der Firma P. I. Tanger in Köln waren Schuhmacher, wobei es besonderes Interesse verdient, daß der Vater, Johann Josef Tanger, zu Anfang des 19. Jahrhunderts in kur hessische Kriegsdienste trat und über fünf Jahre als Musketier in der Leibkompagnie des Hessischen Regiments von Donop stand. Er hat mit der kurhcssischen Armee in englischem Solde gegen Nord amerika gefachten und nach seiner Verabschiedung und Rückkehr nach Köln das Schuhmacherhandwerk wieder ausgenommen. Als sein Sohn Augustin Josef im Jahre 1801 geboren wurde, gehörte Köln zu Frankreich. Augustin Josef Tanger wurde der Gründer der Firma P. I. Tanger in Köln. Offenbar angeregt durch Verwandte mütter licherseits, widmete er sich dem Buchbinderhandwerk. Seine Beziehun gen zu dem aus «der Kölner Geschichte jener Tage bekannten Professor vr. Franz Ferdinand Wallraf lassen auf seine gute Schul bildung schließen. Jedenfalls war Augustin Josef Tanger ein geistig aufgeweckter und regsamer Mensch, dem es unter nicht gerade gün stigen äußeren Umständen gelang, den Weg zum Aufstieg zu finden. Auf dem für damalige Zeit nicht ungewöhnlichen Umwege über das Buchbinderhandwerk gelangte er zum Buchhandel, zuerst indem er mit alten, später auch mit neuen Büchern handelte. Wie sehr er selbst, der eine Sammlernatnr war, sich mit dem Inhalt der ihm in die Hände kommenden Bücher beschäftigte, -geht daraus her vor, daß er als »ein lebendiges Kalendarium« bekannt war. Mit dem am 1. Juli 1822 an der Marzellenstraße eröffnten regel mäßigen Buchhandel verband Tanger eine Leihbibliothek und ein Lager von Altertümern, namentlich von kirchlichen Bildern und Figuren. Aus seinen geschäftlichen Beziehungen entstand auch eine Freundschaft mit den Gebrüdern Sulpiz und Melchior Boisser6. Seinen kirchlichen und Kunstsinn betätigte Tanger dadurch, daß er zu den Mitgründern des Kölner Zentral-Dombauvereins gehörte. Schon nach mehreren Jahren mußte er sein sich ausdehnendes Unternehmen in ein Haus an der Pauluswache, 1842 nach seiner zweiten Heirat in das «Haus Drusus- gasse 1 und um 1850 in das Haus des von Muttcrseite verwandten A. H. Hemmerich, dessen Antiquariat, Leihbibliothek und Musikalien handel in dem Tongerschen Geschäft aufging, am Hof Nr. 35 verlegen. Mit der Übersiedlung in das Haus Drufusgasse 1 hatte Tanger den Kunst- und Altertumshandel an eine Verwandte abgegeben und den Betrieb der Leihbibliothek fast eingestellt. Letzterer wurde 1856 ganz aufgehoben. Im Buchhandel kaufte Tanger tunlichst ganze Lager, namentlich Nestlager von Verlegern auf, u. a. 1850 die Bestände der Handlung Treitz, und gelangte so in den Besitz großer Partien von Musikalien, für die in Köln damals noch kein Spezialgeschäft bestand. In der Folge zeigte sich zugleich mit den neuen Impulsen, die das Kölner Musikleben durch die Gründung der Musikschule und die Ein führung der rheinischen Musikfeste erhielt, daß der Musikalienhandel ein guter Ersatz für den aufgegebenen Handel mit Altertümern und für die Leihbibliothek war, deren Betrieb nicht mehr lohnte. Neben seiner emsigen Geschäftstätigkeit genoß Tanger die Freuden eines über aus glücklichen Familienlebens. Seine mit Katharina Faßbender 1834 geschlossene erste Ehe wurde 1840 durch den Tod der Gattin ge löst. Ein aus dieser Ehe hervorgegangener Sohn August Heinrich starb bereits 1864 im jugendlichen Alter von 27 Jahren 1841 hatte sich Tanger in zweiter Ehe mit Ursula Wilsberg aus Bonn vermählt, die ihrem Gatten 1875 im Tode voranging. Dieser Ehe entsprossen sieben Kinder, von denen drei in jugendlichem Alter starben. Von den Söhnen studierte der zweite, Johannes, Rechtswissenschaft in Bonn und entfaltete dort sehr im Gegensatz zu der streng kirchlichen Rich tung des Vaters eine eifrige Tätigkeit im Dienste der Landsmann schaft (des heutigen Corps) Teutonia. Er hat später nach seinem Ein tritt in das väterliche Geschäft den Landkartenverlag dort eingefllhrt, der sich glücklich entwickelte. Etwas unsteten Geistes, war er von großer Reiselust beherrscht. Wäre er nicht zu früh, sondern in der Zeit des Automobilwesens geboren worden, so hätte er sich nicht mit der Erfindung eines mit Dampf betriebenen Neisewagens ab zugeben brauchen, einem Plan, den er schließlich aus Mangel an Mit teln aufgeben mußte. Er starb 1897. Auch sein älterer Bruder, Peter Josef Tanger, welcher der heutigen Firma ihren Namen gab, war, wenn auch nicht in solchem Maße, auf die Weitung seines Ge sichtskreises durch öftere Reisen bedacht. Vielleicht hat sich hier ein Schuß Abcnteurerblut vom Großvater auf die Enkel vererbt. Zu nächst stand indessen Peter Josef Tanger dem Vater als treue und zuverlässige Stütze im Geschäft zur Seite. Er wurde der Grün der des eigentlichen MusNkaliengeschäfts. Was die persönliche Erscheinung Augustin Josef Tangers anbelangt, so müssen wir ihn uns als einen großen Mann mit gerader Haltung und gepflegtem Äußeren vorstellen, der, damaliger Sitte gemäß, auch wochentags stets den Gehrock und Zylinder auf der Straße trug. Trotz beginnenden Wohlstandes lebte er zurückgezogen. Von tiefer Re ligiosität erfüllt, begann er sein Tagewerk stets mit dem Besuche des Gottesdienstes in einer der nahegelegenen Kirchen. Gern half er anderen aus der Not und mußte sogar infolge übernommener Bürgschaften 919
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder