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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1927
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- 1927-08-13
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- 13.08.1927
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X-188, 13. August 1927. Redaktioneller Teil. vvrsenblatl f. d. Dtschn. Buchhandel. Man nach den neuesten wirtschaftswissenschastlichen Erkennt nissen annehmsn müsse, die Konjunkturwelten in Deutschland würden jetzt an wesentlich kürzeren Zeitabständen auseinander folgen, etwa alle zwei Jahre. Di« langgestreckten Perioden des Ans und Ab von früher seien vorläufig vorüber. Di« Gründe lägen in den Geldverhaltnissen und der übergroßen Produk tionskapazität der «deutschen Wirtschaft. Man müsse damit rechnen, wie es auch führende deutsche Finanzinstitut« täten, daß Ende des nächsten Frühjahrs die Wirtschostsentsaltung wieder zum Stillstand komm« und ein« Kris« für die deutsch« Wirtschaft, d. h. vor allem für di« «deutsche Industrie, eintrete. Diese amerikanische-Ansicht darf sicherlich nicht unbeachtet ge lassen werden. Für den Herbst scheinen ja die Aussichten noch eiitigermahen befriedigend zu sein. Die Ernte wird hoffentlich nicht schlecht sein, sodaß die Landwirtschaft endlich eine Erholung ihrer Kaufkraft erleben dürft«. Ader die Hauptgefahrenqmelle ist und bleibt di« Passivität unsrer Handelsbilanz. Sie ist nach gerade auf fast sm« halbe Milliarde angewachsen, und das be denklichste daran ist, daß di« Steigerung im «wesentlichen aitf einen Rückgang der «Warenausfuhr, insbesondere «der Ausfuhr von Fertigwaren zurückzuführen ist. Die Einfuhr, die im letzten Monat wieder um 24 Millionen zugenommen hat, mutz mit Devisen finanziert werden, und wenn auch «dafür durch den Zustrom ausländifchsn Kapitals ein hinreichender Ausgleich ge schaffen werden sollte, so darf doch nicht vergessen werden, «daß die Devisen einmal zurückgezahlt werden müssen und nur ge borgtes Kapital darstellen. An sich ist für die Beschaffung aus ländischen Kapitals durch di« Diskontherabsetzung «in New Aork eine gewisse Erleichterung geschaffen worden. Ausländisches Geld wird daraufhin zunächst kurzfristig wieder reichlich angeboten. Mit Recht herrscht dafür aber «bei uns kein besonderes Interesse. Di« «kurze Fälligkeit belastet «den Devisenmarkt sehr stark und schließt erhöhte Kursrisiken in sich. Das Ausland wird sich also ganz von «selbst zu langfristigen Anlagen bequemen müssen, und dies« kommenden Anleihen werden hoffentlich auch zu gün stigeren Bedingungen ausgenommen werden können. Wenn aber unsere Handelsbilanz nicht endlich durch Steigerung «der Aus fuhr aktiviert «werden kann, «so werden «alle ausländischen Kapital- zufuhren, mögen sie auch noch so reichlich sein, schließlich ablein für die Finanzierung unsrer Einfuhr und den Zinsendienst ver braucht, ohne «daß die Kapitalbildung im Inland selbst gefördert und unsere Wirtschaft wirklich saniert wird. Die Lag« mutz also immer gespannter werden. Nun ist aber «ferner der Rück gang «der Warenausfuhr ein Beweis dafür, daß sich die Kon junktur «der Wirtschaft einschließlich der lebhaften Einfuhr fast ausschließlich aus «den Jnlandmarkt stützt. Infolgedessen müssen berechtigte'Zweifel «laut werden, ob dieser Zustand noch lange haltbar bleibt. Der «inländische Konsum ist zweifellos selbst unter Voraussetzung eines sehr guten Ernteergebnisses nicht so gefestigt, um auf die Dauer die gesamte Produktion der deutschen Industrie aufnehmen zu können, sodaß über kurz oder lang wohl in der Tat mit einem Absinken der Konjunkturkurv« ge rechnet werden muß, wenn nicht grundlegende Wandlungen ein- treten. Von welcher Seit« aber wären solch« Wandlungen allenfalls zu erwarten oder wo wären sie anzustreben? Das Nächstliegende Stichwort ist hier natürlich für uns immer »Revision des Dawesplans». Daß die Welt darum nicht herumkommen wird, steht wohl außer allem Zweifel. Aber einfach liegt das Problem nicht. Die Welkwirtschaftsgruppe der «Reichsbankaktio- näve hat kürzlich in einem offenen Brief dem Rerchsbankpräsi- denten Dr. Schacht folgend« Forderungen unterbreitet: 1. Endgültige Streichung aller internationalen Kriegsschulden und Daiveslasten am 4. Januar 182g. 2. Gleichzeitige Reduzierung aller direkten Steuern in sämt lichen Schuldnerländern nm SO Prozent. S. Gleichzeitige Hebung sämtlicher Lohn- und Gehaltstarife in allen SchuldnerILndern um 25 Prozent, ebenso in China und Japan. 4. Das Jahr 1828 ist als Reparations-Abriistnngsjahr zu benutzen. 838 Die Forderungen lassen an «Großzügigkeit «nichts zu wünschen übrig. Glauben aber ihre Urheber wirklich an die Durchführ barkeit namentlich der Punkte 2 und 3? Richtig ist, daß der Dawesplan mit «der Frage der Gesamtkriegsschulden unlöslich verbunden ist. Gerade das aber erschwert die «Regelung. Man darf nicht vergessen, daß die Schuldenfrag« für «di« Vevsjnigien Staaten von Amerika in erster Linie das Werkzeug zur Sicherung ihrer Vorherrschaft in der Welt ist. Sie «werden nur dann und nur in der Form auf eine Revision der Schuldenfvage und damit auch des Dawesplames «ingehen, sofern «ihnen ihre Vor herrschaft auch weiter gesichert bleibt. Hier spielt «der «Gegensatz zwischen London und New Jork ein« besondere Rolle. Das führende «Weltunternehmertum arbeitet fieberhaft daran, vor nehmlich im Wege internationaler Vereinbarungen die Voraus setzungen für ein« Bereinigung des Schuldenproblems zu schaffen. Hoffentlich wird Deutschland dabei nur nicht der «leidtragende Teil! Seine Stellung ist keineswegs ganz «ungünstig. Aber es wird höchster Anspannung aller Kräst« und grotzer Umsicht be dürfen, um alle sür Deutschland möglichen Gewinne in Sicher heit zu bringen. Dazu «kommt noch ein Weiteres. Schon der letzt« Bericht des Reparakionsagenten hat unterstrichen, «daß eine Revision des Dawesplanes so lange überhaupt nicht in Frage kommen könne, als auf Deutschland noch der Verdacht ungebühr licher Verschwendung in seiner öffentlichen Wirtschaft «last«. Hier Wandel zu schaffen, daran sind wir selbst auch um deswillen stärkstens «interessiert, well ja unter der Last «der Steuern unsere Wirtschaft ohnehin zu ersticken droht und eine Steigerung unserer Ausfuhr auf di« Dauer doch nur möglich sein «dürste, wenn es gelingt, «die Unkosten, die von «dieser Seit« unsere Produktion verteuern, wesentlich zu vermindern. Die ersten Ergebnisse «der Reichsfinanzstatistik «für 1913 und 1925, die kürzlich vom Stati stischen Reichsamt veröffentlicht wurden, lassen erkennen, daß die gesamten «Einnahmen aus «Steuern, Zöllen und gleichzustellen den Abgaben 1913 insgesamt 4958,5 Millionen Mark betrugen, im Jahr« 1925 «hingegen 10 559,7 Millionen. Die Einnahmen sind demnach um 6,5 Milliarden Mark oder um 160,2A ge stiegen. Berechnet man dies« Einnahmen auf den Kopf der Bevölkerung, so entfallen durchschnittlich ans einen Einwohner im Jahre 1913 70,21 Mark, im Jahre 1925 hingegen 169,20 Mark, was einer Steigerung um 140,99^ gleichkommt, wobei «allerdings -di« gesunken« Kaufkraft des Geldes außer Betracht bleibt. Di« Erhöhung der Gesamtsteuereinnahmen wird einmal bewirk! durch die Einführung der sehr ertragreichen Umsatzsteuer und der Hauszinssteuer und Weiler durch die Steigerung der Einnahmen, die bei fast allen Steuern zu verzeichnen ist. Die prozentual höchste Steigerung weist die Krastsahrzeugstener auf mit 1062,50H als Folg« der starken Zunahme der Kraftfahr zeuge und «der Erhöhung der Stsuersätze. Bei den Verbrauchs und Aufwandssteueru ist durch di« stärker« Besteuerung des Tabaks die Tabaksteuer zur ertragreichsten Verbrauchssteuer ge worden. Der Steigerungssatz betragt 1033,33A. Hinter der durchschnittlichen Steigerung bleiben di« Einkommensteuer, di« Grunderwerbsteuer, di« Getränkesteuer und di« Zuckersteuer zu rück. Die wichtigste steuerliche Einnahme bildeten 1925 wie 1913 di« Besitzsteuern, die 1913 52,76der Gesamtsteuerein nahmen ausmachten und diesen Anteil 1925 auf 55,08^ erhöhen konnten. Hierzu kommen ja nun außerdem noch die zahlreichen «sonstigen Belastungen. Angesichts dieser Bürde werden Forde rungen, wie sie vor kurzem etwa der deutsch« Wirtschaftsbund durch seinen Vorsitzenden im Hamburger Parlament bei der Be ratung des Staatshaushaltes stellte, nicht nur verständlich, son dern zur Notwendigkeit. Zugegeben, daß di« vermehrten Lasten zu einem guten Teil auf die Reparationsverpflichtungen zurück zuführen sind, so trägt einen Teil «der Schuld wenigstens doch auch di« Aufblähung unseres gesamten öffentlichen Verwaltungs apparates. Hier können wir bs» gutem Willen Wandel schaffen, und wir müssen es schon deswegen, weil di« Reparationslasten ja ohnehin noch wachsen. Es ist unter «diesen Umständen doppelt Gedanklich, daß die Tariferhöhungen der Reichspost trotz aller Proteste der Wirt schaft doch Wirklichkeit geworden find. Kurz vor Abschluß der Verhandlungen über die Gebühremerhöhung legte die Reichspost
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