Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.03.1928
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1928-03-10
- Erscheinungsdatum
- 10.03.1928
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19280310
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192803103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19280310
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1928
- Monat1928-03
- Tag1928-03-10
- Monat1928-03
- Jahr1928
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 60, lv. März 1928, Redaktioneller Tetl. Börsenblatts, d. Dtschn, Buchhandel. stimmung zu bemerken gewesen sei, ja es heißt sogar: »Hoffnungslos liegt die Bugramesse, soweit Verlagsangebote in eingeführten und neuen Büchern in Frage kommen«. Diese Darstellung entspricht durchaus den Tatsachen. Anders beschaffen ist es mit den Aus stellungen im Volckmar- und Wallmannhause und mit den Lehrmittel ausstellungen der Firmen Koehler-Volckmar und Gustav Nietzsche! u. a. Ihr Charakter als ständige Ausstellungen läßt unschwer die andere Zweckbestimmung erkennen, nicht nur zur Messe, sondern auch zu Kantate und während des ganzen Jahres gelegentlich vor sprechender Kundschaft mit Anschauungsmaterial zu dienen. Mehr oder weniger haben diese Veranstaltungen Nutzen von der Messe ge habt. So erfreute sich die Ausstellung im Volckmarhause eines sehr regen Besuches, der weniger aus reinen Sortimentern, als vielmehr aus Buchhändlern bestand, die gewisse auf der Leipziger Messe gehan delte Nebenartikel, wie Schreibwaren, Kontorutensilien und derglei chen führen. Weniger besucht war die Wallmann-Ausstellung, die dafür aber zu Kantate auf das ungeteilte starke Interesse der evange lischen Buchhändler rechnen kann. Auch die Lehrmittel-Ausstellungen rechnen nicht mit dem Messegeschäft, obgleich die Koehler-Volckmar- Ausstellung diesmal keinen Geringeren zu ihren Besuchern zählte als den König Aman Ullah von Afghanistan, der ganz überraschend nach Geschäftsschluß zur Besichtigung vorsuhr und u. a. für Globen, Nasseköpfe und für Modelle des menschlichen Körpers Interesse be kundete. Was soll nun werden? Das Schicksal der Büchermesse im Nah men der Leipziger Mustermessen steht in Frage. In den Kreisen der Aussteller wurde durch ein Rundschreiben der kühne Gedanke propa giert, die bisher zu Kantate stattfindende Buchhändlertagung auf die Frühjahrsmesse zu verlegen und in das Programm einen Messe- Einkaufstag, an dem alle Verhandlungen schweigen sollen, einzu fügen. So bestechend im ersten Augenblick dieser Gedanke sein mag, so stehen seiner Verwirklichung doch stärkste Bedenken entgegen. Zudem ist es völlig ungewiß, ob sich dann der heute noch mangelnde Erfolg einstellen wird. Man wird kaum hoffen dürfen, daß für ein solches zweifelhaftes Experiment ein Stück deutscher buchhändlerischer Tra dition unnötig aufs Spiel gesetzt wird. Auch der Gedanke, in den Kantatetagen die Bugramesse offen zu halten, hat sich ja durch die Erfahrungen der letzten Jahre als unzweckmäßig erwiesen. Wahr scheinlich wird die Reduktion der Büchermesse auf buchhändlerische Gebranchsware wie Bilderbücher, Jugendschriften, volkstümliche schönwissenschaftliche Literatur und Nestantiquariat gar nicht mehr aufzuhalten sein. Während so das deutsche Buch mit den schon erwähnten Aus nahmen den Leipziger Mustermessen den Rücken zu kehren be ginnt, ist es interessant zu beobachten, wie das französische, offenbar gefördert durch die Kulturpropaganda seines Landes, hier Boden zu gewinnen sucht. In den Räumen des neu errichteten Grassimuseums hinter der Johanniskirche, das zum Teil heute als Meßhaus für kunstgewerbliche Gegenstände dient, befindet sich eine Abteilung für französische Erzeugnisse. Dort hat auch unter allerlei Möbeln, Stoffen, Glas- und keramischen Waren der französische Verlagsbuchhandel in einer Ecke Platz gefunden und in der Hauptsache broschierte Bücher ausgestellt. Vertreten sind die Pariser Firmen Nouvelle Revue Franyaise, Les Editions Crös L Cie, Librairie La- rousse, Bernard Grasset, Armand Colin, Andr6 Delpeuch, Geuthner, Librairie Stock, Au Beau Ehesne, G. van Oest, Payot, Jules Tallan- dier, Auguste Picard, Rccueil Sirey und Gaston Doin L Cie. Hier zeigt sich zwischen den Erzeugnissen des französischen Kunstgewerbes und denen des Buchhandels ein ausfallender Unterschied. Während die Aufstellung der ersteren viel Geschmack und dekoratives Geschick ver rät, sind die letzteren eben nur so hingestcllt und wirken, da die Bücher fast nur in Broschur und in der Mehrzahl ohne farbige Um schläge gezeigt werden, höchst eintönig. Obgleich ich unter den herum- liegendcn Verlagsprospekten einen fand, der auf allen Seiten am Fuße die Bemerkung enthielt »Achetez chez votre ltbraire«, hatte man es doch für nötig erachtet, das Publikum durch Plakate auf die Mög lichkeit des direkten Einkaufes an Ort und Stelle aufmerksam zu machen. Ein solcher Verkauf ist übrigens, wie vielleicht im Buch handel allgemein nicht bekannt sein dürfte, ohne polizeiliche Geneh migung gar nicht gestattet. Ob dem französischen Verlagsbuchhandel auf der Leipziger Messe ein besserer Erfolg beschicken sein wird als dem deutschen, möge dahingestellt bleiben. Dasselbe gilt für fran zösische Lehrmittel, von denen u. a. Fröbelbeschäftigungen und -spiele der Firma Fernand Nathan, Paris, im Rahmen einer französischen Spielwarenausstellung im Meßhaus »Keysers Hof« in der Peters straße ausgestellt waren. Es ist eigentlich recht schade, daß der Buchhandel den Leipziger Mustermessen so wenig Anteilnahme entgegenbringt. Sein Orien tierungsbedürfnis über viele Dinge würde bei diesem Kaiser- 276 Manöver der Arbeit reichlich befriedigt werden, selbst wenn triftige Gründe gegen den Einkauf sprechen. Wie ungemein anregend ist z. B. die Reklameausstellung im Rtng-Meßhause, wo auch englische Waren der verschiedensten Art (auch einige englische Zeitschriften haben dort ausgestellt), indische, japanische und italienische gewerb liche und kunstgewerbliche Erzeugnisse u. a. m. zu sehen und zu be wundern ist. Freilich schüttelt man den Kops, wenn man die Preise mancher dieser Qualitätswaren erfährt und bedenkt, was unser ver armtes Volk mit ihnen anfangen soll. Mit der Freude an der Schönheit und der Eigenart dieser Artikel und aller Anerkennung der Leistung allein wird den Ausstellern wahrscheinlich wenig ge dient sein. Man sieht aber gleichwohl, daß mit der zunehmenden Konsolidierung der allgemeinen Wirtschaftsverhältnisse der inter nationale Charakter der Leipziger Mustermessen immer mehr hervor tritt. Sehr großes Interesse fand auch diesmal wieder die Sowjet- Ausstellung auf der Technischen Messe, die einen Überblick über die russische Rohstofsansbeute aus allen möglichen Gebieten gibt. Hier, wo einem ein durchdringender Geruch von Juchtenleder und Flachs empfängt, befindet sich auch eine Buchausstellung der »Kniga«. In dankenswerter Weise hatte man früher die Titel in deutscher Über setzung betgefügt und Angaben über die Höhe der Auslagen gemacht. Beides ist jetzt in Wegfall gekommen, sodaß diese Ausstellung nur dem noch etwas zu bieten vermag, der die russische Sprache beherrscht. Wie schon gesagt, ist die Technische Messe heute eine Stadt für sich. Zu den bereits bestehenden Riesenhallen ist eine neue, die Halle 7, gekommen, in der die Internationale Automobil-Ausstellung für Last- und Sonder-Fahrzeuge Unterkunft gefunden hatte. Dieses Bauwerk ist insofern bemerkenswert, als das ganze riesige Dach auf den Wänden ruht und innerhalb des Gebäudes keiner weiteren Stützen bedarf. Außerhalb der Messe soll es für Sportzwecke Ver wendung finden. Derjenige, der keine Gelegenheit hat, sich zur Früh jahrsmesse durch den Augenschein zu überzeugen, vermag sich keinen Begriff davon zu machen, welchen gewaltigen Aufschwung dieser Teil der Messe in den letzten Jahren genommen hat. Der Buchhändler, der das Gelände von der Bugra 1914 her kennt, wird sich kaum vor stellen können, daß es heute zur Messe fast vollständig in Anspruch genommen wird. Ein Teil von Großmaschinen hatte im Freien Platz gefunden. Wenn man bedenkt, daß viele Maschinen im vollen Betriebe gezeigt wurden, und daß eine gewaltige Menschenmenge die Ausstellung fast dauernd bevölkerte, so bekommt man erst einen Be griff von dem lärmenden Leben und Treiben, das dort draußen zu Füßen des Völkerschlachtdenkmals herrschte, bunt und vielgestaltig und beschienen in seinen heiteren Farben von der Hellen Märzsonne. Dröhnte hier gleichsam der Rhythmus des Alltags deutscher Arbeit vernehmbar, so trug doch das Ganze ein schier festliches Gepräge. Jeder Maschinenteil blank gestrichen und geputzt, jeder Kraftwagen frisch lakiert, zeigte sich der Ausstellungsgegenstand gewissermaßen im schönsten Sonntagsstaat, dazu die Menschen, mit wenigen Aus nahmen gut angezogen. Wenn auch hier die Dinge so wenig wie anderswo verallgemeinert werden können und von der Besichtigung einer Maschine bis zu ihrem Kaufe ein weiter Schritt ist, so hatte man doch das Gefühl, daß die Veranstaltung als Ganzes durchaus als eine Art Sauerteig für das geschäftliche und industrielle Leben unseres Vaterlandes angesehen werden kann. Das gleiche lebhafte Bild zeigte sich auch in der buchgewerblichen Maschinenschau im Deutschen Buchgewerbehause, worüber ein Sonderbericht sich weiter unten befindet. Einige gute Ratschläge für künftige »Manöverbesncher«. Man fürchte nicht, keine Wohnung und Unterkunft zu bekommen. Das Meßamt sorgt zu angemessenen Preisen für alle Bedürfnisse. Auch die Verpflegung ist billig zu erhalten, wenn auch manche Wirte durch Streichung der sonst tüchtig angepriesenen »Diners« den Besucher zur Inanspruchnahme der »ein wenig« in den Preisen erhöhten son stigen Speisekarte zwingen, an Stelle der wohlfeilen heimischen Biere nur »echten Stoff« aus Bayern oder Böhmen verzapfen und, wo sie nur können, zu dem Messeprofit noch ein Extraprofiten zu machen versuchen. Es ist dies schädlich und keine Ehre für die Leipziger Gastwirte, leider aber wohl ein unausrottbares Übel, verschuldet durch die vielen »Meßonkels«, denen es ans den Groschen nicht an kommt und die in Leipzig nach dem Grundsatz »leben und leben lassen« verfahren. Gleichwohl braucht man sich dadurch nicht vom Besuche der Messen, der bekanntlich zu ermäßigten Eisenbahnfahr preisen möglich ist, abschrecken zu lassen. Dabei ist es wichtig, sich nicht vorzunehmen, alles sehen zu wollen. Das wäre eine große körperliche und seelische Strapaze. Eine Anregung ohne gleichen und auch in vieler Beziehung ein Genuß vermag der Messebesuch zu werden, wenn man außerhalb seines eigenen Bereiches das eine oder andere Meßhaus der Innenstadt aufsucht oder einen Gang durch die Technische Messe macht, und einen Blick in die Niesenhallen wirft.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder